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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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welt schwerlich, ohne Partheilichkeit, darüber
ein Endurtheil sprechen kann.

Meinem Vater schienen sich nach und nach
dieselben Bemerkungen auf zu drängen. Er
hatte den Frieden von Amiens benutzt, um
persönlich beim ersten Konsul Eure Rückkehr
aus zu wirken, ein Beweis, wie sehr er den
mächtigen Mann ehrte, keinen andern hätte er
darum gebeten. Jhr wurdet von der Liste der
Ausgewanderten gestrichen.

Deine gute Mutter benutzte die ertheilte
Erlaubniß, um ihrer geschwächten Gesundheit
willen, und um ihren geliebten Bruder wieder
zu sehn, mit vieler Freude; dein Vater gab
seine Einwilligung, wahrscheinlich aus ökonomi-
schen und politischen Rücksichten, und so kamst
Du, meine geliebte Adele, mit Deiner Mut-
ter zu uns. Welch ein Fest gab das in un-
serem Hause! ein neues Leben ging für uns
Alle auf. Jch war damals vierzehn, Du noch
nicht viel über acht Jahr alt, aber wie innig
schlossen wir uns an einander! Es war nicht
der Begriff der Blutsverwandtschaft allein, was
mich so an Dich kettete, ob wir uns gleich

welt ſchwerlich, ohne Partheilichkeit, daruͤber
ein Endurtheil ſprechen kann.

Meinem Vater ſchienen ſich nach und nach
dieſelben Bemerkungen auf zu draͤngen. Er
hatte den Frieden von Amiens benutzt, um
perſoͤnlich beim erſten Konſul Eure Ruͤckkehr
aus zu wirken, ein Beweis, wie ſehr er den
maͤchtigen Mann ehrte, keinen andern haͤtte er
darum gebeten. Jhr wurdet von der Liſte der
Ausgewanderten geſtrichen.

Deine gute Mutter benutzte die ertheilte
Erlaubniß, um ihrer geſchwaͤchten Geſundheit
willen, und um ihren geliebten Bruder wieder
zu ſehn, mit vieler Freude; dein Vater gab
ſeine Einwilligung, wahrſcheinlich aus oͤkonomi-
ſchen und politiſchen Ruͤckſichten, und ſo kamſt
Du, meine geliebte Adele, mit Deiner Mut-
ter zu uns. Welch ein Feſt gab das in un-
ſerem Hauſe! ein neues Leben ging fuͤr uns
Alle auf. Jch war damals vierzehn, Du noch
nicht viel uͤber acht Jahr alt, aber wie innig
ſchloſſen wir uns an einander! Es war nicht
der Begriff der Blutsverwandtſchaft allein, was
mich ſo an Dich kettete, ob wir uns gleich

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[86/0096] welt ſchwerlich, ohne Partheilichkeit, daruͤber ein Endurtheil ſprechen kann. Meinem Vater ſchienen ſich nach und nach dieſelben Bemerkungen auf zu draͤngen. Er hatte den Frieden von Amiens benutzt, um perſoͤnlich beim erſten Konſul Eure Ruͤckkehr aus zu wirken, ein Beweis, wie ſehr er den maͤchtigen Mann ehrte, keinen andern haͤtte er darum gebeten. Jhr wurdet von der Liſte der Ausgewanderten geſtrichen. Deine gute Mutter benutzte die ertheilte Erlaubniß, um ihrer geſchwaͤchten Geſundheit willen, und um ihren geliebten Bruder wieder zu ſehn, mit vieler Freude; dein Vater gab ſeine Einwilligung, wahrſcheinlich aus oͤkonomi- ſchen und politiſchen Ruͤckſichten, und ſo kamſt Du, meine geliebte Adele, mit Deiner Mut- ter zu uns. Welch ein Feſt gab das in un- ſerem Hauſe! ein neues Leben ging fuͤr uns Alle auf. Jch war damals vierzehn, Du noch nicht viel uͤber acht Jahr alt, aber wie innig ſchloſſen wir uns an einander! Es war nicht der Begriff der Blutsverwandtſchaft allein, was mich ſo an Dich kettete, ob wir uns gleich

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/96>, abgerufen am 24.11.2024.