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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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Wenn sich hieraus ergiebt, daß die Pfahlbauten bedeutend
jünger sein müssen, als jene Schwemmgebilde, so sind sie
doch alt genug, um uns über Zeiten und Zustände zu be-
lehren, die weit über alle Geschichte hinaufreichen, über Zei-
ten namentlich, wo den Bewohnern Europa's die Metalle
noch unbekannt waren; andererseits aber haben sie so
zahlreiche Aufschlüsse über das frühere Thier- und Pflanzen-
leben ihrer Umgebungen und so werthvolle Beiträge für die
nähere Kenntniß vorgeschichtlicher Völkerwanderungen gelie-
fert, daß der Eifer erklärlich ist, womit Natur- und Alter-
thumsforscher den Pfahlbauten nachgespürt und dieselben
untersucht haben. Da ich auf Einzelnheiten nicht eingehen
kann, so bemerke ich zum Verständniß des Gesagten nur noch,
daß sich über der Lehmschicht, in welcher die Pfähle stecken,
schon zur Zeit, als sie noch menschliche Wohnungen trugen,
eine neue, dicke Schicht von schwarzen, sandigen Letten ab-
gelagert hat, in welcher die Waffen und Geräthschaften der
früheren Bewohner der Pfahlbauten, sowie Knochen von
Thieren und Früchte, die zu ihrer Nahrung dienten, einge-
bettet sind, die uns durch die relative Tiefe ihrer Lage über
das entsprechende Alter und über den Culturzustand ihrer
einstigen Besitzer Auskunft geben.

Die werthvollsten Berichte über die Pfahlbauten hat
seit 1854 Dr. Keller in Zürich geliefert; auf sie und die
früher erwähnte Schrift von Rütimeyer (von 1860) muß
ich diejenigen verweisen, die sich genauer über diese Bauten
belehren wollen.

Fast von gleichem Jnteresse ist eine andere Reihe von
Erscheinungen, die man in den Torfmooren der dänischen
Jnseln und an den sog. Kjökken-möddinger, wie die
Dänen sie nennen, beobachtet hat. Kjökken-möddinger -- zu

Wenn ſich hieraus ergiebt, daß die Pfahlbauten bedeutend
jünger ſein müſſen, als jene Schwemmgebilde, ſo ſind ſie
doch alt genug, um uns über Zeiten und Zuſtände zu be-
lehren, die weit über alle Geſchichte hinaufreichen, über Zei-
ten namentlich, wo den Bewohnern Europa's die Metalle
noch unbekannt waren; andererſeits aber haben ſie ſo
zahlreiche Aufſchlüſſe über das frühere Thier- und Pflanzen-
leben ihrer Umgebungen und ſo werthvolle Beiträge für die
nähere Kenntniß vorgeſchichtlicher Völkerwanderungen gelie-
fert, daß der Eifer erklärlich iſt, womit Natur- und Alter-
thumsforſcher den Pfahlbauten nachgeſpürt und dieſelben
unterſucht haben. Da ich auf Einzelnheiten nicht eingehen
kann, ſo bemerke ich zum Verſtändniß des Geſagten nur noch,
daß ſich über der Lehmſchicht, in welcher die Pfähle ſtecken,
ſchon zur Zeit, als ſie noch menſchliche Wohnungen trugen,
eine neue, dicke Schicht von ſchwarzen, ſandigen Letten ab-
gelagert hat, in welcher die Waffen und Geräthſchaften der
früheren Bewohner der Pfahlbauten, ſowie Knochen von
Thieren und Früchte, die zu ihrer Nahrung dienten, einge-
bettet ſind, die uns durch die relative Tiefe ihrer Lage über
das entſprechende Alter und über den Culturzuſtand ihrer
einſtigen Beſitzer Auskunft geben.

Die werthvollſten Berichte über die Pfahlbauten hat
ſeit 1854 Dr. Keller in Zürich geliefert; auf ſie und die
früher erwähnte Schrift von Rütimeyer (von 1860) muß
ich diejenigen verweiſen, die ſich genauer über dieſe Bauten
belehren wollen.

Faſt von gleichem Jntereſſe iſt eine andere Reihe von
Erſcheinungen, die man in den Torfmooren der däniſchen
Jnſeln und an den ſog. Kjökken-möddinger, wie die
Dänen ſie nennen, beobachtet hat. Kjökken-möddinger — zu

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[34/0038] Wenn ſich hieraus ergiebt, daß die Pfahlbauten bedeutend jünger ſein müſſen, als jene Schwemmgebilde, ſo ſind ſie doch alt genug, um uns über Zeiten und Zuſtände zu be- lehren, die weit über alle Geſchichte hinaufreichen, über Zei- ten namentlich, wo den Bewohnern Europa's die Metalle noch unbekannt waren; andererſeits aber haben ſie ſo zahlreiche Aufſchlüſſe über das frühere Thier- und Pflanzen- leben ihrer Umgebungen und ſo werthvolle Beiträge für die nähere Kenntniß vorgeſchichtlicher Völkerwanderungen gelie- fert, daß der Eifer erklärlich iſt, womit Natur- und Alter- thumsforſcher den Pfahlbauten nachgeſpürt und dieſelben unterſucht haben. Da ich auf Einzelnheiten nicht eingehen kann, ſo bemerke ich zum Verſtändniß des Geſagten nur noch, daß ſich über der Lehmſchicht, in welcher die Pfähle ſtecken, ſchon zur Zeit, als ſie noch menſchliche Wohnungen trugen, eine neue, dicke Schicht von ſchwarzen, ſandigen Letten ab- gelagert hat, in welcher die Waffen und Geräthſchaften der früheren Bewohner der Pfahlbauten, ſowie Knochen von Thieren und Früchte, die zu ihrer Nahrung dienten, einge- bettet ſind, die uns durch die relative Tiefe ihrer Lage über das entſprechende Alter und über den Culturzuſtand ihrer einſtigen Beſitzer Auskunft geben. Die werthvollſten Berichte über die Pfahlbauten hat ſeit 1854 Dr. Keller in Zürich geliefert; auf ſie und die früher erwähnte Schrift von Rütimeyer (von 1860) muß ich diejenigen verweiſen, die ſich genauer über dieſe Bauten belehren wollen. Faſt von gleichem Jntereſſe iſt eine andere Reihe von Erſcheinungen, die man in den Torfmooren der däniſchen Jnſeln und an den ſog. Kjökken-möddinger, wie die Dänen ſie nennen, beobachtet hat. Kjökken-möddinger — zu

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/38>, abgerufen am 25.04.2024.