dersalz mit 8 Loth Kamillenwasser, ein Loth Kamil- lensaft und zwanzig Tropfen Hoffmannischen Geist, jede Stunde einen Eßlöffelvoll; auf die schmerzhaften Stellen warme Umschläge aus Holder- und Kamil- lenblüthe mit Mehl und Milch; Klystiren von Kley- enwasser, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank Gerstenwasser mit Sauerhönig. Innerhalb acht Stun- den waren der Kopfschmerz, das Drücken, die Schmer- zen der Seiten leichter, sie lag ruhig, sprach ordent- lich, sah gut, athmete besser, und empfand nur noch bey einem stärkeren Druck die Schmerzen, wobey sie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der Puls war langsamer, völler, wellenförmig, gleich- sam doppelt schlagend; sie hatte zwey wässerichte Stü- le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; sobald sie die Augen schloß, schwebten ihr aller Art Bilder vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch schwoll auf, und es hob sich immerwährend etwas gegen die Brust, was sie zum Erbrechen reitzte, sie schwitzte häufig am ganzen Leibe; bekam drey häufige, theils mit flockich- ten, häutigen, schleimigen, grünen und braunen Thei- len gemischte Stühle jedesmal mit ausnehmender Er- leichterung; der trübe Harn hatte einen häufigen, weißlichten, flockichten Bodensatz; der Kopf zwar ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, so daß sie des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten; indessen lächelte sie auf eine unangenehme Art, und die Augen waren roth, die Gesichtsfarbe etwas erd- artiger; die Zunge unreiner, der Geschmack lettig, trocken, bitter; viel Durst; der Puls weich, voll;
die
derſalz mit 8 Loth Kamillenwaſſer, ein Loth Kamil- lenſaft und zwanzig Tropfen Hoffmanniſchen Geiſt, jede Stunde einen Eßloͤffelvoll; auf die ſchmerzhaften Stellen warme Umſchlaͤge aus Holder- und Kamil- lenbluͤthe mit Mehl und Milch; Klyſtiren von Kley- enwaſſer, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank Gerſtenwaſſer mit Sauerhoͤnig. Innerhalb acht Stun- den waren der Kopfſchmerz, das Druͤcken, die Schmer- zen der Seiten leichter, ſie lag ruhig, ſprach ordent- lich, ſah gut, athmete beſſer, und empfand nur noch bey einem ſtaͤrkeren Druck die Schmerzen, wobey ſie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der Puls war langſamer, voͤller, wellenfoͤrmig, gleich- ſam doppelt ſchlagend; ſie hatte zwey waͤſſerichte Stuͤ- le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; ſobald ſie die Augen ſchloß, ſchwebten ihr aller Art Bilder vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch ſchwoll auf, und es hob ſich immerwaͤhrend etwas gegen die Bruſt, was ſie zum Erbrechen reitzte, ſie ſchwitzte haͤufig am ganzen Leibe; bekam drey haͤufige, theils mit flockich- ten, haͤutigen, ſchleimigen, gruͤnen und braunen Thei- len gemiſchte Stuͤhle jedesmal mit ausnehmender Er- leichterung; der truͤbe Harn hatte einen haͤufigen, weißlichten, flockichten Bodenſatz; der Kopf zwar ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, ſo daß ſie des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten; indeſſen laͤchelte ſie auf eine unangenehme Art, und die Augen waren roth, die Geſichtsfarbe etwas erd- artiger; die Zunge unreiner, der Geſchmack lettig, trocken, bitter; viel Durſt; der Puls weich, voll;
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derſalz mit 8 Loth Kamillenwaſſer, ein Loth Kamil-
lenſaft und zwanzig Tropfen Hoffmanniſchen Geiſt,
jede Stunde einen Eßloͤffelvoll; auf die ſchmerzhaften
Stellen warme Umſchlaͤge aus Holder- und Kamil-
lenbluͤthe mit Mehl und Milch; Klyſtiren von Kley-
enwaſſer, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank
Gerſtenwaſſer mit Sauerhoͤnig. Innerhalb acht Stun-
den waren der Kopfſchmerz, das Druͤcken, die Schmer-
zen der Seiten leichter, ſie lag ruhig, ſprach ordent-
lich, ſah gut, athmete beſſer, und empfand nur noch
bey einem ſtaͤrkeren Druck die Schmerzen, wobey
ſie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der
Puls war langſamer, voͤller, wellenfoͤrmig, gleich-
ſam doppelt ſchlagend; ſie hatte zwey waͤſſerichte Stuͤ-
le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; ſobald
ſie die Augen ſchloß, ſchwebten ihr aller Art Bilder
vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch ſchwoll auf,
und es hob ſich immerwaͤhrend etwas gegen die Bruſt,
was ſie zum Erbrechen reitzte, ſie ſchwitzte haͤufig am
ganzen Leibe; bekam drey haͤufige, theils mit flockich-
ten, haͤutigen, ſchleimigen, gruͤnen und braunen Thei-
len gemiſchte Stuͤhle jedesmal mit ausnehmender Er-
leichterung; der truͤbe Harn hatte einen haͤufigen,
weißlichten, flockichten Bodenſatz; der Kopf zwar
ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, ſo daß ſie
des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten;
indeſſen laͤchelte ſie auf eine unangenehme Art, und
die Augen waren roth, die Geſichtsfarbe etwas erd-
artiger; die Zunge unreiner, der Geſchmack lettig,
trocken, bitter; viel Durſt; der Puls weich, voll;
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/602>, abgerufen am 24.11.2024.
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