Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.Rapphengste. Sie machten die seltensten Kunststücke und hatte sogar ihm selbst schon Zucker aus der Hand gefressen, "ungelogen, Annita". Zucker? ihm aus der Hand? Ja, wieso denn? Bei der Vorstellung? - Nein, mal im Stall, - er kannte dort Jemand; die Rapphengste waren zu wundervoll, er hatte sie in der Nähe sehen wollen, und dabei hatte er dann Jemand kennen gelernt. Adolf sah vor sich nieder, räusperte sich, sagte dann aber nichts mehr. Ja, sehr ungelegen wäre ihm die Geschichte mit dem dummen Fuß jetzt, begann er wieder. "Ich habe keine Zeit da herum zu liegen, erwartet werde ich den ganzen Vormittag, da ich gestern Abend gekommen bin. Wenigsten in einer Droschke könnt' ich doch hinfahren, nur sagen, daß ich nicht ausgehen kann, weißt Du." Annita rieth zum Schreiben. "Ich bring' Dir alles, Adelheids niedliches kleines Schreibzeug, und wenn es etwas Geschäftliches ist, will ich von Mama Severin einen größeren Bogen holen, Geschäftsformat. Und gern will ich Dir den Brief in den Kasten stecken" - - Adolf überlegte lange, mißmuthig willigte er ein. "Du mußt aber unter der Zeit lesen oder sonst was. Wenn Du überguckst, schreib' ich nicht." "So indiskret bin ich doch nicht" rief das junge Mädchen mit erröthenden Backen. Er fing auch an zu schreiben, aber dann hörte er bald auf. "Es nützt Rapphengste. Sie machten die seltensten Kunststücke und hatte sogar ihm selbst schon Zucker aus der Hand gefressen, „ungelogen, Annita“. Zucker? ihm aus der Hand? Ja, wieso denn? Bei der Vorstellung? – Nein, mal im Stall, – er kannte dort Jemand; die Rapphengste waren zu wundervoll, er hatte sie in der Nähe sehen wollen, und dabei hatte er dann Jemand kennen gelernt. Adolf sah vor sich nieder, räusperte sich, sagte dann aber nichts mehr. Ja, sehr ungelegen wäre ihm die Geschichte mit dem dummen Fuß jetzt, begann er wieder. „Ich habe keine Zeit da herum zu liegen, erwartet werde ich den ganzen Vormittag, da ich gestern Abend gekommen bin. Wenigsten in einer Droschke könnt’ ich doch hinfahren, nur sagen, daß ich nicht ausgehen kann, weißt Du.“ Annita rieth zum Schreiben. „Ich bring’ Dir alles, Adelheids niedliches kleines Schreibzeug, und wenn es etwas Geschäftliches ist, will ich von Mama Severin einen größeren Bogen holen, Geschäftsformat. Und gern will ich Dir den Brief in den Kasten stecken“ – – Adolf überlegte lange, mißmuthig willigte er ein. „Du mußt aber unter der Zeit lesen oder sonst was. Wenn Du überguckst, schreib’ ich nicht.“ „So indiskret bin ich doch nicht“ rief das junge Mädchen mit erröthenden Backen. Er fing auch an zu schreiben, aber dann hörte er bald auf. „Es nützt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0257" n="249"/> Rapphengste. Sie machten die seltensten Kunststücke und hatte sogar ihm selbst schon Zucker aus der Hand gefressen, „ungelogen, Annita“. Zucker? ihm aus der Hand? Ja, wieso denn? Bei der Vorstellung? – Nein, mal im Stall, – er kannte dort Jemand; die Rapphengste waren zu wundervoll, er hatte sie in der Nähe sehen wollen, und dabei hatte er dann Jemand kennen gelernt. Adolf sah vor sich nieder, räusperte sich, sagte dann aber nichts mehr. Ja, sehr ungelegen wäre ihm die Geschichte mit dem dummen Fuß jetzt, begann er wieder. „Ich habe keine Zeit da herum zu liegen, erwartet werde ich den ganzen Vormittag, da ich gestern Abend gekommen bin. Wenigsten in einer Droschke könnt’ ich doch hinfahren, nur sagen, daß ich nicht ausgehen kann, weißt Du.“</p> <p>Annita rieth zum Schreiben. „Ich bring’ Dir alles, Adelheids niedliches kleines Schreibzeug, und wenn es etwas Geschäftliches ist, will ich von Mama Severin einen größeren Bogen holen, Geschäftsformat. Und gern will ich Dir den Brief in den Kasten stecken“ – –</p> <p>Adolf überlegte lange, mißmuthig willigte er ein.</p> <p>„Du mußt aber unter der Zeit lesen oder sonst was. Wenn Du überguckst, schreib’ ich nicht.“</p> <p>„So indiskret bin ich doch nicht“ rief das junge Mädchen mit erröthenden Backen. Er fing auch an zu schreiben, aber dann hörte er bald auf. „Es nützt </p> </div> </body> </text> </TEI> [249/0257]
Rapphengste. Sie machten die seltensten Kunststücke und hatte sogar ihm selbst schon Zucker aus der Hand gefressen, „ungelogen, Annita“. Zucker? ihm aus der Hand? Ja, wieso denn? Bei der Vorstellung? – Nein, mal im Stall, – er kannte dort Jemand; die Rapphengste waren zu wundervoll, er hatte sie in der Nähe sehen wollen, und dabei hatte er dann Jemand kennen gelernt. Adolf sah vor sich nieder, räusperte sich, sagte dann aber nichts mehr. Ja, sehr ungelegen wäre ihm die Geschichte mit dem dummen Fuß jetzt, begann er wieder. „Ich habe keine Zeit da herum zu liegen, erwartet werde ich den ganzen Vormittag, da ich gestern Abend gekommen bin. Wenigsten in einer Droschke könnt’ ich doch hinfahren, nur sagen, daß ich nicht ausgehen kann, weißt Du.“
Annita rieth zum Schreiben. „Ich bring’ Dir alles, Adelheids niedliches kleines Schreibzeug, und wenn es etwas Geschäftliches ist, will ich von Mama Severin einen größeren Bogen holen, Geschäftsformat. Und gern will ich Dir den Brief in den Kasten stecken“ – –
Adolf überlegte lange, mißmuthig willigte er ein.
„Du mußt aber unter der Zeit lesen oder sonst was. Wenn Du überguckst, schreib’ ich nicht.“
„So indiskret bin ich doch nicht“ rief das junge Mädchen mit erröthenden Backen. Er fing auch an zu schreiben, aber dann hörte er bald auf. „Es nützt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |