Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Christenheit ein übles Spiel angerichtet/ und können solches/ mit dem Vorwand / daß man sie/ durch Verfolgungen/ dazu gezwungen/ nicht rechtfertigen: sintemal/ kein rechter Christ/ durch deß Satans Kreaturen/ und abgesagte Feinde Christliches Glaubens / mit Gefährung allgemeiner Sicherheit deß Christenthums/ und Stärkung deß Reichs deß Teuffels/ nemlich deß Mahometischen Anti-Christs/ seinen Staat zu versichern sucht; sondern lieber Lieb und Leben/ und alles Zeitliche/ verliert/ als/ daß er/ durch Herbeyziehung der Türken und Tartarn/ soviel tausend Christlicher Bluts-Tropffen dem barbarischen Schwert/ und gleichfals unzehlichviel Christen-Seelen/ so darüber hernach / in ihrer harten Gefangenschafft/ zur Mahometischen Verdammniß/ entweder geschreckt / oder verlockt werden/ seiner Rache/ oder Ehrsucht/ aufopffre.

Es hat zwar König Johannes vorzuwenden pflegen/ er wäre der erste nicht/ der deß Türken Hülffe gesucht; der König in Frankreich/ Franciscus der Erste/ hätte es auch gethan; darum könnte mans ihm auch nicht verdenken/ daß er solchem Exempel folgte: dann einer Kron und Zepters so unbillig beraubt werden/ wäre ein unerträglicher Schmerz/ und Ursache genug/ daß man sich/ mit Türkischen Waffen/ wehrte/ und das Entzogene wieder an sich brächte: Aber ob eines grossen Königs Exempel/ vor dem grossen allgemeinen Welt-Richter/ jemanden nur Entschuldigung gereichen könne/ wird man dort sehen.

Zu weisen aber/ wie leicht/ aus einem so üblen Exempel/ bald mehr erwachsen können / will ich folgendes welches sonst bey diesem Kriege nicht/ sondern hernach erst / vorgegangen/ hiebey mit anhenken.

Sein Sohn/ Johann Sigismund/ der hernach Fürst in Siebenbürgen worden/ hat sowol diesen Sinn/ als die Gestalt deß Vatters/ geerbt/ und in einem scharffen Antwort-Schreiben an den Baron von Schwendi/ Käisers Maximiliani/ deß Zweyten/ Generaln / unter andern diese Drau-Zeilen gesetzt: Se ejus injuriis provocatum, ac vindictae cupidine flagrantem, jurejurando denuntiare, quod non solum Turcarum & Tartarorum feras & immanes nationes, Christianiq[unleserliches Material]ue nominis hostes, sed ipsos etiam cacodaemones & furias infernales, aut si quid tetrius infestiusq[unleserliches Material]ue dici aut reperirij queat, adversus ipsum & Caesarianos concitaturum, atrocesq[unleserliches Material]ue poenas de iis, veluti concordiae pacisq[unleserliches Material]ue contemtoribus, sumturum; Deos autem immortales, ac homines omnes palam testari, se nec exitiales ejusmodi belli, nec caedis ac sanguinis innoxiorum hominum causas praebuisse; sed eos, qui superbo & obfirmato animo, ruptis aequissimis foederibus, ac impie proculcata pace, priores bellum atque arma inferre non dubitassent: Weil er/ von ihm (dem Lazarus Schwendi/ als Käiserlichen Feldherrn/ und dessen unterhabenden Armee) durch unbillige Gewalt und Beleidigung dazu gereitzt würde; wolte er/ aus einem billig-entbranntem Rach-Eifer/ ihm hiemit andeuten/ und schweren / daß er nicht nur Türken und Tartarn/ wilde und unmenschlich - grimme Völker/ und

Christenheit ein übles Spiel angerichtet/ und können solches/ mit dem Vorwand / daß man sie/ durch Verfolgungen/ dazu gezwungen/ nicht rechtfertigen: sintemal/ kein rechter Christ/ durch deß Satans Kreaturen/ und abgesagte Feinde Christliches Glaubens / mit Gefährung allgemeiner Sicherheit deß Christenthums/ und Stärkung deß Reichs deß Teuffels/ nemlich deß Mahometischen Anti-Christs/ seinen Staat zu versichern sucht; sondern lieber Lieb und Leben/ und alles Zeitliche/ verliert/ als/ daß er/ durch Herbeyziehung der Türken und Tartarn/ soviel tausend Christlicher Bluts-Tropffen dem barbarischen Schwert/ und gleichfals unzehlichviel Christen-Seelen/ so darüber hernach / in ihrer harten Gefangenschafft/ zur Mahometischen Verdammniß/ entweder geschreckt / oder verlockt werden/ seiner Rache/ oder Ehrsucht/ aufopffre.

Es hat zwar König Johannes vorzuwenden pflegen/ er wäre der erste nicht/ der deß Türken Hülffe gesucht; der König in Frankreich/ Franciscus der Erste/ hätte es auch gethan; darum könnte mans ihm auch nicht verdenken/ daß er solchem Exempel folgte: dann einer Kron und Zepters so unbillig beraubt werden/ wäre ein unerträglicher Schmerz/ und Ursache genug/ daß man sich/ mit Türkischen Waffen/ wehrte/ und das Entzogene wieder an sich brächte: Aber ob eines grossen Königs Exempel/ vor dem grossen allgemeinen Welt-Richter/ jemanden nur Entschuldigung gereichen könne/ wird man dort sehen.

Zu weisen aber/ wie leicht/ aus einem so üblen Exempel/ bald mehr erwachsen können / will ich folgendes welches sonst bey diesem Kriege nicht/ sondern hernach erst / vorgegangen/ hiebey mit anhenken.

Sein Sohn/ Johann Sigismund/ der hernach Fürst in Siebenbürgen worden/ hat sowol diesen Sinn/ als die Gestalt deß Vatters/ geerbt/ und in einem scharffen Antwort-Schreiben an den Baron von Schwendi/ Käisers Maximiliani/ deß Zweyten/ Generaln / unter andern diese Drau-Zeilen gesetzt: Se ejus injuriis provocatum, ac vindictae cupidine flagrantem, jurejurando denuntiare, quod non solùm Turcarum & Tartarorum feras & immanes nationes, Christianiq[unleserliches Material]ue nominis hostes, sed ipsos etiam cacodaemones & furias infernales, aut si quid tetrius infestiusq[unleserliches Material]ue dici aut reperirij queat, adversus ipsum & Caesarianos concitaturum, atrocesq[unleserliches Material]ue poenas de iis, veluti concordiae pacisq[unleserliches Material]ue contemtoribus, sumturum; Deos autem immortales, ac homines omnes palam testari, se nec exitiales ejusmodi belli, nec caedis ac sanguinis innoxiorum hominum causas praebuisse; sed eos, qui superbo & obfirmato animo, ruptis aequissimis foederibus, ac impiè proculcatâ pace, priores bellum atque arma inferre non dubitâssent: Weil er/ von ihm (dem Lazarus Schwendi/ als Käiserlichen Feldherrn/ und dessen unterhabenden Armee) durch unbillige Gewalt und Beleidigung dazu gereitzt würde; wolte er/ aus einem billig-entbranntem Rach-Eifer/ ihm hiemit andeuten/ und schweren / daß er nicht nur Türken und Tartarn/ wilde und unmenschlich - grimme Völker/ und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0096" n="88"/>
Christenheit ein übles Spiel angerichtet/ und können solches/ mit dem Vorwand           / daß man sie/ durch Verfolgungen/ dazu gezwungen/ nicht rechtfertigen: sintemal/ kein            rechter Christ/ durch deß Satans Kreaturen/ und abgesagte Feinde Christliches Glaubens /            mit Gefährung allgemeiner Sicherheit deß Christenthums/ und Stärkung deß Reichs deß            Teuffels/ nemlich deß Mahometischen Anti-Christs/ seinen Staat zu versichern sucht;            sondern lieber Lieb und Leben/ und alles Zeitliche/ verliert/ als/ daß er/ durch            Herbeyziehung der Türken und Tartarn/ soviel tausend Christlicher Bluts-Tropffen dem            barbarischen Schwert/ und gleichfals unzehlichviel Christen-Seelen/ so darüber hernach /            in ihrer harten Gefangenschafft/ zur Mahometischen Verdammniß/ entweder geschreckt /            oder verlockt werden/ seiner Rache/ oder Ehrsucht/ aufopffre.</p>
        <p>Es hat zwar König Johannes vorzuwenden pflegen/ er wäre der erste nicht/ der deß Türken            Hülffe gesucht; der König in Frankreich/ Franciscus der Erste/ hätte es auch gethan;            darum könnte mans ihm auch nicht verdenken/ daß er solchem Exempel folgte: dann einer            Kron und Zepters so unbillig beraubt werden/ wäre ein unerträglicher Schmerz/ und            Ursache genug/ daß man sich/ mit Türkischen Waffen/ wehrte/ und das Entzogene wieder            an sich brächte: Aber ob eines grossen Königs Exempel/ vor dem grossen allgemeinen            Welt-Richter/ jemanden nur Entschuldigung gereichen könne/ wird man dort sehen.</p>
        <p>Zu weisen aber/ wie leicht/ aus einem so üblen Exempel/ bald mehr erwachsen können /            will ich folgendes welches sonst bey diesem Kriege nicht/ sondern hernach erst /            vorgegangen/ hiebey mit anhenken.</p>
        <p>Sein Sohn/ Johann Sigismund/ der hernach Fürst in Siebenbürgen worden/ hat sowol            diesen Sinn/ als die Gestalt deß Vatters/ geerbt/ und in einem scharffen            Antwort-Schreiben an den Baron von Schwendi/ Käisers Maximiliani/ deß Zweyten/ Generaln           / unter andern diese Drau-Zeilen gesetzt: Se ejus injuriis provocatum, ac vindictae            cupidine flagrantem, jurejurando denuntiare, quod non solùm Turcarum &amp; Tartarorum            feras &amp; immanes nationes, Christianiq<gap reason="illegible"/>ue nominis hostes, sed ipsos etiam            cacodaemones &amp; furias infernales, aut si quid tetrius infestiusq<gap reason="illegible"/>ue dici aut            reperirij queat, adversus ipsum &amp; Caesarianos concitaturum, atrocesq<gap reason="illegible"/>ue poenas de            iis, veluti concordiae pacisq<gap reason="illegible"/>ue contemtoribus, sumturum; Deos autem immortales, ac            homines omnes palam testari, se nec exitiales ejusmodi belli, nec caedis ac sanguinis            innoxiorum hominum causas praebuisse; sed eos, qui superbo &amp; obfirmato animo, ruptis            aequissimis foederibus, ac impiè proculcatâ pace, priores bellum atque arma inferre non            dubitâssent: Weil er/ von ihm (dem Lazarus Schwendi/ als Käiserlichen Feldherrn/ und            dessen unterhabenden Armee) durch unbillige Gewalt und Beleidigung dazu gereitzt würde;            wolte er/ aus einem billig-entbranntem Rach-Eifer/ ihm hiemit andeuten/ und schweren /            daß er nicht nur Türken und Tartarn/ wilde und unmenschlich - grimme Völker/ und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0096] Christenheit ein übles Spiel angerichtet/ und können solches/ mit dem Vorwand / daß man sie/ durch Verfolgungen/ dazu gezwungen/ nicht rechtfertigen: sintemal/ kein rechter Christ/ durch deß Satans Kreaturen/ und abgesagte Feinde Christliches Glaubens / mit Gefährung allgemeiner Sicherheit deß Christenthums/ und Stärkung deß Reichs deß Teuffels/ nemlich deß Mahometischen Anti-Christs/ seinen Staat zu versichern sucht; sondern lieber Lieb und Leben/ und alles Zeitliche/ verliert/ als/ daß er/ durch Herbeyziehung der Türken und Tartarn/ soviel tausend Christlicher Bluts-Tropffen dem barbarischen Schwert/ und gleichfals unzehlichviel Christen-Seelen/ so darüber hernach / in ihrer harten Gefangenschafft/ zur Mahometischen Verdammniß/ entweder geschreckt / oder verlockt werden/ seiner Rache/ oder Ehrsucht/ aufopffre. Es hat zwar König Johannes vorzuwenden pflegen/ er wäre der erste nicht/ der deß Türken Hülffe gesucht; der König in Frankreich/ Franciscus der Erste/ hätte es auch gethan; darum könnte mans ihm auch nicht verdenken/ daß er solchem Exempel folgte: dann einer Kron und Zepters so unbillig beraubt werden/ wäre ein unerträglicher Schmerz/ und Ursache genug/ daß man sich/ mit Türkischen Waffen/ wehrte/ und das Entzogene wieder an sich brächte: Aber ob eines grossen Königs Exempel/ vor dem grossen allgemeinen Welt-Richter/ jemanden nur Entschuldigung gereichen könne/ wird man dort sehen. Zu weisen aber/ wie leicht/ aus einem so üblen Exempel/ bald mehr erwachsen können / will ich folgendes welches sonst bey diesem Kriege nicht/ sondern hernach erst / vorgegangen/ hiebey mit anhenken. Sein Sohn/ Johann Sigismund/ der hernach Fürst in Siebenbürgen worden/ hat sowol diesen Sinn/ als die Gestalt deß Vatters/ geerbt/ und in einem scharffen Antwort-Schreiben an den Baron von Schwendi/ Käisers Maximiliani/ deß Zweyten/ Generaln / unter andern diese Drau-Zeilen gesetzt: Se ejus injuriis provocatum, ac vindictae cupidine flagrantem, jurejurando denuntiare, quod non solùm Turcarum & Tartarorum feras & immanes nationes, Christianiq_ ue nominis hostes, sed ipsos etiam cacodaemones & furias infernales, aut si quid tetrius infestiusq_ ue dici aut reperirij queat, adversus ipsum & Caesarianos concitaturum, atrocesq_ ue poenas de iis, veluti concordiae pacisq_ ue contemtoribus, sumturum; Deos autem immortales, ac homines omnes palam testari, se nec exitiales ejusmodi belli, nec caedis ac sanguinis innoxiorum hominum causas praebuisse; sed eos, qui superbo & obfirmato animo, ruptis aequissimis foederibus, ac impiè proculcatâ pace, priores bellum atque arma inferre non dubitâssent: Weil er/ von ihm (dem Lazarus Schwendi/ als Käiserlichen Feldherrn/ und dessen unterhabenden Armee) durch unbillige Gewalt und Beleidigung dazu gereitzt würde; wolte er/ aus einem billig-entbranntem Rach-Eifer/ ihm hiemit andeuten/ und schweren / daß er nicht nur Türken und Tartarn/ wilde und unmenschlich - grimme Völker/ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/96
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/96>, abgerufen am 22.11.2024.