wie ein Knabe gescholten. Daß er dieß nicht sey, beschloß er zu zeigen. Er reiste ungesäumt nach Aix, und beschleunigte die Anstalten zu seiner Vermählung. Er fühlte zu zart, um seiner Clara und ihrer Familie, durch Mitthei- lung des erhaltenen Schreibens, trübe Stunden zu verursachen. Er gedachte Claren künftig nach und nach mit der Spannung oder dem Bruche zwischen ihm und dem Oheime bekannt zu machen, da er annahm, sie werde davon, bei dieser Entfernung von Paris, in ihrem kleinen Paradiese wohl nicht berührt werden. Am Ende sieht der Oheim auch wohl die Sache, wenn sie geschehen, anders an, dachte er, als jetzt, wo er sie noch zu hintertreiben hofft, und so überließ sich der glückliche Leo, ohne Sorge, der Seligkeit seines neuen Standes. Wenig Tage nach der Vermählung, führte er die geliebte Clara in seine Heimath. Die Bewohner von Chaumerive empfingen ihre schöne Frau, wie sie sie nannten, gleich einer Königinn, und die freundliche Clara besaß schon in den ersten Ta- gen alle Herzen, eben so unumschränkt, als ihr Leo. Du hast, meine geliebte Freundinn,
wie ein Knabe geſcholten. Daß er dieß nicht ſey, beſchloß er zu zeigen. Er reiſte ungeſaͤumt nach Aix, und beſchleunigte die Anſtalten zu ſeiner Vermaͤhlung. Er fuͤhlte zu zart, um ſeiner Clara und ihrer Familie, durch Mitthei- lung des erhaltenen Schreibens, truͤbe Stunden zu verurſachen. Er gedachte Claren kuͤnftig nach und nach mit der Spannung oder dem Bruche zwiſchen ihm und dem Oheime bekannt zu machen, da er annahm, ſie werde davon, bei dieſer Entfernung von Paris, in ihrem kleinen Paradieſe wohl nicht beruͤhrt werden. Am Ende ſieht der Oheim auch wohl die Sache, wenn ſie geſchehen, anders an, dachte er, als jetzt, wo er ſie noch zu hintertreiben hofft, und ſo uͤberließ ſich der gluͤckliche Leo, ohne Sorge, der Seligkeit ſeines neuen Standes. Wenig Tage nach der Vermaͤhlung, fuͤhrte er die geliebte Clara in ſeine Heimath. Die Bewohner von Chaumerive empfingen ihre ſchoͤne Frau, wie ſie ſie nannten, gleich einer Koͤniginn, und die freundliche Clara beſaß ſchon in den erſten Ta- gen alle Herzen, eben ſo unumſchraͤnkt, als ihr Leo. Du haſt, meine geliebte Freundinn,
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wie ein Knabe geſcholten. Daß er dieß nicht
ſey, beſchloß er zu zeigen. Er reiſte ungeſaͤumt
nach Aix, und beſchleunigte die Anſtalten zu
ſeiner Vermaͤhlung. Er fuͤhlte zu zart, um
ſeiner Clara und ihrer Familie, durch Mitthei-
lung des erhaltenen Schreibens, truͤbe Stunden
zu verurſachen. Er gedachte Claren kuͤnftig
nach und nach mit der Spannung oder dem
Bruche zwiſchen ihm und dem Oheime bekannt
zu machen, da er annahm, ſie werde davon, bei
dieſer Entfernung von Paris, in ihrem kleinen
Paradieſe wohl nicht beruͤhrt werden. Am Ende
ſieht der Oheim auch wohl die Sache, wenn
ſie geſchehen, anders an, dachte er, als jetzt,
wo er ſie noch zu hintertreiben hofft, und ſo
uͤberließ ſich der gluͤckliche Leo, ohne Sorge, der
Seligkeit ſeines neuen Standes. Wenig Tage
nach der Vermaͤhlung, fuͤhrte er die geliebte
Clara in ſeine Heimath. Die Bewohner von
Chaumerive empfingen ihre ſchoͤne Frau, wie
ſie ſie nannten, gleich einer Koͤniginn, und die
freundliche Clara beſaß ſchon in den erſten Ta-
gen alle Herzen, eben ſo unumſchraͤnkt, als
ihr Leo. Du haſt, meine geliebte Freundinn,
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/42>, abgerufen am 26.07.2024.
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