ken Sie, Probst, der Sohn und Gehülfe meines al¬ ten Barbiers! Aber das Gute muß ja freilich der Anblick des Plebsregiments hervorbringen, daß ein ho¬ netter Mensch sich zu guten Manieren bequemen lernt." --
-- ""Ich komme als Hochzeiter, mein Herr Ma¬ jor,"" sagte er, indem er auf den väterlichen Trau¬ ring an seinem Finger wies. ""Ein wenig spät, wer¬ den Sie sagen, -- aber der Mann hat Farbe gehal¬ ten!"" "Oho!" versetzte ich lachend, "das Kindchen erst recht!"
-- "Meine Frau hatte sich unterdessen von ihrem Staunen erholt und in Positur gesetzt. "Zunächst," hob sie an, "Herr -- Doctor, nicht wahr?" Er ant¬ wortete lächelnd mit einer Verbeugung. ""Für meine ältesten Freunde Siegmund Faber, wie ehedem, Mosjö Per--se, wie es Ihnen beliebt. Im Uebrigen: Ge¬ heimerath Faber, praktischer Arzt in Berlin."" --
-- ""Zunächst also, Herr Geheimerath," sagte Adelheid, indem sie sich gleicherweise verneigte, "die Ver¬ sicherung, daß Demoiselle Müller in ungestörtem Wohl¬ befinden und in geduldiger Treue unter unseren Augen Ihrer Heimkehr gewartet hat."" --
-- "Wie eine Nonne auf den himmlischen Bräuti¬ gam," fiel ich ein. Adelheid räusperte sich und Sie
ken Sie, Probſt, der Sohn und Gehülfe meines al¬ ten Barbiers! Aber das Gute muß ja freilich der Anblick des Plebsregiments hervorbringen, daß ein ho¬ netter Menſch ſich zu guten Manieren bequemen lernt.“ —
— „„Ich komme als Hochzeiter, mein Herr Ma¬ jor,““ ſagte er, indem er auf den väterlichen Trau¬ ring an ſeinem Finger wies. „„Ein wenig ſpät, wer¬ den Sie ſagen, — aber der Mann hat Farbe gehal¬ ten!““ „Oho!“ verſetzte ich lachend, „das Kindchen erſt recht!“
— „Meine Frau hatte ſich unterdeſſen von ihrem Staunen erholt und in Poſitur geſetzt. „Zunächſt,“ hob ſie an, „Herr — Doctor, nicht wahr?“ Er ant¬ wortete lächelnd mit einer Verbeugung. „„Für meine älteſten Freunde Siegmund Faber, wie ehedem, Mosjö Per—ſé, wie es Ihnen beliebt. Im Uebrigen: Ge¬ heimerath Faber, praktiſcher Arzt in Berlin.““ —
— „„Zunächſt alſo, Herr Geheimerath,“ ſagte Adelheid, indem ſie ſich gleicherweiſe verneigte, „die Ver¬ ſicherung, daß Demoiſelle Müller in ungeſtörtem Wohl¬ befinden und in geduldiger Treue unter unſeren Augen Ihrer Heimkehr gewartet hat.““ —
— „Wie eine Nonne auf den himmliſchen Bräuti¬ gam,“ fiel ich ein. Adelheid räuſperte ſich und Sie
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ken Sie, Probſt, der Sohn und Gehülfe meines al¬
ten Barbiers! Aber das Gute muß ja freilich der
Anblick des Plebsregiments hervorbringen, daß ein ho¬
netter Menſch ſich zu guten Manieren bequemen lernt.“ —
— „„Ich komme als Hochzeiter, mein Herr Ma¬
jor,““ ſagte er, indem er auf den väterlichen Trau¬
ring an ſeinem Finger wies. „„Ein wenig ſpät, wer¬
den Sie ſagen, — aber der Mann hat Farbe gehal¬
ten!““ „Oho!“ verſetzte ich lachend, „das Kindchen
erſt recht!“
— „Meine Frau hatte ſich unterdeſſen von ihrem
Staunen erholt und in Poſitur geſetzt. „Zunächſt,“
hob ſie an, „Herr — Doctor, nicht wahr?“ Er ant¬
wortete lächelnd mit einer Verbeugung. „„Für meine
älteſten Freunde Siegmund Faber, wie ehedem, Mosjö
Per—ſé, wie es Ihnen beliebt. Im Uebrigen: Ge¬
heimerath Faber, praktiſcher Arzt in Berlin.““ —
— „„Zunächſt alſo, Herr Geheimerath,“ ſagte
Adelheid, indem ſie ſich gleicherweiſe verneigte, „die Ver¬
ſicherung, daß Demoiſelle Müller in ungeſtörtem Wohl¬
befinden und in geduldiger Treue unter unſeren Augen
Ihrer Heimkehr gewartet hat.““ —
— „Wie eine Nonne auf den himmliſchen Bräuti¬
gam,“ fiel ich ein. Adelheid räuſperte ſich und Sie
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/84>, abgerufen am 16.02.2025.
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