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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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wirken. Zweck ist hierbei, die sich bildende hyposchweflige Säure sofort an
Natrium zu binden. Der Prozeß verläuft dann folgendermaßen:
[Formel 1] Natriumbisulfit Zink schwefligsaures hyposchweflig- Wasser.
Zinknatrium saures Natrium

Herr Dr. Knecht gibt in seinem Buche selber an, daß sich hierbei eine
Lösung von unterschwefligsaurem Natron und Zinknatriumsulfit bildet; er
gibt dazu aber folgende mit seinem Text keineswegs harmonierende
Gleichung:
[Formel 2] Zink Natriumbisulfit schweflig- schwefligsau- hyposchwefligsau- Wasser.
saures Zink res Natron res Natrium

Die Reduktion des Indigos verläuft wie folgt:
[Formel 3] Indigblau hyposchwefligsau- Aetz- Indigweiß Natrium-
res Natrium natron sulfit,

wogegen Knecht folgende Gleichung aufstellt:
[Formel 4]

Ich habe diese beiden Theorien gegenübergestellt, um zu zeigen, daß
die Hyposulfittheorie noch keineswegs definitiv gelöst erscheint. Das End-
resultat ist bei beiden Theorien das gleiche.

In der Praxis zerfällt die Beschickung einer Sulsitküpe in folgende
Operationen:

1. Die Darstellung von Natriumhyposulfit. Der Theorie nach
braucht man auf 3 Moleküle wasserfreies saures schwefligsaures Natrium
1 Molekül metallisches Zink, also auf 312 Gewichtsteile Natriumbisulfit
65 Teile Zink; da indessen das Zink in Ueberschuß vorhanden sein muß,
nimmt man in der Praxis die doppelte Menge. Das Natronsalz wird in
Wasser gelöst und eine Lösung von 31° Be. verwendet. Das Zink wird
am vorteilhaftesten als Zinkblech in aufgerollten Spiralen oder als Zink-
späne verwendet; granuliertes Zink oder gar Zinkstaub sind nicht zu empfeh-
len. Hauptbedingung ist, daß die Einwirkung des Zinks auf die Natron-
lösung unter möglichstem Luftabschluß geschehe, was nicht allein durch den
zu erreichenden Zweck, sondern auch durch den Umstand bedingt wird, daß
die Lösung an der Luft Dämpfe von schwefliger Säure ausstößt, welche für
den Arbeiter höchst beschwerlich sind. Am besten verwendet man ein cylindri-
sches Gefäß aus Steingut. Als Verschluß dient am besten ein starker Holz-
deckel, nachdem man zuvor auf den Rand des Steingutgefäßes einen Gummi-
ring gelegt hat. Das Gefäß wird dann mit der Lösung des sauren schweflig-
sauren Natrons und dem Zink möglichst bis zum Rande gefüllt (Benedikt
empfiehlt auf 1 l der Natronlösung 100 bis 125 g Zink), der Deckel auf-
gelegt und mit Steinen beschwert. Eine Rührvorrichtung ist nur dann
vonnöten, wenn Zinkgranalien oder Zinkstaub verwendet werden; bei spiralig-
gerolltem Zinkblech ist sie überflüssig. Selbst von einem bloßen Umrühren
mit Holzspatel möchte ich abraten, da ein solches Umrühren mit Zuführung
von Luft verbunden sein würde. Die völlige Umwandlung in Natrium-

wirken. Zweck iſt hierbei, die ſich bildende hypoſchweflige Säure ſofort an
Natrium zu binden. Der Prozeß verläuft dann folgendermaßen:
[Formel 1] Natriumbiſulfit Zink ſchwefligſaures hypoſchweflig- Waſſer.
Zinknatrium ſaures Natrium

Herr Dr. Knecht gibt in ſeinem Buche ſelber an, daß ſich hierbei eine
Löſung von unterſchwefligſaurem Natron und Zinknatriumſulfit bildet; er
gibt dazu aber folgende mit ſeinem Text keineswegs harmonierende
Gleichung:
[Formel 2] Zink Natriumbiſulfit ſchweflig- ſchwefligſau- hypoſchwefligſau- Waſſer.
ſaures Zink res Natron res Natrium

Die Reduktion des Indigos verläuft wie folgt:
[Formel 3] Indigblau hypoſchwefligſau- Aetz- Indigweiß Natrium-
res Natrium natron ſulfit,

wogegen Knecht folgende Gleichung aufſtellt:
[Formel 4]

Ich habe dieſe beiden Theorien gegenübergeſtellt, um zu zeigen, daß
die Hypoſulfittheorie noch keineswegs definitiv gelöſt erſcheint. Das End-
reſultat iſt bei beiden Theorien das gleiche.

In der Praxis zerfällt die Beſchickung einer Sulſitküpe in folgende
Operationen:

1. Die Darſtellung von Natriumhypoſulfit. Der Theorie nach
braucht man auf 3 Moleküle waſſerfreies ſaures ſchwefligſaures Natrium
1 Molekül metalliſches Zink, alſo auf 312 Gewichtsteile Natriumbiſulfit
65 Teile Zink; da indeſſen das Zink in Ueberſchuß vorhanden ſein muß,
nimmt man in der Praxis die doppelte Menge. Das Natronſalz wird in
Waſſer gelöſt und eine Löſung von 31° Bé. verwendet. Das Zink wird
am vorteilhafteſten als Zinkblech in aufgerollten Spiralen oder als Zink-
ſpäne verwendet; granuliertes Zink oder gar Zinkſtaub ſind nicht zu empfeh-
len. Hauptbedingung iſt, daß die Einwirkung des Zinks auf die Natron-
löſung unter möglichſtem Luftabſchluß geſchehe, was nicht allein durch den
zu erreichenden Zweck, ſondern auch durch den Umſtand bedingt wird, daß
die Löſung an der Luft Dämpfe von ſchwefliger Säure ausſtößt, welche für
den Arbeiter höchſt beſchwerlich ſind. Am beſten verwendet man ein cylindri-
ſches Gefäß aus Steingut. Als Verſchluß dient am beſten ein ſtarker Holz-
deckel, nachdem man zuvor auf den Rand des Steingutgefäßes einen Gummi-
ring gelegt hat. Das Gefäß wird dann mit der Löſung des ſauren ſchweflig-
ſauren Natrons und dem Zink möglichſt bis zum Rande gefüllt (Benedikt
empfiehlt auf 1 l der Natronlöſung 100 bis 125 g Zink), der Deckel auf-
gelegt und mit Steinen beſchwert. Eine Rührvorrichtung iſt nur dann
vonnöten, wenn Zinkgranalien oder Zinkſtaub verwendet werden; bei ſpiralig-
gerolltem Zinkblech iſt ſie überflüſſig. Selbſt von einem bloßen Umrühren
mit Holzſpatel möchte ich abraten, da ein ſolches Umrühren mit Zuführung
von Luft verbunden ſein würde. Die völlige Umwandlung in Natrium-

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[550/0598] wirken. Zweck iſt hierbei, die ſich bildende hypoſchweflige Säure ſofort an Natrium zu binden. Der Prozeß verläuft dann folgendermaßen: [FORMEL] Natriumbiſulfit Zink ſchwefligſaures hypoſchweflig- Waſſer. Zinknatrium ſaures Natrium Herr Dr. Knecht gibt in ſeinem Buche ſelber an, daß ſich hierbei eine Löſung von unterſchwefligſaurem Natron und Zinknatriumſulfit bildet; er gibt dazu aber folgende mit ſeinem Text keineswegs harmonierende Gleichung: [FORMEL] Zink Natriumbiſulfit ſchweflig- ſchwefligſau- hypoſchwefligſau- Waſſer. ſaures Zink res Natron res Natrium Die Reduktion des Indigos verläuft wie folgt: [FORMEL] Indigblau hypoſchwefligſau- Aetz- Indigweiß Natrium- res Natrium natron ſulfit, wogegen Knecht folgende Gleichung aufſtellt: [FORMEL] Ich habe dieſe beiden Theorien gegenübergeſtellt, um zu zeigen, daß die Hypoſulfittheorie noch keineswegs definitiv gelöſt erſcheint. Das End- reſultat iſt bei beiden Theorien das gleiche. In der Praxis zerfällt die Beſchickung einer Sulſitküpe in folgende Operationen: 1. Die Darſtellung von Natriumhypoſulfit. Der Theorie nach braucht man auf 3 Moleküle waſſerfreies ſaures ſchwefligſaures Natrium 1 Molekül metalliſches Zink, alſo auf 312 Gewichtsteile Natriumbiſulfit 65 Teile Zink; da indeſſen das Zink in Ueberſchuß vorhanden ſein muß, nimmt man in der Praxis die doppelte Menge. Das Natronſalz wird in Waſſer gelöſt und eine Löſung von 31° Bé. verwendet. Das Zink wird am vorteilhafteſten als Zinkblech in aufgerollten Spiralen oder als Zink- ſpäne verwendet; granuliertes Zink oder gar Zinkſtaub ſind nicht zu empfeh- len. Hauptbedingung iſt, daß die Einwirkung des Zinks auf die Natron- löſung unter möglichſtem Luftabſchluß geſchehe, was nicht allein durch den zu erreichenden Zweck, ſondern auch durch den Umſtand bedingt wird, daß die Löſung an der Luft Dämpfe von ſchwefliger Säure ausſtößt, welche für den Arbeiter höchſt beſchwerlich ſind. Am beſten verwendet man ein cylindri- ſches Gefäß aus Steingut. Als Verſchluß dient am beſten ein ſtarker Holz- deckel, nachdem man zuvor auf den Rand des Steingutgefäßes einen Gummi- ring gelegt hat. Das Gefäß wird dann mit der Löſung des ſauren ſchweflig- ſauren Natrons und dem Zink möglichſt bis zum Rande gefüllt (Benedikt empfiehlt auf 1 l der Natronlöſung 100 bis 125 g Zink), der Deckel auf- gelegt und mit Steinen beſchwert. Eine Rührvorrichtung iſt nur dann vonnöten, wenn Zinkgranalien oder Zinkſtaub verwendet werden; bei ſpiralig- gerolltem Zinkblech iſt ſie überflüſſig. Selbſt von einem bloßen Umrühren mit Holzſpatel möchte ich abraten, da ein ſolches Umrühren mit Zuführung von Luft verbunden ſein würde. Die völlige Umwandlung in Natrium-

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/598>, abgerufen am 15.05.2024.