Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891."Fräulein Marianne ist net daheim," sagte eine "Doch, sie ist gestern Abend heimkommen, ich hab "Da geh ich auch hin! Vielleicht krieg' ich auch "Da bleibst!" rief Emerenz, die eine Art Mutter¬ "Ich will auch a Bretzel," sagte eins der Klein¬ Als Emerenz wiederkam, drängten sich Alle um Aber das Mädchen hielt die Falten fest zusam¬ Sie führte die Kinder bis zum Ende der Straße, „Fräulein Marianne iſt net daheim,“ ſagte eine „Doch, ſie iſt geſtern Abend heimkommen, ich hab „Da geh ich auch hin! Vielleicht krieg' ich auch „Da bleibſt!“ rief Emerenz, die eine Art Mutter¬ „Ich will auch a Bretzel,“ ſagte eins der Klein¬ Als Emerenz wiederkam, drängten ſich Alle um Aber das Mädchen hielt die Falten feſt zuſam¬ Sie führte die Kinder bis zum Ende der Straße, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0092" n="76"/> <p>„Fräulein Marianne iſt net daheim,“ ſagte eine<lb/> Stimme.</p><lb/> <p>„Doch, ſie iſt geſtern Abend heimkommen, ich hab<lb/> a Bretzel von ihr kriegt,“ erwiderte eine andre.</p><lb/> <p>„Da geh ich auch hin! Vielleicht krieg' ich auch<lb/> eins,“ rief ein kleiner Bub und kaute ſchon im Vor¬<lb/> aus mit leeren Backen.</p><lb/> <p>„Da bleibſt!“ rief Emerenz, die eine Art Mutter¬<lb/> ſtellung bei den Kindern hier in der Straße beſaß,<lb/> „ich geh' ſelbſt hinauf und ſag' ihr's von dem Herrn<lb/> Heuwels.“</p><lb/> <p>„Ich will auch a Bretzel,“ ſagte eins der Klein¬<lb/> ſten und wollte ſich an ihr Kleid hängen. Aber ſie<lb/> ſtreifte ſie flink von ſich und eilte über die Straße<lb/> und in das gegenüberliegende Haus; die Kinder<lb/> folgten ihr bis zur Hausthür und blieben dort mit<lb/> verlangenden Blicken ſtehen.</p><lb/> <p>Als Emerenz wiederkam, drängten ſich Alle um<lb/> ſie, denn ihr Schurz ſchien wohlgefüllt. „Mir auch<lb/> a Weck', mir auch eins!“ riefen ſie ihr entgegen.</p><lb/> <p>Aber das Mädchen hielt die Falten feſt zuſam¬<lb/> men und winkte mit der andern Hand. „Fräulein<lb/> Marianne hat geſagt, da beſſer unten ſoll ich's Euch<lb/> geben!“ flüſterte ſie, „wann Ihr fein ruhig ſeid.“</p><lb/> <p>Sie führte die Kinder bis zum Ende der Straße,<lb/> dort blieb ſie ſtehen, öffnete die Schürze und ver¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [76/0092]
„Fräulein Marianne iſt net daheim,“ ſagte eine
Stimme.
„Doch, ſie iſt geſtern Abend heimkommen, ich hab
a Bretzel von ihr kriegt,“ erwiderte eine andre.
„Da geh ich auch hin! Vielleicht krieg' ich auch
eins,“ rief ein kleiner Bub und kaute ſchon im Vor¬
aus mit leeren Backen.
„Da bleibſt!“ rief Emerenz, die eine Art Mutter¬
ſtellung bei den Kindern hier in der Straße beſaß,
„ich geh' ſelbſt hinauf und ſag' ihr's von dem Herrn
Heuwels.“
„Ich will auch a Bretzel,“ ſagte eins der Klein¬
ſten und wollte ſich an ihr Kleid hängen. Aber ſie
ſtreifte ſie flink von ſich und eilte über die Straße
und in das gegenüberliegende Haus; die Kinder
folgten ihr bis zur Hausthür und blieben dort mit
verlangenden Blicken ſtehen.
Als Emerenz wiederkam, drängten ſich Alle um
ſie, denn ihr Schurz ſchien wohlgefüllt. „Mir auch
a Weck', mir auch eins!“ riefen ſie ihr entgegen.
Aber das Mädchen hielt die Falten feſt zuſam¬
men und winkte mit der andern Hand. „Fräulein
Marianne hat geſagt, da beſſer unten ſoll ich's Euch
geben!“ flüſterte ſie, „wann Ihr fein ruhig ſeid.“
Sie führte die Kinder bis zum Ende der Straße,
dort blieb ſie ſtehen, öffnete die Schürze und ver¬
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