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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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in die Länder und auf die Berge gebracht worden, daß sie bloße Spiele der Natur seyen, daß die von der Erde mit dem Wasser eingesognen Keime der Seethiere in die Berge aufgestiegen und daselbst entwickelt worden wären u. dgl. beypflichten. Diese Conchylien finden sich ganz und zerbrochen, groß und klein, gruppenweis und einzeln, oft in den Stellungen, die sie lebend gern annehmen, in der Ordnung, in welcher sie lebend im Meere neben einander liegen, und stets ist an die Stelle ihrer völlig verzehrten weichen Theile leerer Naum, Stein oder Krystallisation getreten. Sie sind also unläugbare Beweise der Bildung der Schichten unter dem Wasser, und der großen Veränderungen, welche die Erdfläche erlitten hat.

Die Schichten der Berge zweyter Ordnung zeigen viele Verschiedenheit in Absicht auf Materie, Mächtigkeit, Ordnung und Stürzung, und es scheinen noch nach ihrer Entstehung hin und wieder beträchtliche Veränderungen in ihnen vorgegangen zu seyn. Die Materien; aus welchen sie bestehen, sind hauptfächlich Kalksteine und Thonschiefer, welche letztern sich gemeiniglich unter den Kalkflötzen finden, und die gewöhnlichste Lagerstätte der Kieße sind, ingleichen Steinkohlen. Lehmann (Versuch einer Geschichte von Flötzgebirgen, Berlin 1756. 8.) giebt als eine allgemeine Regel an, daß die Steinkohlen insgemein unten auf einer Schicht von grobem eisenschüßigen Sande, über diesen die Thonschiefer, und ganz oben die Kalkflötze und das Steinsalz liegen.

Pallas(Obs. sur la formation des montagnes) erwähnt noch eine dritte Classe von Bergen, welche neuer als die vom Meere gebildeten Schichten, und auf diese aufgesetzt sind. Diese Berge der dritten Ordnung bestehen größtentheils aus Sandstein und Mergelschichten, mit großen Mengen von sandigen und thonigten Eisen- und Kupfererzen und Gypssteinen vermischt, welche letztern gememiglich Anzeigen von Salzquellen geben. Sie enthalten wenige oder gar keine Seeproducte, dagegen eine große Menge versteinertes Holz, Abdrücke von Pflanzen und Knochen von Landthieren. Pallas beschreibt a. a. O. eine


in die Laͤnder und auf die Berge gebracht worden, daß ſie bloße Spiele der Natur ſeyen, daß die von der Erde mit dem Waſſer eingeſognen Keime der Seethiere in die Berge aufgeſtiegen und daſelbſt entwickelt worden waͤren u. dgl. beypflichten. Dieſe Conchylien finden ſich ganz und zerbrochen, groß und klein, gruppenweis und einzeln, oft in den Stellungen, die ſie lebend gern annehmen, in der Ordnung, in welcher ſie lebend im Meere neben einander liegen, und ſtets iſt an die Stelle ihrer voͤllig verzehrten weichen Theile leerer Naum, Stein oder Kryſtalliſation getreten. Sie ſind alſo unlaͤugbare Beweiſe der Bildung der Schichten unter dem Waſſer, und der großen Veraͤnderungen, welche die Erdflaͤche erlitten hat.

Die Schichten der Berge zweyter Ordnung zeigen viele Verſchiedenheit in Abſicht auf Materie, Maͤchtigkeit, Ordnung und Stuͤrzung, und es ſcheinen noch nach ihrer Entſtehung hin und wieder betraͤchtliche Veraͤnderungen in ihnen vorgegangen zu ſeyn. Die Materien; aus welchen ſie beſtehen, ſind hauptfaͤchlich Kalkſteine und Thonſchiefer, welche letztern ſich gemeiniglich unter den Kalkfloͤtzen finden, und die gewoͤhnlichſte Lagerſtaͤtte der Kieße ſind, ingleichen Steinkohlen. Lehmann (Verſuch einer Geſchichte von Floͤtzgebirgen, Berlin 1756. 8.) giebt als eine allgemeine Regel an, daß die Steinkohlen insgemein unten auf einer Schicht von grobem eiſenſchuͤßigen Sande, uͤber dieſen die Thonſchiefer, und ganz oben die Kalkfloͤtze und das Steinſalz liegen.

Pallas(Obſ. ſur la formation des montagnes) erwaͤhnt noch eine dritte Claſſe von Bergen, welche neuer als die vom Meere gebildeten Schichten, und auf dieſe aufgeſetzt ſind. Dieſe Berge der dritten Ordnung beſtehen groͤßtentheils aus Sandſtein und Mergelſchichten, mit großen Mengen von ſandigen und thonigten Eiſen- und Kupfererzen und Gypsſteinen vermiſcht, welche letztern gememiglich Anzeigen von Salzquellen geben. Sie enthalten wenige oder gar keine Seeproducte, dagegen eine große Menge verſteinertes Holz, Abdruͤcke von Pflanzen und Knochen von Landthieren. Pallas beſchreibt a. a. O. eine

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[310/0324] in die Laͤnder und auf die Berge gebracht worden, daß ſie bloße Spiele der Natur ſeyen, daß die von der Erde mit dem Waſſer eingeſognen Keime der Seethiere in die Berge aufgeſtiegen und daſelbſt entwickelt worden waͤren u. dgl. beypflichten. Dieſe Conchylien finden ſich ganz und zerbrochen, groß und klein, gruppenweis und einzeln, oft in den Stellungen, die ſie lebend gern annehmen, in der Ordnung, in welcher ſie lebend im Meere neben einander liegen, und ſtets iſt an die Stelle ihrer voͤllig verzehrten weichen Theile leerer Naum, Stein oder Kryſtalliſation getreten. Sie ſind alſo unlaͤugbare Beweiſe der Bildung der Schichten unter dem Waſſer, und der großen Veraͤnderungen, welche die Erdflaͤche erlitten hat. Die Schichten der Berge zweyter Ordnung zeigen viele Verſchiedenheit in Abſicht auf Materie, Maͤchtigkeit, Ordnung und Stuͤrzung, und es ſcheinen noch nach ihrer Entſtehung hin und wieder betraͤchtliche Veraͤnderungen in ihnen vorgegangen zu ſeyn. Die Materien; aus welchen ſie beſtehen, ſind hauptfaͤchlich Kalkſteine und Thonſchiefer, welche letztern ſich gemeiniglich unter den Kalkfloͤtzen finden, und die gewoͤhnlichſte Lagerſtaͤtte der Kieße ſind, ingleichen Steinkohlen. Lehmann (Verſuch einer Geſchichte von Floͤtzgebirgen, Berlin 1756. 8.) giebt als eine allgemeine Regel an, daß die Steinkohlen insgemein unten auf einer Schicht von grobem eiſenſchuͤßigen Sande, uͤber dieſen die Thonſchiefer, und ganz oben die Kalkfloͤtze und das Steinſalz liegen. Pallas(Obſ. ſur la formation des montagnes) erwaͤhnt noch eine dritte Claſſe von Bergen, welche neuer als die vom Meere gebildeten Schichten, und auf dieſe aufgeſetzt ſind. Dieſe Berge der dritten Ordnung beſtehen groͤßtentheils aus Sandſtein und Mergelſchichten, mit großen Mengen von ſandigen und thonigten Eiſen- und Kupfererzen und Gypsſteinen vermiſcht, welche letztern gememiglich Anzeigen von Salzquellen geben. Sie enthalten wenige oder gar keine Seeproducte, dagegen eine große Menge verſteinertes Holz, Abdruͤcke von Pflanzen und Knochen von Landthieren. Pallas beſchreibt a. a. O. eine

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/324>, abgerufen am 18.05.2024.