Mähren (Musschenbroek Introduct. To. II. §. 2543.), welcher bereits im Jahre 1754 eine Blitzableitung errichtete, und zu Prendiz bey Znaym am 9 und 10 Jul. desselben Jahres Wetterwolken, die darüber hinzogen, sich zertheilen sah. Die Einrichtung der Maschine ist nicht genau bekannt, es wird aber von weißen Stralen geredet, welche sich von der Wolke nach ihr erstreckt hätten, sie scheint daher zugespitzte Stangen gehabt zu haben, auch tragbar gewesen zu seyn. Vorurtheil und Furcht aber haben bey uns den Gebrauch und Fortgang dieser Erfindung weit länger, als bey den Ausländern, verhindert. In England ist der erste Ableiter im Jahre 1762 zu Payneshill von D. Watson, und in Hamburg 1769 einer am Iacobithurme errichtet worden.
Die Franklinsche Theorie der Blitzableiter gründer sich auf zween Sätze, welche theils durch die elektrischen Versuche, theils durch die Erfahrungen von Wetterschlägen hinlänglich bestätiget sind. Der erste dieser Sätze ist: Eine ununterbrochene metallische Leitung von genugsamer Dicke führt den Blitz oder die elektrische Materie ohne Beschädigung anderer Körper bis an ihr Ende herab. Das Herabfahren des Blitzes an Dräthen und anderm Eisenwerk ist längst vor Franklin bemerkt worden. Reimarus führt aus den Breslauer Sammlungen (I. Vers. S. 64.) eine Beobachtung des D. Reimann zu Epperies in Ungarn vom 17 Jul. 1717 an, wobey bemerkt wird, daß der Blitz an verschiedenen Dräthen herab dem Eisen nach gefahren sey, und nur beym Uebergange aus einem Drathe in den andern die dazwischen liegenden Steine zerschmettert habe. Der Urheber dieser Beobachtung vermuthet hieraus eine sonderbare Sympathie des Blitzes mit dem Eisen, weil im Jahre 1673 der Blitz eben daselbst an dem eisernen Drathe, welcher damals länger gewesen, ohne daß ihm der Stein entgegen gestanden, bis zu unterst herabgefahren sey. Aehnliche Wahrnehmungen sind in dem elassischen Werke des Reimarus in großer Menge zu finden, und wie man eben dies durch elektrische Versuche beweise, wird bey dem
Maͤhren (Muſſchenbroek Introduct. To. II. §. 2543.), welcher bereits im Jahre 1754 eine Blitzableitung errichtete, und zu Prendiz bey Znaym am 9 und 10 Jul. deſſelben Jahres Wetterwolken, die daruͤber hinzogen, ſich zertheilen ſah. Die Einrichtung der Maſchine iſt nicht genau bekannt, es wird aber von weißen Stralen geredet, welche ſich von der Wolke nach ihr erſtreckt haͤtten, ſie ſcheint daher zugeſpitzte Stangen gehabt zu haben, auch tragbar geweſen zu ſeyn. Vorurtheil und Furcht aber haben bey uns den Gebrauch und Fortgang dieſer Erfindung weit laͤnger, als bey den Auslaͤndern, verhindert. In England iſt der erſte Ableiter im Jahre 1762 zu Payneshill von D. Watſon, und in Hamburg 1769 einer am Iacobithurme errichtet worden.
Die Franklinſche Theorie der Blitzableiter gruͤnder ſich auf zween Saͤtze, welche theils durch die elektriſchen Verſuche, theils durch die Erfahrungen von Wetterſchlaͤgen hinlaͤnglich beſtaͤtiget ſind. Der erſte dieſer Saͤtze iſt: Eine ununterbrochene metalliſche Leitung von genugſamer Dicke fuͤhrt den Blitz oder die elektriſche Materie ohne Beſchaͤdigung anderer Koͤrper bis an ihr Ende herab. Das Herabfahren des Blitzes an Draͤthen und anderm Eiſenwerk iſt laͤngſt vor Franklin bemerkt worden. Reimarus fuͤhrt aus den Breslauer Sammlungen (I. Verſ. S. 64.) eine Beobachtung des D. Reimann zu Epperies in Ungarn vom 17 Jul. 1717 an, wobey bemerkt wird, daß der Blitz an verſchiedenen Draͤthen herab dem Eiſen nach gefahren ſey, und nur beym Uebergange aus einem Drathe in den andern die dazwiſchen liegenden Steine zerſchmettert habe. Der Urheber dieſer Beobachtung vermuthet hieraus eine ſonderbare Sympathie des Blitzes mit dem Eiſen, weil im Jahre 1673 der Blitz eben daſelbſt an dem eiſernen Drathe, welcher damals laͤnger geweſen, ohne daß ihm der Stein entgegen geſtanden, bis zu unterſt herabgefahren ſey. Aehnliche Wahrnehmungen ſind in dem elaſſiſchen Werke des Reimarus in großer Menge zu finden, und wie man eben dies durch elektriſche Verſuche beweiſe, wird bey dem
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Maͤhren (Muſſchenbroek Introduct. To. II. §. 2543.), welcher bereits im Jahre 1754 eine Blitzableitung errichtete, und zu Prendiz bey Znaym am 9 und 10 Jul. deſſelben Jahres Wetterwolken, die daruͤber hinzogen, ſich zertheilen ſah. Die Einrichtung der Maſchine iſt nicht genau bekannt, es wird aber von weißen Stralen geredet, welche ſich von der Wolke nach ihr erſtreckt haͤtten, ſie ſcheint daher zugeſpitzte Stangen gehabt zu haben, auch tragbar geweſen zu ſeyn. Vorurtheil und Furcht aber haben bey uns den Gebrauch und Fortgang dieſer Erfindung weit laͤnger, als bey den Auslaͤndern, verhindert. In England iſt der erſte Ableiter im Jahre 1762 zu Payneshill von D. Watſon, und in Hamburg 1769 einer am Iacobithurme errichtet worden.
Die Franklinſche Theorie der Blitzableiter gruͤnder ſich auf zween Saͤtze, welche theils durch die elektriſchen Verſuche, theils durch die Erfahrungen von Wetterſchlaͤgen hinlaͤnglich beſtaͤtiget ſind. Der erſte dieſer Saͤtze iſt: Eine ununterbrochene metalliſche Leitung von genugſamer Dicke fuͤhrt den Blitz oder die elektriſche Materie ohne Beſchaͤdigung anderer Koͤrper bis an ihr Ende herab. Das Herabfahren des Blitzes an Draͤthen und anderm Eiſenwerk iſt laͤngſt vor Franklin bemerkt worden. Reimarus fuͤhrt aus den Breslauer Sammlungen (I. Verſ. S. 64.) eine Beobachtung des D. Reimann zu Epperies in Ungarn vom 17 Jul. 1717 an, wobey bemerkt wird, daß der Blitz an verſchiedenen Draͤthen herab dem Eiſen nach gefahren ſey, und nur beym Uebergange aus einem Drathe in den andern die dazwiſchen liegenden Steine zerſchmettert habe. Der Urheber dieſer Beobachtung vermuthet hieraus eine ſonderbare Sympathie des Blitzes mit dem Eiſen, weil im Jahre 1673 der Blitz eben daſelbſt an dem eiſernen Drathe, welcher damals laͤnger geweſen, ohne daß ihm der Stein entgegen geſtanden, bis zu unterſt herabgefahren ſey. Aehnliche Wahrnehmungen ſind in dem elaſſiſchen Werke des Reimarus in großer Menge zu finden, und wie man eben dies durch elektriſche Verſuche beweiſe, wird bey dem
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/403>, abgerufen am 17.05.2024.
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