gang des Paradieses, bewacht; aber nur zu bald werden sie das gefürchtete Antlitz des Rä- chers sehen. Unterdessen muß Frankreichs ganze Heldenjugend sich erheben, daß der Führer ein schlagfertiges Heer finde. --
Der Fremde sprach diese Worte mit einem solchen Nachdruck, daß ein freudiger Schauer durch meine Nerven bebte. Des Mädchens Hand zitterte in der meinigen. Ach! rief sie mit schluchzender Stimme, ihr bösen Männer redet vom Kriege, wie von einem Vogelschießen, ihr denkt nur an den Ruhm, ohne an die Thränen zu denken. Was nützt uns Armen des Kaisers Macht und Ruhm; noch ein Mahl so lieb wollte ich ihn haben, wenn er fried- fertiger wäre, und nicht so eroberungsüchtig.
Liebe Marie, sagte der Fremde mit einiger Heftigkeit, du redest wie ein Weib, und ver- stehst es nicht. Napoleons Ruhm, ist Frank- reichs größte Stärke, seine Macht ist des Vater- landes Sicherheit. Man möchte gern dieß freie Land wieder in die Fesseln des verflossenen Jahrhunderts schmieden, welche wir nur von Hörensagen kennen, da sie fast mit unsrer Ge- burt zerbrochen wurden.
gang des Paradieſes, bewacht; aber nur zu bald werden ſie das gefuͤrchtete Antlitz des Raͤ- chers ſehen. Unterdeſſen muß Frankreichs ganze Heldenjugend ſich erheben, daß der Fuͤhrer ein ſchlagfertiges Heer finde. —
Der Fremde ſprach dieſe Worte mit einem ſolchen Nachdruck, daß ein freudiger Schauer durch meine Nerven bebte. Des Maͤdchens Hand zitterte in der meinigen. Ach! rief ſie mit ſchluchzender Stimme, ihr boͤſen Maͤnner redet vom Kriege, wie von einem Vogelſchießen, ihr denkt nur an den Ruhm, ohne an die Thraͤnen zu denken. Was nuͤtzt uns Armen des Kaiſers Macht und Ruhm; noch ein Mahl ſo lieb wollte ich ihn haben, wenn er fried- fertiger waͤre, und nicht ſo eroberungſuͤchtig.
Liebe Marie, ſagte der Fremde mit einiger Heftigkeit, du redeſt wie ein Weib, und ver- ſtehſt es nicht. Napoleons Ruhm, iſt Frank- reichs groͤßte Staͤrke, ſeine Macht iſt des Vater- landes Sicherheit. Man moͤchte gern dieß freie Land wieder in die Feſſeln des verfloſſenen Jahrhunderts ſchmieden, welche wir nur von Hoͤrenſagen kennen, da ſie faſt mit unſrer Ge- burt zerbrochen wurden.
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gang des Paradieſes, bewacht; aber nur zu
bald werden ſie das gefuͤrchtete Antlitz des Raͤ-
chers ſehen. Unterdeſſen muß Frankreichs ganze
Heldenjugend ſich erheben, daß der Fuͤhrer ein
ſchlagfertiges Heer finde. —
Der Fremde ſprach dieſe Worte mit einem
ſolchen Nachdruck, daß ein freudiger Schauer
durch meine Nerven bebte. Des Maͤdchens
Hand zitterte in der meinigen. Ach! rief ſie
mit ſchluchzender Stimme, ihr boͤſen Maͤnner
redet vom Kriege, wie von einem Vogelſchießen,
ihr denkt nur an den Ruhm, ohne an die
Thraͤnen zu denken. Was nuͤtzt uns Armen
des Kaiſers Macht und Ruhm; noch ein Mahl
ſo lieb wollte ich ihn haben, wenn er fried-
fertiger waͤre, und nicht ſo eroberungſuͤchtig.
Liebe Marie, ſagte der Fremde mit einiger
Heftigkeit, du redeſt wie ein Weib, und ver-
ſtehſt es nicht. Napoleons Ruhm, iſt Frank-
reichs groͤßte Staͤrke, ſeine Macht iſt des Vater-
landes Sicherheit. Man moͤchte gern dieß freie
Land wieder in die Feſſeln des verfloſſenen
Jahrhunderts ſchmieden, welche wir nur von
Hoͤrenſagen kennen, da ſie faſt mit unſrer Ge-
burt zerbrochen wurden.
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/116>, abgerufen am 27.07.2024.
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