Wolke entstehen, welche wieder verschwindet, und aufs neue erscheint, wenn man wieder Luft unter die Glocke läst, und das Auspumpen von neuem anfängt. Nollet(Lecons de Physique exp. To. III. p. 364.) hatte diesen Dunst schon bemerkt, glaubte, er entstehe aus der Luft, die bey der Verdünnung Feuchtigkeit fallen lasse, und erklärte so die Entstehung des Regens bey verdünnter Luft. De Saussure hingegen zeigt, er entstehe aus dem feuchten Körper der Luftpumpe, dessen Feuchtigkeit bey vermindertem Drucke der Luft mehr verdampfe, die nächsten Luftschichten bald sättige, und durch den Ueberfluß einen blasenförmigen Niederschlag bilde, den aber die folgenden Luftschichten bald auflösen. Eben dieser Dampf erscheint auch, wenn man verdichtete Luft wieder verdünnet, aus gleichen Ursachen.
Daß die Ausdünstung durch ein mechanisches Fortreißen der Wassertheilchen vom Feuer bewirkt werde, haben viele daher beweisen wollen, weil man Abends nach Sonnenuntergang eine so starke Ausdünstung des sich abkühlenden Erdbodens wahrnimmt. Allein de Saussure zeigt sehr wohl, daß hiebey die Ausdünstung nicht stärker, nur wegen der kühlen Luft sichtbarer sey. Wasser über dem Feuer dünstet nicht wegen des ausgehenden Feuers aus. Denn wenn die Mündung des Gefäßes in ein anderes gleich heißes geht, so ist die Ausdünstung weit stärker, obgleich alsdann gar kein Feuer aus dem Wasser herausgeht; daher darf auch beym Destilliren die Vorlage nicht allzuplötzlich oder zu stark erkältet werden. Mechanische Austreibung würde auch das Schweben der Dünste in der Luft nicht erklären, welches eine Festhaltung durch chymische Auflösung anzeigt.
Die Stärke der Ausdünstung hängt von Wärme des Wassers, Größe der Oberfläche, Wärme, Trockenheit, Bewegung und Dichte der Luft ab. Sie wird durch Werkzeuge gemessen, von welchen das Wort Atmometer nachzusehen ist.
Das Eis dünstet, wie schon Plinius(Hist. natur. XXXI. 3.) bemerkt hat, sehr stark aus. Doch vermindert
Wolke entſtehen, welche wieder verſchwindet, und aufs neue erſcheint, wenn man wieder Luft unter die Glocke laͤſt, und das Auspumpen von neuem anfaͤngt. Nollet(Leçons de Phyſique exp. To. III. p. 364.) hatte dieſen Dunſt ſchon bemerkt, glaubte, er entſtehe aus der Luft, die bey der Verduͤnnung Feuchtigkeit fallen laſſe, und erklaͤrte ſo die Entſtehung des Regens bey verduͤnnter Luft. De Sauſſure hingegen zeigt, er entſtehe aus dem feuchten Koͤrper der Luftpumpe, deſſen Feuchtigkeit bey vermindertem Drucke der Luft mehr verdampfe, die naͤchſten Luftſchichten bald ſaͤttige, und durch den Ueberfluß einen blaſenfoͤrmigen Niederſchlag bilde, den aber die folgenden Luftſchichten bald aufloͤſen. Eben dieſer Dampf erſcheint auch, wenn man verdichtete Luft wieder verduͤnnet, aus gleichen Urſachen.
Daß die Ausduͤnſtung durch ein mechaniſches Fortreißen der Waſſertheilchen vom Feuer bewirkt werde, haben viele daher beweiſen wollen, weil man Abends nach Sonnenuntergang eine ſo ſtarke Ausduͤnſtung des ſich abkuͤhlenden Erdbodens wahrnimmt. Allein de Sauſſure zeigt ſehr wohl, daß hiebey die Ausduͤnſtung nicht ſtaͤrker, nur wegen der kuͤhlen Luft ſichtbarer ſey. Waſſer uͤber dem Feuer duͤnſtet nicht wegen des ausgehenden Feuers aus. Denn wenn die Muͤndung des Gefaͤßes in ein anderes gleich heißes geht, ſo iſt die Ausduͤnſtung weit ſtaͤrker, obgleich alsdann gar kein Feuer aus dem Waſſer herausgeht; daher darf auch beym Deſtilliren die Vorlage nicht allzuploͤtzlich oder zu ſtark erkaͤltet werden. Mechaniſche Austreibung wuͤrde auch das Schweben der Duͤnſte in der Luft nicht erklaͤren, welches eine Feſthaltung durch chymiſche Aufloͤſung anzeigt.
Die Staͤrke der Ausduͤnſtung haͤngt von Waͤrme des Waſſers, Groͤße der Oberflaͤche, Waͤrme, Trockenheit, Bewegung und Dichte der Luft ab. Sie wird durch Werkzeuge gemeſſen, von welchen das Wort Atmometer nachzuſehen iſt.
Das Eis duͤnſtet, wie ſchon Plinius(Hiſt. natur. XXXI. 3.) bemerkt hat, ſehr ſtark aus. Doch vermindert
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0228"xml:id="P.1.214"n="214"/><lb/>
Wolke entſtehen, welche wieder verſchwindet, und aufs neue erſcheint, wenn man wieder Luft unter die Glocke laͤſt, und das Auspumpen von neuem anfaͤngt. <hirendition="#b">Nollet</hi><hirendition="#aq">(Leçons de Phyſique exp. To. III. p. 364.)</hi> hatte dieſen Dunſt ſchon bemerkt, glaubte, er entſtehe aus der Luft, die bey der Verduͤnnung Feuchtigkeit fallen laſſe, und erklaͤrte ſo die Entſtehung des Regens bey verduͤnnter Luft. <hirendition="#b">De Sauſſure</hi> hingegen zeigt, er entſtehe aus dem feuchten Koͤrper der Luftpumpe, deſſen Feuchtigkeit bey vermindertem Drucke der Luft mehr verdampfe, die naͤchſten Luftſchichten bald ſaͤttige, und durch den Ueberfluß einen blaſenfoͤrmigen Niederſchlag bilde, den aber die folgenden Luftſchichten bald aufloͤſen. Eben dieſer Dampf erſcheint auch, wenn man verdichtete Luft wieder verduͤnnet, aus gleichen Urſachen.</p><p>Daß die Ausduͤnſtung durch ein <hirendition="#b">mechaniſches Fortreißen</hi> der Waſſertheilchen vom Feuer bewirkt werde, haben viele daher beweiſen wollen, weil man Abends nach Sonnenuntergang eine ſo ſtarke Ausduͤnſtung des ſich abkuͤhlenden Erdbodens wahrnimmt. Allein de Sauſſure zeigt ſehr wohl, daß hiebey die Ausduͤnſtung nicht ſtaͤrker, nur wegen der kuͤhlen Luft ſichtbarer ſey. Waſſer uͤber dem Feuer duͤnſtet nicht wegen des ausgehenden Feuers aus. Denn wenn die Muͤndung des Gefaͤßes in ein anderes gleich heißes geht, ſo iſt die Ausduͤnſtung weit ſtaͤrker, obgleich alsdann gar kein Feuer aus dem Waſſer herausgeht; daher darf auch beym Deſtilliren die Vorlage nicht allzuploͤtzlich oder zu ſtark erkaͤltet werden. <hirendition="#b">Mechaniſche</hi> Austreibung wuͤrde auch das Schweben der Duͤnſte in der Luft nicht erklaͤren, welches eine Feſthaltung durch chymiſche Aufloͤſung anzeigt.</p><p>Die Staͤrke der Ausduͤnſtung haͤngt von Waͤrme des Waſſers, Groͤße der Oberflaͤche, Waͤrme, Trockenheit, Bewegung und Dichte der Luft ab. Sie wird durch Werkzeuge gemeſſen, von welchen das Wort <hirendition="#b">Atmometer</hi> nachzuſehen iſt.</p><p>Das Eis duͤnſtet, wie ſchon <hirendition="#b">Plinius</hi><hirendition="#aq">(Hiſt. natur. XXXI. 3.)</hi> bemerkt hat, ſehr ſtark aus. Doch vermindert<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[214/0228]
Wolke entſtehen, welche wieder verſchwindet, und aufs neue erſcheint, wenn man wieder Luft unter die Glocke laͤſt, und das Auspumpen von neuem anfaͤngt. Nollet (Leçons de Phyſique exp. To. III. p. 364.) hatte dieſen Dunſt ſchon bemerkt, glaubte, er entſtehe aus der Luft, die bey der Verduͤnnung Feuchtigkeit fallen laſſe, und erklaͤrte ſo die Entſtehung des Regens bey verduͤnnter Luft. De Sauſſure hingegen zeigt, er entſtehe aus dem feuchten Koͤrper der Luftpumpe, deſſen Feuchtigkeit bey vermindertem Drucke der Luft mehr verdampfe, die naͤchſten Luftſchichten bald ſaͤttige, und durch den Ueberfluß einen blaſenfoͤrmigen Niederſchlag bilde, den aber die folgenden Luftſchichten bald aufloͤſen. Eben dieſer Dampf erſcheint auch, wenn man verdichtete Luft wieder verduͤnnet, aus gleichen Urſachen.
Daß die Ausduͤnſtung durch ein mechaniſches Fortreißen der Waſſertheilchen vom Feuer bewirkt werde, haben viele daher beweiſen wollen, weil man Abends nach Sonnenuntergang eine ſo ſtarke Ausduͤnſtung des ſich abkuͤhlenden Erdbodens wahrnimmt. Allein de Sauſſure zeigt ſehr wohl, daß hiebey die Ausduͤnſtung nicht ſtaͤrker, nur wegen der kuͤhlen Luft ſichtbarer ſey. Waſſer uͤber dem Feuer duͤnſtet nicht wegen des ausgehenden Feuers aus. Denn wenn die Muͤndung des Gefaͤßes in ein anderes gleich heißes geht, ſo iſt die Ausduͤnſtung weit ſtaͤrker, obgleich alsdann gar kein Feuer aus dem Waſſer herausgeht; daher darf auch beym Deſtilliren die Vorlage nicht allzuploͤtzlich oder zu ſtark erkaͤltet werden. Mechaniſche Austreibung wuͤrde auch das Schweben der Duͤnſte in der Luft nicht erklaͤren, welches eine Feſthaltung durch chymiſche Aufloͤſung anzeigt.
Die Staͤrke der Ausduͤnſtung haͤngt von Waͤrme des Waſſers, Groͤße der Oberflaͤche, Waͤrme, Trockenheit, Bewegung und Dichte der Luft ab. Sie wird durch Werkzeuge gemeſſen, von welchen das Wort Atmometer nachzuſehen iſt.
Das Eis duͤnſtet, wie ſchon Plinius (Hiſt. natur. XXXI. 3.) bemerkt hat, ſehr ſtark aus. Doch vermindert
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/228>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.