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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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s. Licht, Lichtstralen, so wird man sich Taf. III. Fig. 29. die vordere Fläche der Hornhaut KK, als die Grundfläche der Stralenkegel AKK, BKK, CKK, vorstellen können, deren Spitzen in den Punkten A, B, C des sichtbaren Körpers liegen. Diese Stralenkegel dringen durch die Hornhaut und wässerichte Feuchtigkeit; ein Theil ihrer Stralen wird zwar von der vorliegenden Iris aufgefangen; das auf die Pupille fallende Licht aber trift die Krystallinse HH, dringt durch dieselbe und durch die gläserne Feuchtigkeit bis an die Netzhaut in a b c durch, und leidet bey seinem Durchgange durch vier verschiedene Mittel, nemlich die Hornhaut und die drey sogenannten Feuchtigkeiten, vier Brechungen, s. Brechung der Lichtstralen.

Diese Brechungen genau zu berechnen, ist im Allgemeinen unmöglich, da die Größe der Brechung in jeder Feuchtigkeit nicht genau genug bestimmt, auch nicht jedes Auge dem andern hierinn vollkommen ähnlich ist. Es läßt sich aber übersehen, daß die Brechung in der Hornhaut wegen der Gestalt und Dünne derselben unbedeutend ist; daß ferner die divergirenden Stralen der Kegel AKK, BKK, CKK, in der wässerichten Feuchtigkeit und noch mehr in der weit stärker brechenden und wie ein erhabnes Linsenglas wirkenden Krystallinse sehr convergirend werden müssen, s. Linsengläser. Man wird also erwarten, die Stralen eines jeden Kegels in einiger Entfernung von der Linse wieder in einen Punkt vereiniget zu finden. Diese Vereinigungspunkte sind in der Figur mit a, b, c bezeichnet.

Es geht auf diese Art im Auge eben das vor, was im verfinsterten Zimmer geschieht, dessen Oefnung mit einem erhabnen Glase versehen ist, s. Zimmer, verfinstertes. Die aus einem Punkte des sichtbaren Gegenstandes kommenden Stralen vereinigen sich hinter der Krystallinse wieder, und bilden, wenn dieser Vereinigungspunkt genau auf die Netzhaut trift, auf derselben den Punkt deutlich ab; aus den Bildern mehrerer Punkte a, b, c entsteht, wie die Figur deutlich zeigt, ein umgekehrtes Bild des


ſ. Licht, Lichtſtralen, ſo wird man ſich Taf. III. Fig. 29. die vordere Flaͤche der Hornhaut KK, als die Grundflaͤche der Stralenkegel AKK, BKK, CKK, vorſtellen koͤnnen, deren Spitzen in den Punkten A, B, C des ſichtbaren Koͤrpers liegen. Dieſe Stralenkegel dringen durch die Hornhaut und waͤſſerichte Feuchtigkeit; ein Theil ihrer Stralen wird zwar von der vorliegenden Iris aufgefangen; das auf die Pupille fallende Licht aber trift die Kryſtallinſe HH, dringt durch dieſelbe und durch die glaͤſerne Feuchtigkeit bis an die Netzhaut in a b c durch, und leidet bey ſeinem Durchgange durch vier verſchiedene Mittel, nemlich die Hornhaut und die drey ſogenannten Feuchtigkeiten, vier Brechungen, ſ. Brechung der Lichtſtralen.

Dieſe Brechungen genau zu berechnen, iſt im Allgemeinen unmoͤglich, da die Groͤße der Brechung in jeder Feuchtigkeit nicht genau genug beſtimmt, auch nicht jedes Auge dem andern hierinn vollkommen aͤhnlich iſt. Es laͤßt ſich aber uͤberſehen, daß die Brechung in der Hornhaut wegen der Geſtalt und Duͤnne derſelben unbedeutend iſt; daß ferner die divergirenden Stralen der Kegel AKK, BKK, CKK, in der waͤſſerichten Feuchtigkeit und noch mehr in der weit ſtaͤrker brechenden und wie ein erhabnes Linſenglas wirkenden Kryſtallinſe ſehr convergirend werden muͤſſen, ſ. Linſenglaͤſer. Man wird alſo erwarten, die Stralen eines jeden Kegels in einiger Entfernung von der Linſe wieder in einen Punkt vereiniget zu finden. Dieſe Vereinigungspunkte ſind in der Figur mit a, b, c bezeichnet.

Es geht auf dieſe Art im Auge eben das vor, was im verfinſterten Zimmer geſchieht, deſſen Oefnung mit einem erhabnen Glaſe verſehen iſt, ſ. Zimmer, verfinſtertes. Die aus einem Punkte des ſichtbaren Gegenſtandes kommenden Stralen vereinigen ſich hinter der Kryſtallinſe wieder, und bilden, wenn dieſer Vereinigungspunkt genau auf die Netzhaut trift, auf derſelben den Punkt deutlich ab; aus den Bildern mehrerer Punkte a, b, c entſteht, wie die Figur deutlich zeigt, ein umgekehrtes Bild des

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[192/0206] ſ. Licht, Lichtſtralen, ſo wird man ſich Taf. III. Fig. 29. die vordere Flaͤche der Hornhaut KK, als die Grundflaͤche der Stralenkegel AKK, BKK, CKK, vorſtellen koͤnnen, deren Spitzen in den Punkten A, B, C des ſichtbaren Koͤrpers liegen. Dieſe Stralenkegel dringen durch die Hornhaut und waͤſſerichte Feuchtigkeit; ein Theil ihrer Stralen wird zwar von der vorliegenden Iris aufgefangen; das auf die Pupille fallende Licht aber trift die Kryſtallinſe HH, dringt durch dieſelbe und durch die glaͤſerne Feuchtigkeit bis an die Netzhaut in a b c durch, und leidet bey ſeinem Durchgange durch vier verſchiedene Mittel, nemlich die Hornhaut und die drey ſogenannten Feuchtigkeiten, vier Brechungen, ſ. Brechung der Lichtſtralen. Dieſe Brechungen genau zu berechnen, iſt im Allgemeinen unmoͤglich, da die Groͤße der Brechung in jeder Feuchtigkeit nicht genau genug beſtimmt, auch nicht jedes Auge dem andern hierinn vollkommen aͤhnlich iſt. Es laͤßt ſich aber uͤberſehen, daß die Brechung in der Hornhaut wegen der Geſtalt und Duͤnne derſelben unbedeutend iſt; daß ferner die divergirenden Stralen der Kegel AKK, BKK, CKK, in der waͤſſerichten Feuchtigkeit und noch mehr in der weit ſtaͤrker brechenden und wie ein erhabnes Linſenglas wirkenden Kryſtallinſe ſehr convergirend werden muͤſſen, ſ. Linſenglaͤſer. Man wird alſo erwarten, die Stralen eines jeden Kegels in einiger Entfernung von der Linſe wieder in einen Punkt vereiniget zu finden. Dieſe Vereinigungspunkte ſind in der Figur mit a, b, c bezeichnet. Es geht auf dieſe Art im Auge eben das vor, was im verfinſterten Zimmer geſchieht, deſſen Oefnung mit einem erhabnen Glaſe verſehen iſt, ſ. Zimmer, verfinſtertes. Die aus einem Punkte des ſichtbaren Gegenſtandes kommenden Stralen vereinigen ſich hinter der Kryſtallinſe wieder, und bilden, wenn dieſer Vereinigungspunkt genau auf die Netzhaut trift, auf derſelben den Punkt deutlich ab; aus den Bildern mehrerer Punkte a, b, c entſteht, wie die Figur deutlich zeigt, ein umgekehrtes Bild des

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/206>, abgerufen am 02.05.2024.