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Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

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Sie denken nichts Gutes von meiner armen Unbekannten." Er erschrak, als er ihre Augen feucht werden sah. "So böse war's nicht gemeint! Ich kenne doch Ihre Nachsicht. Ich soll Ihnen übrigens einen respektvollen Gruß von Mordtmann sagen, das bewußte Kleidungstück bewähre sich ausgezeichnet, und ich vermuthe, wenn er wieder einmal ein Paar alte Hosen gegen neue los werden möchte, beglückt er uns mit seinem Besuch." So gingen sie lächelnd auseinander.

Nachts hörte Iversen Thüren öffnen und schließen, ein schnelles Laufen auf dem Korridor. Kathi erzählte ihm Morgens mit langem Gesicht, die Frau Doktorin habe einen argen Herzkrampf gehabt, doch wisse man schon die Mittel. Iversen ließ anfragen, ob er die Patientin sehen dürfe. Nein, die Frau ließe bitten, erst morgen - sie hoffe dann wieder das Bett verlassen zu dürfen. Er wollte ihr Blumen mitbringen - die Rosen neulich hatte er tagelang auf ihrem Schreibtisch stehen sehen, aber jetzt, gegen Ende des Monats, hatte er kein Geld mehr. Mit Erstaunen bemerkte er, daß er sich darüber ärgerte - dies Haus hat mich vollständig umgewandelt, ich werde noch nächstens als kleines Mädchen aufwachen! Er war sehr unzufrieden, daß er so suggestibel sein sollte: nächstes Semester wohne ich wo anders; nur nicht zu vertraut mit den Wirthsleuten werden! beschloß er.

Sie denken nichts Gutes von meiner armen Unbekannten.“ Er erschrak, als er ihre Augen feucht werden sah. „So böse war’s nicht gemeint! Ich kenne doch Ihre Nachsicht. Ich soll Ihnen übrigens einen respektvollen Gruß von Mordtmann sagen, das bewußte Kleidungstück bewähre sich ausgezeichnet, und ich vermuthe, wenn er wieder einmal ein Paar alte Hosen gegen neue los werden möchte, beglückt er uns mit seinem Besuch.“ So gingen sie lächelnd auseinander.

Nachts hörte Iversen Thüren öffnen und schließen, ein schnelles Laufen auf dem Korridor. Kathi erzählte ihm Morgens mit langem Gesicht, die Frau Doktorin habe einen argen Herzkrampf gehabt, doch wisse man schon die Mittel. Iversen ließ anfragen, ob er die Patientin sehen dürfe. Nein, die Frau ließe bitten, erst morgen – sie hoffe dann wieder das Bett verlassen zu dürfen. Er wollte ihr Blumen mitbringen – die Rosen neulich hatte er tagelang auf ihrem Schreibtisch stehen sehen, aber jetzt, gegen Ende des Monats, hatte er kein Geld mehr. Mit Erstaunen bemerkte er, daß er sich darüber ärgerte – dies Haus hat mich vollständig umgewandelt, ich werde noch nächstens als kleines Mädchen aufwachen! Er war sehr unzufrieden, daß er so suggestibel sein sollte: nächstes Semester wohne ich wo anders; nur nicht zu vertraut mit den Wirthsleuten werden! beschloß er.

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[62/0070] Sie denken nichts Gutes von meiner armen Unbekannten.“ Er erschrak, als er ihre Augen feucht werden sah. „So böse war’s nicht gemeint! Ich kenne doch Ihre Nachsicht. Ich soll Ihnen übrigens einen respektvollen Gruß von Mordtmann sagen, das bewußte Kleidungstück bewähre sich ausgezeichnet, und ich vermuthe, wenn er wieder einmal ein Paar alte Hosen gegen neue los werden möchte, beglückt er uns mit seinem Besuch.“ So gingen sie lächelnd auseinander. Nachts hörte Iversen Thüren öffnen und schließen, ein schnelles Laufen auf dem Korridor. Kathi erzählte ihm Morgens mit langem Gesicht, die Frau Doktorin habe einen argen Herzkrampf gehabt, doch wisse man schon die Mittel. Iversen ließ anfragen, ob er die Patientin sehen dürfe. Nein, die Frau ließe bitten, erst morgen – sie hoffe dann wieder das Bett verlassen zu dürfen. Er wollte ihr Blumen mitbringen – die Rosen neulich hatte er tagelang auf ihrem Schreibtisch stehen sehen, aber jetzt, gegen Ende des Monats, hatte er kein Geld mehr. Mit Erstaunen bemerkte er, daß er sich darüber ärgerte – dies Haus hat mich vollständig umgewandelt, ich werde noch nächstens als kleines Mädchen aufwachen! Er war sehr unzufrieden, daß er so suggestibel sein sollte: nächstes Semester wohne ich wo anders; nur nicht zu vertraut mit den Wirthsleuten werden! beschloß er.

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/70>, abgerufen am 28.11.2024.