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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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der ältesten und neuern Schriftsteller.
wieder eingedenk zu machen, desto mehr kommen
sie mit der Sache selbst im Tone oder Accent über-
ein. Das Malen der Gegenstände fürs Ohr ist
bey einer solchen Sprache weniger die Absicht des
Dichters und das Werk seiner Kunst, als eine
natürliche Wirkung der Wörter und Ausdrücke,
welche die einzigen waren, die er wählen konnte.
Zweytens: Jedes Wort, das den sinnlichen An-
blick der Sache unmittelbar in der Einbildungs-
kraft rege macht, und zu dessen Bezeichnung nur
ganz allein bestimmt ist, malt die Sache, in sofern
die Erweckung des Bildes in der Imagination die
erste und einzige Wirkung ist, die es thut. Es
giebt in jeder Sprache Wörter, die von einer
Sache oder Handlung gerade nur den sinnlichsten
Theil ausdrücken, und denselben so geradezu, so
ohne allen Nebenbegriff vorstellen, daß man an
nichts, als an diesen sinnlichen Anblick der Sache,
denken kann. Andere hingegen drücken mehr eine
innere Beschaffenheit und Einrichtung des Din-
ges aus, oder stellen es zugleich mit gewissen Ne-
benzügen vor, die den Eindruck des bloß sinnli-

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der aͤlteſten und neuern Schriftſteller.
wieder eingedenk zu machen, deſto mehr kommen
ſie mit der Sache ſelbſt im Tone oder Accent uͤber-
ein. Das Malen der Gegenſtaͤnde fuͤrs Ohr iſt
bey einer ſolchen Sprache weniger die Abſicht des
Dichters und das Werk ſeiner Kunſt, als eine
natuͤrliche Wirkung der Woͤrter und Ausdruͤcke,
welche die einzigen waren, die er waͤhlen konnte.
Zweytens: Jedes Wort, das den ſinnlichen An-
blick der Sache unmittelbar in der Einbildungs-
kraft rege macht, und zu deſſen Bezeichnung nur
ganz allein beſtimmt iſt, malt die Sache, in ſofern
die Erweckung des Bildes in der Imagination die
erſte und einzige Wirkung iſt, die es thut. Es
giebt in jeder Sprache Woͤrter, die von einer
Sache oder Handlung gerade nur den ſinnlichſten
Theil ausdruͤcken, und denſelben ſo geradezu, ſo
ohne allen Nebenbegriff vorſtellen, daß man an
nichts, als an dieſen ſinnlichen Anblick der Sache,
denken kann. Andere hingegen druͤcken mehr eine
innere Beſchaffenheit und Einrichtung des Din-
ges aus, oder ſtellen es zugleich mit gewiſſen Ne-
benzuͤgen vor, die den Eindruck des bloß ſinnli-

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[149/0155] der aͤlteſten und neuern Schriftſteller. wieder eingedenk zu machen, deſto mehr kommen ſie mit der Sache ſelbſt im Tone oder Accent uͤber- ein. Das Malen der Gegenſtaͤnde fuͤrs Ohr iſt bey einer ſolchen Sprache weniger die Abſicht des Dichters und das Werk ſeiner Kunſt, als eine natuͤrliche Wirkung der Woͤrter und Ausdruͤcke, welche die einzigen waren, die er waͤhlen konnte. Zweytens: Jedes Wort, das den ſinnlichen An- blick der Sache unmittelbar in der Einbildungs- kraft rege macht, und zu deſſen Bezeichnung nur ganz allein beſtimmt iſt, malt die Sache, in ſofern die Erweckung des Bildes in der Imagination die erſte und einzige Wirkung iſt, die es thut. Es giebt in jeder Sprache Woͤrter, die von einer Sache oder Handlung gerade nur den ſinnlichſten Theil ausdruͤcken, und denſelben ſo geradezu, ſo ohne allen Nebenbegriff vorſtellen, daß man an nichts, als an dieſen ſinnlichen Anblick der Sache, denken kann. Andere hingegen druͤcken mehr eine innere Beſchaffenheit und Einrichtung des Din- ges aus, oder ſtellen es zugleich mit gewiſſen Ne- benzuͤgen vor, die den Eindruck des bloß ſinnli- K 3

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/155>, abgerufen am 22.11.2024.