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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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man das Getrieb der Spindel in ein vertikal stehendes Kronrad greifen, dessen Axe horizontal durch die Wand geführt wird, und den Zeiger trägt. Hat das Getrieb eben so viel Zähne als das Rad, so macht eine Umdrehung der Fahne auch eine Umdrehung des Zeigers aus, und indem sich die Fahne gegen verschiedene Punkte des Horizonts wendet, kehrt sich auch der Zeiger gegen die gleichnamigen Punkte der Windrose. Wenn also nur der Zeiger einmal richtig gestellt ist, und die Fahne beweglich gnug erhalten wird, so zeigt dieses Anemoskop die Richtung des Windes mit großer Bequemlichkeit. So beschreibt dieses Werkzeug Ozanam (Recreations mathematiques, To. II.); Kircher setzt noch eine kleine Statue hinzu, die durch einen verborgnen Magnet vom Zeiger herumgeführt wird, und die Richtung des Windes mit einem Stäbchen weiset. Leupold (Theatr. Aerostat. s. Theatr. Static. univers. P. III. Cap. X.) hat unter dem Namen der Plagoskope noch mehrere Abänderungen dieses Instruments beschrieben, worunter die merkwürdigsteeine kleine portative Windfahne, auf einen Compaß gesetzt ist, die man überall aufstellen kan, um die Abweichung des Windes von der Richtung der Magnetnadel zu bemerken.

Einige Schriftsteller, z. B. Brisson (Dictionnaire de Phys.), nennen dieses Instrument ein Anemometer. Es kömmt aber dieser Name vielmehr andern Werkzeugen zu, welche die Stärke und Geschwindigkeit des Windes messen, und von denen man den Artikel: Windmesser, nachsehen kan.

Auch ist der Name Anemoskop sehr uneigentlich andern Werkzeugen beygelegt worden. Otto von Guericke (Experimenta nova de vacuo spatio, L. III. cap. 20.) beschreibt unter dem Namen Semper Vivum eine gläserne oben verschloßne und in einen Liquor eingesenkte Röhre, in welcher der Druck der Atmosphäre den Liquor bald höher bald niedriger erhält. Auf der Oberfläche des Liquors schwimmt eine Figur, welche mit dem Finger Grade des Steigens oder Fallens auf einer Scale angiebt, s. Taf. I. Fig. 16. Eigentlich ist dieses Instrument ein höchst unvollkommnes


man das Getrieb der Spindel in ein vertikal ſtehendes Kronrad greifen, deſſen Axe horizontal durch die Wand gefuͤhrt wird, und den Zeiger traͤgt. Hat das Getrieb eben ſo viel Zaͤhne als das Rad, ſo macht eine Umdrehung der Fahne auch eine Umdrehung des Zeigers aus, und indem ſich die Fahne gegen verſchiedene Punkte des Horizonts wendet, kehrt ſich auch der Zeiger gegen die gleichnamigen Punkte der Windroſe. Wenn alſo nur der Zeiger einmal richtig geſtellt iſt, und die Fahne beweglich gnug erhalten wird, ſo zeigt dieſes Anemoſkop die Richtung des Windes mit großer Bequemlichkeit. So beſchreibt dieſes Werkzeug Ozanam (Recreations mathematiques, To. II.); Kircher ſetzt noch eine kleine Statue hinzu, die durch einen verborgnen Magnet vom Zeiger herumgefuͤhrt wird, und die Richtung des Windes mit einem Staͤbchen weiſet. Leupold (Theatr. Aeroſtat. ſ. Theatr. Static. univerſ. P. III. Cap. X.) hat unter dem Namen der Plagoſkope noch mehrere Abaͤnderungen dieſes Inſtruments beſchrieben, worunter die merkwuͤrdigſteeine kleine portative Windfahne, auf einen Compaß geſetzt iſt, die man uͤberall aufſtellen kan, um die Abweichung des Windes von der Richtung der Magnetnadel zu bemerken.

Einige Schriftſteller, z. B. Briſſon (Dictionnaire de Phyſ.), nennen dieſes Inſtrument ein Anemometer. Es koͤmmt aber dieſer Name vielmehr andern Werkzeugen zu, welche die Staͤrke und Geſchwindigkeit des Windes meſſen, und von denen man den Artikel: Windmeſſer, nachſehen kan.

Auch iſt der Name Anemoſkop ſehr uneigentlich andern Werkzeugen beygelegt worden. Otto von Guericke (Experimenta nova de vacuo ſpatio, L. III. cap. 20.) beſchreibt unter dem Namen Semper Vivum eine glaͤſerne oben verſchloßne und in einen Liquor eingeſenkte Roͤhre, in welcher der Druck der Atmoſphaͤre den Liquor bald hoͤher bald niedriger erhaͤlt. Auf der Oberflaͤche des Liquors ſchwimmt eine Figur, welche mit dem Finger Grade des Steigens oder Fallens auf einer Scale angiebt, ſ. Taf. I. Fig. 16. Eigentlich iſt dieſes Inſtrument ein hoͤchſt unvollkommnes

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[102/0116] man das Getrieb der Spindel in ein vertikal ſtehendes Kronrad greifen, deſſen Axe horizontal durch die Wand gefuͤhrt wird, und den Zeiger traͤgt. Hat das Getrieb eben ſo viel Zaͤhne als das Rad, ſo macht eine Umdrehung der Fahne auch eine Umdrehung des Zeigers aus, und indem ſich die Fahne gegen verſchiedene Punkte des Horizonts wendet, kehrt ſich auch der Zeiger gegen die gleichnamigen Punkte der Windroſe. Wenn alſo nur der Zeiger einmal richtig geſtellt iſt, und die Fahne beweglich gnug erhalten wird, ſo zeigt dieſes Anemoſkop die Richtung des Windes mit großer Bequemlichkeit. So beſchreibt dieſes Werkzeug Ozanam (Recreations mathematiques, To. II.); Kircher ſetzt noch eine kleine Statue hinzu, die durch einen verborgnen Magnet vom Zeiger herumgefuͤhrt wird, und die Richtung des Windes mit einem Staͤbchen weiſet. Leupold (Theatr. Aeroſtat. ſ. Theatr. Static. univerſ. P. III. Cap. X.) hat unter dem Namen der Plagoſkope noch mehrere Abaͤnderungen dieſes Inſtruments beſchrieben, worunter die merkwuͤrdigſteeine kleine portative Windfahne, auf einen Compaß geſetzt iſt, die man uͤberall aufſtellen kan, um die Abweichung des Windes von der Richtung der Magnetnadel zu bemerken. Einige Schriftſteller, z. B. Briſſon (Dictionnaire de Phyſ.), nennen dieſes Inſtrument ein Anemometer. Es koͤmmt aber dieſer Name vielmehr andern Werkzeugen zu, welche die Staͤrke und Geſchwindigkeit des Windes meſſen, und von denen man den Artikel: Windmeſſer, nachſehen kan. Auch iſt der Name Anemoſkop ſehr uneigentlich andern Werkzeugen beygelegt worden. Otto von Guericke (Experimenta nova de vacuo ſpatio, L. III. cap. 20.) beſchreibt unter dem Namen Semper Vivum eine glaͤſerne oben verſchloßne und in einen Liquor eingeſenkte Roͤhre, in welcher der Druck der Atmoſphaͤre den Liquor bald hoͤher bald niedriger erhaͤlt. Auf der Oberflaͤche des Liquors ſchwimmt eine Figur, welche mit dem Finger Grade des Steigens oder Fallens auf einer Scale angiebt, ſ. Taf. I. Fig. 16. Eigentlich iſt dieſes Inſtrument ein hoͤchſt unvollkommnes

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/116>, abgerufen am 21.11.2024.