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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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lieben Gesichte, und bat dann mit seiner schmei-
chelnden Stimme: "sey nicht traurig liebe Mut-
ter!" Sie lächelte jedes Mahl, und leugnete
es zu seyn. So flossen uns noch vierzehn
schmerzlich-süße Tage dahin. Emil bemerkte
bald das zärtliche Verhältniß zwischen seinem
Freunde und mir, welches wir auch gar nicht
zu verhehlen strebten. Er zog uns beide in
seine Arme. Jch halte des Lebens größte
Schätze an meiner Brust! sagte er. Alle?
fragte ich schalkhaft. Lebend, und im Bilde!
erwiederte er. Jch fühlte, daß er, zugleich mit
mir, Dein Bild an sich drückte, welches, meinem
Busen entfallen, an meiner rechten Seite hing.
Jm Uebermaß meiner Liebe für den theuren
Bruder, und im Gefühl meines eigenen Glücks,
nahm ich die Kette mit Deinem Bilde von mei-
nem Halse, und schlang sie um den seinigen.
Es sey deine Aegide, sagte ich, und schütze
dein liebes Herz! Er war außer sich vor Ent-
zücken und Dankbarkeit. Ein muthiges Herz
wird dagegen schlagen, sagte er, bis es zu klo-
pfen aufhört. O nichts vom Stillstehen dieses
Herzens! bat ich, von dem Gedanken erschüt-

lieben Geſichte, und bat dann mit ſeiner ſchmei-
chelnden Stimme: „ſey nicht traurig liebe Mut-
ter!‟ Sie laͤchelte jedes Mahl, und leugnete
es zu ſeyn. So floſſen uns noch vierzehn
ſchmerzlich-ſuͤße Tage dahin. Emil bemerkte
bald das zaͤrtliche Verhaͤltniß zwiſchen ſeinem
Freunde und mir, welches wir auch gar nicht
zu verhehlen ſtrebten. Er zog uns beide in
ſeine Arme. Jch halte des Lebens groͤßte
Schaͤtze an meiner Bruſt! ſagte er. Alle?
fragte ich ſchalkhaft. Lebend, und im Bilde!
erwiederte er. Jch fuͤhlte, daß er, zugleich mit
mir, Dein Bild an ſich druͤckte, welches, meinem
Buſen entfallen, an meiner rechten Seite hing.
Jm Uebermaß meiner Liebe fuͤr den theuren
Bruder, und im Gefuͤhl meines eigenen Gluͤcks,
nahm ich die Kette mit Deinem Bilde von mei-
nem Halſe, und ſchlang ſie um den ſeinigen.
Es ſey deine Aegide, ſagte ich, und ſchuͤtze
dein liebes Herz! Er war außer ſich vor Ent-
zuͤcken und Dankbarkeit. Ein muthiges Herz
wird dagegen ſchlagen, ſagte er, bis es zu klo-
pfen aufhoͤrt. O nichts vom Stillſtehen dieſes
Herzens! bat ich, von dem Gedanken erſchuͤt-

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[118/0128] lieben Geſichte, und bat dann mit ſeiner ſchmei- chelnden Stimme: „ſey nicht traurig liebe Mut- ter!‟ Sie laͤchelte jedes Mahl, und leugnete es zu ſeyn. So floſſen uns noch vierzehn ſchmerzlich-ſuͤße Tage dahin. Emil bemerkte bald das zaͤrtliche Verhaͤltniß zwiſchen ſeinem Freunde und mir, welches wir auch gar nicht zu verhehlen ſtrebten. Er zog uns beide in ſeine Arme. Jch halte des Lebens groͤßte Schaͤtze an meiner Bruſt! ſagte er. Alle? fragte ich ſchalkhaft. Lebend, und im Bilde! erwiederte er. Jch fuͤhlte, daß er, zugleich mit mir, Dein Bild an ſich druͤckte, welches, meinem Buſen entfallen, an meiner rechten Seite hing. Jm Uebermaß meiner Liebe fuͤr den theuren Bruder, und im Gefuͤhl meines eigenen Gluͤcks, nahm ich die Kette mit Deinem Bilde von mei- nem Halſe, und ſchlang ſie um den ſeinigen. Es ſey deine Aegide, ſagte ich, und ſchuͤtze dein liebes Herz! Er war außer ſich vor Ent- zuͤcken und Dankbarkeit. Ein muthiges Herz wird dagegen ſchlagen, ſagte er, bis es zu klo- pfen aufhoͤrt. O nichts vom Stillſtehen dieſes Herzens! bat ich, von dem Gedanken erſchuͤt-

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/128>, abgerufen am 25.11.2024.