Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.Das ein und zwanzigste Capitel. gepflantzet wird und wohl geräth, heist alsoLehn ein Flachs-Dorf. Vor alten Zeiten hat das Dorf näher an der schwartzen Elster gelegen, wie auch der Ort, wo es gestanden, noch stara wjeß, das ist, das alte Dorf genen- net wird, wegen grosser Uberschwemmung der schwartzen Elster (so noch fast alle Jahr ge- schiehet) aber hernach an dem jetzigen höhern Ort erbauet. Es hat seine eigene Kirche, Pfarre und Schulmeister, und bestehet aus einem Frey-Kretzschmer, welcher zwey und eine halbe Hufe Acker hat, brauet selbst Bier, bren- net Branntewein, und hat die Freyheit Wein zu schencken, Schlachten und Backen, 4 Rich- ter-Güther, 22 Dienst-Hufen, von welchen 1 Hufe dem Pfarrer Dienste thut, die andern verrichten ihre Dienste nach dem Forwerck Cortiz, 7 Gärtner und 8 Häusler, hat mit- telmäßigen Boden, hält selbst Schafe und hat wilde Fischerey in der schwartzen Elster. Vor der Reformation kam alle 14 Tage ein Pater aus der Stadt und laß Messen, der Küster aber wohnete allhier, nach der Reformation sind Pfarrer daselbst gewesen: Johann Si- mon, so über 40 Jahr Pfarrer gewesen, Ge- orge Thomä starb im Jahre 1639. Jm Ehe- stande hat er gezeuget 1 Sohn 4 Töchter, sein Symbolum war: Vivo
Das ein und zwanzigſte Capitel. gepflantzet wird und wohl geraͤth, heiſt alſoLehn ein Flachs-Dorf. Vor alten Zeiten hat das Dorf naͤher an der ſchwartzen Elſter gelegen, wie auch der Ort, wo es geſtanden, noch ſtara wjeß, das iſt, das alte Dorf genen- net wird, wegen groſſer Uberſchwemmung der ſchwartzen Elſter (ſo noch faſt alle Jahr ge- ſchiehet) aber hernach an dem jetzigen hoͤhern Ort erbauet. Es hat ſeine eigene Kirche, Pfarre und Schulmeiſter, und beſtehet aus einem Frey-Kretzſchmer, welcher zwey und eine halbe Hufe Acker hat, brauet ſelbſt Bier, bren- net Branntewein, und hat die Freyheit Wein zu ſchencken, Schlachten und Backen, 4 Rich- ter-Guͤther, 22 Dienſt-Hufen, von welchen 1 Hufe dem Pfarrer Dienſte thut, die andern verrichten ihre Dienſte nach dem Forwerck Cortiz, 7 Gaͤrtner und 8 Haͤusler, hat mit- telmaͤßigen Boden, haͤlt ſelbſt Schafe und hat wilde Fiſcherey in der ſchwartzen Elſter. Vor der Reformation kam alle 14 Tage ein Pater aus der Stadt und laß Meſſen, der Kuͤſter aber wohnete allhier, nach der Reformation ſind Pfarrer daſelbſt geweſen: Johann Si- mon, ſo uͤber 40 Jahr Pfarrer geweſen, Ge- orge Thomaͤ ſtarb im Jahre 1639. Jm Ehe- ſtande hat er gezeuget 1 Sohn 4 Toͤchter, ſein Symbolum war: Vivo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0232" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ein und zwanzigſte Capitel.</hi></fw><lb/> gepflantzet wird und wohl geraͤth, heiſt alſo<lb/> Lehn ein Flachs-Dorf. Vor alten Zeiten<lb/> hat das Dorf naͤher an der ſchwartzen Elſter<lb/> gelegen, wie auch der Ort, wo es geſtanden,<lb/> noch ſtara wjeß, das iſt, das alte Dorf genen-<lb/> net wird, wegen groſſer Uberſchwemmung der<lb/> ſchwartzen Elſter (ſo noch faſt alle Jahr ge-<lb/> ſchiehet) aber hernach an dem jetzigen hoͤhern<lb/> Ort erbauet. Es hat ſeine eigene Kirche,<lb/> Pfarre und Schulmeiſter, und beſtehet aus<lb/> einem Frey-Kretzſchmer, welcher zwey und eine<lb/> halbe Hufe Acker hat, brauet ſelbſt Bier, bren-<lb/> net Branntewein, und hat die Freyheit Wein<lb/> zu ſchencken, Schlachten und Backen, 4 Rich-<lb/> ter-Guͤther, 22 Dienſt-Hufen, von welchen<lb/> 1 Hufe dem Pfarrer Dienſte thut, die andern<lb/> verrichten ihre Dienſte nach dem Forwerck<lb/> Cortiz, 7 Gaͤrtner und 8 Haͤusler, hat mit-<lb/> telmaͤßigen Boden, haͤlt ſelbſt Schafe und hat<lb/> wilde Fiſcherey in der ſchwartzen Elſter. Vor<lb/> der Reformation kam alle 14 Tage ein <hi rendition="#aq">Pater</hi><lb/> aus der Stadt und laß Meſſen, der Kuͤſter<lb/> aber wohnete allhier, nach der Reformation<lb/> ſind Pfarrer daſelbſt geweſen: Johann Si-<lb/> mon, ſo uͤber 40 Jahr Pfarrer geweſen, Ge-<lb/> orge Thomaͤ ſtarb im Jahre 1639. Jm Ehe-<lb/> ſtande hat er gezeuget 1 Sohn 4 Toͤchter, ſein<lb/><hi rendition="#aq">Symbolum</hi> war:</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Vivo</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [214/0232]
Das ein und zwanzigſte Capitel.
gepflantzet wird und wohl geraͤth, heiſt alſo
Lehn ein Flachs-Dorf. Vor alten Zeiten
hat das Dorf naͤher an der ſchwartzen Elſter
gelegen, wie auch der Ort, wo es geſtanden,
noch ſtara wjeß, das iſt, das alte Dorf genen-
net wird, wegen groſſer Uberſchwemmung der
ſchwartzen Elſter (ſo noch faſt alle Jahr ge-
ſchiehet) aber hernach an dem jetzigen hoͤhern
Ort erbauet. Es hat ſeine eigene Kirche,
Pfarre und Schulmeiſter, und beſtehet aus
einem Frey-Kretzſchmer, welcher zwey und eine
halbe Hufe Acker hat, brauet ſelbſt Bier, bren-
net Branntewein, und hat die Freyheit Wein
zu ſchencken, Schlachten und Backen, 4 Rich-
ter-Guͤther, 22 Dienſt-Hufen, von welchen
1 Hufe dem Pfarrer Dienſte thut, die andern
verrichten ihre Dienſte nach dem Forwerck
Cortiz, 7 Gaͤrtner und 8 Haͤusler, hat mit-
telmaͤßigen Boden, haͤlt ſelbſt Schafe und hat
wilde Fiſcherey in der ſchwartzen Elſter. Vor
der Reformation kam alle 14 Tage ein Pater
aus der Stadt und laß Meſſen, der Kuͤſter
aber wohnete allhier, nach der Reformation
ſind Pfarrer daſelbſt geweſen: Johann Si-
mon, ſo uͤber 40 Jahr Pfarrer geweſen, Ge-
orge Thomaͤ ſtarb im Jahre 1639. Jm Ehe-
ſtande hat er gezeuget 1 Sohn 4 Toͤchter, ſein
Symbolum war:
Vivo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |