einen Zanberschlag, das ganze Gemählde, und Mu- cius Bild erscheint auf derselben Stelle, und droht mir mit wehmühtigem Lächeln. Ja Mucius ich bin dein! du hast recht! für die Ewigkeit! so sprachen wir. Guter William, ich kann nim- mer die Deine seyn. Wenn ich meine ersten Schwüre bräche, welche Bürgschaft hättest du für die zweiten?
Das Leben hier sagt mir recht wohl zu, nur für die Länge mag es in der Stadt ein wenig langwetlig werden. Die Gesellschaft der Freunde, woraus der größere Theil der Einwohner be- steht, sind sehr brave rechtliche Menschen, nur etwas zu pedantisch in ihren Sitten. Jch stimme den meisten ihrer Grundsätze und Einrichtun- gen mit inniger Ueberzeugung bei, kann aber durchaus nicht begreifen, warum der Geist der Fröhlichkeit damit unvereinbar seyn sollte. Kann es dem höchsten Wesen wohlgefällig seyn, auf lauter ernste oder traurige Gesichter zu blicken, und können Tanz und Spiel der wahren Tugend zuwider seyn? Daß doch des Menschen Wahn
einen Zanberſchlag, das ganze Gemaͤhlde, und Mu- cius Bild erſcheint auf derſelben Stelle, und droht mir mit wehmuͤhtigem Laͤcheln. Ja Mucius ich bin dein! du haſt recht! fuͤr die Ewigkeit! ſo ſprachen wir. Guter William, ich kann nim- mer die Deine ſeyn. Wenn ich meine erſten Schwuͤre braͤche, welche Buͤrgſchaft haͤtteſt du fuͤr die zweiten?
Das Leben hier ſagt mir recht wohl zu, nur fuͤr die Laͤnge mag es in der Stadt ein wenig langwetlig werden. Die Geſellſchaft der Freunde, woraus der groͤßere Theil der Einwohner be- ſteht, ſind ſehr brave rechtliche Menſchen, nur etwas zu pedantiſch in ihren Sitten. Jch ſtimme den meiſten ihrer Grundſaͤtze und Einrichtun- gen mit inniger Ueberzeugung bei, kann aber durchaus nicht begreifen, warum der Geiſt der Froͤhlichkeit damit unvereinbar ſeyn ſollte. Kann es dem hoͤchſten Weſen wohlgefaͤllig ſeyn, auf lauter ernſte oder traurige Geſichter zu blicken, und koͤnnen Tanz und Spiel der wahren Tugend zuwider ſeyn? Daß doch des Menſchen Wahn
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einen Zanberſchlag, das ganze Gemaͤhlde, und Mu-
cius Bild erſcheint auf derſelben Stelle, und droht
mir mit wehmuͤhtigem Laͤcheln. Ja Mucius
ich bin dein! du haſt recht! fuͤr die Ewigkeit!
ſo ſprachen wir. Guter William, ich kann nim-
mer die Deine ſeyn. Wenn ich meine erſten
Schwuͤre braͤche, welche Buͤrgſchaft haͤtteſt du
fuͤr die zweiten?
Das Leben hier ſagt mir recht wohl zu, nur
fuͤr die Laͤnge mag es in der Stadt ein wenig
langwetlig werden. Die Geſellſchaft der Freunde,
woraus der groͤßere Theil der Einwohner be-
ſteht, ſind ſehr brave rechtliche Menſchen, nur
etwas zu pedantiſch in ihren Sitten. Jch ſtimme
den meiſten ihrer Grundſaͤtze und Einrichtun-
gen mit inniger Ueberzeugung bei, kann aber
durchaus nicht begreifen, warum der Geiſt der
Froͤhlichkeit damit unvereinbar ſeyn ſollte. Kann
es dem hoͤchſten Weſen wohlgefaͤllig ſeyn, auf
lauter ernſte oder traurige Geſichter zu blicken,
und koͤnnen Tanz und Spiel der wahren Tugend
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/18>, abgerufen am 27.07.2024.
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