Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Anders mahlt mit ihrem Zauberbilde Anders sich in jedem Kopf die Welt. An dem Jndusstrande und am Belt Schmücken andre Blumen die Gefilde. Andre Regung bringt der Frühlingsmorgen, Andere die düst're Winternacht. Was der Dichter, scheinbar frei, gedacht, Mußte oft von der Umgebung borgen. Zürnt ihr mir? Daß ich ein Bild gewählet Aus der Unglücksjahre wüstem Drang? Wo der Nebel mit dem Lichte rang, Mit der Wahrheit, Jrrthum sich vermählet? Zürnet nicht, ich hab' es nicht erfunden, Nur empfangen von der Außenwelt, Und, zur Schau, im Rahmen aufgestellt, Jn der Muße launevollen Stunden. Anders mahlt mit ihrem Zauberbilde Anders ſich in jedem Kopf die Welt. An dem Jndusſtrande und am Belt Schmuͤcken andre Blumen die Gefilde. Andre Regung bringt der Fruͤhlingsmorgen, Andere die duͤſt’re Winternacht. Was der Dichter, ſcheinbar frei, gedacht, Mußte oft von der Umgebung borgen. Zuͤrnt ihr mir? Daß ich ein Bild gewaͤhlet Aus der Ungluͤcksjahre wuͤſtem Drang? Wo der Nebel mit dem Lichte rang, Mit der Wahrheit, Jrrthum ſich vermaͤhlet? Zuͤrnet nicht, ich hab’ es nicht erfunden, Nur empfangen von der Außenwelt, Und, zur Schau, im Rahmen aufgeſtellt, Jn der Muße launevollen Stunden. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <pb facs="#f0011" n="[3]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>nders mahlt mit ihrem Zauberbilde</l><lb/> <l>Anders ſich in jedem Kopf die Welt.</l><lb/> <l>An dem Jndusſtrande und am Belt</l><lb/> <l>Schmuͤcken andre Blumen die Gefilde.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Andre Regung bringt der Fruͤhlingsmorgen,</l><lb/> <l>Andere die duͤſt’re Winternacht.</l><lb/> <l>Was der Dichter, ſcheinbar frei, gedacht,</l><lb/> <l>Mußte oft von der Umgebung borgen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Zuͤrnt ihr mir? Daß ich ein Bild gewaͤhlet</l><lb/> <l>Aus der Ungluͤcksjahre wuͤſtem Drang?</l><lb/> <l>Wo der Nebel mit dem Lichte rang,</l><lb/> <l>Mit der Wahrheit, Jrrthum ſich vermaͤhlet?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zuͤrnet nicht, ich hab’ es nicht erfunden,</l><lb/> <l>Nur empfangen von der Außenwelt,</l><lb/> <l>Und, zur Schau, im Rahmen aufgeſtellt,</l><lb/> <l>Jn der Muße launevollen Stunden.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [[3]/0011]
Anders mahlt mit ihrem Zauberbilde
Anders ſich in jedem Kopf die Welt.
An dem Jndusſtrande und am Belt
Schmuͤcken andre Blumen die Gefilde.
Andre Regung bringt der Fruͤhlingsmorgen,
Andere die duͤſt’re Winternacht.
Was der Dichter, ſcheinbar frei, gedacht,
Mußte oft von der Umgebung borgen.
Zuͤrnt ihr mir? Daß ich ein Bild gewaͤhlet
Aus der Ungluͤcksjahre wuͤſtem Drang?
Wo der Nebel mit dem Lichte rang,
Mit der Wahrheit, Jrrthum ſich vermaͤhlet?
Zuͤrnet nicht, ich hab’ es nicht erfunden,
Nur empfangen von der Außenwelt,
Und, zur Schau, im Rahmen aufgeſtellt,
Jn der Muße launevollen Stunden.
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Zitationshilfe: | Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/11>, abgerufen am 27.07.2024. |