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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Das ward dem Käiser/ vom Könige/ zu wissen gefügt/ und an ihn begehrt/ er solte ihm / dem Könige/ Gewalt und Vollmacht übergeben. Der Käiser verordnete gleich etliche dahin: woselbst auch der redliche Holzer/ von der Stadt wegen/ erschien. Man will sagen/ es sey dem Könige kein Ernst gewest/ den Käiser/ in allem/ zu vertreten; sein Ziel habe sich weiter nicht erstreckt/ als daß derselbe nur seinen rebellischen Unterthanen nicht gar unter die Füsse käme/ im übrigen aber den Fordrungen seines Bruders/ deß Ertz-Herzogen/ so viel zu verhengen/ daß er sich für dem Käiser/ als einem mächtigen Nachbarn/ heut oder morgen nichts zu fürchten hätte: Das ist/ er sey nicht Sinnes gewesen/ zu verstatten/ daß man diesen eingesperrten grossen Adler ganz kahl rupffte; sondern nur/ daß man ihm die Flügel ein wenig beschnitte/ damit er sie nicht weit mögte ausbreiten: Darum habe er den Frieden/ auf diese liederliche und unbillige Bedingungen / geschlossen; daß der Ertz-Herzog seinem Herrn Bruder/ dem Käiser/ die Städte/ Schlösser / und Gebiete/ welche er/ in diesem und vorigen Kriegen/ demselben abgewonnen/ wieder einräumen; hingegen der Käiser jenem die Regirung der Nieder-Oesterreichischen Landen / auf 8. Jahre/ überlassen/ und nach Abfluß derselben wieder antreten/ mittler Zeit aber / von ihm jährlich vierzehen tausend Ducaten empfangen solte. Den Käiserlichen Deputirten schienen diese Puncten gar nicht anständig; derhalben sie auch Achsel dafür zuckten: Weil aber der König ihnen widersprach/ mit diesem Vorwand/ daß der gegenwärtige Noth-Stand deß Käisers keine bessere Bedingnissen gebären könnte. Also musten sie endlich krumm/ für gerad/ annehmen/ und sich in seinen Willen/ mit dem ihrigen/ schicken.

Es stehet doch aber/ meines Bedunkens/ noch ausser der Gewißheit/ daß der König/ mit partheylichem Fürsatz/ dem Käiser so schwere Conditionen aufgedrungen. Er wird/ ohne Zweiffel/ die Mißlichkeit deß Ausschlags erwogen haben/ wann der Handel/ mit dem Schwert/ geschlichtet werden solte: in Betrachtung/ daß der Gegentheil wol/ mit einer grössern Menge desperat-fechtenden Volks/ versehen wäre/ weder er/ und sein Sohn/ mit beyden conjungirten Armeen/ ausmachten; davon die erste allbereit/ von Sturm zurück/ in die Flucht/ getrieben war. Und diese Betrachtung wäre um so viel wigtiger/ wann/ laut der zu erst von mir gegebenen Beschreibung/ beyde Armeen/ bey Unternehmung solches Sturms/ allbereit solten beysammen gestanden/ und miteinander zurück gewichen seyn. Es fiel auch (drittens) hochbedenklich der Vortheil/ den der Erz-Herzog/ vor dem Könige / hatte/ nemlich Wälle und Mauren; hinter oder auf welchen ihrer zehen inwendig mehr vermögen/ als zwanzig draussen. Uber das wuste (viertens) der König gar wol/ daß der Käiser die Böhmische Kron nicht verlangte/ als die er Anfangs/ da man sie ihm angetragen / hatte abgeschlagen; wie auch (fünfftens) daß er/ durch den Krieg in Teutschland / bishero an Kräfften sehr erschöpffet worden. So war (sechstens) der Erz-Herzog so wol / als der Holzer/ ein harter Kopff/ der sich/ mit leichten Conditionen/ nicht abweisen ließ. Daher es scheint /

Das ward dem Käiser/ vom Könige/ zu wissen gefügt/ und an ihn begehrt/ er solte ihm / dem Könige/ Gewalt und Vollmacht übergeben. Der Käiser verordnete gleich etliche dahin: woselbst auch der redliche Holzer/ von der Stadt wegen/ erschien. Man will sagen/ es sey dem Könige kein Ernst gewest/ den Käiser/ in allem/ zu vertreten; sein Ziel habe sich weiter nicht erstreckt/ als daß derselbe nur seinen rebellischen Unterthanen nicht gar unter die Füsse käme/ im übrigen aber den Fordrungen seines Bruders/ deß Ertz-Herzogen/ so viel zu verhengen/ daß er sich für dem Käiser/ als einem mächtigen Nachbarn/ heut oder morgen nichts zu fürchten hätte: Das ist/ er sey nicht Sinnes gewesen/ zu verstatten/ daß man diesen eingesperrten grossen Adler ganz kahl rupffte; sondern nur/ daß man ihm die Flügel ein wenig beschnitte/ damit er sie nicht weit mögte ausbreiten: Darum habe er den Frieden/ auf diese liederliche und unbillige Bedingungen / geschlossen; daß der Ertz-Herzog seinem Herrn Bruder/ dem Käiser/ die Städte/ Schlösser / und Gebiete/ welche er/ in diesem und vorigen Kriegen/ demselben abgewonnen/ wieder einräumen; hingegen der Käiser jenem die Regirung der Nieder-Oesterreichischen Landen / auf 8. Jahre/ überlassen/ und nach Abfluß derselben wieder antreten/ mittler Zeit aber / von ihm jährlich vierzehen tausend Ducaten empfangen solte. Den Käiserlichen Deputirten schienen diese Puncten gar nicht anständig; derhalben sie auch Achsel dafür zuckten: Weil aber der König ihnen widersprach/ mit diesem Vorwand/ daß der gegenwärtige Noth-Stand deß Käisers keine bessere Bedingnissen gebären könnte. Also musten sie endlich krumm/ für gerad/ annehmen/ und sich in seinen Willen/ mit dem ihrigen/ schicken.

Es stehet doch aber/ meines Bedunkens/ noch ausser der Gewißheit/ daß der König/ mit partheylichem Fürsatz/ dem Käiser so schwere Conditionen aufgedrungen. Er wird/ ohne Zweiffel/ die Mißlichkeit deß Ausschlags erwogen haben/ wann der Handel/ mit dem Schwert/ geschlichtet werden solte: in Betrachtung/ daß der Gegentheil wol/ mit einer grössern Menge desperat-fechtenden Volks/ versehen wäre/ weder er/ und sein Sohn/ mit beyden conjungirten Armeen/ ausmachten; davon die erste allbereit/ von Sturm zurück/ in die Flucht/ getrieben war. Und diese Betrachtung wäre um so viel wigtiger/ wann/ laut der zu erst von mir gegebenen Beschreibung/ beyde Armeen/ bey Unternehmung solches Sturms/ allbereit solten beysammen gestanden/ und miteinander zurück gewichen seyn. Es fiel auch (drittens) hochbedenklich der Vortheil/ den der Erz-Herzog/ vor dem Könige / hatte/ nemlich Wälle und Mauren; hinter oder auf welchen ihrer zehen inwendig mehr vermögen/ als zwanzig draussen. Uber das wuste (viertens) der König gar wol/ daß der Käiser die Böhmische Kron nicht verlangte/ als die er Anfangs/ da man sie ihm angetragen / hatte abgeschlagen; wie auch (fünfftens) daß er/ durch den Krieg in Teutschland / bishero an Kräfften sehr erschöpffet worden. So war (sechstens) der Erz-Herzog so wol / als der Holzer/ ein harter Kopff/ der sich/ mit leichten Conditionen/ nicht abweisen ließ. Daher es scheint /

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[50/0058] Das ward dem Käiser/ vom Könige/ zu wissen gefügt/ und an ihn begehrt/ er solte ihm / dem Könige/ Gewalt und Vollmacht übergeben. Der Käiser verordnete gleich etliche dahin: woselbst auch der redliche Holzer/ von der Stadt wegen/ erschien. Man will sagen/ es sey dem Könige kein Ernst gewest/ den Käiser/ in allem/ zu vertreten; sein Ziel habe sich weiter nicht erstreckt/ als daß derselbe nur seinen rebellischen Unterthanen nicht gar unter die Füsse käme/ im übrigen aber den Fordrungen seines Bruders/ deß Ertz-Herzogen/ so viel zu verhengen/ daß er sich für dem Käiser/ als einem mächtigen Nachbarn/ heut oder morgen nichts zu fürchten hätte: Das ist/ er sey nicht Sinnes gewesen/ zu verstatten/ daß man diesen eingesperrten grossen Adler ganz kahl rupffte; sondern nur/ daß man ihm die Flügel ein wenig beschnitte/ damit er sie nicht weit mögte ausbreiten: Darum habe er den Frieden/ auf diese liederliche und unbillige Bedingungen / geschlossen; daß der Ertz-Herzog seinem Herrn Bruder/ dem Käiser/ die Städte/ Schlösser / und Gebiete/ welche er/ in diesem und vorigen Kriegen/ demselben abgewonnen/ wieder einräumen; hingegen der Käiser jenem die Regirung der Nieder-Oesterreichischen Landen / auf 8. Jahre/ überlassen/ und nach Abfluß derselben wieder antreten/ mittler Zeit aber / von ihm jährlich vierzehen tausend Ducaten empfangen solte. Den Käiserlichen Deputirten schienen diese Puncten gar nicht anständig; derhalben sie auch Achsel dafür zuckten: Weil aber der König ihnen widersprach/ mit diesem Vorwand/ daß der gegenwärtige Noth-Stand deß Käisers keine bessere Bedingnissen gebären könnte. Also musten sie endlich krumm/ für gerad/ annehmen/ und sich in seinen Willen/ mit dem ihrigen/ schicken. Es stehet doch aber/ meines Bedunkens/ noch ausser der Gewißheit/ daß der König/ mit partheylichem Fürsatz/ dem Käiser so schwere Conditionen aufgedrungen. Er wird/ ohne Zweiffel/ die Mißlichkeit deß Ausschlags erwogen haben/ wann der Handel/ mit dem Schwert/ geschlichtet werden solte: in Betrachtung/ daß der Gegentheil wol/ mit einer grössern Menge desperat-fechtenden Volks/ versehen wäre/ weder er/ und sein Sohn/ mit beyden conjungirten Armeen/ ausmachten; davon die erste allbereit/ von Sturm zurück/ in die Flucht/ getrieben war. Und diese Betrachtung wäre um so viel wigtiger/ wann/ laut der zu erst von mir gegebenen Beschreibung/ beyde Armeen/ bey Unternehmung solches Sturms/ allbereit solten beysammen gestanden/ und miteinander zurück gewichen seyn. Es fiel auch (drittens) hochbedenklich der Vortheil/ den der Erz-Herzog/ vor dem Könige / hatte/ nemlich Wälle und Mauren; hinter oder auf welchen ihrer zehen inwendig mehr vermögen/ als zwanzig draussen. Uber das wuste (viertens) der König gar wol/ daß der Käiser die Böhmische Kron nicht verlangte/ als die er Anfangs/ da man sie ihm angetragen / hatte abgeschlagen; wie auch (fünfftens) daß er/ durch den Krieg in Teutschland / bishero an Kräfften sehr erschöpffet worden. So war (sechstens) der Erz-Herzog so wol / als der Holzer/ ein harter Kopff/ der sich/ mit leichten Conditionen/ nicht abweisen ließ. Daher es scheint /

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/58>, abgerufen am 24.11.2024.