daß die ausgeathmete Luft durch das Blut in den Lungen phlogistisiret werde. Inzwischen schien es mir dienlich, durch einen Versuch zu bestimmen, ob das Blut auch noch außer dem Körper und im Zustande der Gerinnung eine ähnliche Wirkung auf die Luft äußere. Ich ließ daher Schafblut an der Luft gerinnen, goß das Wässerige davon ab (wobey die der Luft ausgesetzte Obersläche bekanntermaßen eine hellrothe Farbe annimmt, das innere hingegen dunkelroth und fast schwarz wird), und brachte einige von den dicken geronnenen Stücken, theils durch Wasser, theils durch Quecksilber in verschiedene Luftgattungen. Die schwärzesten Stücken wurden in gemeiner Luft roth, und noch mehr in dephlogistisirter, welche zum Athmen noch geschickter ist; hingegen wurden die hellsten rothen Theile in allen zum Athmen ungeschickten Luftgattungen, z. B. in fixer, brennbarer, salpeterartiger, phlogistisirter Luft sogleich schwarz; die in phlogistisirter Luft schwarz gewordenen erhielten in gemeiner oder dephlogistisirter Luft ihre rothe Farbe wieder, und so konnte ich sie abwechselnd schwarz und roth färben." Fernere Versuche lehrten, daß dephlogistisirte Luft durch geronnene Stücken Blut, die er ihr ausgesetzt hatte, in einigen Stunden, auch durch schwarze mehr, als durch rothe, verdorben ward. Priestley macht sich selbst die Einwendung, das Blut komme in den Lungen nicht in unmittelbare Berührung mit der Luft, sondern werde durch Häutchen von derselben getrennt, deren Dicke Hales (1/1000) Zoll schätze. Er setzte daher eine Menge schwarzes Blut in einer zugebundenen Blase, mit etwas von dem wässerigen Theile des Bluts angefeuchtet, der Luft aus, und fand den folgenden Tag die untere Fläche desselben hellroth, in eben der Dicke, in welcher sie, unmittelbar der freyen Luft ausgesetzt, würde roth geworden seyn. Dieser Versuch, der auch bey nicht angefeuchteter Blase gelang, zeigte, daß das Dazwischenkommen eines Häutchens die Einwirkung nicht hindere, auch, daß die Veränderung der Farbe nicht von der Ausdünstung herrühre. Der wässerige Theil des Bluts selbst hält die Einwirkung der Luft nicht ab; die schwarzen Stücke
daß die ausgeathmete Luft durch das Blut in den Lungen phlogiſtiſiret werde. Inzwiſchen ſchien es mir dienlich, durch einen Verſuch zu beſtimmen, ob das Blut auch noch außer dem Koͤrper und im Zuſtande der Gerinnung eine aͤhnliche Wirkung auf die Luft aͤußere. Ich ließ daher Schafblut an der Luft gerinnen, goß das Waͤſſerige davon ab (wobey die der Luft ausgeſetzte Oberſlaͤche bekanntermaßen eine hellrothe Farbe annimmt, das innere hingegen dunkelroth und faſt ſchwarz wird), und brachte einige von den dicken geronnenen Stuͤcken, theils durch Waſſer, theils durch Queckſilber in verſchiedene Luftgattungen. Die ſchwaͤrzeſten Stuͤcken wurden in gemeiner Luft roth, und noch mehr in dephlogiſtiſirter, welche zum Athmen noch geſchickter iſt; hingegen wurden die hellſten rothen Theile in allen zum Athmen ungeſchickten Luftgattungen, z. B. in fixer, brennbarer, ſalpeterartiger, phlogiſtiſirter Luft ſogleich ſchwarz; die in phlogiſtiſirter Luft ſchwarz gewordenen erhielten in gemeiner oder dephlogiſtiſirter Luft ihre rothe Farbe wieder, und ſo konnte ich ſie abwechſelnd ſchwarz und roth faͤrben.“ Fernere Verſuche lehrten, daß dephlogiſtiſirte Luft durch geronnene Stuͤcken Blut, die er ihr ausgeſetzt hatte, in einigen Stunden, auch durch ſchwarze mehr, als durch rothe, verdorben ward. Prieſtley macht ſich ſelbſt die Einwendung, das Blut komme in den Lungen nicht in unmittelbare Beruͤhrung mit der Luft, ſondern werde durch Haͤutchen von derſelben getrennt, deren Dicke Hales (1/1000) Zoll ſchaͤtze. Er ſetzte daher eine Menge ſchwarzes Blut in einer zugebundenen Blaſe, mit etwas von dem waͤſſerigen Theile des Bluts angefeuchtet, der Luft aus, und fand den folgenden Tag die untere Flaͤche deſſelben hellroth, in eben der Dicke, in welcher ſie, unmittelbar der freyen Luft ausgeſetzt, wuͤrde roth geworden ſeyn. Dieſer Verſuch, der auch bey nicht angefeuchteter Blaſe gelang, zeigte, daß das Dazwiſchenkommen eines Haͤutchens die Einwirkung nicht hindere, auch, daß die Veraͤnderung der Farbe nicht von der Ausduͤnſtung herruͤhre. Der waͤſſerige Theil des Bluts ſelbſt haͤlt die Einwirkung der Luft nicht ab; die ſchwarzen Stuͤcke
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daß die ausgeathmete Luft durch das Blut in den Lungen phlogiſtiſiret werde. Inzwiſchen ſchien es mir dienlich, durch einen Verſuch zu beſtimmen, ob das Blut auch noch außer dem Koͤrper und im Zuſtande der Gerinnung eine aͤhnliche Wirkung auf die Luft aͤußere. Ich ließ daher Schafblut an der Luft gerinnen, goß das Waͤſſerige davon ab (wobey die der Luft ausgeſetzte Oberſlaͤche bekanntermaßen eine hellrothe Farbe annimmt, das innere hingegen dunkelroth und faſt ſchwarz wird), und brachte einige von den dicken geronnenen Stuͤcken, theils durch Waſſer, theils durch Queckſilber in verſchiedene Luftgattungen. Die ſchwaͤrzeſten Stuͤcken wurden in gemeiner Luft roth, und noch mehr in dephlogiſtiſirter, welche zum Athmen noch geſchickter iſt; hingegen wurden die hellſten rothen Theile in allen zum Athmen ungeſchickten Luftgattungen, z. B. in fixer, brennbarer, ſalpeterartiger, phlogiſtiſirter Luft ſogleich ſchwarz; die in phlogiſtiſirter Luft ſchwarz gewordenen erhielten in gemeiner oder dephlogiſtiſirter Luft ihre rothe Farbe wieder, und ſo konnte ich ſie abwechſelnd ſchwarz und roth faͤrben.“ Fernere Verſuche lehrten, daß dephlogiſtiſirte Luft durch geronnene Stuͤcken Blut, die er ihr ausgeſetzt hatte, in einigen Stunden, auch durch ſchwarze mehr, als durch rothe, verdorben ward. Prieſtley macht ſich ſelbſt die Einwendung, das Blut komme in den Lungen nicht in unmittelbare Beruͤhrung mit der Luft, ſondern werde durch Haͤutchen von derſelben getrennt, deren Dicke Hales (1/1000) Zoll ſchaͤtze. Er ſetzte daher eine Menge ſchwarzes Blut in einer zugebundenen Blaſe, mit etwas von dem waͤſſerigen Theile des Bluts angefeuchtet, der Luft aus, und fand den folgenden Tag die untere Flaͤche deſſelben hellroth, in eben der Dicke, in welcher ſie, unmittelbar der freyen Luft ausgeſetzt, wuͤrde roth geworden ſeyn. Dieſer Verſuch, der auch bey nicht angefeuchteter Blaſe gelang, zeigte, daß das Dazwiſchenkommen eines Haͤutchens die Einwirkung nicht hindere, auch, daß die Veraͤnderung der Farbe nicht von der Ausduͤnſtung herruͤhre. Der waͤſſerige Theil des Bluts ſelbſt haͤlt die Einwirkung der Luft nicht ab; die ſchwarzen Stuͤcke
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/163>, abgerufen am 26.11.2024.
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