Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Er legte lächeld die Hand auf meinen Scheitel. Um gleich in der Reihefolge dieser Neigung Er legte laͤcheld die Hand auf meinen Scheitel. Um gleich in der Reihefolge dieſer Neigung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0086" n="76"/> Er legte laͤcheld die Hand auf meinen Scheitel.<lb/> „Kleine Schwaͤrmerin‟ ſagte er, „vielleicht dach-<lb/> teſt du auch an jene Weiber, welche ihr Haar zu<lb/> Bogenſehnen hergaben, als Opfer fuͤr das Va-<lb/> terland!‟ Ergluͤhend kuͤßte ich ſeine Hand. „Be-<lb/> ruhige dich,‟ fuhr er fort, „die Geluͤbde der Un-<lb/> ſchuld ſind gewiß der Gottheit angenehm.‟</p><lb/> <p>Um gleich in der Reihefolge dieſer Neigung<lb/> zu bleiben, will ich hier erzaͤhlen, was ſich<lb/> erſt zwei Jahre ſpaͤter begab. Jch hatte mein<lb/> zwoͤlftes Jahr angetreten, unſer Emil war ſeit<lb/> einigen Wochen von uns geſchieden, um, wie<lb/> ich ſchon fruͤher geſagt, in Aix erzogen zu wer-<lb/> den. Vuonaparte war aus Aegypten zuruͤckge-<lb/> kehrt, er hatte das von Factionen zerriſſene<lb/> Vaterland gerettet, die Flamme des graͤulichen<lb/> Buͤrgerkrieges geloͤſcht, und mit kraͤftiger Hand<lb/> das Steuerruder des Staates gefaßt. Auf ihn<lb/> gruͤndeten alle Parteien ihre Hoffnungen. Die<lb/> Gemaͤßigten hofften feſte Ordnung und Geſetz-<lb/> lichkeit, und taͤuſchten ſich nicht; die Republi-<lb/> kaner Freiheit — man ließ ihnen ſo viel davon<lb/> in Form und Weſen, als ſich nur mit der<lb/> Groͤße des Reichs, und dem Grade ſeiner mo-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0086]
Er legte laͤcheld die Hand auf meinen Scheitel.
„Kleine Schwaͤrmerin‟ ſagte er, „vielleicht dach-
teſt du auch an jene Weiber, welche ihr Haar zu
Bogenſehnen hergaben, als Opfer fuͤr das Va-
terland!‟ Ergluͤhend kuͤßte ich ſeine Hand. „Be-
ruhige dich,‟ fuhr er fort, „die Geluͤbde der Un-
ſchuld ſind gewiß der Gottheit angenehm.‟
Um gleich in der Reihefolge dieſer Neigung
zu bleiben, will ich hier erzaͤhlen, was ſich
erſt zwei Jahre ſpaͤter begab. Jch hatte mein
zwoͤlftes Jahr angetreten, unſer Emil war ſeit
einigen Wochen von uns geſchieden, um, wie
ich ſchon fruͤher geſagt, in Aix erzogen zu wer-
den. Vuonaparte war aus Aegypten zuruͤckge-
kehrt, er hatte das von Factionen zerriſſene
Vaterland gerettet, die Flamme des graͤulichen
Buͤrgerkrieges geloͤſcht, und mit kraͤftiger Hand
das Steuerruder des Staates gefaßt. Auf ihn
gruͤndeten alle Parteien ihre Hoffnungen. Die
Gemaͤßigten hofften feſte Ordnung und Geſetz-
lichkeit, und taͤuſchten ſich nicht; die Republi-
kaner Freiheit — man ließ ihnen ſo viel davon
in Form und Weſen, als ſich nur mit der
Groͤße des Reichs, und dem Grade ſeiner mo-
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