Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Es hat aber dieser Obertantz nicht allein/ mit seiner ungesaltzenen Zungen/ dem Königreich Ungarn den Frieden/ oder Stillstand/ sondern endlich auch ihm selbsten / durch ein böses Fürnehmen/ den Hals vertantzt/ und ein schmählichs Ende genommen: Angemerkt er/ nachdem König Johannes allbereit wieder eingesetzt war/ den meuchelmörderischen Anschlag gefasst/ zu Ofen denselben umzubringen: wiewol man nicht weiß/ ob er/ auf Anstifftung andrer/ und Hoffnung eines versprochenen Lohns/ oder aus selbst-eigner Bewegung/ solches vorgenommen. Weil er aber in Verdacht gekommen/ und man / in dem Ermel seines Rocks/ einen Dolchen gefunden: ist er ergriffen/ in einen Sack vernähet/ und in die Donau geworffen worden.

Lascus kam/ nach seiner unselig-glückseligen Legations-Werbung/ wieder zum Könige Johannes/ mit der ihm/ und seinen bösen Rathgebern hocherfreulichen/ der Kron Ungarn aber höchst-verfänglichen Zeitung/ daß ihm seine Commission und Handlung am Groß-Türkischen Hofe/ gewünschter Massen von statten gangen/ und er alles erhalten/ was ihm aus zuwirken aufgetragen wäre. Das war auch die leidige Warheit. Dann Sultan Solimann / der grosse Welt-Schreck/ hat ihn/ mit diesem endlichem Bescheide/ zurück gefertigt / er wolte/ mit einem Kriegsheer/ aufs Vor-Jahr/ in Ungarn ziehen; daselbst solte König Johannes ihm/ in den Mohatzischen Feldern/ welche unlängst von der geschlagenen Ungarischen Armee so viel Christen-Bluts gesoffen/ und den jungen König Ludwig/ durch seiner tollkühnen Ungarn thörichte Hitze/ in einen erbärmlichen Tod gestürtzt hatten / nur entgegen kommen/ oder anderswo oberhalb Ofen: für das Ubrige/ wie er nemlich mögte wiederum in sein Königreich her- und fest-gestellet/ und zu Ofen auf seinen Königlichen Stul gesetzt werden/ solte er nur ihn/ und seinen Sebel/ sorgen lassen. Und was den vertriebenen König noch mehr versicherte/ war dieses/ daß bemeldter Groß-Tyrann ihm/ bey dem Lasco/ einen Brief geschrieben/ darinn er die Erklärung that/ er hätte ihn/ als einen Bruder/ in seinen Schutz und Schoß aufgenommen; wolte ihn auch/ wider alle und jede/ wissen zu vertheidigen.

König Johannes/ der diese Botschafft mit so verzuckten Sinnen anhörte/ als ob sie / durch einen Engel vom Himmel/ verkündigt würde/ schenkte dem Lasco/ für seinen geleisteten treuen Dienst/ das Schloß Dunavetz/ so am Fluß Poprad stehet/ welcher aus dem Carpatischen Gebürge entspringt/ und dem Polnischen Haupt-Strom/ nemlich der Weixel / zuwandert/ auch denselben bey Cracau antrifft/ und durch seinen Einfluß vergrössert; imgleichen die Stadt Käsmark: die so wol/ als erwehntes Schloß/ im Zipser-Lande gelegen. Hat also König Johannes diesem Polnischen Weiwoden sein/ an der ganzen Christenheit begangenes/ Verräther-Stücklein viel reichlicher vergolten/ als die Hohenpriester dem Judas seinen Verrath an dem HErrn der Christenheit.

Dann obgleich Lascus/ und andre/ welche/ zu- und nach seiner Zeit/ den Türken also mit ins Spiel gemengt/ fürnehme Herren; haben sie doch damit gemeiner

Es hat aber dieser Obertantz nicht allein/ mit seiner ungesaltzenen Zungen/ dem Königreich Ungarn den Frieden/ oder Stillstand/ sondern endlich auch ihm selbsten / durch ein böses Fürnehmen/ den Hals vertantzt/ und ein schmählichs Ende genommen: Angemerkt er/ nachdem König Johannes allbereit wieder eingesetzt war/ den meuchelmörderischen Anschlag gefasst/ zu Ofen denselben umzubringen: wiewol man nicht weiß/ ob er/ auf Anstifftung andrer/ und Hoffnung eines versprochenen Lohns/ oder aus selbst-eigner Bewegung/ solches vorgenommen. Weil er aber in Verdacht gekommen/ und man / in dem Ermel seines Rocks/ einen Dolchen gefunden: ist er ergriffen/ in einen Sack vernähet/ und in die Donau geworffen worden.

Lascus kam/ nach seiner unselig-glückseligen Legations-Werbung/ wieder zum Könige Johannes/ mit der ihm/ und seinen bösen Rathgebern hocherfreulichen/ der Kron Ungarn aber höchst-verfänglichen Zeitung/ daß ihm seine Commission und Handlung am Groß-Türkischen Hofe/ gewünschter Massen von statten gangen/ und er alles erhalten/ was ihm aus zuwirken aufgetragen wäre. Das war auch die leidige Warheit. Dann Sultan Solimann / der grosse Welt-Schreck/ hat ihn/ mit diesem endlichem Bescheide/ zurück gefertigt / er wolte/ mit einem Kriegsheer/ aufs Vor-Jahr/ in Ungarn ziehen; daselbst solte König Johannes ihm/ in den Mohatzischen Feldern/ welche unlängst von der geschlagenen Ungarischen Armee so viel Christen-Bluts gesoffen/ und den jungen König Ludwig/ durch seiner tollkühnen Ungarn thörichte Hitze/ in einen erbärmlichen Tod gestürtzt hatten / nur entgegen kom̃en/ oder anderswo oberhalb Ofen: für das Ubrige/ wie er nemlich mögte wiederum in sein Königreich her- und fest-gestellet/ und zu Ofen auf seinen Königlichen Stul gesetzt werden/ solte er nur ihn/ und seinen Sebel/ sorgen lassen. Und was den vertriebenen König noch mehr versicherte/ war dieses/ daß bemeldter Groß-Tyrann ihm/ bey dem Lasco/ einen Brief geschrieben/ darinn er die Erklärung that/ er hätte ihn/ als einen Bruder/ in seinen Schutz und Schoß aufgenommen; wolte ihn auch/ wider alle und jede/ wissen zu vertheidigen.

König Johannes/ der diese Botschafft mit so verzuckten Sinnen anhörte/ als ob sie / durch einen Engel vom Himmel/ verkündigt würde/ schenkte dem Lasco/ für seinen geleisteten treuen Dienst/ das Schloß Dunavetz/ so am Fluß Poprad stehet/ welcher aus dem Carpatischen Gebürge entspringt/ und dem Polnischen Haupt-Strom/ nemlich der Weixel / zuwandert/ auch denselben bey Cracau antrifft/ und durch seinen Einfluß vergrössert; imgleichen die Stadt Käsmark: die so wol/ als erwehntes Schloß/ im Zipser-Lande gelegen. Hat also König Johannes diesem Polnischen Weiwoden sein/ an der ganzen Christenheit begangenes/ Verräther-Stücklein viel reichlicher vergolten/ als die Hohenpriester dem Judas seinen Verrath an dem HErrn der Christenheit.

Dann obgleich Lascus/ und andre/ welche/ zu- und nach seiner Zeit/ den Türken also mit ins Spiel gemengt/ fürnehme Herren; haben sie doch damit gemeiner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0095" n="87"/>
        <p>Es hat aber dieser Obertantz nicht allein/ mit seiner ungesaltzenen Zungen/ dem            Königreich Ungarn den Frieden/ oder Stillstand/ sondern endlich auch ihm selbsten /            durch ein böses Fürnehmen/ den Hals vertantzt/ und ein schmählichs Ende genommen:            Angemerkt er/ nachdem König Johannes allbereit wieder eingesetzt war/ den            meuchelmörderischen Anschlag gefasst/ zu Ofen denselben umzubringen: wiewol man nicht            weiß/ ob er/ auf Anstifftung andrer/ und Hoffnung eines versprochenen Lohns/ oder aus            selbst-eigner Bewegung/ solches vorgenommen. Weil er aber in Verdacht gekommen/ und man           / in dem Ermel seines Rocks/ einen Dolchen gefunden: ist er ergriffen/ in einen Sack            vernähet/ und in die Donau geworffen worden.</p>
        <p>Lascus kam/ nach seiner unselig-glückseligen Legations-Werbung/ wieder zum Könige            Johannes/ mit der ihm/ und seinen bösen Rathgebern hocherfreulichen/ der Kron Ungarn            aber höchst-verfänglichen Zeitung/ daß ihm seine Commission und Handlung am            Groß-Türkischen Hofe/ gewünschter Massen von statten gangen/ und er alles erhalten/ was            ihm aus zuwirken aufgetragen wäre. Das war auch die leidige Warheit. Dann Sultan Solimann           / der grosse Welt-Schreck/ hat ihn/ mit diesem endlichem Bescheide/ zurück gefertigt /            er wolte/ mit einem Kriegsheer/ aufs Vor-Jahr/ in Ungarn ziehen; daselbst solte König            Johannes ihm/ in den Mohatzischen Feldern/ welche unlängst von der geschlagenen            Ungarischen Armee so viel Christen-Bluts gesoffen/ und den jungen König Ludwig/ durch            seiner tollkühnen Ungarn thörichte Hitze/ in einen erbärmlichen Tod gestürtzt hatten /            nur entgegen kom&#x0303;en/ oder anderswo oberhalb Ofen: für das Ubrige/ wie er nemlich            mögte wiederum in sein Königreich her- und fest-gestellet/ und zu Ofen auf seinen            Königlichen Stul gesetzt werden/ solte er nur ihn/ und seinen Sebel/ sorgen lassen. Und            was den vertriebenen König noch mehr versicherte/ war dieses/ daß bemeldter Groß-Tyrann            ihm/ bey dem Lasco/ einen Brief geschrieben/ darinn er die Erklärung that/ er hätte            ihn/ als einen Bruder/ in seinen Schutz und Schoß aufgenommen; wolte ihn auch/ wider            alle und jede/ wissen zu vertheidigen.</p>
        <p>König Johannes/ der diese Botschafft mit so verzuckten Sinnen anhörte/ als ob sie /            durch einen Engel vom Himmel/ verkündigt würde/ schenkte dem Lasco/ für seinen            geleisteten treuen Dienst/ das Schloß Dunavetz/ so am Fluß Poprad stehet/ welcher aus            dem Carpatischen Gebürge entspringt/ und dem Polnischen Haupt-Strom/ nemlich der Weixel           / zuwandert/ auch denselben bey Cracau antrifft/ und durch seinen Einfluß vergrössert;            imgleichen die Stadt Käsmark: die so wol/ als erwehntes Schloß/ im Zipser-Lande gelegen.            Hat also König Johannes diesem Polnischen Weiwoden sein/ an der ganzen Christenheit            begangenes/ Verräther-Stücklein viel reichlicher vergolten/ als die Hohenpriester dem            Judas seinen Verrath an dem HErrn der Christenheit.</p>
        <p>Dann obgleich Lascus/ und andre/ welche/ zu- und nach seiner Zeit/ den Türken also            mit ins Spiel gemengt/ fürnehme Herren; haben sie doch damit gemeiner
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] Es hat aber dieser Obertantz nicht allein/ mit seiner ungesaltzenen Zungen/ dem Königreich Ungarn den Frieden/ oder Stillstand/ sondern endlich auch ihm selbsten / durch ein böses Fürnehmen/ den Hals vertantzt/ und ein schmählichs Ende genommen: Angemerkt er/ nachdem König Johannes allbereit wieder eingesetzt war/ den meuchelmörderischen Anschlag gefasst/ zu Ofen denselben umzubringen: wiewol man nicht weiß/ ob er/ auf Anstifftung andrer/ und Hoffnung eines versprochenen Lohns/ oder aus selbst-eigner Bewegung/ solches vorgenommen. Weil er aber in Verdacht gekommen/ und man / in dem Ermel seines Rocks/ einen Dolchen gefunden: ist er ergriffen/ in einen Sack vernähet/ und in die Donau geworffen worden. Lascus kam/ nach seiner unselig-glückseligen Legations-Werbung/ wieder zum Könige Johannes/ mit der ihm/ und seinen bösen Rathgebern hocherfreulichen/ der Kron Ungarn aber höchst-verfänglichen Zeitung/ daß ihm seine Commission und Handlung am Groß-Türkischen Hofe/ gewünschter Massen von statten gangen/ und er alles erhalten/ was ihm aus zuwirken aufgetragen wäre. Das war auch die leidige Warheit. Dann Sultan Solimann / der grosse Welt-Schreck/ hat ihn/ mit diesem endlichem Bescheide/ zurück gefertigt / er wolte/ mit einem Kriegsheer/ aufs Vor-Jahr/ in Ungarn ziehen; daselbst solte König Johannes ihm/ in den Mohatzischen Feldern/ welche unlängst von der geschlagenen Ungarischen Armee so viel Christen-Bluts gesoffen/ und den jungen König Ludwig/ durch seiner tollkühnen Ungarn thörichte Hitze/ in einen erbärmlichen Tod gestürtzt hatten / nur entgegen kom̃en/ oder anderswo oberhalb Ofen: für das Ubrige/ wie er nemlich mögte wiederum in sein Königreich her- und fest-gestellet/ und zu Ofen auf seinen Königlichen Stul gesetzt werden/ solte er nur ihn/ und seinen Sebel/ sorgen lassen. Und was den vertriebenen König noch mehr versicherte/ war dieses/ daß bemeldter Groß-Tyrann ihm/ bey dem Lasco/ einen Brief geschrieben/ darinn er die Erklärung that/ er hätte ihn/ als einen Bruder/ in seinen Schutz und Schoß aufgenommen; wolte ihn auch/ wider alle und jede/ wissen zu vertheidigen. König Johannes/ der diese Botschafft mit so verzuckten Sinnen anhörte/ als ob sie / durch einen Engel vom Himmel/ verkündigt würde/ schenkte dem Lasco/ für seinen geleisteten treuen Dienst/ das Schloß Dunavetz/ so am Fluß Poprad stehet/ welcher aus dem Carpatischen Gebürge entspringt/ und dem Polnischen Haupt-Strom/ nemlich der Weixel / zuwandert/ auch denselben bey Cracau antrifft/ und durch seinen Einfluß vergrössert; imgleichen die Stadt Käsmark: die so wol/ als erwehntes Schloß/ im Zipser-Lande gelegen. Hat also König Johannes diesem Polnischen Weiwoden sein/ an der ganzen Christenheit begangenes/ Verräther-Stücklein viel reichlicher vergolten/ als die Hohenpriester dem Judas seinen Verrath an dem HErrn der Christenheit. Dann obgleich Lascus/ und andre/ welche/ zu- und nach seiner Zeit/ den Türken also mit ins Spiel gemengt/ fürnehme Herren; haben sie doch damit gemeiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/95
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/95>, abgerufen am 09.05.2024.