Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.gehorchen beschlossen; soll aber/ wie etliche schreiben/ solchen Schluß/ mit einem fast traurigem Blick/ demselben angezeigt haben/ und zwar/ mit Einmischung dieses Virgilianischen Verses: Flectere si nequeo Superos, Acheronta movebo: Kann ich die Himmels-Schaar/ zur Hülffe/ nicht bewegen; Will ich die Höllen-Rott'/ auf meinen Zweck/ erregen. So bald Lascus seine Vollmacht und Instruction weg hatte; fand er gar bald Constantinopel / und daselbst den Ludwig Gritti/ deß Venetianischen Herzogs/ Andreä Sohn/ welchen derselbe/ von einer Constantinopolitanerin/ erzeugt hatte/ und welcher die Türkische / als seine Mutter-Sprache/ trefflich-wol redete/ dazu dem Groß-Vizir/ Ibrahim/ sehr angenehm/ und dem Groß-Türken selbsten nicht übel befohlen war. Mit diesem/ der damals zu Pera/ unfern von deß Laski Herberge/ wohnete/ stifftete er/ durch Geschenke/ Kund- und Freundschafft/ eröffnete ihm hernach/ in Italiänischer Sprache/ den betrübten Zustand Königs Johannis/ für welchen er Hülffe zu suchen anhero abgeordnet wäre. Sie gingen hierauf beyde mit einander hin/ dem Ibrahim aufzuwarten/ disponirten denselben zuförderst/ mit Presenten und Gaben/ wovon/ bey den Türkischen fürnehmen Ministern/ am sicherst- und nachdrücklichsten der Rede Eingang gemacht wird/ und ersuchten ihn/ um Befördrung dessen/ was König Johannes/ bey der Ottomannischen Pforten/ suchte. Nachdem dieser/ mit dem Lasko/ drey Tage über/ Conferenz und Rath gepflogen; hat er denselben/ zum Suldan Solimann/ hinein geführt: der ihn angehört/ und hernach an den Divan (oder Reichs-Rath) verwiesen: darüber Ibrahim/ als Groß-Vizir/ der President war. Daselbst brachte er/ empfangener Anweisung gemäs/ die Sache kurz/ doch aber zierlich vor; als unterdessen Suldan Solimann/ von oben herab/ durch ein kleines Fensterlein schauete/ und zuhörte. Der Einhalt solches Vortrags war dieser: Daß König Johannes / unbilliger Weise/ aus seinem/ durch rechtmässige Wahl erlangtem/ Reich verjagt wäre / solchem nach/ zu dem Suldan Solimann/ und der Ottomannischen Pforten/ als zu einem großmächtigsten Monarchen/ und rühmlichsten Aufrichterin der unschuldig-Niedergedruckten / seine Zuflucht setzte/ mit demütiger Bitte/ sich seiner/ mit Hülffe und Beystand / gnädigst anzunehmen; als der sich hiemit/ in deß hochmächtigsten Türkischen Käisers Schutz/ für einen Vasalln/ ergäbe/ und denjenigen jährlichen Tribut/ welchen derselbe ihm würde auflegen/ gehorsamst zu erlegen/ erbötig wäre. Es überkam auch benamter Gritti/ in denselbigen Tagen/ treffliche Bequemlichkeit/ dem Suldan die Sache Johannis aufs beste zu empfehlen/ als derselbe ihn hatte lassen holen / daß er ihm etliche Perlen und Edelgesteine/ worauf Gritti sich sehr wol verstund / schätzen mögte. Nicht lange hernach wird endlich König Johannes/ auf Gutachten deß Divans / und ernstlichen Fleiß deß Groß-Vizirs/ Ibrahim/ in Schutz aufgenommen/ und Solimanns Vasall genannt/ auch dar- gehorchen beschlossen; soll aber/ wie etliche schreiben/ solchen Schluß/ mit einem fast traurigem Blick/ demselben angezeigt haben/ und zwar/ mit Einmischung dieses Virgilianischen Verses: Flectere si nequeo Superos, Acheronta movebo: Kann ich die Himmels-Schaar/ zur Hülffe/ nicht bewegen; Will ich die Höllen-Rott'/ auf meinen Zweck/ erregen. So bald Lascus seine Vollmacht und Instruction weg hatte; fand er gar bald Constantinopel / und daselbst den Ludwig Gritti/ deß Venetianischen Herzogs/ Andreä Sohn/ welchen derselbe/ von einer Constantinopolitanerin/ erzeugt hatte/ und welcher die Türkische / als seine Mutter-Sprache/ trefflich-wol redete/ dazu dem Groß-Vizir/ Ibrahim/ sehr angenehm/ und dem Groß-Türken selbsten nicht übel befohlen war. Mit diesem/ der damals zu Pera/ unfern von deß Laski Herberge/ wohnete/ stifftete er/ durch Geschenke/ Kund- und Freundschafft/ eröffnete ihm hernach/ in Italiänischer Sprache/ den betrübten Zustand Königs Johannis/ für welchen er Hülffe zu suchen anhero abgeordnet wäre. Sie gingen hierauf beyde mit einander hin/ dem Ibrahim aufzuwarten/ disponirten denselben zuförderst/ mit Presenten und Gaben/ wovon/ bey den Türkischen fürnehmen Ministern/ am sicherst- und nachdrücklichsten der Rede Eingang gemacht wird/ und ersuchten ihn/ um Befördrung dessen/ was König Johannes/ bey der Ottomannischen Pforten/ suchte. Nachdem dieser/ mit dem Lasko/ drey Tage über/ Conferenz und Rath gepflogen; hat er denselben/ zum Suldan Solimann/ hinein geführt: der ihn angehört/ und hernach an den Divan (oder Reichs-Rath) verwiesen: darüber Ibrahim/ als Groß-Vizir/ der President war. Daselbst brachte er/ empfangener Anweisung gemäs/ die Sache kurz/ doch aber zierlich vor; als unterdessen Suldan Solimann/ von oben herab/ durch ein kleines Fensterlein schauete/ und zuhörte. Der Einhalt solches Vortrags war dieser: Daß König Johannes / unbilliger Weise/ aus seinem/ durch rechtmässige Wahl erlangtem/ Reich verjagt wäre / solchem nach/ zu dem Suldan Solimann/ und der Ottomannischen Pforten/ als zu einem großmächtigsten Monarchen/ und rühmlichsten Aufrichterin der unschuldig-Niedergedruckten / seine Zuflucht setzte/ mit demütiger Bitte/ sich seiner/ mit Hülffe und Beystand / gnädigst anzunehmen; als der sich hiemit/ in deß hochmächtigsten Türkischen Käisers Schutz/ für einen Vasalln/ ergäbe/ und denjenigen jährlichen Tribut/ welchen derselbe ihm würde auflegen/ gehorsamst zu erlegen/ erbötig wäre. Es überkam auch benamter Gritti/ in denselbigen Tagen/ treffliche Bequemlichkeit/ dem Suldan die Sache Johannis aufs beste zu empfehlen/ als derselbe ihn hatte lassen holen / daß er ihm etliche Perlen und Edelgesteine/ worauf Gritti sich sehr wol verstund / schätzen mögte. Nicht lange hernach wird endlich König Johannes/ auf Gutachten deß Divans / und ernstlichen Fleiß deß Groß-Vizirs/ Ibrahim/ in Schutz aufgenommen/ und Solimanns Vasall genannt/ auch dar- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0092" n="84"/> gehorchen beschlossen; soll aber/ wie etliche schreiben/ solchen Schluß/ mit einem fast traurigem Blick/ demselben angezeigt haben/ und zwar/ mit Einmischung dieses Virgilianischen Verses:</p> <p>Flectere si nequeo Superos, Acheronta movebo:</p> <p>Kann ich die Himmels-Schaar/ zur Hülffe/ nicht bewegen;</p> <p>Will ich die Höllen-Rott'/ auf meinen Zweck/ erregen.</p> <p>So bald Lascus seine Vollmacht und Instruction weg hatte; fand er gar bald Constantinopel / und daselbst den Ludwig Gritti/ deß Venetianischen Herzogs/ Andreä Sohn/ welchen derselbe/ von einer Constantinopolitanerin/ erzeugt hatte/ und welcher die Türkische / als seine Mutter-Sprache/ trefflich-wol redete/ dazu dem Groß-Vizir/ Ibrahim/ sehr angenehm/ und dem Groß-Türken selbsten nicht übel befohlen war. Mit diesem/ der damals zu Pera/ unfern von deß Laski Herberge/ wohnete/ stifftete er/ durch Geschenke/ Kund- und Freundschafft/ eröffnete ihm hernach/ in Italiänischer Sprache/ den betrübten Zustand Königs Johannis/ für welchen er Hülffe zu suchen anhero abgeordnet wäre. Sie gingen hierauf beyde mit einander hin/ dem Ibrahim aufzuwarten/ disponirten denselben zuförderst/ mit Presenten und Gaben/ wovon/ bey den Türkischen fürnehmen Ministern/ am sicherst- und nachdrücklichsten der Rede Eingang gemacht wird/ und ersuchten ihn/ um Befördrung dessen/ was König Johannes/ bey der Ottomannischen Pforten/ suchte.</p> <p>Nachdem dieser/ mit dem Lasko/ drey Tage über/ Conferenz und Rath gepflogen; hat er denselben/ zum Suldan Solimann/ hinein geführt: der ihn angehört/ und hernach an den Divan (oder Reichs-Rath) verwiesen: darüber Ibrahim/ als Groß-Vizir/ der President war. Daselbst brachte er/ empfangener Anweisung gemäs/ die Sache kurz/ doch aber zierlich vor; als unterdessen Suldan Solimann/ von oben herab/ durch ein kleines Fensterlein schauete/ und zuhörte. Der Einhalt solches Vortrags war dieser: Daß König Johannes / unbilliger Weise/ aus seinem/ durch rechtmässige Wahl erlangtem/ Reich verjagt wäre / solchem nach/ zu dem Suldan Solimann/ und der Ottomannischen Pforten/ als zu einem großmächtigsten Monarchen/ und rühmlichsten Aufrichterin der unschuldig-Niedergedruckten / seine Zuflucht setzte/ mit demütiger Bitte/ sich seiner/ mit Hülffe und Beystand / gnädigst anzunehmen; als der sich hiemit/ in deß hochmächtigsten Türkischen Käisers Schutz/ für einen Vasalln/ ergäbe/ und denjenigen jährlichen Tribut/ welchen derselbe ihm würde auflegen/ gehorsamst zu erlegen/ erbötig wäre.</p> <p>Es überkam auch benamter Gritti/ in denselbigen Tagen/ treffliche Bequemlichkeit/ dem Suldan die Sache Johannis aufs beste zu empfehlen/ als derselbe ihn hatte lassen holen / daß er ihm etliche Perlen und Edelgesteine/ worauf Gritti sich sehr wol verstund / schätzen mögte. Nicht lange hernach wird endlich König Johannes/ auf Gutachten deß Divans / und ernstlichen Fleiß deß Groß-Vizirs/ Ibrahim/ in Schutz aufgenommen/ und Solimanns Vasall genannt/ auch dar- </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0092]
gehorchen beschlossen; soll aber/ wie etliche schreiben/ solchen Schluß/ mit einem fast traurigem Blick/ demselben angezeigt haben/ und zwar/ mit Einmischung dieses Virgilianischen Verses:
Flectere si nequeo Superos, Acheronta movebo:
Kann ich die Himmels-Schaar/ zur Hülffe/ nicht bewegen;
Will ich die Höllen-Rott'/ auf meinen Zweck/ erregen.
So bald Lascus seine Vollmacht und Instruction weg hatte; fand er gar bald Constantinopel / und daselbst den Ludwig Gritti/ deß Venetianischen Herzogs/ Andreä Sohn/ welchen derselbe/ von einer Constantinopolitanerin/ erzeugt hatte/ und welcher die Türkische / als seine Mutter-Sprache/ trefflich-wol redete/ dazu dem Groß-Vizir/ Ibrahim/ sehr angenehm/ und dem Groß-Türken selbsten nicht übel befohlen war. Mit diesem/ der damals zu Pera/ unfern von deß Laski Herberge/ wohnete/ stifftete er/ durch Geschenke/ Kund- und Freundschafft/ eröffnete ihm hernach/ in Italiänischer Sprache/ den betrübten Zustand Königs Johannis/ für welchen er Hülffe zu suchen anhero abgeordnet wäre. Sie gingen hierauf beyde mit einander hin/ dem Ibrahim aufzuwarten/ disponirten denselben zuförderst/ mit Presenten und Gaben/ wovon/ bey den Türkischen fürnehmen Ministern/ am sicherst- und nachdrücklichsten der Rede Eingang gemacht wird/ und ersuchten ihn/ um Befördrung dessen/ was König Johannes/ bey der Ottomannischen Pforten/ suchte.
Nachdem dieser/ mit dem Lasko/ drey Tage über/ Conferenz und Rath gepflogen; hat er denselben/ zum Suldan Solimann/ hinein geführt: der ihn angehört/ und hernach an den Divan (oder Reichs-Rath) verwiesen: darüber Ibrahim/ als Groß-Vizir/ der President war. Daselbst brachte er/ empfangener Anweisung gemäs/ die Sache kurz/ doch aber zierlich vor; als unterdessen Suldan Solimann/ von oben herab/ durch ein kleines Fensterlein schauete/ und zuhörte. Der Einhalt solches Vortrags war dieser: Daß König Johannes / unbilliger Weise/ aus seinem/ durch rechtmässige Wahl erlangtem/ Reich verjagt wäre / solchem nach/ zu dem Suldan Solimann/ und der Ottomannischen Pforten/ als zu einem großmächtigsten Monarchen/ und rühmlichsten Aufrichterin der unschuldig-Niedergedruckten / seine Zuflucht setzte/ mit demütiger Bitte/ sich seiner/ mit Hülffe und Beystand / gnädigst anzunehmen; als der sich hiemit/ in deß hochmächtigsten Türkischen Käisers Schutz/ für einen Vasalln/ ergäbe/ und denjenigen jährlichen Tribut/ welchen derselbe ihm würde auflegen/ gehorsamst zu erlegen/ erbötig wäre.
Es überkam auch benamter Gritti/ in denselbigen Tagen/ treffliche Bequemlichkeit/ dem Suldan die Sache Johannis aufs beste zu empfehlen/ als derselbe ihn hatte lassen holen / daß er ihm etliche Perlen und Edelgesteine/ worauf Gritti sich sehr wol verstund / schätzen mögte. Nicht lange hernach wird endlich König Johannes/ auf Gutachten deß Divans / und ernstlichen Fleiß deß Groß-Vizirs/ Ibrahim/ in Schutz aufgenommen/ und Solimanns Vasall genannt/ auch dar-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/92>, abgerufen am 16.02.2025. |