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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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der Fähigkeiten.
oder auch nur brauchbar werden kann: so ist es
doch sehr unrecht, daß, wenn man auch mit dem
größten Theile junger Leute einerley Wissenschaf-
ten treiben darf, man von ihnen einerley fodert,
und ihren Fleiß oder ihre Tüchtigkeit gerade nach
einerley Art des Fortgangs beurtheilt. In der
That wird der junge Mensch vom größten Ver-
stande in diesem Alter am meisten zurückgesezt;
weil man auf das, was er besser als andre in sei-
nen Arbeiten leistet, als auf ein Nebenwerk oder
etwas Ueberflüßiges nicht Acht hat, und hingegen
die Art von Vortreflichkeit verlangt, zu der er am
unfähigsten ist. Thatsachen und Wörter, mit ei-
nem Worte alles das, was man durch Sprachen
und Geschichte erlernet, müssen freylich jedem stu-
direnden Jünglinge gelehrt werden. Sie berei-
chern den Kopf, indem sie ihm zugleich eine man-
nichfaltige Art von Gegenständen darbieten, un-
ter denen die Natur leichter und sichrer den rech-
ten findet, für den sie den Menschen bestimmt hat.
Aber man muß bey diesem Unterrichte nicht durch-
gängig einerley Zweck haben. Wir wollen die

der Faͤhigkeiten.
oder auch nur brauchbar werden kann: ſo iſt es
doch ſehr unrecht, daß, wenn man auch mit dem
groͤßten Theile junger Leute einerley Wiſſenſchaf-
ten treiben darf, man von ihnen einerley fodert,
und ihren Fleiß oder ihre Tuͤchtigkeit gerade nach
einerley Art des Fortgangs beurtheilt. In der
That wird der junge Menſch vom groͤßten Ver-
ſtande in dieſem Alter am meiſten zuruͤckgeſezt;
weil man auf das, was er beſſer als andre in ſei-
nen Arbeiten leiſtet, als auf ein Nebenwerk oder
etwas Ueberfluͤßiges nicht Acht hat, und hingegen
die Art von Vortreflichkeit verlangt, zu der er am
unfaͤhigſten iſt. Thatſachen und Woͤrter, mit ei-
nem Worte alles das, was man durch Sprachen
und Geſchichte erlernet, muͤſſen freylich jedem ſtu-
direnden Juͤnglinge gelehrt werden. Sie berei-
chern den Kopf, indem ſie ihm zugleich eine man-
nichfaltige Art von Gegenſtaͤnden darbieten, un-
ter denen die Natur leichter und ſichrer den rech-
ten findet, fuͤr den ſie den Menſchen beſtimmt hat.
Aber man muß bey dieſem Unterrichte nicht durch-
gaͤngig einerley Zweck haben. Wir wollen die

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[77/0083] der Faͤhigkeiten. oder auch nur brauchbar werden kann: ſo iſt es doch ſehr unrecht, daß, wenn man auch mit dem groͤßten Theile junger Leute einerley Wiſſenſchaf- ten treiben darf, man von ihnen einerley fodert, und ihren Fleiß oder ihre Tuͤchtigkeit gerade nach einerley Art des Fortgangs beurtheilt. In der That wird der junge Menſch vom groͤßten Ver- ſtande in dieſem Alter am meiſten zuruͤckgeſezt; weil man auf das, was er beſſer als andre in ſei- nen Arbeiten leiſtet, als auf ein Nebenwerk oder etwas Ueberfluͤßiges nicht Acht hat, und hingegen die Art von Vortreflichkeit verlangt, zu der er am unfaͤhigſten iſt. Thatſachen und Woͤrter, mit ei- nem Worte alles das, was man durch Sprachen und Geſchichte erlernet, muͤſſen freylich jedem ſtu- direnden Juͤnglinge gelehrt werden. Sie berei- chern den Kopf, indem ſie ihm zugleich eine man- nichfaltige Art von Gegenſtaͤnden darbieten, un- ter denen die Natur leichter und ſichrer den rech- ten findet, fuͤr den ſie den Menſchen beſtimmt hat. Aber man muß bey dieſem Unterrichte nicht durch- gaͤngig einerley Zweck haben. Wir wollen die

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/83>, abgerufen am 23.11.2024.