Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

dersalz mit 8 Loth Kamillenwasser, ein Loth Kamil-
lensaft und zwanzig Tropfen Hoffmannischen Geist,
jede Stunde einen Eßlöffelvoll; auf die schmerzhaften
Stellen warme Umschläge aus Holder- und Kamil-
lenblüthe mit Mehl und Milch; Klystiren von Kley-
enwasser, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank
Gerstenwasser mit Sauerhönig. Innerhalb acht Stun-
den waren der Kopfschmerz, das Drücken, die Schmer-
zen der Seiten leichter, sie lag ruhig, sprach ordent-
lich, sah gut, athmete besser, und empfand nur noch
bey einem stärkeren Druck die Schmerzen, wobey
sie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der
Puls war langsamer, völler, wellenförmig, gleich-
sam doppelt schlagend; sie hatte zwey wässerichte Stü-
le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; sobald
sie die Augen schloß, schwebten ihr aller Art Bilder
vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch schwoll auf,
und es hob sich immerwährend etwas gegen die Brust,
was sie zum Erbrechen reitzte, sie schwitzte häufig am
ganzen Leibe; bekam drey häufige, theils mit flockich-
ten, häutigen, schleimigen, grünen und braunen Thei-
len gemischte Stühle jedesmal mit ausnehmender Er-
leichterung; der trübe Harn hatte einen häufigen,
weißlichten, flockichten Bodensatz; der Kopf zwar
ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, so daß sie
des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten;
indessen lächelte sie auf eine unangenehme Art, und
die Augen waren roth, die Gesichtsfarbe etwas erd-
artiger; die Zunge unreiner, der Geschmack lettig,
trocken, bitter; viel Durst; der Puls weich, voll;

die

derſalz mit 8 Loth Kamillenwaſſer, ein Loth Kamil-
lenſaft und zwanzig Tropfen Hoffmanniſchen Geiſt,
jede Stunde einen Eßloͤffelvoll; auf die ſchmerzhaften
Stellen warme Umſchlaͤge aus Holder- und Kamil-
lenbluͤthe mit Mehl und Milch; Klyſtiren von Kley-
enwaſſer, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank
Gerſtenwaſſer mit Sauerhoͤnig. Innerhalb acht Stun-
den waren der Kopfſchmerz, das Druͤcken, die Schmer-
zen der Seiten leichter, ſie lag ruhig, ſprach ordent-
lich, ſah gut, athmete beſſer, und empfand nur noch
bey einem ſtaͤrkeren Druck die Schmerzen, wobey
ſie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der
Puls war langſamer, voͤller, wellenfoͤrmig, gleich-
ſam doppelt ſchlagend; ſie hatte zwey waͤſſerichte Stuͤ-
le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; ſobald
ſie die Augen ſchloß, ſchwebten ihr aller Art Bilder
vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch ſchwoll auf,
und es hob ſich immerwaͤhrend etwas gegen die Bruſt,
was ſie zum Erbrechen reitzte, ſie ſchwitzte haͤufig am
ganzen Leibe; bekam drey haͤufige, theils mit flockich-
ten, haͤutigen, ſchleimigen, gruͤnen und braunen Thei-
len gemiſchte Stuͤhle jedesmal mit ausnehmender Er-
leichterung; der truͤbe Harn hatte einen haͤufigen,
weißlichten, flockichten Bodenſatz; der Kopf zwar
ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, ſo daß ſie
des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten;
indeſſen laͤchelte ſie auf eine unangenehme Art, und
die Augen waren roth, die Geſichtsfarbe etwas erd-
artiger; die Zunge unreiner, der Geſchmack lettig,
trocken, bitter; viel Durſt; der Puls weich, voll;

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0602" n="583"/>
der&#x017F;alz mit 8 Loth Kamillenwa&#x017F;&#x017F;er, ein Loth Kamil-<lb/>
len&#x017F;aft und zwanzig Tropfen Hoffmanni&#x017F;chen Gei&#x017F;t,<lb/>
jede Stunde einen Eßlo&#x0364;ffelvoll; auf die &#x017F;chmerzhaften<lb/>
Stellen warme Um&#x017F;chla&#x0364;ge aus Holder- und Kamil-<lb/>
lenblu&#x0364;the mit Mehl und Milch; Kly&#x017F;tiren von Kley-<lb/>
enwa&#x017F;&#x017F;er, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank<lb/>
Ger&#x017F;tenwa&#x017F;&#x017F;er mit Sauerho&#x0364;nig. Innerhalb acht Stun-<lb/>
den waren der Kopf&#x017F;chmerz, das Dru&#x0364;cken, die Schmer-<lb/>
zen der Seiten leichter, &#x017F;ie lag ruhig, &#x017F;prach ordent-<lb/>
lich, &#x017F;ah gut, athmete be&#x017F;&#x017F;er, und empfand nur noch<lb/>
bey einem &#x017F;ta&#x0364;rkeren Druck die Schmerzen, wobey<lb/>
&#x017F;ie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der<lb/>
Puls war lang&#x017F;amer, vo&#x0364;ller, wellenfo&#x0364;rmig, gleich-<lb/>
&#x017F;am doppelt &#x017F;chlagend; &#x017F;ie hatte zwey wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erichte Stu&#x0364;-<lb/>
le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; &#x017F;obald<lb/>
&#x017F;ie die Augen &#x017F;chloß, &#x017F;chwebten ihr aller Art Bilder<lb/>
vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch &#x017F;chwoll auf,<lb/>
und es hob &#x017F;ich immerwa&#x0364;hrend etwas gegen die Bru&#x017F;t,<lb/>
was &#x017F;ie zum Erbrechen reitzte, &#x017F;ie &#x017F;chwitzte ha&#x0364;ufig am<lb/>
ganzen Leibe; bekam drey ha&#x0364;ufige, theils mit flockich-<lb/>
ten, ha&#x0364;utigen, &#x017F;chleimigen, gru&#x0364;nen und braunen Thei-<lb/>
len gemi&#x017F;chte Stu&#x0364;hle jedesmal mit ausnehmender Er-<lb/>
leichterung; der tru&#x0364;be Harn hatte einen ha&#x0364;ufigen,<lb/>
weißlichten, flockichten Boden&#x017F;atz; der Kopf zwar<lb/>
ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, &#x017F;o daß &#x017F;ie<lb/>
des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten;<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;chelte &#x017F;ie auf eine unangenehme Art, und<lb/>
die Augen waren roth, die Ge&#x017F;ichtsfarbe etwas erd-<lb/>
artiger; die Zunge unreiner, der Ge&#x017F;chmack lettig,<lb/>
trocken, bitter; viel Dur&#x017F;t; der Puls weich, voll;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[583/0602] derſalz mit 8 Loth Kamillenwaſſer, ein Loth Kamil- lenſaft und zwanzig Tropfen Hoffmanniſchen Geiſt, jede Stunde einen Eßloͤffelvoll; auf die ſchmerzhaften Stellen warme Umſchlaͤge aus Holder- und Kamil- lenbluͤthe mit Mehl und Milch; Klyſtiren von Kley- enwaſſer, Kamillen, Oel und Eyerdotter; zum Trank Gerſtenwaſſer mit Sauerhoͤnig. Innerhalb acht Stun- den waren der Kopfſchmerz, das Druͤcken, die Schmer- zen der Seiten leichter, ſie lag ruhig, ſprach ordent- lich, ſah gut, athmete beſſer, und empfand nur noch bey einem ſtaͤrkeren Druck die Schmerzen, wobey ſie auch nichts mehr als die Mundwinkel verzog; der Puls war langſamer, voͤller, wellenfoͤrmig, gleich- ſam doppelt ſchlagend; ſie hatte zwey waͤſſerichte Stuͤ- le. Die folgende Nacht war ziemlich unruhig; ſobald ſie die Augen ſchloß, ſchwebten ihr aller Art Bilder vor, und der Taumel nahm zu; der Bauch ſchwoll auf, und es hob ſich immerwaͤhrend etwas gegen die Bruſt, was ſie zum Erbrechen reitzte, ſie ſchwitzte haͤufig am ganzen Leibe; bekam drey haͤufige, theils mit flockich- ten, haͤutigen, ſchleimigen, gruͤnen und braunen Thei- len gemiſchte Stuͤhle jedesmal mit ausnehmender Er- leichterung; der truͤbe Harn hatte einen haͤufigen, weißlichten, flockichten Bodenſatz; der Kopf zwar ohne Schmerzen, aber noch eingenommen, ſo daß ſie des Nachdenkens bedarf, um richtig zu antworten; indeſſen laͤchelte ſie auf eine unangenehme Art, und die Augen waren roth, die Geſichtsfarbe etwas erd- artiger; die Zunge unreiner, der Geſchmack lettig, trocken, bitter; viel Durſt; der Puls weich, voll; die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/602
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/602>, abgerufen am 09.05.2024.