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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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goß ärgerlich sein Glas hinunter. Jockerl, der ihm
gegenüber saß und etwas von der halblauten Unter¬
redung gehört hatte, grunzte beistimmend und trank
ebenfalls.

Sie ist doch elend dran! dachte Alfred, Wolff
hat ganz Recht. Sie könnte eine Andre werden. Ob
aber durch ihn?

"Guten Abend, Fräulein Loni," sagte er, hinter
ihren Stuhl tretend, "ich möchte mich verabschieden."

"Ich auch!" erwiderte sie mit traurigem Nicken,
"ich thu's auch bald!" Sie stand auf, obgleich Alle
sie ansahen.

"Ich begleite Niemand!" rief sie mit dem ge¬
wohnten spitzbübischen Lachen, "ja, macht nur lange
Hälse, ist mir auch eins."

"Ich wollt, die Andern gingen und Sie blieben
da," sagte sie, als sie zwischen den Blumenbeeten
standen, "nun fangen sie bald an Skat zu spielen,
und da bringt man sie vor Mitternacht net weg.
Spielen Sie auch Skat?"

"Nein," lächelte Alfred.

Sie seufzte tief. "Grad so ungebildet wie ich,
denn wer nicht Skat spielt, sei ungebildet, sagt
Jockerl. Ich glaub's aber net."

"Wolff rührt keine Karte an," betheuerte der
Bildhauer mit einer heldenmüthigen Anstrengung.

Sie erwiderte nichts; nach einiger Zeit bückte

goß ärgerlich ſein Glas hinunter. Jockerl, der ihm
gegenüber ſaß und etwas von der halblauten Unter¬
redung gehört hatte, grunzte beiſtimmend und trank
ebenfalls.

Sie iſt doch elend dran! dachte Alfred, Wolff
hat ganz Recht. Sie könnte eine Andre werden. Ob
aber durch ihn?

„Guten Abend, Fräulein Loni,“ ſagte er, hinter
ihren Stuhl tretend, „ich möchte mich verabſchieden.“

„Ich auch!“ erwiderte ſie mit traurigem Nicken,
„ich thu's auch bald!“ Sie ſtand auf, obgleich Alle
ſie anſahen.

„Ich begleite Niemand!“ rief ſie mit dem ge¬
wohnten ſpitzbübiſchen Lachen, „ja, macht nur lange
Hälſe, iſt mir auch eins.“

„Ich wollt, die Andern gingen und Sie blieben
da,“ ſagte ſie, als ſie zwiſchen den Blumenbeeten
ſtanden, „nun fangen ſie bald an Skat zu ſpielen,
und da bringt man ſie vor Mitternacht net weg.
Spielen Sie auch Skat?“

„Nein,“ lächelte Alfred.

Sie ſeufzte tief. „Grad ſo ungebildet wie ich,
denn wer nicht Skat ſpielt, ſei ungebildet, ſagt
Jockerl. Ich glaub's aber net.“

„Wolff rührt keine Karte an,“ betheuerte der
Bildhauer mit einer heldenmüthigen Anſtrengung.

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[66/0082] goß ärgerlich ſein Glas hinunter. Jockerl, der ihm gegenüber ſaß und etwas von der halblauten Unter¬ redung gehört hatte, grunzte beiſtimmend und trank ebenfalls. Sie iſt doch elend dran! dachte Alfred, Wolff hat ganz Recht. Sie könnte eine Andre werden. Ob aber durch ihn? „Guten Abend, Fräulein Loni,“ ſagte er, hinter ihren Stuhl tretend, „ich möchte mich verabſchieden.“ „Ich auch!“ erwiderte ſie mit traurigem Nicken, „ich thu's auch bald!“ Sie ſtand auf, obgleich Alle ſie anſahen. „Ich begleite Niemand!“ rief ſie mit dem ge¬ wohnten ſpitzbübiſchen Lachen, „ja, macht nur lange Hälſe, iſt mir auch eins.“ „Ich wollt, die Andern gingen und Sie blieben da,“ ſagte ſie, als ſie zwiſchen den Blumenbeeten ſtanden, „nun fangen ſie bald an Skat zu ſpielen, und da bringt man ſie vor Mitternacht net weg. Spielen Sie auch Skat?“ „Nein,“ lächelte Alfred. Sie ſeufzte tief. „Grad ſo ungebildet wie ich, denn wer nicht Skat ſpielt, ſei ungebildet, ſagt Jockerl. Ich glaub's aber net.“ „Wolff rührt keine Karte an,“ betheuerte der Bildhauer mit einer heldenmüthigen Anſtrengung. Sie erwiderte nichts; nach einiger Zeit bückte

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/82>, abgerufen am 24.11.2024.