Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Jch habe sie wohl gekannt, redete der För- Diese Apostrophe an mein Geschlecht, Jch habe ſie wohl gekannt, redete der Foͤr- Dieſe Apoſtrophe an mein Geſchlecht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0117" n="107"/> <p>Jch habe ſie wohl gekannt, redete der Foͤr-<lb/> ſter dazwiſchen, und um ſie ab zu wehren, wollte<lb/> ich ſelbſt noch meinen alten Kopf den feindli-<lb/> chen Reihen gegenuͤber ſtellen. Um wie viel<lb/> mehr wir Juͤnglinge! fuhr der Fremde fort:<lb/> welche Elende waͤren wir, wenn wir nicht unſer<lb/> Herzblut hingeben wollten fuͤr unſer Vaterland und<lb/> ſeine Verfaſſung, unter deren Schatten wir er-<lb/> wuchſen, fuͤr den Kaiſer, der die Wunden der<lb/> Revolution heilte, den Buͤrgerkrieg endete, und<lb/> den Ruhm der Nation auf den hoͤchſten Gipfel<lb/> erhob. Jeder Buͤrger fuͤhlt ſich Theilnehmer<lb/> dieſes Ruhms; ſollte es nicht auch ein weib-<lb/> liches Herz?</p><lb/> <p>Dieſe Apoſtrophe an mein Geſchlecht,<lb/> reizte mich zum Mitgeſpraͤch, ich druckte mei-<lb/> nen Freiheitsſinn und meine gluͤhende Vater-<lb/> landsliebe in lebhaften Worten aus. Der<lb/> Fremde ſchien mich mit Bewunderung zu hoͤ-<lb/> ren, es waren ſeine eigenen Begriffe, welche<lb/> er aus einem fremden Munde vernahm. Mir<lb/> ging es eben ſo, ich glaubte mein eigenes Jch<lb/> zu hoͤren. Jeder von uns ſetzte haͤufig, im<lb/> Feuer des Geſpraͤchs, den angefangenen Pe-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0117]
Jch habe ſie wohl gekannt, redete der Foͤr-
ſter dazwiſchen, und um ſie ab zu wehren, wollte
ich ſelbſt noch meinen alten Kopf den feindli-
chen Reihen gegenuͤber ſtellen. Um wie viel
mehr wir Juͤnglinge! fuhr der Fremde fort:
welche Elende waͤren wir, wenn wir nicht unſer
Herzblut hingeben wollten fuͤr unſer Vaterland und
ſeine Verfaſſung, unter deren Schatten wir er-
wuchſen, fuͤr den Kaiſer, der die Wunden der
Revolution heilte, den Buͤrgerkrieg endete, und
den Ruhm der Nation auf den hoͤchſten Gipfel
erhob. Jeder Buͤrger fuͤhlt ſich Theilnehmer
dieſes Ruhms; ſollte es nicht auch ein weib-
liches Herz?
Dieſe Apoſtrophe an mein Geſchlecht,
reizte mich zum Mitgeſpraͤch, ich druckte mei-
nen Freiheitsſinn und meine gluͤhende Vater-
landsliebe in lebhaften Worten aus. Der
Fremde ſchien mich mit Bewunderung zu hoͤ-
ren, es waren ſeine eigenen Begriffe, welche
er aus einem fremden Munde vernahm. Mir
ging es eben ſo, ich glaubte mein eigenes Jch
zu hoͤren. Jeder von uns ſetzte haͤufig, im
Feuer des Geſpraͤchs, den angefangenen Pe-
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