Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


den Geschwindigkeiten proportionalen Linien DE, MF.... BC, an die gehörigen Theilungspunkte D, M...B angesetzt, mit den Endpunkten E, F ... C in der geraden Linie AC liegen; denn so wird stets DE:BC=AD:AB seyn u. s. w. Der zurückgelegte Raum wird also aus der Summe aller Linien DE, MF ... BC (eigentlich aus der Summe aller der unendlich kleinen Rechtecke, wie DdeE) bestehen, oder besfer: Er wird größer seyn, als die Summe der innern Rechtecke DEfM, MFgN rc. kleiner, als die Summe der äußern, AaED, DeFM u. s. w. Diese Summen kommen sich immer näher, je kleiner die Zeittheile AD, DM rc. genommen werden, begreifen aber allemal das Dreyeck ABC zwischen sich. Für stetig veränderte Geschwindigkeit wir also der Raum durch das Dreyeck ABC ausgedrückr werden, so wie der in der Zeit AM beschriebne Raum durch das Dreyeck AMF. Die Dreyecke AMF und ABC aber verhalten sich, wie AM: AB, auch wie MF:BC; d. i. die Räume verhalten sich, wie die Quadratzahlen der Zeiten, und der Geschwindigkeiten. Die in gleichen auf einander folgenden Zeittheilen beschriebenen Räume ADE, DEMF .... QKBC wachsen, wie die Zahlen 1, 3, 5, 7 ....; und der zurückgelegte Raum ABC ist halb so groß, als das Rechteck ABCZ, oder der Raum, der in eben der Zeit AB mit der letzten Geschwindigkeit BC gleichförmig wäre beschrieben worden.

So lang die Schwere als eine unveränderliche Kraft angesehen werden kan, muß sie die Körper mit gleichförmig-beschleunigter Bewegung forttreiben. Daß dieses der Erfahrung gemäß, und wie groß dabey das g unserer Formeln sey, wird bey dem Worte: Fall der Körper, umständlicher gezeigt werden.

Gleichförmig-verminderte Bewegung, Motus uniformiter retardatus, aequabiliter retardatus, Mouvement egalement retarde. Bewegung eines Körpers, dessen Geschwindigkeit in gleichen Zeiten gleich stark abnimmt. Eine solche Bewegung entsteht, wenn eine unveränderliche Kraft dem bewegten Körper entgegenwirkt, und ihm in gleichen Zeiten immer gleich viel von seiner Geschwindigkeit


den Geſchwindigkeiten proportionalen Linien DE, MF.... BC, an die gehoͤrigen Theilungspunkte D, M...B angeſetzt, mit den Endpunkten E, F ... C in der geraden Linie AC liegen; denn ſo wird ſtets DE:BC=AD:AB ſeyn u. ſ. w. Der zuruͤckgelegte Raum wird alſo aus der Summe aller Linien DE, MF ... BC (eigentlich aus der Summe aller der unendlich kleinen Rechtecke, wie DdeE) beſtehen, oder beſfer: Er wird groͤßer ſeyn, als die Summe der innern Rechtecke DEfM, MFgN rc. kleiner, als die Summe der aͤußern, AaED, DεFM u. ſ. w. Dieſe Summen kommen ſich immer naͤher, je kleiner die Zeittheile AD, DM rc. genommen werden, begreifen aber allemal das Dreyeck ABC zwiſchen ſich. Fuͤr ſtetig veraͤnderte Geſchwindigkeit wir alſo der Raum durch das Dreyeck ABC ausgedruͤckr werden, ſo wie der in der Zeit AM beſchriebne Raum durch das Dreyeck AMF. Die Dreyecke AMF und ABC aber verhalten ſich, wie AM: AB, auch wie MF:BC; d. i. die Raͤume verhalten ſich, wie die Quadratzahlen der Zeiten, und der Geſchwindigkeiten. Die in gleichen auf einander folgenden Zeittheilen beſchriebenen Raͤume ADE, DEMF .... QKBC wachſen, wie die Zahlen 1, 3, 5, 7 ....; und der zuruͤckgelegte Raum ABC iſt halb ſo groß, als das Rechteck ABCZ, oder der Raum, der in eben der Zeit AB mit der letzten Geſchwindigkeit BC gleichfoͤrmig waͤre beſchrieben worden.

So lang die Schwere als eine unveraͤnderliche Kraft angeſehen werden kan, muß ſie die Koͤrper mit gleichfoͤrmig-beſchleunigter Bewegung forttreiben. Daß dieſes der Erfahrung gemaͤß, und wie groß dabey das g unſerer Formeln ſey, wird bey dem Worte: Fall der Koͤrper, umſtaͤndlicher gezeigt werden.

Gleichfoͤrmig-verminderte Bewegung, Motus uniformiter retardatus, aequabiliter retardatus, Mouvement également retardé. Bewegung eines Koͤrpers, deſſen Geſchwindigkeit in gleichen Zeiten gleich ſtark abnimmt. Eine ſolche Bewegung entſteht, wenn eine unveraͤnderliche Kraft dem bewegten Koͤrper entgegenwirkt, und ihm in gleichen Zeiten immer gleich viel von ſeiner Geſchwindigkeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0352" xml:id="P.1.338" n="338"/><lb/>
den Ge&#x017F;chwindigkeiten proportionalen Linien <hi rendition="#aq">DE, MF.... BC,</hi> an die geho&#x0364;rigen Theilungspunkte <hi rendition="#aq">D, M...B</hi> ange&#x017F;etzt, mit den Endpunkten <hi rendition="#aq">E, F ... C</hi> in der geraden Linie <hi rendition="#aq">AC</hi> liegen; denn &#x017F;o wird &#x017F;tets <hi rendition="#aq">DE:BC=AD:AB</hi> &#x017F;eyn u. &#x017F;. w. Der zuru&#x0364;ckgelegte Raum wird al&#x017F;o aus der Summe aller Linien <hi rendition="#aq">DE, MF ... BC</hi> (eigentlich aus der Summe aller der unendlich kleinen Rechtecke, wie <hi rendition="#aq">DdeE)</hi> be&#x017F;tehen, oder be&#x017F;fer: Er wird gro&#x0364;ßer &#x017F;eyn, als die Summe der innern Rechtecke <hi rendition="#aq">DEfM, MFgN</hi> rc. kleiner, als die Summe der a&#x0364;ußern, <hi rendition="#aq">AaED, D</hi><foreign xml:lang="grc">&#x03B5;</foreign><hi rendition="#aq">FM</hi> u. &#x017F;. w. Die&#x017F;e Summen kommen &#x017F;ich immer na&#x0364;her, je kleiner die Zeittheile <hi rendition="#aq">AD, DM</hi> rc. genommen werden, begreifen aber allemal das Dreyeck <hi rendition="#aq">ABC</hi> zwi&#x017F;chen &#x017F;ich. Fu&#x0364;r &#x017F;tetig vera&#x0364;nderte Ge&#x017F;chwindigkeit wir al&#x017F;o der Raum durch das Dreyeck <hi rendition="#aq">ABC</hi> ausgedru&#x0364;ckr werden, &#x017F;o wie der in der Zeit <hi rendition="#aq">AM</hi> be&#x017F;chriebne Raum durch das Dreyeck <hi rendition="#aq">AMF.</hi> Die Dreyecke <hi rendition="#aq">AMF</hi> und <hi rendition="#aq">ABC</hi> aber verhalten &#x017F;ich, wie <hi rendition="#aq">AM: AB,</hi> auch wie <hi rendition="#aq">MF:BC;</hi> d. i. die Ra&#x0364;ume verhalten &#x017F;ich, wie die Quadratzahlen der Zeiten, und der Ge&#x017F;chwindigkeiten. Die in gleichen auf einander folgenden Zeittheilen be&#x017F;chriebenen Ra&#x0364;ume <hi rendition="#aq">ADE, DEMF .... QKBC</hi> wach&#x017F;en, wie die Zahlen 1, 3, 5, 7 ....; und der zuru&#x0364;ckgelegte Raum <hi rendition="#aq">ABC</hi> i&#x017F;t halb &#x017F;o groß, als das Rechteck <hi rendition="#aq">ABCZ,</hi> oder der Raum, der in eben der Zeit <hi rendition="#aq">AB</hi> mit der letzten Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">BC</hi> gleichfo&#x0364;rmig wa&#x0364;re be&#x017F;chrieben worden.</p>
          <p>So lang die Schwere als eine unvera&#x0364;nderliche Kraft ange&#x017F;ehen werden kan, muß &#x017F;ie die Ko&#x0364;rper mit gleichfo&#x0364;rmig-be&#x017F;chleunigter Bewegung forttreiben. Daß die&#x017F;es der Erfahrung gema&#x0364;ß, und wie groß dabey das <hi rendition="#aq">g</hi> un&#x017F;erer Formeln &#x017F;ey, wird bey dem Worte: <hi rendition="#b">Fall der Ko&#x0364;rper,</hi> um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher gezeigt werden.</p>
          <p><hi rendition="#b">Gleichfo&#x0364;rmig-verminderte Bewegung,</hi><hi rendition="#aq">Motus uniformiter retardatus, aequabiliter retardatus, <hi rendition="#i">Mouvement également retardé.</hi></hi> Bewegung eines Ko&#x0364;rpers, de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;chwindigkeit in gleichen Zeiten gleich &#x017F;tark abnimmt. Eine &#x017F;olche Bewegung ent&#x017F;teht, wenn eine <hi rendition="#b">unvera&#x0364;nderliche</hi> Kraft dem bewegten Ko&#x0364;rper entgegenwirkt, und ihm in gleichen Zeiten immer gleich viel von &#x017F;einer Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0352] den Geſchwindigkeiten proportionalen Linien DE, MF.... BC, an die gehoͤrigen Theilungspunkte D, M...B angeſetzt, mit den Endpunkten E, F ... C in der geraden Linie AC liegen; denn ſo wird ſtets DE:BC=AD:AB ſeyn u. ſ. w. Der zuruͤckgelegte Raum wird alſo aus der Summe aller Linien DE, MF ... BC (eigentlich aus der Summe aller der unendlich kleinen Rechtecke, wie DdeE) beſtehen, oder beſfer: Er wird groͤßer ſeyn, als die Summe der innern Rechtecke DEfM, MFgN rc. kleiner, als die Summe der aͤußern, AaED, DεFM u. ſ. w. Dieſe Summen kommen ſich immer naͤher, je kleiner die Zeittheile AD, DM rc. genommen werden, begreifen aber allemal das Dreyeck ABC zwiſchen ſich. Fuͤr ſtetig veraͤnderte Geſchwindigkeit wir alſo der Raum durch das Dreyeck ABC ausgedruͤckr werden, ſo wie der in der Zeit AM beſchriebne Raum durch das Dreyeck AMF. Die Dreyecke AMF und ABC aber verhalten ſich, wie AM: AB, auch wie MF:BC; d. i. die Raͤume verhalten ſich, wie die Quadratzahlen der Zeiten, und der Geſchwindigkeiten. Die in gleichen auf einander folgenden Zeittheilen beſchriebenen Raͤume ADE, DEMF .... QKBC wachſen, wie die Zahlen 1, 3, 5, 7 ....; und der zuruͤckgelegte Raum ABC iſt halb ſo groß, als das Rechteck ABCZ, oder der Raum, der in eben der Zeit AB mit der letzten Geſchwindigkeit BC gleichfoͤrmig waͤre beſchrieben worden. So lang die Schwere als eine unveraͤnderliche Kraft angeſehen werden kan, muß ſie die Koͤrper mit gleichfoͤrmig-beſchleunigter Bewegung forttreiben. Daß dieſes der Erfahrung gemaͤß, und wie groß dabey das g unſerer Formeln ſey, wird bey dem Worte: Fall der Koͤrper, umſtaͤndlicher gezeigt werden. Gleichfoͤrmig-verminderte Bewegung, Motus uniformiter retardatus, aequabiliter retardatus, Mouvement également retardé. Bewegung eines Koͤrpers, deſſen Geſchwindigkeit in gleichen Zeiten gleich ſtark abnimmt. Eine ſolche Bewegung entſteht, wenn eine unveraͤnderliche Kraft dem bewegten Koͤrper entgegenwirkt, und ihm in gleichen Zeiten immer gleich viel von ſeiner Geſchwindigkeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/352
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/352>, abgerufen am 23.11.2024.