Aecker, gleich den ihrigen, bestellt, und den Er- trag gewissenhaft bewahrt. Mein Vater bezeigte ihnen seine lebhafte Dankbarkeit, und die guten Menschen glaubten sich ihm verpflichtet. Es knüpften sich die schönen Bande der gegenseiti- gen Liebe und des Vertrauens immer fester, und trotzten allen nachfolgenden Stürmen der Zeit. So unruhvoll und blutig auch die folgen- den Jahre für Frankreich gewesen sind, mein friedliches Thal, die Wiege meiner Kindheit, ist, Dank der Sinnesart meines guten Vaters! im- mer so ruhig und glücklich geblieben, als läge es auf einer Jnsel des stillen Oceans.
Der benachbarte Adel nannte ihn anfangs einen Tollhäusler, und wich ihm aus; später- hin hielt er ihn für einen Schlaukopf, und suchte oft seine Vermittelung. Erkannt haben ihn nur Wenige; man hielt für Klugheit, was nur Vernunft und Gefühl war.
Jn dieser schönen Umgebung, an der Hand der Liebe, ging ich meine ersten Schritte, hier wurde mein Geist sich seiner bewußt. Meine Aeltern machten zu meiner Erziehung keine künst-
Aecker, gleich den ihrigen, beſtellt, und den Er- trag gewiſſenhaft bewahrt. Mein Vater bezeigte ihnen ſeine lebhafte Dankbarkeit, und die guten Menſchen glaubten ſich ihm verpflichtet. Es knuͤpften ſich die ſchoͤnen Bande der gegenſeiti- gen Liebe und des Vertrauens immer feſter, und trotzten allen nachfolgenden Stuͤrmen der Zeit. So unruhvoll und blutig auch die folgen- den Jahre fuͤr Frankreich geweſen ſind, mein friedliches Thal, die Wiege meiner Kindheit, iſt, Dank der Sinnesart meines guten Vaters! im- mer ſo ruhig und gluͤcklich geblieben, als laͤge es auf einer Jnſel des ſtillen Oceans.
Der benachbarte Adel nannte ihn anfangs einen Tollhaͤusler, und wich ihm aus; ſpaͤter- hin hielt er ihn fuͤr einen Schlaukopf, und ſuchte oft ſeine Vermittelung. Erkannt haben ihn nur Wenige; man hielt fuͤr Klugheit, was nur Vernunft und Gefuͤhl war.
Jn dieſer ſchoͤnen Umgebung, an der Hand der Liebe, ging ich meine erſten Schritte, hier wurde mein Geiſt ſich ſeiner bewußt. Meine Aeltern machten zu meiner Erziehung keine kuͤnſt-
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Aecker, gleich den ihrigen, beſtellt, und den Er-
trag gewiſſenhaft bewahrt. Mein Vater bezeigte
ihnen ſeine lebhafte Dankbarkeit, und die guten
Menſchen glaubten ſich ihm verpflichtet. Es
knuͤpften ſich die ſchoͤnen Bande der gegenſeiti-
gen Liebe und des Vertrauens immer feſter,
und trotzten allen nachfolgenden Stuͤrmen der
Zeit. So unruhvoll und blutig auch die folgen-
den Jahre fuͤr Frankreich geweſen ſind, mein
friedliches Thal, die Wiege meiner Kindheit, iſt,
Dank der Sinnesart meines guten Vaters! im-
mer ſo ruhig und gluͤcklich geblieben, als laͤge
es auf einer Jnſel des ſtillen Oceans.
Der benachbarte Adel nannte ihn anfangs
einen Tollhaͤusler, und wich ihm aus; ſpaͤter-
hin hielt er ihn fuͤr einen Schlaukopf, und
ſuchte oft ſeine Vermittelung. Erkannt haben
ihn nur Wenige; man hielt fuͤr Klugheit, was
nur Vernunft und Gefuͤhl war.
Jn dieſer ſchoͤnen Umgebung, an der Hand
der Liebe, ging ich meine erſten Schritte, hier
wurde mein Geiſt ſich ſeiner bewußt. Meine
Aeltern machten zu meiner Erziehung keine kuͤnſt-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/61>, abgerufen am 27.07.2024.
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