Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.mündig. "Die Töchter großer Familien sind dieß *
muͤndig. „Die Toͤchter großer Familien ſind dieß *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0205" n="187[195]"/> muͤndig. „Die Toͤchter großer Familien ſind dieß<lb/> niemahls,‟ erwiederte er, „und ich bitte nicht zu<lb/> vergeſſen, daß ich die Ehre habe, das Haupt<lb/> der unſrigen zu ſeyn.‟ Jhnen meine Achtung<lb/> zu bezeugen, Herr Herzog, legte ich Jhnen mei-<lb/> nen Entſchluß vor, ſagte ich mit vieler Ruhe.<lb/> „Den ſie auch ohne meine Zuſtimmung ausfuͤhren<lb/> zu koͤnnen glauben?‟ — rief er zornig — „aber ich<lb/> ſage ihnen, ſie werden es nicht wagen, meine<lb/> trotzige Republikanerinn! mein Arm reicht weit,<lb/> und dem Koͤnige muß daran liegen, daß der<lb/> Glanz ſeiner Getreuen, durch reiche Erbinnen,<lb/> erhoͤhet werde, ich habe deßhalb ſchon Einleitun-<lb/> gen getroffen. Jhre Hand iſt meinem Sohne<lb/> beſtimmt, dieſes Buͤndniß ſtellt alle Parteien<lb/> zufrieden, und ihre Meinung iſt darin von kei-<lb/> nem Gewicht; Toͤchter hoher Abkunft werden<lb/> immer nach den Geſetzen der Convenienz ver-<lb/> maͤhlt.‟ O Gott! ich bin nicht von hoher Abkunft,<lb/> rief ich aus. „Man wird einen Schleier uͤber die<lb/> Vergangenheit werfen;‟ erwiederte er — „ſie wer-<lb/> den vom Hofe nur als die Enkelinn des Herzogs<lb/> von Montorin angeſehen werden, ſuchen ſie ſich<lb/> dieſer Gnade wuͤrdig zu machen, und vor allen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187[195]/0205]
muͤndig. „Die Toͤchter großer Familien ſind dieß
niemahls,‟ erwiederte er, „und ich bitte nicht zu
vergeſſen, daß ich die Ehre habe, das Haupt
der unſrigen zu ſeyn.‟ Jhnen meine Achtung
zu bezeugen, Herr Herzog, legte ich Jhnen mei-
nen Entſchluß vor, ſagte ich mit vieler Ruhe.
„Den ſie auch ohne meine Zuſtimmung ausfuͤhren
zu koͤnnen glauben?‟ — rief er zornig — „aber ich
ſage ihnen, ſie werden es nicht wagen, meine
trotzige Republikanerinn! mein Arm reicht weit,
und dem Koͤnige muß daran liegen, daß der
Glanz ſeiner Getreuen, durch reiche Erbinnen,
erhoͤhet werde, ich habe deßhalb ſchon Einleitun-
gen getroffen. Jhre Hand iſt meinem Sohne
beſtimmt, dieſes Buͤndniß ſtellt alle Parteien
zufrieden, und ihre Meinung iſt darin von kei-
nem Gewicht; Toͤchter hoher Abkunft werden
immer nach den Geſetzen der Convenienz ver-
maͤhlt.‟ O Gott! ich bin nicht von hoher Abkunft,
rief ich aus. „Man wird einen Schleier uͤber die
Vergangenheit werfen;‟ erwiederte er — „ſie wer-
den vom Hofe nur als die Enkelinn des Herzogs
von Montorin angeſehen werden, ſuchen ſie ſich
dieſer Gnade wuͤrdig zu machen, und vor allen
*
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