Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gauß, Karl Friedrich: Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstoßungskräfte. Leipzig, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

wo als[o] m für den ersten Fall des vorhergehenden Artikels
die im erstern Punkte befindliche ponderable Materie, im zwei-
ten und dritten das Quantum magnetischen oder elektrischen
Fluiduns ausdrückt. Wird diese Kraft parallel mit den drei
Coordinatenaxen zerlegt, so entstehen daraus die Componenten
[Formel 1] wo e = + 1 oder = -- 1 sein soll, jenachdem die Kraft an-
ziehend oder abstossend wirkt, was sich nach der Beschaffen-
heit des Wirkenden und des die Wirkung Empfangenden von
selbst entscheidet. Diese Componenten stellen sich dar als die
partiellen Differentialquotienten
[Formel 2] Wirken also auf denselben Punkt O mehrere Agentien m0, m',
m''
u. s. f. aus den Entfernungen r0, r', r'' u. s. f., und setzt man
[Formel 3] so werden die Componenten der ganzen in O wirkenden Kraft
durch
[Formel 4] dargestellt.

Wenn die Agentien nicht aus discreten Punkten wirken,
sondern eine Linie, eine Fläche oder einen körperlichen Raum
stetig erfüllen, so tritt an die Stelle der Summation S eine
einfache, doppelte oder dreifache Integration. Der letzte Fall
ist an sich allein der Fall der Natur: allein da man oft dafür,
unter gewissen Einschränkungen, fingirte in Punkte concen-
trirte, oder auf Linien oder Flächen stetig vertheilte Agentien
substituiren kann, so werden wir jene Fälle mit in unsre Un-
tersuchung ziehen, wobei es unanstössig sein wird, von Mas-
sen
, die auf eine Fläche oder Linie vertheilt, oder in einen
Punkt concentrirt sind, zu reden, insofern der Ausdruck
Masse hier nichts weiter bedeutet, als dasjenige, wovon An-
ziehungs- oder Abstossungs-Kräfte ausgehend gedacht werden.


1*

wo als[o] μ für den ersten Fall des vorhergehenden Artikels
die im erstern Punkte befindliche ponderable Materie, im zwei-
ten und dritten das Quantum magnetischen oder elektrischen
Fluiduns ausdrückt. Wird diese Kraft parallel mit den drei
Coordinatenaxen zerlegt, so entstehen daraus die Componenten
[Formel 1] wo ε = + 1 oder = — 1 sein soll, jenachdem die Kraft an-
ziehend oder abstoſsend wirkt, was sich nach der Beschaffen-
heit des Wirkenden und des die Wirkung Empfangenden von
selbst entscheidet. Diese Componenten stellen sich dar als die
partiellen Differentialquotienten
[Formel 2] Wirken also auf denselben Punkt O mehrere Agentien μ0, μ',
μ''
u. s. f. aus den Entfernungen r0, r', r'' u. s. f., und setzt man
[Formel 3] so werden die Componenten der ganzen in O wirkenden Kraft
durch
[Formel 4] dargestellt.

Wenn die Agentien nicht aus discreten Punkten wirken,
sondern eine Linie, eine Fläche oder einen körperlichen Raum
stetig erfüllen, so tritt an die Stelle der Summation Σ eine
einfache, doppelte oder dreifache Integration. Der letzte Fall
ist an sich allein der Fall der Natur: allein da man oft dafür,
unter gewissen Einschränkungen, fingirte in Punkte concen-
trirte, oder auf Linien oder Flächen stetig vertheilte Agentien
substituiren kann, so werden wir jene Fälle mit in unsre Un-
tersuchung ziehen, wobei es unanstöſsig sein wird, von Mas-
sen
, die auf eine Fläche oder Linie vertheilt, oder in einen
Punkt concentrirt sind, zu reden, insofern der Ausdruck
Masse hier nichts weiter bedeutet, als dasjenige, wovon An-
ziehungs- oder Abstoſsungs-Kräfte ausgehend gedacht werden.


1*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="3"/>
wo als<supplied>o</supplied> <hi rendition="#i">&#x03BC;</hi> für den ersten Fall des vorhergehenden Artikels<lb/>
die im erstern Punkte befindliche ponderable Materie, im zwei-<lb/>
ten und dritten das Quantum magnetischen oder elektrischen<lb/>
Fluiduns ausdrückt. Wird diese Kraft parallel mit den drei<lb/>
Coordinatenaxen zerlegt, so entstehen daraus die Componenten<lb/><hi rendition="#et"><formula/></hi> wo <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi> = + 1 oder = &#x2014; 1 sein soll, jenachdem die Kraft an-<lb/>
ziehend oder absto&#x017F;send wirkt, was sich nach der Beschaffen-<lb/>
heit des Wirkenden und des die Wirkung Empfangenden von<lb/>
selbst entscheidet. Diese Componenten stellen sich dar als die<lb/>
partiellen Differentialquotienten<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> Wirken also auf denselben Punkt <hi rendition="#i">O</hi> mehrere Agentien <hi rendition="#i">&#x03BC;</hi><hi rendition="#sup">0</hi>, <hi rendition="#i">&#x03BC;',<lb/>
&#x03BC;''</hi> u. s. f. aus den Entfernungen <hi rendition="#i">r</hi><hi rendition="#sup">0</hi>, <hi rendition="#i">r', r''</hi> u. s. f., und setzt man<lb/><hi rendition="#et"><formula/></hi> so werden die Componenten der ganzen in <hi rendition="#i">O</hi> wirkenden Kraft<lb/>
durch<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> dargestellt.</p><lb/>
        <p>Wenn die Agentien nicht aus discreten Punkten wirken,<lb/>
sondern eine Linie, eine Fläche oder einen körperlichen Raum<lb/>
stetig erfüllen, so tritt an die Stelle der Summation <hi rendition="#i">&#x03A3;</hi> eine<lb/>
einfache, doppelte oder dreifache Integration. Der letzte Fall<lb/>
ist an sich allein der Fall der Natur: allein da man oft dafür,<lb/>
unter gewissen Einschränkungen, fingirte in Punkte concen-<lb/>
trirte, oder auf Linien oder Flächen stetig vertheilte Agentien<lb/>
substituiren kann, so werden wir jene Fälle mit in unsre Un-<lb/>
tersuchung ziehen, wobei es unanstö&#x017F;sig sein wird, von <hi rendition="#g">Mas-<lb/>
sen</hi>, die auf eine Fläche oder Linie vertheilt, oder in einen<lb/>
Punkt concentrirt sind, zu reden, insofern der Ausdruck<lb/>
Masse hier nichts weiter bedeutet, als dasjenige, wovon An-<lb/>
ziehungs- oder Absto&#x017F;sungs-Kräfte ausgehend gedacht werden.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">1*</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0008] wo also μ für den ersten Fall des vorhergehenden Artikels die im erstern Punkte befindliche ponderable Materie, im zwei- ten und dritten das Quantum magnetischen oder elektrischen Fluiduns ausdrückt. Wird diese Kraft parallel mit den drei Coordinatenaxen zerlegt, so entstehen daraus die Componenten [FORMEL] wo ε = + 1 oder = — 1 sein soll, jenachdem die Kraft an- ziehend oder abstoſsend wirkt, was sich nach der Beschaffen- heit des Wirkenden und des die Wirkung Empfangenden von selbst entscheidet. Diese Componenten stellen sich dar als die partiellen Differentialquotienten [FORMEL] Wirken also auf denselben Punkt O mehrere Agentien μ0, μ', μ'' u. s. f. aus den Entfernungen r0, r', r'' u. s. f., und setzt man [FORMEL] so werden die Componenten der ganzen in O wirkenden Kraft durch [FORMEL] dargestellt. Wenn die Agentien nicht aus discreten Punkten wirken, sondern eine Linie, eine Fläche oder einen körperlichen Raum stetig erfüllen, so tritt an die Stelle der Summation Σ eine einfache, doppelte oder dreifache Integration. Der letzte Fall ist an sich allein der Fall der Natur: allein da man oft dafür, unter gewissen Einschränkungen, fingirte in Punkte concen- trirte, oder auf Linien oder Flächen stetig vertheilte Agentien substituiren kann, so werden wir jene Fälle mit in unsre Un- tersuchung ziehen, wobei es unanstöſsig sein wird, von Mas- sen, die auf eine Fläche oder Linie vertheilt, oder in einen Punkt concentrirt sind, zu reden, insofern der Ausdruck Masse hier nichts weiter bedeutet, als dasjenige, wovon An- ziehungs- oder Abstoſsungs-Kräfte ausgehend gedacht werden. 1*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gauss_lehrsaetze_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gauss_lehrsaetze_1840/8
Zitationshilfe: Gauß, Karl Friedrich: Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstoßungskräfte. Leipzig, 1840, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gauss_lehrsaetze_1840/8>, abgerufen am 25.11.2024.