Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Das Barometer mit der schiefgebognen Röhre, Taf. III. Fig. 45. fällt, weil sich der Druck flüßiger Materien nach ihrer senkrechten Höhe richtet, von i bis k, wenn das gewöhnliche nur von I bis K fällt. Der Einfall ist sinnreich; aber das Reiben wird durch den Druck des Quecksilbers auf die untere Seite der Röhre AC sehr verstärkt, und die Quecksilberflächen bey i oder k stehen nie wagrecht, daher es fast unmöglich ist, ihre senkrechten Höhen über G genau zu bestimmen. Musschenbroek (Introd. ad Phil. nat. To. II. §. 2078.) schreibt die Erfindung dem Ritter Morland zu; Leupold (Theatr. aerostat. Cap. III.) sagt, Ramazzini (Ephemerides barometricae, Mutini. pag. 4.) beschreibe sie als seine eigne. Das rechtwinklichte Barometer (barometre a l' equerre) des Johann Bernoulli ward von seinem Erfinder gegen das Jahr 1710 der pariser Akademie vorgelegt. Es ist in Hermanns Phoronomie (Amst. 1716. 4.) beschrieben. Der ältere Cassini hatte den Gedanken eher gehabt, aber nicht ausgeführt. Es ist unten rechtwinklicht umgebogen, Taf. III. Fig. 46. und mit einer engern horizontalen Röhre bc verbunden, die bey B offen bleibt. Das Quecksilber steigt und fällt bey a, und reicht bis i, daß also die Fläche i im wagrechten engen Schenkel weit fortgetrieben wird, wenn es im weiten Gefäße bey a nur wenig fällt. Hier bleibt der Anfang der Scale bey d immer derselbe. Aber das Reiben ist wegen des Drucks auf die untere Seite von bc sehr stark, und die Luft muß bey i auf die Säule ad erst mittelbar durch ib wirken, so, daß das Quecksilber bey einem niedrigen Stande im gewöhnlichen Barometer 2 Lin. steigen kan, ohne daß es sich in diesem im geringsten bewegt. Auch wirkt die Wärme in
Das Barometer mit der ſchiefgebognen Roͤhre, Taf. III. Fig. 45. faͤllt, weil ſich der Druck fluͤßiger Materien nach ihrer ſenkrechten Hoͤhe richtet, von i bis k, wenn das gewoͤhnliche nur von I bis K faͤllt. Der Einfall iſt ſinnreich; aber das Reiben wird durch den Druck des Queckſilbers auf die untere Seite der Roͤhre AC ſehr verſtaͤrkt, und die Queckſilberflaͤchen bey i oder k ſtehen nie wagrecht, daher es faſt unmoͤglich iſt, ihre ſenkrechten Hoͤhen uͤber G genau zu beſtimmen. Muſſchenbroek (Introd. ad Phil. nat. To. II. §. 2078.) ſchreibt die Erfindung dem Ritter Morland zu; Leupold (Theatr. aeroſtat. Cap. III.) ſagt, Ramazzini (Ephemerides barometricae, Mutini. pag. 4.) beſchreibe ſie als ſeine eigne. Das rechtwinklichte Barometer (barometre à l' équerre) des Johann Bernoulli ward von ſeinem Erfinder gegen das Jahr 1710 der pariſer Akademie vorgelegt. Es iſt in Hermanns Phoronomie (Amſt. 1716. 4.) beſchrieben. Der aͤltere Caſſini hatte den Gedanken eher gehabt, aber nicht ausgefuͤhrt. Es iſt unten rechtwinklicht umgebogen, Taf. III. Fig. 46. und mit einer engern horizontalen Roͤhre bc verbunden, die bey B offen bleibt. Das Queckſilber ſteigt und faͤllt bey a, und reicht bis i, daß alſo die Flaͤche i im wagrechten engen Schenkel weit fortgetrieben wird, wenn es im weiten Gefaͤße bey a nur wenig faͤllt. Hier bleibt der Anfang der Scale bey d immer derſelbe. Aber das Reiben iſt wegen des Drucks auf die untere Seite von bc ſehr ſtark, und die Luft muß bey i auf die Saͤule ad erſt mittelbar durch ib wirken, ſo, daß das Queckſilber bey einem niedrigen Stande im gewoͤhnlichen Barometer 2 Lin. ſteigen kan, ohne daß es ſich in dieſem im geringſten bewegt. Auch wirkt die Waͤrme in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0260" xml:id="P.1.246" n="246"/><lb/> zu machen geſucht; wodurch aber eine unertraͤgliche Unrichtigkeit entſteht. Die Einrichtung iſt ſo, wie ſie die Figur vorſtellt, angenehm und vieler Verzierungen faͤhig, aber wegen des hinzukommenden Reibens an der Axe der Rolle zu genauen Beobachtungen ſchlechterdings untauglich; <hi rendition="#b">Hook</hi> ſelbſt verwirft ſie wieder <hi rendition="#aq">(Phil. Trans. no. 185.).</hi></p> <p>Das Barometer mit <hi rendition="#b">der ſchiefgebognen Roͤhre,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">III.</hi> Fig. 45. faͤllt, weil ſich der Druck fluͤßiger Materien nach ihrer ſenkrechten Hoͤhe richtet, von <hi rendition="#aq">i</hi> bis <hi rendition="#aq">k,</hi> wenn das gewoͤhnliche nur von <hi rendition="#aq">I</hi> bis <hi rendition="#aq">K</hi> faͤllt. Der Einfall iſt ſinnreich; aber das Reiben wird durch den Druck des Queckſilbers auf die untere Seite der Roͤhre <hi rendition="#aq">AC</hi> ſehr verſtaͤrkt, und die Queckſilberflaͤchen bey <hi rendition="#aq">i</hi> oder <hi rendition="#aq">k</hi> ſtehen nie wagrecht, daher es faſt unmoͤglich iſt, ihre ſenkrechten Hoͤhen uͤber <hi rendition="#aq">G</hi> genau zu beſtimmen. <hi rendition="#b">Muſſchenbroek</hi> <hi rendition="#aq">(Introd. ad Phil. nat. To. II. §. 2078.)</hi> ſchreibt die Erfindung dem Ritter <hi rendition="#b">Morland</hi> zu; <hi rendition="#b">Leupold</hi> <hi rendition="#aq">(Theatr. aeroſtat. Cap. III.)</hi> ſagt, <hi rendition="#b">Ramazzini</hi> <hi rendition="#aq">(Ephemerides barometricae, Mutini. pag. 4.)</hi> beſchreibe ſie als ſeine eigne.</p> <p>Das <hi rendition="#b">rechtwinklichte Barometer</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">barometre à l' équerre</hi>)</hi> des <hi rendition="#b">Johann Bernoulli</hi> ward von ſeinem Erfinder gegen das Jahr 1710 der pariſer Akademie vorgelegt. Es iſt in Hermanns Phoronomie <hi rendition="#aq">(Amſt. 1716. 4.)</hi> beſchrieben. Der aͤltere <hi rendition="#b">Caſſini</hi> hatte den Gedanken eher gehabt, aber nicht ausgefuͤhrt. Es iſt unten rechtwinklicht umgebogen, Taf. <hi rendition="#aq">III.</hi> Fig. 46. und mit einer engern horizontalen Roͤhre <hi rendition="#aq">bc</hi> verbunden, die bey <hi rendition="#aq">B</hi> offen bleibt. Das Queckſilber ſteigt und faͤllt bey <hi rendition="#aq">a,</hi> und reicht bis <hi rendition="#aq">i,</hi> daß alſo die Flaͤche <hi rendition="#aq">i</hi> im wagrechten engen Schenkel weit fortgetrieben wird, wenn es im weiten Gefaͤße bey a nur wenig faͤllt. Hier bleibt der Anfang der Scale bey <hi rendition="#aq">d</hi> immer derſelbe. Aber das Reiben iſt wegen des Drucks auf die untere Seite von <hi rendition="#aq">bc</hi> ſehr ſtark, und die Luft muß bey <hi rendition="#aq">i</hi> auf die Saͤule <hi rendition="#aq">ad</hi> erſt mittelbar durch <hi rendition="#aq">ib</hi> wirken, ſo, daß das Queckſilber bey einem niedrigen Stande im gewoͤhnlichen Barometer 2 Lin. ſteigen kan, ohne daß es ſich in dieſem im geringſten bewegt. Auch wirkt die Waͤrme in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0260]
zu machen geſucht; wodurch aber eine unertraͤgliche Unrichtigkeit entſteht. Die Einrichtung iſt ſo, wie ſie die Figur vorſtellt, angenehm und vieler Verzierungen faͤhig, aber wegen des hinzukommenden Reibens an der Axe der Rolle zu genauen Beobachtungen ſchlechterdings untauglich; Hook ſelbſt verwirft ſie wieder (Phil. Trans. no. 185.).
Das Barometer mit der ſchiefgebognen Roͤhre, Taf. III. Fig. 45. faͤllt, weil ſich der Druck fluͤßiger Materien nach ihrer ſenkrechten Hoͤhe richtet, von i bis k, wenn das gewoͤhnliche nur von I bis K faͤllt. Der Einfall iſt ſinnreich; aber das Reiben wird durch den Druck des Queckſilbers auf die untere Seite der Roͤhre AC ſehr verſtaͤrkt, und die Queckſilberflaͤchen bey i oder k ſtehen nie wagrecht, daher es faſt unmoͤglich iſt, ihre ſenkrechten Hoͤhen uͤber G genau zu beſtimmen. Muſſchenbroek (Introd. ad Phil. nat. To. II. §. 2078.) ſchreibt die Erfindung dem Ritter Morland zu; Leupold (Theatr. aeroſtat. Cap. III.) ſagt, Ramazzini (Ephemerides barometricae, Mutini. pag. 4.) beſchreibe ſie als ſeine eigne.
Das rechtwinklichte Barometer (barometre à l' équerre) des Johann Bernoulli ward von ſeinem Erfinder gegen das Jahr 1710 der pariſer Akademie vorgelegt. Es iſt in Hermanns Phoronomie (Amſt. 1716. 4.) beſchrieben. Der aͤltere Caſſini hatte den Gedanken eher gehabt, aber nicht ausgefuͤhrt. Es iſt unten rechtwinklicht umgebogen, Taf. III. Fig. 46. und mit einer engern horizontalen Roͤhre bc verbunden, die bey B offen bleibt. Das Queckſilber ſteigt und faͤllt bey a, und reicht bis i, daß alſo die Flaͤche i im wagrechten engen Schenkel weit fortgetrieben wird, wenn es im weiten Gefaͤße bey a nur wenig faͤllt. Hier bleibt der Anfang der Scale bey d immer derſelbe. Aber das Reiben iſt wegen des Drucks auf die untere Seite von bc ſehr ſtark, und die Luft muß bey i auf die Saͤule ad erſt mittelbar durch ib wirken, ſo, daß das Queckſilber bey einem niedrigen Stande im gewoͤhnlichen Barometer 2 Lin. ſteigen kan, ohne daß es ſich in dieſem im geringſten bewegt. Auch wirkt die Waͤrme in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |