Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.verwerten, denn es ist ein Nitrokörper, der gegebenen Falls zu Explosionen Kosmosfaser, auch Kunstwolle, Laine artificielle genannt, ist ein § 20. Geflechtmaterialien. Als Geflechtmaterialien bezeichne ich alle diejenigen Stoffe, welche weni- Als Flechtmaterial im vollsten Sinne aber ist das Stroh aufzufassen, Die Panamageflechte, welche gemeinhin nicht gefärbt werden, stammen § 21. Gewebeprüfung *). Sobald man die Art der Gespinnstfaser kennt, bietet das Färben der- *) Der vorstehende Paragraph ist nur ein Auszug aus einer größeren Arbeit
über das gleiche Thema, welches ich in der "Real-Encyklopädie der gesamten Phar- mazie", Bd. IV, veröffentlicht habe. Dieser Auszug macht auf Vollständigkeit kei- nen Anspruch; er behandelt lediglich die in der Färberei wirklich vorkommenden Gespinnstfasern und soll nur die Wege weisen, auf welchen eine Untersuchung von Gespinnsten oder Geweben überhaupt zu erfolgen hat. Der Verf. verwerten, denn es iſt ein Nitrokörper, der gegebenen Falls zu Exploſionen Kosmosfaſer, auch Kunſtwolle, Laine artificielle genannt, iſt ein § 20. Geflechtmaterialien. Als Geflechtmaterialien bezeichne ich alle diejenigen Stoffe, welche weni- Als Flechtmaterial im vollſten Sinne aber iſt das Stroh aufzufaſſen, Die Panamageflechte, welche gemeinhin nicht gefärbt werden, ſtammen § 21. Gewebeprüfung *). Sobald man die Art der Geſpinnſtfaſer kennt, bietet das Färben der- *) Der vorſtehende Paragraph iſt nur ein Auszug aus einer größeren Arbeit
über das gleiche Thema, welches ich in der „Real-Encyklopädie der geſamten Phar- mazie“, Bd. IV, veröffentlicht habe. Dieſer Auszug macht auf Vollſtändigkeit kei- nen Anſpruch; er behandelt lediglich die in der Färberei wirklich vorkommenden Geſpinnſtfaſern und ſoll nur die Wege weiſen, auf welchen eine Unterſuchung von Geſpinnſten oder Geweben überhaupt zu erfolgen hat. Der Verf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0111" n="85"/> verwerten, denn es iſt ein Nitrokörper, der gegebenen Falls zu Exploſionen<lb/> Anlaß geben kann.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kosmosfaſer</hi>, auch Kunſtwolle, <hi rendition="#aq">Laine artificielle</hi> genannt, iſt ein<lb/> in neuerer Zeit in den Handel gebrachtes wollähnliches Produkt, welches<lb/> zur Bereitung ordinären Tuches verwendet wird; es wird aus den Abfällen<lb/> des Flachſes, des Hanfes und der Jute dargeſtellt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§ 20. <hi rendition="#b">Geflechtmaterialien.</hi></head><lb/> <p>Als Geflechtmaterialien bezeichne ich alle diejenigen Stoffe, welche weni-<lb/> ger für ſich verſponnen, ſondern nur in gewiſſen Fällen verwebt werden<lb/> können, oder, falls ſie hierzu nicht fein oder nicht weich genug ſind, ſich<lb/> auch zu Geflechten verbinden laſſen. Zu den Geflechtmaterialien der erſten<lb/> Sorte rechne ich Gold- und Silberfäden, welche für beſonders koſtbare Ge-<lb/> webe bisweilen verwendet werden; ferner Glasfäden und Asbeſtfäden.</p><lb/> <p>Als Flechtmaterial im vollſten Sinne aber iſt das Stroh aufzufaſſen,<lb/> welches in Form von <hi rendition="#g">Strohgeflecht</hi> (China- oder Mottledgeflecht) das<lb/> Material für den weit ausgedehnten Zweig der Strohgeflechtfärberei bildet,<lb/> deren Hauptſitz Dresden iſt. Das Rohmaterial für die Strohflechterei iſt das<lb/><hi rendition="#g">Weizenſtroh</hi> von <hi rendition="#aq">Triticum vulgare <hi rendition="#i">L</hi>.</hi> Die Strohflechterei wird in aus-<lb/> gedehntem Maßſtabe im ſächſiſchen Erzgebirge betrieben. Nach beendeter<lb/> Weizenernte, wobei das Getreide ſorgfältig vor Näſſe zu ſchützen iſt, wer-<lb/> den die Aehren abgeſchnitten und die Halme ſo zerſchnitten, daß die Knoten<lb/> herausfallen. Alsdann wird das Stroh geſchwefelt und zum Mürbewerden<lb/> in Waſſer gelegt. Nunmehr werden die erweichten Halme mittels eines ſchar-<lb/> fen Inſtrumentes in ſchmale Streifen geſpalten. Dann beginnt das Flech-<lb/> ten, eine mühſelige Arbeit, zu der vielfach Kinder herangezogen werden.</p><lb/> <p>Die Panamageflechte, welche gemeinhin nicht gefärbt werden, ſtammen<lb/> von <hi rendition="#aq">Carludovica palmata</hi> ab.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§ 21. <hi rendition="#b">Gewebeprüfung</hi> <note place="foot" n="*)">Der vorſtehende Paragraph iſt nur ein Auszug aus einer größeren Arbeit<lb/> über das gleiche Thema, welches ich in der „Real-Encyklopädie der geſamten Phar-<lb/> mazie“, Bd. <hi rendition="#aq">IV</hi>, veröffentlicht habe. Dieſer Auszug macht auf Vollſtändigkeit kei-<lb/> nen Anſpruch; er behandelt lediglich die in der Färberei wirklich vorkommenden<lb/> Geſpinnſtfaſern und ſoll nur die Wege weiſen, auf welchen eine Unterſuchung von<lb/> Geſpinnſten oder Geweben überhaupt zu erfolgen hat. Der Verf.</note>.</head><lb/> <p>Sobald man die Art der Geſpinnſtfaſer kennt, bietet das Färben der-<lb/> ſelben durchſchnittlich keine Schwierigkeit. Weſentlich anders aber geſtaltet<lb/> ſich der Fall, wenn die Natur des Faſermaterials nicht bekannt iſt, oder<lb/> wenn das daraus gefertigte Garn oder Gewebe die Entſcheidung zweifelhaft<lb/> macht; noch ſchwieriger wird der Fall, wenn mehrere Geſpinnſtfaſern in<lb/> einem Gewebe verwebt ſind; meiſt thut auch die Appretur der Schärfe ein-<lb/> zelner Reaktionen Eintrag, ſo daß eine Gewebeprüfung ſelbſt für den Fach-<lb/> mann eine ſchwierige Sache bleibt. Die Gewebeprüfung hat zum Zweck die<lb/> Feſtſtellung der Geſpinnſtfaſern, aus welchen das zu unterſuchende Gewebe<lb/> hergeſtellt iſt. Eine derartige Unterſuchung ſetzt ein ſolches Maß chemiſcher<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0111]
verwerten, denn es iſt ein Nitrokörper, der gegebenen Falls zu Exploſionen
Anlaß geben kann.
Kosmosfaſer, auch Kunſtwolle, Laine artificielle genannt, iſt ein
in neuerer Zeit in den Handel gebrachtes wollähnliches Produkt, welches
zur Bereitung ordinären Tuches verwendet wird; es wird aus den Abfällen
des Flachſes, des Hanfes und der Jute dargeſtellt.
§ 20. Geflechtmaterialien.
Als Geflechtmaterialien bezeichne ich alle diejenigen Stoffe, welche weni-
ger für ſich verſponnen, ſondern nur in gewiſſen Fällen verwebt werden
können, oder, falls ſie hierzu nicht fein oder nicht weich genug ſind, ſich
auch zu Geflechten verbinden laſſen. Zu den Geflechtmaterialien der erſten
Sorte rechne ich Gold- und Silberfäden, welche für beſonders koſtbare Ge-
webe bisweilen verwendet werden; ferner Glasfäden und Asbeſtfäden.
Als Flechtmaterial im vollſten Sinne aber iſt das Stroh aufzufaſſen,
welches in Form von Strohgeflecht (China- oder Mottledgeflecht) das
Material für den weit ausgedehnten Zweig der Strohgeflechtfärberei bildet,
deren Hauptſitz Dresden iſt. Das Rohmaterial für die Strohflechterei iſt das
Weizenſtroh von Triticum vulgare L. Die Strohflechterei wird in aus-
gedehntem Maßſtabe im ſächſiſchen Erzgebirge betrieben. Nach beendeter
Weizenernte, wobei das Getreide ſorgfältig vor Näſſe zu ſchützen iſt, wer-
den die Aehren abgeſchnitten und die Halme ſo zerſchnitten, daß die Knoten
herausfallen. Alsdann wird das Stroh geſchwefelt und zum Mürbewerden
in Waſſer gelegt. Nunmehr werden die erweichten Halme mittels eines ſchar-
fen Inſtrumentes in ſchmale Streifen geſpalten. Dann beginnt das Flech-
ten, eine mühſelige Arbeit, zu der vielfach Kinder herangezogen werden.
Die Panamageflechte, welche gemeinhin nicht gefärbt werden, ſtammen
von Carludovica palmata ab.
§ 21. Gewebeprüfung *).
Sobald man die Art der Geſpinnſtfaſer kennt, bietet das Färben der-
ſelben durchſchnittlich keine Schwierigkeit. Weſentlich anders aber geſtaltet
ſich der Fall, wenn die Natur des Faſermaterials nicht bekannt iſt, oder
wenn das daraus gefertigte Garn oder Gewebe die Entſcheidung zweifelhaft
macht; noch ſchwieriger wird der Fall, wenn mehrere Geſpinnſtfaſern in
einem Gewebe verwebt ſind; meiſt thut auch die Appretur der Schärfe ein-
zelner Reaktionen Eintrag, ſo daß eine Gewebeprüfung ſelbſt für den Fach-
mann eine ſchwierige Sache bleibt. Die Gewebeprüfung hat zum Zweck die
Feſtſtellung der Geſpinnſtfaſern, aus welchen das zu unterſuchende Gewebe
hergeſtellt iſt. Eine derartige Unterſuchung ſetzt ein ſolches Maß chemiſcher
*) Der vorſtehende Paragraph iſt nur ein Auszug aus einer größeren Arbeit
über das gleiche Thema, welches ich in der „Real-Encyklopädie der geſamten Phar-
mazie“, Bd. IV, veröffentlicht habe. Dieſer Auszug macht auf Vollſtändigkeit kei-
nen Anſpruch; er behandelt lediglich die in der Färberei wirklich vorkommenden
Geſpinnſtfaſern und ſoll nur die Wege weiſen, auf welchen eine Unterſuchung von
Geſpinnſten oder Geweben überhaupt zu erfolgen hat. Der Verf.
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