gewöhnte Genuß des Fleisches, des Knoblauchs, des Silphium, seines Saftes oder Stengels, oder auch anderer solcher Dinge, die an sich schon grosse Kräfte haben, ausrichten. Weniger wird man sich dann ver- wundern, wenn dergleichen Sachen den Magen mehr, als etwas anders belästigen. Allein, wenn man nun auch sieht, was der ungewohnte Genuß des Honigku- chens bey einem, der nur Brod zu speisen pflegte, im Leibe für Unruhe, Auftreiben, Blähungen und Grimmen veranlaßt; oder was der an Honigkuchen gewöhnte, wenn er ungefähr Brod ißt, für eine Schwe- re und Spannen im Magen fühlt, oder was das näm- liche Brod, warm gespeißt für Durst und plötzliche Anfüllung, wegen seiner trocknenden und schwer wei- tergehenden Eigenschaften erregt; was für einen Un- terschied der ungewöhnte Genuß eines recht klaren von gebeuteltem Mehl gebackenen und dargegen eines gro- ben geschrotenen Brodes mache; oder was es thue, oh- ne daran gewöhnt zu seyn, trockenen, frischen, oder klosichten Honigkuchen zu essen. Was frische geröste- te Gerstengrütze bey denen mache, die sie nicht ge- wohnt sind, und eine andere, die sie sonst frisch zu verbrauchen pflegen. Was das Wein- oder Wasser- trinken, wenn man das eine mit dem andern wider die Gewohnheit plötzlich vertauscht; deßgleichen dün- ner und wässerichter oder guter starker Wein, wenn er ungewohnt getrunken wird, wirken. Denn jener erzeugt übrige wässerichte Feuchtigkeiten in dem Ma- gen, und in den Därmen Blähungen; dieser hergegen Klopfen in den Adern, eine Schwere im Kopfe und
Durst
gewoͤhnte Genuß des Fleiſches, des Knoblauchs, des Silphium, ſeines Saftes oder Stengels, oder auch anderer ſolcher Dinge, die an ſich ſchon groſſe Kraͤfte haben, ausrichten. Weniger wird man ſich dann ver- wundern, wenn dergleichen Sachen den Magen mehr, als etwas anders belaͤſtigen. Allein, wenn man nun auch ſieht, was der ungewohnte Genuß des Honigku- chens bey einem, der nur Brod zu ſpeiſen pflegte, im Leibe fuͤr Unruhe, Auftreiben, Blaͤhungen und Grimmen veranlaßt; oder was der an Honigkuchen gewoͤhnte, wenn er ungefaͤhr Brod ißt, fuͤr eine Schwe- re und Spannen im Magen fuͤhlt, oder was das naͤm- liche Brod, warm geſpeißt fuͤr Durſt und ploͤtzliche Anfuͤllung, wegen ſeiner trocknenden und ſchwer wei- tergehenden Eigenſchaften erregt; was fuͤr einen Un- terſchied der ungewoͤhnte Genuß eines recht klaren von gebeuteltem Mehl gebackenen und dargegen eines gro- ben geſchrotenen Brodes mache; oder was es thue, oh- ne daran gewoͤhnt zu ſeyn, trockenen, friſchen, oder kloſichten Honigkuchen zu eſſen. Was friſche geroͤſte- te Gerſtengruͤtze bey denen mache, die ſie nicht ge- wohnt ſind, und eine andere, die ſie ſonſt friſch zu verbrauchen pflegen. Was das Wein- oder Waſſer- trinken, wenn man das eine mit dem andern wider die Gewohnheit ploͤtzlich vertauſcht; deßgleichen duͤn- ner und waͤſſerichter oder guter ſtarker Wein, wenn er ungewohnt getrunken wird, wirken. Denn jener erzeugt uͤbrige waͤſſerichte Feuchtigkeiten in dem Ma- gen, und in den Daͤrmen Blaͤhungen; dieſer hergegen Klopfen in den Adern, eine Schwere im Kopfe und
Durſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0661"n="642"/>
gewoͤhnte Genuß des Fleiſches, des Knoblauchs, des<lb/>
Silphium, ſeines Saftes oder Stengels, oder auch<lb/>
anderer ſolcher Dinge, die an ſich ſchon groſſe Kraͤfte<lb/>
haben, ausrichten. Weniger wird man ſich dann ver-<lb/>
wundern, wenn dergleichen Sachen den Magen mehr,<lb/>
als etwas anders belaͤſtigen. Allein, wenn man nun<lb/>
auch ſieht, was der ungewohnte Genuß des Honigku-<lb/>
chens bey einem, der nur Brod zu ſpeiſen pflegte,<lb/>
im Leibe fuͤr Unruhe, Auftreiben, Blaͤhungen und<lb/>
Grimmen veranlaßt; oder was der an Honigkuchen<lb/>
gewoͤhnte, wenn er ungefaͤhr Brod ißt, fuͤr eine Schwe-<lb/>
re und Spannen im Magen fuͤhlt, oder was das naͤm-<lb/>
liche Brod, warm geſpeißt fuͤr Durſt und ploͤtzliche<lb/>
Anfuͤllung, wegen ſeiner trocknenden und ſchwer wei-<lb/>
tergehenden Eigenſchaften erregt; was fuͤr einen Un-<lb/>
terſchied der ungewoͤhnte Genuß eines recht klaren von<lb/>
gebeuteltem Mehl gebackenen und dargegen eines gro-<lb/>
ben geſchrotenen Brodes mache; oder was es thue, oh-<lb/>
ne daran gewoͤhnt zu ſeyn, trockenen, friſchen, oder<lb/>
kloſichten Honigkuchen zu eſſen. Was friſche geroͤſte-<lb/>
te Gerſtengruͤtze bey denen mache, die ſie nicht ge-<lb/>
wohnt ſind, und eine andere, die ſie ſonſt friſch zu<lb/>
verbrauchen pflegen. Was das Wein- oder Waſſer-<lb/>
trinken, wenn man das eine mit dem andern wider<lb/>
die Gewohnheit ploͤtzlich vertauſcht; deßgleichen duͤn-<lb/>
ner und waͤſſerichter oder guter ſtarker Wein, wenn<lb/>
er ungewohnt getrunken wird, wirken. Denn jener<lb/>
erzeugt uͤbrige waͤſſerichte Feuchtigkeiten in dem Ma-<lb/>
gen, und in den Daͤrmen Blaͤhungen; dieſer hergegen<lb/>
Klopfen in den Adern, eine Schwere im Kopfe und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Durſt</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[642/0661]
gewoͤhnte Genuß des Fleiſches, des Knoblauchs, des
Silphium, ſeines Saftes oder Stengels, oder auch
anderer ſolcher Dinge, die an ſich ſchon groſſe Kraͤfte
haben, ausrichten. Weniger wird man ſich dann ver-
wundern, wenn dergleichen Sachen den Magen mehr,
als etwas anders belaͤſtigen. Allein, wenn man nun
auch ſieht, was der ungewohnte Genuß des Honigku-
chens bey einem, der nur Brod zu ſpeiſen pflegte,
im Leibe fuͤr Unruhe, Auftreiben, Blaͤhungen und
Grimmen veranlaßt; oder was der an Honigkuchen
gewoͤhnte, wenn er ungefaͤhr Brod ißt, fuͤr eine Schwe-
re und Spannen im Magen fuͤhlt, oder was das naͤm-
liche Brod, warm geſpeißt fuͤr Durſt und ploͤtzliche
Anfuͤllung, wegen ſeiner trocknenden und ſchwer wei-
tergehenden Eigenſchaften erregt; was fuͤr einen Un-
terſchied der ungewoͤhnte Genuß eines recht klaren von
gebeuteltem Mehl gebackenen und dargegen eines gro-
ben geſchrotenen Brodes mache; oder was es thue, oh-
ne daran gewoͤhnt zu ſeyn, trockenen, friſchen, oder
kloſichten Honigkuchen zu eſſen. Was friſche geroͤſte-
te Gerſtengruͤtze bey denen mache, die ſie nicht ge-
wohnt ſind, und eine andere, die ſie ſonſt friſch zu
verbrauchen pflegen. Was das Wein- oder Waſſer-
trinken, wenn man das eine mit dem andern wider
die Gewohnheit ploͤtzlich vertauſcht; deßgleichen duͤn-
ner und waͤſſerichter oder guter ſtarker Wein, wenn
er ungewohnt getrunken wird, wirken. Denn jener
erzeugt uͤbrige waͤſſerichte Feuchtigkeiten in dem Ma-
gen, und in den Daͤrmen Blaͤhungen; dieſer hergegen
Klopfen in den Adern, eine Schwere im Kopfe und
Durſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/661>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.