dem Menschen, und es haben davon die in Bengalen in die sogenannte schwarze Höhle gesperrten 146 Engländer (s. Yves Reisen nach Indien und Persien, übers. von Dohm, Th. I. S. 162.), von welchen in diesem 11 Fuß langen und 18 Fuß breiten Gefängnisse in einer Nacht 123 starben, ein trauriges Beyspiel gegeben. Man erklärte dies sonst durch ein gewisses in der Luft enthaltenes pabulum vitae, welches ihr durch das Athmen nach und nach entzogen würde. Da aber nach Priestley's Beobachtungen ( Exp. and Obs. on diff. kinds of air. Vol. I. Sect. 4. III. Sect. 5. ingl. Exp. and Obs. relating to various branches of nat. Philos. Sect. XXXIX. no. 9.) Verbrennung, Fäulniß, Verkalkung der Metalle, und andere Processe, wobey sich offenbar Phlogisfon oder brennbarer Stoff mit der Luft verbindet, die Luft gerade eben so, wie das Athmen, verderben, so ist es weit wahrscheinlicher, daß die ausgeathmete Luft das überflüßige Phlogiston aus dem Körper führe; daher auch die durchs Athmen verdorbene Luft unter die phlogistisirten Luftgattungen oder Gasarten gesetzt worden ist. Dieser Theorie zufolge besteht die aus der Atmosphäre eingeathmete Luft aus einem Gemische verschiedener luftförmigen Stoffe, von welchen eigentlich nur einer, die sogenannte reine Luft oder das dephlogistisirte Gas den zum Athmen geschickten Theil ausmacht. Diese reine Luft steht mit dem Phlogiston in einer genauen Verwandtschaft, und nimmt daher in den Lungen den brennbaren Stoff auf, den das aus allen Theilen des Körpers dahin zurückgeführte Blut mit sich gebracht hat, und die große Absicht der Natur bey der Verrichtung des Athmens ist, den thierischen Körper von dem Ueberflusse des durch die Nahrungsmittel eingeführten Brennbaren zu befreyen, das ihn sonst tödten und in Fäulniß übergehen lassen würde.
Priestley sucht diese Theorie durch einige Versuche zu bestätigen, welche angeführt zu werden verdienen. "Alles Blut, sagt er, geht durch die Lungen, und nimmt nach den Beobachtungen der Aerzte in denselben eine röthere Farbe an. Es kan daher fast nicht bezweifelt werden,
dem Menſchen, und es haben davon die in Bengalen in die ſogenannte ſchwarze Hoͤhle geſperrten 146 Englaͤnder (ſ. Yves Reiſen nach Indien und Perſien, uͤberſ. von Dohm, Th. I. S. 162.), von welchen in dieſem 11 Fuß langen und 18 Fuß breiten Gefaͤngniſſe in einer Nacht 123 ſtarben, ein trauriges Beyſpiel gegeben. Man erklaͤrte dies ſonſt durch ein gewiſſes in der Luft enthaltenes pabulum vitae, welches ihr durch das Athmen nach und nach entzogen wuͤrde. Da aber nach Prieſtley's Beobachtungen ( Exp. and Obſ. on diff. kinds of air. Vol. I. Sect. 4. III. Sect. 5. ingl. Exp. and Obſ. relating to various branches of nat. Philoſ. Sect. XXXIX. no. 9.) Verbrennung, Faͤulniß, Verkalkung der Metalle, und andere Proceſſe, wobey ſich offenbar Phlogiſfon oder brennbarer Stoff mit der Luft verbindet, die Luft gerade eben ſo, wie das Athmen, verderben, ſo iſt es weit wahrſcheinlicher, daß die ausgeathmete Luft das uͤberfluͤßige Phlogiſton aus dem Koͤrper fuͤhre; daher auch die durchs Athmen verdorbene Luft unter die phlogiſtiſirten Luftgattungen oder Gasarten geſetzt worden iſt. Dieſer Theorie zufolge beſteht die aus der Atmoſphaͤre eingeathmete Luft aus einem Gemiſche verſchiedener luftfoͤrmigen Stoffe, von welchen eigentlich nur einer, die ſogenannte reine Luft oder das dephlogiſtiſirte Gas den zum Athmen geſchickten Theil ausmacht. Dieſe reine Luft ſteht mit dem Phlogiſton in einer genauen Verwandtſchaft, und nimmt daher in den Lungen den brennbaren Stoff auf, den das aus allen Theilen des Koͤrpers dahin zuruͤckgefuͤhrte Blut mit ſich gebracht hat, und die große Abſicht der Natur bey der Verrichtung des Athmens iſt, den thieriſchen Koͤrper von dem Ueberfluſſe des durch die Nahrungsmittel eingefuͤhrten Brennbaren zu befreyen, das ihn ſonſt toͤdten und in Faͤulniß uͤbergehen laſſen wuͤrde.
Prieſtley ſucht dieſe Theorie durch einige Verſuche zu beſtaͤtigen, welche angefuͤhrt zu werden verdienen. ”Alles Blut, ſagt er, geht durch die Lungen, und nimmt nach den Beobachtungen der Aerzte in denſelben eine roͤthere Farbe an. Es kan daher faſt nicht bezweifelt werden,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0162"xml:id="P.1.148"n="148"/><lb/>
dem Menſchen, und es haben davon die in Bengalen in die ſogenannte <hirendition="#b">ſchwarze Hoͤhle</hi> geſperrten 146 Englaͤnder (<hirendition="#b">ſ. Yves</hi> Reiſen nach Indien und Perſien, uͤberſ. von <hirendition="#b">Dohm,</hi> Th. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 162.), von welchen in dieſem 11 Fuß langen und 18 Fuß breiten Gefaͤngniſſe in einer Nacht 123 ſtarben, ein trauriges Beyſpiel gegeben. Man erklaͤrte dies ſonſt durch ein gewiſſes in der Luft enthaltenes <hirendition="#i"><hirendition="#aq">pabulum vitae,</hi></hi> welches ihr durch das Athmen nach und nach entzogen wuͤrde. Da aber nach <hirendition="#b">Prieſtley's</hi> Beobachtungen ( <hirendition="#aq">Exp. and Obſ. on diff. kinds of air. Vol. I. Sect. 4. III. Sect. 5.</hi> ingl. <hirendition="#aq">Exp. and Obſ. relating to various branches of nat. Philoſ. Sect. XXXIX. no. 9.</hi>) Verbrennung, Faͤulniß, Verkalkung der Metalle, und andere Proceſſe, wobey ſich offenbar Phlogiſfon oder brennbarer Stoff mit der Luft verbindet, die Luft gerade eben ſo, wie das Athmen, verderben, ſo iſt es weit wahrſcheinlicher, daß die ausgeathmete Luft das uͤberfluͤßige <hirendition="#b">Phlogiſton</hi> aus dem Koͤrper fuͤhre; daher auch die durchs Athmen verdorbene Luft unter die <hirendition="#b">phlogiſtiſirten</hi> Luftgattungen oder Gasarten geſetzt worden iſt. Dieſer Theorie zufolge beſteht die aus der Atmoſphaͤre eingeathmete Luft aus einem Gemiſche verſchiedener luftfoͤrmigen Stoffe, von welchen eigentlich nur einer, die ſogenannte <hirendition="#b">reine Luft</hi> oder das <hirendition="#b">dephlogiſtiſirte Gas</hi> den zum Athmen geſchickten Theil ausmacht. Dieſe reine Luft ſteht mit dem Phlogiſton in einer genauen Verwandtſchaft, und nimmt daher in den Lungen den brennbaren Stoff auf, den das aus allen Theilen des Koͤrpers dahin zuruͤckgefuͤhrte Blut mit ſich gebracht hat, und die große Abſicht der Natur bey der Verrichtung des Athmens iſt, den thieriſchen Koͤrper von dem Ueberfluſſe des durch die Nahrungsmittel eingefuͤhrten Brennbaren zu befreyen, das ihn ſonſt toͤdten und in Faͤulniß uͤbergehen laſſen wuͤrde.</p><p>Prieſtley ſucht dieſe Theorie durch einige Verſuche zu beſtaͤtigen, welche angefuͤhrt zu werden verdienen. ”Alles Blut, ſagt er, geht durch die Lungen, und nimmt nach den Beobachtungen der Aerzte in denſelben eine roͤthere Farbe an. Es kan daher faſt nicht bezweifelt werden,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0162]
dem Menſchen, und es haben davon die in Bengalen in die ſogenannte ſchwarze Hoͤhle geſperrten 146 Englaͤnder (ſ. Yves Reiſen nach Indien und Perſien, uͤberſ. von Dohm, Th. I. S. 162.), von welchen in dieſem 11 Fuß langen und 18 Fuß breiten Gefaͤngniſſe in einer Nacht 123 ſtarben, ein trauriges Beyſpiel gegeben. Man erklaͤrte dies ſonſt durch ein gewiſſes in der Luft enthaltenes pabulum vitae, welches ihr durch das Athmen nach und nach entzogen wuͤrde. Da aber nach Prieſtley's Beobachtungen ( Exp. and Obſ. on diff. kinds of air. Vol. I. Sect. 4. III. Sect. 5. ingl. Exp. and Obſ. relating to various branches of nat. Philoſ. Sect. XXXIX. no. 9.) Verbrennung, Faͤulniß, Verkalkung der Metalle, und andere Proceſſe, wobey ſich offenbar Phlogiſfon oder brennbarer Stoff mit der Luft verbindet, die Luft gerade eben ſo, wie das Athmen, verderben, ſo iſt es weit wahrſcheinlicher, daß die ausgeathmete Luft das uͤberfluͤßige Phlogiſton aus dem Koͤrper fuͤhre; daher auch die durchs Athmen verdorbene Luft unter die phlogiſtiſirten Luftgattungen oder Gasarten geſetzt worden iſt. Dieſer Theorie zufolge beſteht die aus der Atmoſphaͤre eingeathmete Luft aus einem Gemiſche verſchiedener luftfoͤrmigen Stoffe, von welchen eigentlich nur einer, die ſogenannte reine Luft oder das dephlogiſtiſirte Gas den zum Athmen geſchickten Theil ausmacht. Dieſe reine Luft ſteht mit dem Phlogiſton in einer genauen Verwandtſchaft, und nimmt daher in den Lungen den brennbaren Stoff auf, den das aus allen Theilen des Koͤrpers dahin zuruͤckgefuͤhrte Blut mit ſich gebracht hat, und die große Abſicht der Natur bey der Verrichtung des Athmens iſt, den thieriſchen Koͤrper von dem Ueberfluſſe des durch die Nahrungsmittel eingefuͤhrten Brennbaren zu befreyen, das ihn ſonſt toͤdten und in Faͤulniß uͤbergehen laſſen wuͤrde.
Prieſtley ſucht dieſe Theorie durch einige Verſuche zu beſtaͤtigen, welche angefuͤhrt zu werden verdienen. ”Alles Blut, ſagt er, geht durch die Lungen, und nimmt nach den Beobachtungen der Aerzte in denſelben eine roͤthere Farbe an. Es kan daher faſt nicht bezweifelt werden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/162>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.