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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Allein/ es lieff bald drauf eine Zeitung ein/ die ihnen den Mut legte; nemlich/ daß der König von Böhmen nun auch selbst/ mit einer frischen Armee/ von acht bis in 9000. Mann/ zu Korneuburg angelangt/ willens/ den Käiser durchaus zu entsetzen. Es kamen auch alsofort vom Könige Abgesandten/ mit funffzig Pferden/ zu Wien/ an/ deß Anbringens / der König wäre kommen/ zwischen dem Käiser/ dem Erz-Herzog/ und dem Rath zu Wien / einen Frieden zu unterhandeln/ in Hoffnung/ es würde ihnen solches nicht entgegen seyn. Hiezu machte Erz-Herzog Albrecht anfänglich ein saures Gesicht/ und beschielte die Abgeordnete mit ziemlich-vielen Zwerch-Blicken. Er gedachte/ dem Könige die Unterhandlungs-Mühe zu benehmen/ und mit dem Schloß/ noch vor seiner Ankunfft/ fertig zu werden; setzte derwegen demselben/ mit Schiessen und Stürmen zu/ aufs allerhefftigste. Es verfochte sich aber ritterlich/ und machte ihm/ durch seine Rechnung / einen Strich.

Da er nun nichts anders/ als die Erläuterung oder Ausbreitung seiner unsinnigen Bosheit und tobenden Ehrsucht/ hievon eroberte/ und die Vergeblichkeit seines Unterfahens nunmehr spürte; erzeigte er sich/ gegen dem Gesandten/ etwas leutseliger/ hörte sie gütlich an/ bezeugte auch/ über seines Herrn Brudern Unglück/ ein ertichtetes Mitleiden / und erbot sich/ in Friedens-Handlung einzulassen.

Also ritte er/ nach erhaltenem sicherem Geleit/ zum Könige hinaus/ gen Korneuburg. Der ihm ernstlich zu Gemüth führte/ was für ein ungereimter Handeles wäre/ daß leibliche Brüder einander so bekriegten/ und Unterthanen/ wider ihre natürliche hohe Obrigkeit / sich einer so frevelhafften Belägerung erkühneten; und hierauf beyfügte/ er hätte sich / aus seinem Königreich/ anhero bewegt/ solchem Frevel/ entweder durch Güte/ oder Gewalt / zu steuren; der guten Hoffnung/ es würde der Erz-Herzog ihm solches nicht lassen mißfällig vorkommen. Jener bedankte sich gegen dem Könige (wiewol sein Herz demselben allen Hagel- und Wetter-Schlag in sein Vorhaben wünschte) für eine so hochrühmliche Mühwaltung; warff alle Schuld auf die Eigensinngkeit deß Käisers: und bat/ der König mögte ihm belieben lassen/ zwischen seinem Bruder und ihm einen Scheid Richter abzugeben: damit aller Handel/ ohne ferneren Streit/ beygelegt würde. Zuletzt überreichte er auch einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff/ wornach diese Handlung eingerichtet werden könnte.

Solches weigerte sich der König/ anzunehmen/ mit Einwendung/ man müste znvor den Käiser auch vernehmen.

Dieser Klang war nicht/ für seine Ohren: darum drehete er sich kurz/ ritte wiederum davon/ und begehrte sich weiter nicht einzulassen. Gleichwol da er sahe/ daß der König / mit seinem Heer/ die Donau passirte/ und sich/ mit seinem Prinzen Victorin/ wie auch andren Käiserlichen Hauffen/ conjungirte; verruckte er/ von seiner Steiffsinnigkeit/ in die Bequemung; fertigte jemanden ab zum Könige/ deß Erbietens/ daß er gewisse Personen / nach Korneuburg/ zu den Friedens-Tractaten deputiren wolte.

Allein/ es lieff bald drauf eine Zeitung ein/ die ihnen den Mut legte; nemlich/ daß der König von Böhmen nun auch selbst/ mit einer frischen Armee/ von acht bis in 9000. Mann/ zu Korneuburg angelangt/ willens/ den Käiser durchaus zu entsetzen. Es kamen auch alsofort vom Könige Abgesandten/ mit funffzig Pferden/ zu Wien/ an/ deß Anbringens / der König wäre kommen/ zwischen dem Käiser/ dem Erz-Herzog/ und dem Rath zu Wien / einen Frieden zu unterhandeln/ in Hoffnung/ es würde ihnen solches nicht entgegen seyn. Hiezu machte Erz-Herzog Albrecht anfänglich ein saures Gesicht/ und beschielte die Abgeordnete mit ziemlich-vielen Zwerch-Blicken. Er gedachte/ dem Könige die Unterhandlungs-Mühe zu benehmen/ und mit dem Schloß/ noch vor seiner Ankunfft/ fertig zu werden; setzte derwegen demselben/ mit Schiessen und Stürmen zu/ aufs allerhefftigste. Es verfochte sich aber ritterlich/ und machte ihm/ durch seine Rechnung / einen Strich.

Da er nun nichts anders/ als die Erläuterung oder Ausbreitung seiner unsinnigen Bosheit und tobenden Ehrsucht/ hievon eroberte/ und die Vergeblichkeit seines Unterfahens nunmehr spürte; erzeigte er sich/ gegen dem Gesandten/ etwas leutseliger/ hörte sie gütlich an/ bezeugte auch/ über seines Herrn Brudern Unglück/ ein ertichtetes Mitleiden / und erbot sich/ in Friedens-Handlung einzulassen.

Also ritte er/ nach erhaltenem sicherem Geleit/ zum Könige hinaus/ gen Korneuburg. Der ihm ernstlich zu Gemüth führte/ was für ein ungereimter Handeles wäre/ daß leibliche Brüder einander so bekriegten/ und Unterthanen/ wider ihre natürliche hohe Obrigkeit / sich einer so frevelhafften Belägerung erkühneten; und hierauf beyfügte/ er hätte sich / aus seinem Königreich/ anhero bewegt/ solchem Frevel/ entweder durch Güte/ oder Gewalt / zu steuren; der guten Hoffnung/ es würde der Erz-Herzog ihm solches nicht lassen mißfällig vorkommen. Jener bedankte sich gegen dem Könige (wiewol sein Herz demselben allen Hagel- und Wetter-Schlag in sein Vorhaben wünschte) für eine so hochrühmliche Mühwaltung; warff alle Schuld auf die Eigensinngkeit deß Käisers: und bat/ der König mögte ihm belieben lassen/ zwischen seinem Bruder und ihm einen Scheid Richter abzugeben: damit aller Handel/ ohne ferneren Streit/ beygelegt würde. Zuletzt überreichte er auch einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff/ wornach diese Handlung eingerichtet werden könnte.

Solches weigerte sich der König/ anzunehmen/ mit Einwendung/ man müste znvor den Käiser auch vernehmen.

Dieser Klang war nicht/ für seine Ohren: darum drehete er sich kurz/ ritte wiederum davon/ und begehrte sich weiter nicht einzulassen. Gleichwol da er sahe/ daß der König / mit seinem Heer/ die Donau passirte/ und sich/ mit seinem Prinzen Victorin/ wie auch andren Käiserlichen Hauffen/ conjungirte; verruckte er/ von seiner Steiffsinnigkeit/ in die Bequemung; fertigte jemanden ab zum Könige/ deß Erbietens/ daß er gewisse Personen / nach Korneuburg/ zu den Friedens-Tractaten deputiren wolte.

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        <p>Solches weigerte sich der König/ anzunehmen/ mit Einwendung/ man müste znvor den            Käiser auch vernehmen.</p>
        <p>Dieser Klang war nicht/ für seine Ohren: darum drehete er sich kurz/ ritte wiederum            davon/ und begehrte sich weiter nicht einzulassen. Gleichwol da er sahe/ daß der König /            mit seinem Heer/ die Donau passirte/ und sich/ mit seinem Prinzen Victorin/ wie auch            andren Käiserlichen Hauffen/ conjungirte; verruckte er/ von seiner Steiffsinnigkeit/ in            die Bequemung; fertigte jemanden ab zum Könige/ deß Erbietens/ daß er gewisse Personen /            nach Korneuburg/ zu den Friedens-Tractaten deputiren wolte.</p>
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[49/0057] Allein/ es lieff bald drauf eine Zeitung ein/ die ihnen den Mut legte; nemlich/ daß der König von Böhmen nun auch selbst/ mit einer frischen Armee/ von acht bis in 9000. Mann/ zu Korneuburg angelangt/ willens/ den Käiser durchaus zu entsetzen. Es kamen auch alsofort vom Könige Abgesandten/ mit funffzig Pferden/ zu Wien/ an/ deß Anbringens / der König wäre kommen/ zwischen dem Käiser/ dem Erz-Herzog/ und dem Rath zu Wien / einen Frieden zu unterhandeln/ in Hoffnung/ es würde ihnen solches nicht entgegen seyn. Hiezu machte Erz-Herzog Albrecht anfänglich ein saures Gesicht/ und beschielte die Abgeordnete mit ziemlich-vielen Zwerch-Blicken. Er gedachte/ dem Könige die Unterhandlungs-Mühe zu benehmen/ und mit dem Schloß/ noch vor seiner Ankunfft/ fertig zu werden; setzte derwegen demselben/ mit Schiessen und Stürmen zu/ aufs allerhefftigste. Es verfochte sich aber ritterlich/ und machte ihm/ durch seine Rechnung / einen Strich. Da er nun nichts anders/ als die Erläuterung oder Ausbreitung seiner unsinnigen Bosheit und tobenden Ehrsucht/ hievon eroberte/ und die Vergeblichkeit seines Unterfahens nunmehr spürte; erzeigte er sich/ gegen dem Gesandten/ etwas leutseliger/ hörte sie gütlich an/ bezeugte auch/ über seines Herrn Brudern Unglück/ ein ertichtetes Mitleiden / und erbot sich/ in Friedens-Handlung einzulassen. Also ritte er/ nach erhaltenem sicherem Geleit/ zum Könige hinaus/ gen Korneuburg. Der ihm ernstlich zu Gemüth führte/ was für ein ungereimter Handeles wäre/ daß leibliche Brüder einander so bekriegten/ und Unterthanen/ wider ihre natürliche hohe Obrigkeit / sich einer so frevelhafften Belägerung erkühneten; und hierauf beyfügte/ er hätte sich / aus seinem Königreich/ anhero bewegt/ solchem Frevel/ entweder durch Güte/ oder Gewalt / zu steuren; der guten Hoffnung/ es würde der Erz-Herzog ihm solches nicht lassen mißfällig vorkommen. Jener bedankte sich gegen dem Könige (wiewol sein Herz demselben allen Hagel- und Wetter-Schlag in sein Vorhaben wünschte) für eine so hochrühmliche Mühwaltung; warff alle Schuld auf die Eigensinngkeit deß Käisers: und bat/ der König mögte ihm belieben lassen/ zwischen seinem Bruder und ihm einen Scheid Richter abzugeben: damit aller Handel/ ohne ferneren Streit/ beygelegt würde. Zuletzt überreichte er auch einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff/ wornach diese Handlung eingerichtet werden könnte. Solches weigerte sich der König/ anzunehmen/ mit Einwendung/ man müste znvor den Käiser auch vernehmen. Dieser Klang war nicht/ für seine Ohren: darum drehete er sich kurz/ ritte wiederum davon/ und begehrte sich weiter nicht einzulassen. Gleichwol da er sahe/ daß der König / mit seinem Heer/ die Donau passirte/ und sich/ mit seinem Prinzen Victorin/ wie auch andren Käiserlichen Hauffen/ conjungirte; verruckte er/ von seiner Steiffsinnigkeit/ in die Bequemung; fertigte jemanden ab zum Könige/ deß Erbietens/ daß er gewisse Personen / nach Korneuburg/ zu den Friedens-Tractaten deputiren wolte.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/57>, abgerufen am 10.05.2024.