Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.Das ein und zwanzigste Capitel. se, weil vor uralten Zeiten daselbst ein Schloßgestanden, und hernach in die Erde versun- cken. Vor einigen Jahren haben die Bauren daselbst ein Wein-Faß gefunden, an welchem zwar die Tauben verweset, iedoch in demsel- ben der Wein, welcher von aussen mit einer dicken Haut umzogen, von vortreflichen Ge- schmack gewesen. Es bestehet dieses Dorf, aus 1 Frey-Kretzschmar, der selbst Bier brauet und Brandtwein brennet, 4 Richter-Güther, 26 Dienst-Hufen und 1 Häusler, von welchen 1 Hüfner und denn 1 Häusler zur Pfarr ge- schlagen, zu Zeiten des Herrn George Ru- dolph von Ponickau, 2 Frey-Gärtner und 5 Dienst-Gärtner. Die Einwohner geben vor die wöchentlichen dreytägigen Dienste ein gewisses Dienst-Geld, jedoch muß jeder Hüf- ner noch 16 Dienste, als 8 mit dem Zuge, und 8 mit der Hand, über die extraordinairen Dienst-Gelder, verrichten, das Dorf hält selbst Schafe und hat einen Herrschaftlichen Zoll, vor dem Dorfe nach der Stadt zu, ist eine Wind-Mühle, so dem Frey-Kretzschmar ge- höret, vor welche er der Herrschaft jährlich ge- wisses Getreyde entrichten muß. Jm Jahre 1683 den 30 August brannte das gantze Dorf samt der Kirchen und Pfarre bis auf 2 Gärt- ner ab. Jm Jahre 1699 den 23 Febr. ka- men etliche Juden ins Dorf zu einem Bauer auf
Das ein und zwanzigſte Capitel. ſe, weil vor uralten Zeiten daſelbſt ein Schloßgeſtanden, und hernach in die Erde verſun- cken. Vor einigen Jahren haben die Bauren daſelbſt ein Wein-Faß gefunden, an welchem zwar die Tauben verweſet, iedoch in demſel- ben der Wein, welcher von auſſen mit einer dicken Haut umzogen, von vortreflichen Ge- ſchmack geweſen. Es beſtehet dieſes Dorf, aus 1 Frey-Kretzſchmar, der ſelbſt Bier brauet und Brandtwein brennet, 4 Richter-Guͤther, 26 Dienſt-Hufen und 1 Haͤusler, von welchen 1 Huͤfner und denn 1 Haͤusler zur Pfarr ge- ſchlagen, zu Zeiten des Herrn George Ru- dolph von Ponickau, 2 Frey-Gaͤrtner und 5 Dienſt-Gaͤrtner. Die Einwohner geben vor die woͤchentlichen dreytaͤgigen Dienſte ein gewiſſes Dienſt-Geld, jedoch muß jeder Huͤf- ner noch 16 Dienſte, als 8 mit dem Zuge, und 8 mit der Hand, uͤber die extraordinairen Dienſt-Gelder, verrichten, das Dorf haͤlt ſelbſt Schafe und hat einen Herrſchaftlichen Zoll, vor dem Dorfe nach der Stadt zu, iſt eine Wind-Muͤhle, ſo dem Frey-Kretzſchmar ge- hoͤret, vor welche er der Herrſchaft jaͤhrlich ge- wiſſes Getreyde entrichten muß. Jm Jahre 1683 den 30 Auguſt brannte das gantze Dorf ſamt der Kirchen und Pfarre bis auf 2 Gaͤrt- ner ab. Jm Jahre 1699 den 23 Febr. ka- men etliche Juden ins Dorf zu einem Bauer auf
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ein und zwanzigſte Capitel.</hi></fw><lb/> ſe, weil vor uralten Zeiten daſelbſt ein Schloß<lb/> geſtanden, und hernach in die Erde verſun-<lb/> cken. Vor einigen Jahren haben die Bauren<lb/> daſelbſt ein Wein-Faß gefunden, an welchem<lb/> zwar die Tauben verweſet, iedoch in demſel-<lb/> ben der Wein, welcher von auſſen mit einer<lb/> dicken Haut umzogen, von vortreflichen Ge-<lb/> ſchmack geweſen. Es beſtehet dieſes Dorf,<lb/> aus 1 Frey-Kretzſchmar, der ſelbſt Bier brauet<lb/> und Brandtwein brennet, 4 Richter-Guͤther,<lb/> 26 Dienſt-Hufen und 1 Haͤusler, von welchen<lb/> 1 Huͤfner und denn 1 Haͤusler zur Pfarr ge-<lb/> ſchlagen, zu Zeiten des Herrn George Ru-<lb/> dolph von Ponickau, 2 Frey-Gaͤrtner und<lb/> 5 Dienſt-Gaͤrtner. Die Einwohner geben<lb/> vor die woͤchentlichen dreytaͤgigen Dienſte ein<lb/> gewiſſes Dienſt-Geld, jedoch muß jeder Huͤf-<lb/> ner noch 16 Dienſte, als 8 mit dem Zuge, und<lb/> 8 mit der Hand, uͤber die extraordinairen<lb/> Dienſt-Gelder, verrichten, das Dorf haͤlt ſelbſt<lb/> Schafe und hat einen Herrſchaftlichen Zoll,<lb/> vor dem Dorfe nach der Stadt zu, iſt eine<lb/> Wind-Muͤhle, ſo dem Frey-Kretzſchmar ge-<lb/> hoͤret, vor welche er der Herrſchaft jaͤhrlich ge-<lb/> wiſſes Getreyde entrichten muß. Jm Jahre<lb/> 1683 den 30 Auguſt brannte das gantze Dorf<lb/> ſamt der Kirchen und Pfarre bis auf 2 Gaͤrt-<lb/> ner ab. Jm Jahre 1699 den 23 Febr. ka-<lb/> men etliche Juden ins Dorf zu einem Bauer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0252]
Das ein und zwanzigſte Capitel.
ſe, weil vor uralten Zeiten daſelbſt ein Schloß
geſtanden, und hernach in die Erde verſun-
cken. Vor einigen Jahren haben die Bauren
daſelbſt ein Wein-Faß gefunden, an welchem
zwar die Tauben verweſet, iedoch in demſel-
ben der Wein, welcher von auſſen mit einer
dicken Haut umzogen, von vortreflichen Ge-
ſchmack geweſen. Es beſtehet dieſes Dorf,
aus 1 Frey-Kretzſchmar, der ſelbſt Bier brauet
und Brandtwein brennet, 4 Richter-Guͤther,
26 Dienſt-Hufen und 1 Haͤusler, von welchen
1 Huͤfner und denn 1 Haͤusler zur Pfarr ge-
ſchlagen, zu Zeiten des Herrn George Ru-
dolph von Ponickau, 2 Frey-Gaͤrtner und
5 Dienſt-Gaͤrtner. Die Einwohner geben
vor die woͤchentlichen dreytaͤgigen Dienſte ein
gewiſſes Dienſt-Geld, jedoch muß jeder Huͤf-
ner noch 16 Dienſte, als 8 mit dem Zuge, und
8 mit der Hand, uͤber die extraordinairen
Dienſt-Gelder, verrichten, das Dorf haͤlt ſelbſt
Schafe und hat einen Herrſchaftlichen Zoll,
vor dem Dorfe nach der Stadt zu, iſt eine
Wind-Muͤhle, ſo dem Frey-Kretzſchmar ge-
hoͤret, vor welche er der Herrſchaft jaͤhrlich ge-
wiſſes Getreyde entrichten muß. Jm Jahre
1683 den 30 Auguſt brannte das gantze Dorf
ſamt der Kirchen und Pfarre bis auf 2 Gaͤrt-
ner ab. Jm Jahre 1699 den 23 Febr. ka-
men etliche Juden ins Dorf zu einem Bauer
auf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |