nach dem Essen sich die Hände spülte, darüber, als Draperie, die selbstgesponnene, blitzblanke Quehle, -- Kinder, seht sie mit Ehren an, die alten Stücke in Reckenburgs neuem Thurm: es waren gute Menschen, welche sich zwischen ihnen glücklich fühlten!
Und nun das Kleinzeug der Haushaltung: das braune Kaffeegeschirr und das Tafelservice von Zinn; die Messingleuchter mit der tiefschnuppigen Unschlitt¬ kerze, die kupferne Feuerkieke, welche Ehren-Purzel seiner gnädigen Frau Sonntags auf dem Kirchgange nachtrug; -- Euch, Menschen von heute, dünken diese Geräthschaften wohl wie Rudera aus einem Hünen¬ grabe; aber fragt einen ergrauten Junggesellen, eine einsame, alte Jungfer, die für kein Tändelwerk in einer Kinderstube zu sorgen, fragt sie, wie es thut, wenn solch rücklaufendes Fädchen aus dem Netze ihrer Gewohnheiten gerissen wird?
Was würden jedoch diese einfachen Umgebungen bedeuten, ohne die gelassene Grandezza, mit welcher die Bewohner sich in denselben bewegten? Nichts für ungut, meine jungen Freunde, aber das Bewußtsein reinen Bluts verlieh einen sicheren Ductus, welchen die Matadore der Comtoirs und Büreaux größtentheils noch erlernen müssen und welchen die der zweiunddreißig
nach dem Eſſen ſich die Hände ſpülte, darüber, als Draperie, die ſelbſtgeſponnene, blitzblanke Quehle, — Kinder, ſeht ſie mit Ehren an, die alten Stücke in Reckenburgs neuem Thurm: es waren gute Menſchen, welche ſich zwiſchen ihnen glücklich fühlten!
Und nun das Kleinzeug der Haushaltung: das braune Kaffeegeſchirr und das Tafelſervice von Zinn; die Meſſingleuchter mit der tiefſchnuppigen Unſchlitt¬ kerze, die kupferne Feuerkieke, welche Ehren-Purzel ſeiner gnädigen Frau Sonntags auf dem Kirchgange nachtrug; — Euch, Menſchen von heute, dünken dieſe Geräthſchaften wohl wie Rudera aus einem Hünen¬ grabe; aber fragt einen ergrauten Junggeſellen, eine einſame, alte Jungfer, die für kein Tändelwerk in einer Kinderſtube zu ſorgen, fragt ſie, wie es thut, wenn ſolch rücklaufendes Fädchen aus dem Netze ihrer Gewohnheiten geriſſen wird?
Was würden jedoch dieſe einfachen Umgebungen bedeuten, ohne die gelaſſene Grandezza, mit welcher die Bewohner ſich in denſelben bewegten? Nichts für ungut, meine jungen Freunde, aber das Bewußtſein reinen Bluts verlieh einen ſicheren Ductus, welchen die Matadore der Comtoirs und Büreaux größtentheils noch erlernen müſſen und welchen die der zweiunddreißig
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0097"n="90"/>
nach dem Eſſen ſich die Hände ſpülte, darüber, als<lb/>
Draperie, die ſelbſtgeſponnene, blitzblanke Quehle, —<lb/>
Kinder, ſeht ſie mit Ehren an, die alten Stücke in<lb/>
Reckenburgs neuem Thurm: es waren <hirendition="#g">gute</hi> Menſchen,<lb/>
welche ſich zwiſchen ihnen glücklich fühlten!</p><lb/><p>Und nun das Kleinzeug der Haushaltung: das<lb/>
braune Kaffeegeſchirr und das Tafelſervice von Zinn;<lb/>
die Meſſingleuchter mit der tiefſchnuppigen Unſchlitt¬<lb/>
kerze, die kupferne Feuerkieke, welche Ehren-Purzel<lb/>ſeiner gnädigen Frau Sonntags auf dem Kirchgange<lb/>
nachtrug; — Euch, Menſchen von heute, dünken dieſe<lb/>
Geräthſchaften wohl wie Rudera aus einem Hünen¬<lb/>
grabe; aber fragt einen ergrauten Junggeſellen, eine<lb/>
einſame, alte Jungfer, die für kein Tändelwerk in<lb/>
einer Kinderſtube zu ſorgen, fragt ſie, wie es thut,<lb/>
wenn ſolch rücklaufendes Fädchen aus dem Netze ihrer<lb/>
Gewohnheiten geriſſen wird?</p><lb/><p>Was würden jedoch dieſe einfachen Umgebungen<lb/>
bedeuten, ohne die gelaſſene Grandezza, mit welcher<lb/>
die Bewohner ſich in denſelben bewegten? Nichts für<lb/>
ungut, meine jungen Freunde, aber das Bewußtſein<lb/>
reinen Bluts verlieh einen ſicheren Ductus, welchen die<lb/>
Matadore der Comtoirs und Büreaux größtentheils<lb/>
noch erlernen müſſen und welchen die der zweiunddreißig<lb/></p></div></body></text></TEI>
[90/0097]
nach dem Eſſen ſich die Hände ſpülte, darüber, als
Draperie, die ſelbſtgeſponnene, blitzblanke Quehle, —
Kinder, ſeht ſie mit Ehren an, die alten Stücke in
Reckenburgs neuem Thurm: es waren gute Menſchen,
welche ſich zwiſchen ihnen glücklich fühlten!
Und nun das Kleinzeug der Haushaltung: das
braune Kaffeegeſchirr und das Tafelſervice von Zinn;
die Meſſingleuchter mit der tiefſchnuppigen Unſchlitt¬
kerze, die kupferne Feuerkieke, welche Ehren-Purzel
ſeiner gnädigen Frau Sonntags auf dem Kirchgange
nachtrug; — Euch, Menſchen von heute, dünken dieſe
Geräthſchaften wohl wie Rudera aus einem Hünen¬
grabe; aber fragt einen ergrauten Junggeſellen, eine
einſame, alte Jungfer, die für kein Tändelwerk in
einer Kinderſtube zu ſorgen, fragt ſie, wie es thut,
wenn ſolch rücklaufendes Fädchen aus dem Netze ihrer
Gewohnheiten geriſſen wird?
Was würden jedoch dieſe einfachen Umgebungen
bedeuten, ohne die gelaſſene Grandezza, mit welcher
die Bewohner ſich in denſelben bewegten? Nichts für
ungut, meine jungen Freunde, aber das Bewußtſein
reinen Bluts verlieh einen ſicheren Ductus, welchen die
Matadore der Comtoirs und Büreaux größtentheils
noch erlernen müſſen und welchen die der zweiunddreißig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/97>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.