Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Einige Gedanken Flüsse, nichts war den Lesern ganz fremde.Selbst ihre Anspielungen giengen weniger verlo- ren. Die nämliche Art der Neubegierde, die das Bekannte so gerne unter fremden Gegenstän- den wieder findet, macht auch in den Epischen Gedichten, die Vorhersagungen solcher Begeben- heiten, die zu oder kurz vor den Zeiten des Dich- ters und seiner Leser vorgegangen, so interessant. Alle Dichter, die nach dem Virgil gekommen sind, haben sich der fruchtbaren Materie bemächtigt, die ihnen dieser, nach dem Homer, in Aeneas Hinabfahrt in den Orkus angezeigt hatte. Alle haben auf eine oder die andre Weise, mit mehr oder weniger Schicklichkeit, die Geschichte ihrer Zeit und ihrer Nation weissagen lassen. Ich beschließe diese Zusätze mit der Bemer- Einige Gedanken Fluͤſſe, nichts war den Leſern ganz fremde.Selbſt ihre Anſpielungen giengen weniger verlo- ren. Die naͤmliche Art der Neubegierde, die das Bekannte ſo gerne unter fremden Gegenſtaͤn- den wieder findet, macht auch in den Epiſchen Gedichten, die Vorherſagungen ſolcher Begeben- heiten, die zu oder kurz vor den Zeiten des Dich- ters und ſeiner Leſer vorgegangen, ſo intereſſant. Alle Dichter, die nach dem Virgil gekommen ſind, haben ſich der fruchtbaren Materie bemaͤchtigt, die ihnen dieſer, nach dem Homer, in Aeneas Hinabfahrt in den Orkus angezeigt hatte. Alle haben auf eine oder die andre Weiſe, mit mehr oder weniger Schicklichkeit, die Geſchichte ihrer Zeit und ihrer Nation weiſſagen laſſen. Ich beſchließe dieſe Zuſaͤtze mit der Bemer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0444" n="438"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige Gedanken</hi></fw><lb/> Fluͤſſe, nichts war den Leſern ganz fremde.<lb/> Selbſt ihre Anſpielungen giengen weniger verlo-<lb/> ren. Die naͤmliche Art der Neubegierde, die<lb/> das Bekannte ſo gerne unter fremden Gegenſtaͤn-<lb/> den wieder findet, macht auch in den Epiſchen<lb/> Gedichten, die Vorherſagungen ſolcher Begeben-<lb/> heiten, die zu oder kurz vor den Zeiten des Dich-<lb/> ters und ſeiner Leſer vorgegangen, ſo intereſſant.<lb/> Alle Dichter, die nach dem Virgil gekommen ſind,<lb/> haben ſich der fruchtbaren Materie bemaͤchtigt,<lb/> die ihnen dieſer, nach dem Homer, in Aeneas<lb/> Hinabfahrt in den Orkus angezeigt hatte. Alle<lb/> haben auf eine oder die andre Weiſe, mit mehr<lb/> oder weniger Schicklichkeit, die Geſchichte ihrer<lb/> Zeit und ihrer Nation weiſſagen laſſen.</p><lb/> <p>Ich beſchließe dieſe Zuſaͤtze mit der Bemer-<lb/> kung eines Maasſtabes, wornach der Schrift-<lb/> ſteller zum voraus muthmaßen kann, welcher<lb/> Theil ſeines Werks ſeine Leſer am meiſten intereſ-<lb/> ſiren wird. Grade derjenige, der ihn ſelbſt, da<lb/> er ſchrieb, am meiſten intereſſirt hat; bey dem<lb/> er die meiſte Luſt, die groͤßte Leichtigkeit, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [438/0444]
Einige Gedanken
Fluͤſſe, nichts war den Leſern ganz fremde.
Selbſt ihre Anſpielungen giengen weniger verlo-
ren. Die naͤmliche Art der Neubegierde, die
das Bekannte ſo gerne unter fremden Gegenſtaͤn-
den wieder findet, macht auch in den Epiſchen
Gedichten, die Vorherſagungen ſolcher Begeben-
heiten, die zu oder kurz vor den Zeiten des Dich-
ters und ſeiner Leſer vorgegangen, ſo intereſſant.
Alle Dichter, die nach dem Virgil gekommen ſind,
haben ſich der fruchtbaren Materie bemaͤchtigt,
die ihnen dieſer, nach dem Homer, in Aeneas
Hinabfahrt in den Orkus angezeigt hatte. Alle
haben auf eine oder die andre Weiſe, mit mehr
oder weniger Schicklichkeit, die Geſchichte ihrer
Zeit und ihrer Nation weiſſagen laſſen.
Ich beſchließe dieſe Zuſaͤtze mit der Bemer-
kung eines Maasſtabes, wornach der Schrift-
ſteller zum voraus muthmaßen kann, welcher
Theil ſeines Werks ſeine Leſer am meiſten intereſ-
ſiren wird. Grade derjenige, der ihn ſelbſt, da
er ſchrieb, am meiſten intereſſirt hat; bey dem
er die meiſte Luſt, die groͤßte Leichtigkeit, und
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