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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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Virginia, Virginia! du theures Pfand der neuen
Freiheit! Roms Virginia sprengte durch ihren
Tod Roms Bande; du verbürgst mir durch
den Augenblick deiner Geburt die Freiheit dei-
nes Vaterlandes, und knüpfest mich mit tausend
neuen Banden an dasselbe. Er legte mich wieder
auf das Bett, und seine Rechte segnend auf
meine Stirn. Victor kniete tief erschüttert ne-
ben ihm, und legte ebenfalls seine Hand, wie
zum Schwur, auf mein Haupt. "Freiheit und
Vaterland! Freiheit und Gleichheit!" sprach er
mit hohem Ernste. "Vaterland, Freiheit und
Gleichheit!" sprach mein Vater ihm nach. Dann
schlugen beide Männer kräftig die Hände in
einander, und umarmten sich. Lächelnd und
selig sah meine Mutter auf dieß erhabene Schau-
spiel herab. Sieh, Adele, so wurde ich gebo-
ren. Könnte ich es jemals ertragen, daß man
den 14ten Julius mit Schmähungen belegt?
würden die Deinen mein Fest jemals mit gu-
tem Herzen feiern wollen? Nein, Virginia, die
erstgeborne Tochter der Freiheit, muß in einem
freien Lande sterben.



Virginia, Virginia! du theures Pfand der neuen
Freiheit! Roms Virginia ſprengte durch ihren
Tod Roms Bande; du verbuͤrgſt mir durch
den Augenblick deiner Geburt die Freiheit dei-
nes Vaterlandes, und knuͤpfeſt mich mit tauſend
neuen Banden an daſſelbe. Er legte mich wieder
auf das Bett, und ſeine Rechte ſegnend auf
meine Stirn. Victor kniete tief erſchuͤttert ne-
ben ihm, und legte ebenfalls ſeine Hand, wie
zum Schwur, auf mein Haupt. „Freiheit und
Vaterland! Freiheit und Gleichheit!‟ ſprach er
mit hohem Ernſte. „Vaterland, Freiheit und
Gleichheit!‟ ſprach mein Vater ihm nach. Dann
ſchlugen beide Maͤnner kraͤftig die Haͤnde in
einander, und umarmten ſich. Laͤchelnd und
ſelig ſah meine Mutter auf dieß erhabene Schau-
ſpiel herab. Sieh, Adele, ſo wurde ich gebo-
ren. Koͤnnte ich es jemals ertragen, daß man
den 14ten Julius mit Schmaͤhungen belegt?
wuͤrden die Deinen mein Feſt jemals mit gu-
tem Herzen feiern wollen? Nein, Virginia, die
erſtgeborne Tochter der Freiheit, muß in einem
freien Lande ſterben.



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[45/0053] Virginia, Virginia! du theures Pfand der neuen Freiheit! Roms Virginia ſprengte durch ihren Tod Roms Bande; du verbuͤrgſt mir durch den Augenblick deiner Geburt die Freiheit dei- nes Vaterlandes, und knuͤpfeſt mich mit tauſend neuen Banden an daſſelbe. Er legte mich wieder auf das Bett, und ſeine Rechte ſegnend auf meine Stirn. Victor kniete tief erſchuͤttert ne- ben ihm, und legte ebenfalls ſeine Hand, wie zum Schwur, auf mein Haupt. „Freiheit und Vaterland! Freiheit und Gleichheit!‟ ſprach er mit hohem Ernſte. „Vaterland, Freiheit und Gleichheit!‟ ſprach mein Vater ihm nach. Dann ſchlugen beide Maͤnner kraͤftig die Haͤnde in einander, und umarmten ſich. Laͤchelnd und ſelig ſah meine Mutter auf dieß erhabene Schau- ſpiel herab. Sieh, Adele, ſo wurde ich gebo- ren. Koͤnnte ich es jemals ertragen, daß man den 14ten Julius mit Schmaͤhungen belegt? wuͤrden die Deinen mein Feſt jemals mit gu- tem Herzen feiern wollen? Nein, Virginia, die erſtgeborne Tochter der Freiheit, muß in einem freien Lande ſterben.

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/53>, abgerufen am 25.11.2024.