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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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brochene Benutzung über Jahresfrist hinaus, ohne daß eine Entleerung nötig
wäre. -- Die Zinkstaubküpe dient gleichfalls zum Blaufärben von Baum-
wolle und Leinen.

Die Schmückert patentierte Neuerung bei der Herstellung der Zink-
staubküpe, deren Ansatz lauten würde:
Indigo ....... 2 -- 5 Teile,
Zinkstaub ....... 10--20 "
Ammoniakhaltiger Peru-Guano 20--60 "
Erwärmen auf 50° R.,

ist wohl eine Neuerung, aber keineswegs eine Verbesserung, weit eher ein
offenbarer Rückschritt. Diese Küpe ist schwieriger zu führen und obendrein
teurer, als die einfache Zinkstaubküpe; überdies ist der Peru-Guano betreffs
seines Stickstoffgehalts großen Schwankungen unterworfen.

Die Hyposulfitküpe*). Von allen in der Färberei angewandten
Methoden zur Reduktion des Indigos verdient wohl keine eine so allgemeine
Beachtung, wie das Hyposulfitverfahren, welches sich unter dem sinn-
entstellenden Namen Hydrosulfitküpe eingeführt hat. In der That kann
das Hyposulfitverfahren als Universalküpe angesehen werden, welche allen
Anforderungen genügt und welche bestimmt zu sein scheint, die übrigen Ver-
fahren mit der Zeit ganz zu verdrängen. Es erscheint daher berechtigt,
auf Theorie und Praxis etwas näher einzugehen.

Die Theorie ist, sobald es sich um die Reduktion des Indigos zu
Indigweiß handelt, die denkbar einfachste; vorher jedoch, ehe man die zur
Reduktion erforderliche Lösung hergestellt hat, ist der Verlauf ein etwas ver-
wickelter. Die unterschweflige Säure ist als solche in freiem Zustande noch
nicht bekannt, und die von dieser sich ableitenden Hyposulfite sind im allge-
meinen noch wenig studiert. Selbst die chemische Zusammensetzung wird von
verschiedenen Autoren noch verschieden angegeben; in der Mehrzahl der Lehr-
bücher findet sich die Formel H2 SO2; Knecht (Färberei und Bleicherei der
Gespinnstfasern) gibt als Formel H2 S2 O4 an; ob mit Recht, möchte ich
bezweifeln; denn die hypothetische hyposchweflige Säure bildet sich aus
schwefliger Säure durch Behandlung mit Wasserstoff im Entstehungszustande,
und zwar in hermetisch geschlossenen Räumen, also ohne Sauerstoffzufuhr.
Die einwandfreie Formel der schwefligen Säure ist aber H2 SO3, aus welcher
sich durch Einwirkung von nascierendem Wasserstoff wohl Sauerstoff ab-
spalten läßt nach der Gleichung: H2 SO3 + H2 = H2 SO2 + H2 O. Der
nascierende Wasserstoff wird aber durch Einfügen von Zink in die schweflige
Säure bewirkt. Den hier sich abspielenden Vorgang schildert Dr. Knecht
durch folgende Gleichung: 2 H2 SO3 + Zn = 2 H SO2 + Zn (OH)2.

Diese Gleichung ist zwar theoretisch richtig; wenn man aber metallisches
Zink im Ueberschuß auf schweflige Säure wirken läßt, so bildet sich
weder freie hyposchweflige Säure, noch scheidet sich Zink-
hydroxyd ab
. In der Praxis läßt man das Zink aber nicht auf schweflige
Säure selbst, sondern auf eine konzentrierte Lösung von Natriumbisulfit

*) Aus Ganswindt, Theorie und Praxis der Hyposulfitküpe; Neueste Erfin-
dungen und Erfahrungen 1888, S. 342--345.

brochene Benutzung über Jahresfriſt hinaus, ohne daß eine Entleerung nötig
wäre. — Die Zinkſtaubküpe dient gleichfalls zum Blaufärben von Baum-
wolle und Leinen.

Die Schmückert patentierte Neuerung bei der Herſtellung der Zink-
ſtaubküpe, deren Anſatz lauten würde:
Indigo ....... 2 — 5 Teile,
Zinkſtaub ....... 10—20 „
Ammoniakhaltiger Peru-Guano 20—60 „
Erwärmen auf 50° R.,

iſt wohl eine Neuerung, aber keineswegs eine Verbeſſerung, weit eher ein
offenbarer Rückſchritt. Dieſe Küpe iſt ſchwieriger zu führen und obendrein
teurer, als die einfache Zinkſtaubküpe; überdies iſt der Peru-Guano betreffs
ſeines Stickſtoffgehalts großen Schwankungen unterworfen.

Die Hypoſulfitküpe*). Von allen in der Färberei angewandten
Methoden zur Reduktion des Indigos verdient wohl keine eine ſo allgemeine
Beachtung, wie das Hypoſulfitverfahren, welches ſich unter dem ſinn-
entſtellenden Namen Hydroſulfitküpe eingeführt hat. In der That kann
das Hypoſulfitverfahren als Univerſalküpe angeſehen werden, welche allen
Anforderungen genügt und welche beſtimmt zu ſein ſcheint, die übrigen Ver-
fahren mit der Zeit ganz zu verdrängen. Es erſcheint daher berechtigt,
auf Theorie und Praxis etwas näher einzugehen.

Die Theorie iſt, ſobald es ſich um die Reduktion des Indigos zu
Indigweiß handelt, die denkbar einfachſte; vorher jedoch, ehe man die zur
Reduktion erforderliche Löſung hergeſtellt hat, iſt der Verlauf ein etwas ver-
wickelter. Die unterſchweflige Säure iſt als ſolche in freiem Zuſtande noch
nicht bekannt, und die von dieſer ſich ableitenden Hypoſulfite ſind im allge-
meinen noch wenig ſtudiert. Selbſt die chemiſche Zuſammenſetzung wird von
verſchiedenen Autoren noch verſchieden angegeben; in der Mehrzahl der Lehr-
bücher findet ſich die Formel H2 SO2; Knecht (Färberei und Bleicherei der
Geſpinnſtfaſern) gibt als Formel H2 S2 O4 an; ob mit Recht, möchte ich
bezweifeln; denn die hypothetiſche hypoſchweflige Säure bildet ſich aus
ſchwefliger Säure durch Behandlung mit Waſſerſtoff im Entſtehungszuſtande,
und zwar in hermetiſch geſchloſſenen Räumen, alſo ohne Sauerſtoffzufuhr.
Die einwandfreie Formel der ſchwefligen Säure iſt aber H2 SO3, aus welcher
ſich durch Einwirkung von nascierendem Waſſerſtoff wohl Sauerſtoff ab-
ſpalten läßt nach der Gleichung: H2 SO3 + H2 = H2 SO2 + H2 O. Der
nascierende Waſſerſtoff wird aber durch Einfügen von Zink in die ſchweflige
Säure bewirkt. Den hier ſich abſpielenden Vorgang ſchildert Dr. Knecht
durch folgende Gleichung: 2 H2 SO3 + Zn = 2 H SO2 + Zn (OH)2.

Dieſe Gleichung iſt zwar theoretiſch richtig; wenn man aber metalliſches
Zink im Ueberſchuß auf ſchweflige Säure wirken läßt, ſo bildet ſich
weder freie hypoſchweflige Säure, noch ſcheidet ſich Zink-
hydroxyd ab
. In der Praxis läßt man das Zink aber nicht auf ſchweflige
Säure ſelbſt, ſondern auf eine konzentrierte Löſung von Natriumbiſulfit

*) Aus Ganswindt, Theorie und Praxis der Hypoſulfitküpe; Neueſte Erfin-
dungen und Erfahrungen 1888, S. 342—345.
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[549/0597] brochene Benutzung über Jahresfriſt hinaus, ohne daß eine Entleerung nötig wäre. — Die Zinkſtaubküpe dient gleichfalls zum Blaufärben von Baum- wolle und Leinen. Die Schmückert patentierte Neuerung bei der Herſtellung der Zink- ſtaubküpe, deren Anſatz lauten würde: Indigo ....... 2 — 5 Teile, Zinkſtaub ....... 10—20 „ Ammoniakhaltiger Peru-Guano 20—60 „ Erwärmen auf 50° R., iſt wohl eine Neuerung, aber keineswegs eine Verbeſſerung, weit eher ein offenbarer Rückſchritt. Dieſe Küpe iſt ſchwieriger zu führen und obendrein teurer, als die einfache Zinkſtaubküpe; überdies iſt der Peru-Guano betreffs ſeines Stickſtoffgehalts großen Schwankungen unterworfen. Die Hypoſulfitküpe *). Von allen in der Färberei angewandten Methoden zur Reduktion des Indigos verdient wohl keine eine ſo allgemeine Beachtung, wie das Hypoſulfitverfahren, welches ſich unter dem ſinn- entſtellenden Namen Hydroſulfitküpe eingeführt hat. In der That kann das Hypoſulfitverfahren als Univerſalküpe angeſehen werden, welche allen Anforderungen genügt und welche beſtimmt zu ſein ſcheint, die übrigen Ver- fahren mit der Zeit ganz zu verdrängen. Es erſcheint daher berechtigt, auf Theorie und Praxis etwas näher einzugehen. Die Theorie iſt, ſobald es ſich um die Reduktion des Indigos zu Indigweiß handelt, die denkbar einfachſte; vorher jedoch, ehe man die zur Reduktion erforderliche Löſung hergeſtellt hat, iſt der Verlauf ein etwas ver- wickelter. Die unterſchweflige Säure iſt als ſolche in freiem Zuſtande noch nicht bekannt, und die von dieſer ſich ableitenden Hypoſulfite ſind im allge- meinen noch wenig ſtudiert. Selbſt die chemiſche Zuſammenſetzung wird von verſchiedenen Autoren noch verſchieden angegeben; in der Mehrzahl der Lehr- bücher findet ſich die Formel H2 SO2; Knecht (Färberei und Bleicherei der Geſpinnſtfaſern) gibt als Formel H2 S2 O4 an; ob mit Recht, möchte ich bezweifeln; denn die hypothetiſche hypoſchweflige Säure bildet ſich aus ſchwefliger Säure durch Behandlung mit Waſſerſtoff im Entſtehungszuſtande, und zwar in hermetiſch geſchloſſenen Räumen, alſo ohne Sauerſtoffzufuhr. Die einwandfreie Formel der ſchwefligen Säure iſt aber H2 SO3, aus welcher ſich durch Einwirkung von nascierendem Waſſerſtoff wohl Sauerſtoff ab- ſpalten läßt nach der Gleichung: H2 SO3 + H2 = H2 SO2 + H2 O. Der nascierende Waſſerſtoff wird aber durch Einfügen von Zink in die ſchweflige Säure bewirkt. Den hier ſich abſpielenden Vorgang ſchildert Dr. Knecht durch folgende Gleichung: 2 H2 SO3 + Zn = 2 H SO2 + Zn (OH)2. Dieſe Gleichung iſt zwar theoretiſch richtig; wenn man aber metalliſches Zink im Ueberſchuß auf ſchweflige Säure wirken läßt, ſo bildet ſich weder freie hypoſchweflige Säure, noch ſcheidet ſich Zink- hydroxyd ab. In der Praxis läßt man das Zink aber nicht auf ſchweflige Säure ſelbſt, ſondern auf eine konzentrierte Löſung von Natriumbiſulfit *) Aus Ganswindt, Theorie und Praxis der Hypoſulfitküpe; Neueſte Erfin- dungen und Erfahrungen 1888, S. 342—345.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/597>, abgerufen am 25.11.2024.