Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.gen / vom Prinzen Victorino/ vom Baumkircher/ und dem von Schaumberg/ in Ordnung gestellet; naheten sich hierauf/ durch die Weingarten/ zu der Vorstadt S. Ulrichs/ und thaten einen hitzigen Angriff auf den Wall; traffen aber diesen noch viel heisser an/ und verbrannten die Finger gar häßlich. Wilhelm von Buchheim/ Heinrich Strein/ und Wolffgang von Roggendorff/ führten den Vorzug; und besagter von Roggendorff commandirte insonderheit das Oesterreichsche Panir. Der Nachzug/ und der Folg-Hauffe ward angeführt/ durch Georg von Volkersdorff/ Pangratz von Blankenstein/ Hanns von Hofkirch/ und Heidenreich Truchseß. Mit der Anführung ging es frisch genug zu; aber/ mit der Fort- und Ausführung/ wolte es nicht gelingen. Burgermeister Holzer hatte alle Bürger und Bauren ins Gewehr zusammen gerafft/ und bis in zwanzigtausend Mann stark/ vor den Wall/ gestellt. Hinter diesen hielten die Hauptleute derselben/ wie auch die Kriegsvölker deß Erz-Herzogs; welche den vordern das zurück weichen verwehrten/ und sie wieder antrieben/ zum Streit: daher kein Bürger- oder Bauersmann/ zur Ausflucht/ Platz fand; sondern stehen/ oder fallen/ fechten oder sterben muste. Diesem nach ward/ auf beyden Seiten/ scharff und tapffer gestritten. Vor allen/ frischte Heinrich von Buchheim/ die Käiserliche muthig an/ und spornete sie dermassen/ daß sie/ zum dritten mal/ mit einem grossen Geschrey ansetzten. Aber vergebens. Der Streit fiel gar zu ungleich. Sie waren nicht allein/ von der Menge deß Feindes; sondern auch von dem gefallenen Schnee/ der den Füssen keinen vesten Tritt erlaubte/ weit übervortheilt. Solches sahen die Belägerte/ aus der Burg/ und wünschten ihnen/ mit einem Entsatz / beyzuspringen; befanden sich aber allzu schwach dazu: warffen demnach/ auf die Haus-Dächer der Stadt Feuer: welches doch auch nicht angehen wolte; weil selbige/ durch den Schnee/ Brand-frey gehalten wurden/ und sich selbst defendirten. Unterdessen wurden die stürmende Entsatz-Völker/ endlich/ mit ihrem zimlichem Verlust/ zuruck gestürmet / und hinterliessen manchen ehrlichen Soldaten/ zum Zeugen der erlittenen Niderlage/ im Stadt-Graben ligen. Und als sie sich hierauf/ nach Gumpendorff zurück zohen/ setzten ihnen die Wienerische/ durch das S. Ulrichs-Thor/ nach/ erschlugen ihrer noch etliche mehr/ in der Flucht/ nahmen ihnen auch zwey Stücke/ und brachten solche mit sich in die Stadt. Dieser Verlust der Käiserlichen und Böhmen/ der in zweyhundert Mann bestund/ machte den Wienern ihren Muth so bauchicht/ und brüstete denselben so hoch auf/ daß sie/ vor Einbildung/ Trutz/ und Hochmut/ hätte bersten mögen. Sie waren/ in ihren Augen / lauter rittermässige Helden; die Käiserlichen lauter todte Leute: gaben auch solches / durch ihr Jauchzen/ Jubiliren/ Sieg-Pralen/ Schreyen/ und Schmähen/ laut genug zu erkennen; sonderlich dem belagerten Käiser zu Trutz und Verdruß; als den sie nunmehr / ihrer Rechnung nach/ im Sack hätten. Weßwegen sie/ mit Pochen/ Schnauben/ und Schnarchen/ wie lauter Eisenfresser/ das Schloß wieder angriffen. gen / vom Prinzen Victorino/ vom Baumkircher/ und dem von Schaumberg/ in Ordnung gestellet; naheten sich hierauf/ durch die Weingarten/ zu der Vorstadt S. Ulrichs/ und thaten einen hitzigen Angriff auf den Wall; traffen aber diesen noch viel heisser an/ und verbrannten die Finger gar häßlich. Wilhelm von Buchheim/ Heinrich Strein/ und Wolffgang von Roggendorff/ führten den Vorzug; und besagter von Roggendorff commandirte insonderheit das Oesterreichsche Panir. Der Nachzug/ und der Folg-Hauffe ward angeführt/ durch Georg von Volkersdorff/ Pangratz von Blankenstein/ Hanns von Hofkirch/ und Heidenreich Truchseß. Mit der Anführung ging es frisch genug zu; aber/ mit der Fort- und Ausführung/ wolte es nicht gelingen. Burgermeister Holzer hatte alle Bürger und Bauren ins Gewehr zusammen gerafft/ und bis in zwanzigtausend Mann stark/ vor den Wall/ gestellt. Hinter diesen hielten die Hauptleute derselben/ wie auch die Kriegsvölker deß Erz-Herzogs; welche den vordern das zurück weichen verwehrten/ und sie wieder antrieben/ zum Streit: daher kein Bürger- oder Bauersmann/ zur Ausflucht/ Platz fand; sondern stehen/ oder fallen/ fechten oder sterben muste. Diesem nach ward/ auf beyden Seiten/ scharff und tapffer gestritten. Vor allen/ frischte Heinrich von Buchheim/ die Käiserliche muthig an/ und spornete sie dermassen/ daß sie/ zum dritten mal/ mit einem grossen Geschrey ansetzten. Aber vergebens. Der Streit fiel gar zu ungleich. Sie waren nicht allein/ von der Menge deß Feindes; sondern auch von dem gefallenen Schnee/ der den Füssen keinen vesten Tritt erlaubte/ weit übervortheilt. Solches sahen die Belägerte/ aus der Burg/ und wünschten ihnen/ mit einem Entsatz / beyzuspringen; befanden sich aber allzu schwach dazu: warffen demnach/ auf die Haus-Dächer der Stadt Feuer: welches doch auch nicht angehen wolte; weil selbige/ durch den Schnee/ Brand-frey gehalten wurden/ und sich selbst defendirten. Unterdessen wurden die stürmende Entsatz-Völker/ endlich/ mit ihrem zimlichem Verlust/ zuruck gestürmet / und hinterliessen manchen ehrlichen Soldaten/ zum Zeugen der erlittenen Niderlage/ im Stadt-Graben ligen. Und als sie sich hierauf/ nach Gumpendorff zurück zohen/ setzten ihnen die Wienerische/ durch das S. Ulrichs-Thor/ nach/ erschlugen ihrer noch etliche mehr/ in der Flucht/ nahmen ihnen auch zwey Stücke/ und brachten solche mit sich in die Stadt. Dieser Verlust der Käiserlichen und Böhmen/ der in zweyhundert Mann bestund/ machte den Wienern ihren Muth so bauchicht/ und brüstete denselben so hoch auf/ daß sie/ vor Einbildung/ Trutz/ und Hochmut/ hätte bersten mögen. Sie waren/ in ihren Augen / lauter rittermässige Helden; die Käiserlichen lauter todte Leute: gaben auch solches / durch ihr Jauchzen/ Jubiliren/ Sieg-Pralen/ Schreyen/ und Schmähen/ laut genug zu erkennen; sonderlich dem belagerten Käiser zu Trutz und Verdruß; als den sie nunmehr / ihrer Rechnung nach/ im Sack hätten. 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Burgermeister Holzer hatte alle Bürger und Bauren ins Gewehr zusammen gerafft/ und bis in zwanzigtausend Mann stark/ vor den Wall/ gestellt. Hinter diesen hielten die Hauptleute derselben/ wie auch die Kriegsvölker deß Erz-Herzogs; welche den vordern das zurück weichen verwehrten/ und sie wieder antrieben/ zum Streit: daher kein Bürger- oder Bauersmann/ zur Ausflucht/ Platz fand; sondern stehen/ oder fallen/ fechten oder sterben muste. Diesem nach ward/ auf beyden Seiten/ scharff und tapffer gestritten. Vor allen/ frischte Heinrich von Buchheim/ die Käiserliche muthig an/ und spornete sie dermassen/ daß sie/ zum dritten mal/ mit einem grossen Geschrey ansetzten. Aber vergebens. Der Streit fiel gar zu ungleich. Sie waren nicht allein/ von der Menge deß Feindes; sondern auch von dem gefallenen Schnee/ der den Füssen keinen vesten Tritt erlaubte/ weit übervortheilt.</p> <p>Solches sahen die Belägerte/ aus der Burg/ und wünschten ihnen/ mit einem Entsatz / beyzuspringen; befanden sich aber allzu schwach dazu: warffen demnach/ auf die Haus-Dächer der Stadt Feuer: welches doch auch nicht angehen wolte; weil selbige/ durch den Schnee/ Brand-frey gehalten wurden/ und sich selbst defendirten. Unterdessen wurden die stürmende Entsatz-Völker/ endlich/ mit ihrem zimlichem Verlust/ zuruck gestürmet / und hinterliessen manchen ehrlichen Soldaten/ zum Zeugen der erlittenen Niderlage/ im Stadt-Graben ligen. Und als sie sich hierauf/ nach Gumpendorff zurück zohen/ setzten ihnen die Wienerische/ durch das S. Ulrichs-Thor/ nach/ erschlugen ihrer noch etliche mehr/ in der Flucht/ nahmen ihnen auch zwey Stücke/ und brachten solche mit sich in die Stadt.</p> <p>Dieser Verlust der Käiserlichen und Böhmen/ der in zweyhundert Mann bestund/ machte den Wienern ihren Muth so bauchicht/ und brüstete denselben so hoch auf/ daß sie/ vor Einbildung/ Trutz/ und Hochmut/ hätte bersten mögen. Sie waren/ in ihren Augen / lauter rittermässige Helden; die Käiserlichen lauter todte Leute: gaben auch solches / durch ihr Jauchzen/ Jubiliren/ Sieg-Pralen/ Schreyen/ und Schmähen/ laut genug zu erkennen; sonderlich dem belagerten Käiser zu Trutz und Verdruß; als den sie nunmehr / ihrer Rechnung nach/ im Sack hätten. Weßwegen sie/ mit Pochen/ Schnauben/ und Schnarchen/ wie lauter Eisenfresser/ das Schloß wieder angriffen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0056]
gen / vom Prinzen Victorino/ vom Baumkircher/ und dem von Schaumberg/ in Ordnung gestellet; naheten sich hierauf/ durch die Weingarten/ zu der Vorstadt S. Ulrichs/ und thaten einen hitzigen Angriff auf den Wall; traffen aber diesen noch viel heisser an/ und verbrannten die Finger gar häßlich.
Wilhelm von Buchheim/ Heinrich Strein/ und Wolffgang von Roggendorff/ führten den Vorzug; und besagter von Roggendorff commandirte insonderheit das Oesterreichsche Panir. Der Nachzug/ und der Folg-Hauffe ward angeführt/ durch Georg von Volkersdorff/ Pangratz von Blankenstein/ Hanns von Hofkirch/ und Heidenreich Truchseß. Mit der Anführung ging es frisch genug zu; aber/ mit der Fort- und Ausführung/ wolte es nicht gelingen. Burgermeister Holzer hatte alle Bürger und Bauren ins Gewehr zusammen gerafft/ und bis in zwanzigtausend Mann stark/ vor den Wall/ gestellt. Hinter diesen hielten die Hauptleute derselben/ wie auch die Kriegsvölker deß Erz-Herzogs; welche den vordern das zurück weichen verwehrten/ und sie wieder antrieben/ zum Streit: daher kein Bürger- oder Bauersmann/ zur Ausflucht/ Platz fand; sondern stehen/ oder fallen/ fechten oder sterben muste. Diesem nach ward/ auf beyden Seiten/ scharff und tapffer gestritten. Vor allen/ frischte Heinrich von Buchheim/ die Käiserliche muthig an/ und spornete sie dermassen/ daß sie/ zum dritten mal/ mit einem grossen Geschrey ansetzten. Aber vergebens. Der Streit fiel gar zu ungleich. Sie waren nicht allein/ von der Menge deß Feindes; sondern auch von dem gefallenen Schnee/ der den Füssen keinen vesten Tritt erlaubte/ weit übervortheilt.
Solches sahen die Belägerte/ aus der Burg/ und wünschten ihnen/ mit einem Entsatz / beyzuspringen; befanden sich aber allzu schwach dazu: warffen demnach/ auf die Haus-Dächer der Stadt Feuer: welches doch auch nicht angehen wolte; weil selbige/ durch den Schnee/ Brand-frey gehalten wurden/ und sich selbst defendirten. Unterdessen wurden die stürmende Entsatz-Völker/ endlich/ mit ihrem zimlichem Verlust/ zuruck gestürmet / und hinterliessen manchen ehrlichen Soldaten/ zum Zeugen der erlittenen Niderlage/ im Stadt-Graben ligen. Und als sie sich hierauf/ nach Gumpendorff zurück zohen/ setzten ihnen die Wienerische/ durch das S. Ulrichs-Thor/ nach/ erschlugen ihrer noch etliche mehr/ in der Flucht/ nahmen ihnen auch zwey Stücke/ und brachten solche mit sich in die Stadt.
Dieser Verlust der Käiserlichen und Böhmen/ der in zweyhundert Mann bestund/ machte den Wienern ihren Muth so bauchicht/ und brüstete denselben so hoch auf/ daß sie/ vor Einbildung/ Trutz/ und Hochmut/ hätte bersten mögen. Sie waren/ in ihren Augen / lauter rittermässige Helden; die Käiserlichen lauter todte Leute: gaben auch solches / durch ihr Jauchzen/ Jubiliren/ Sieg-Pralen/ Schreyen/ und Schmähen/ laut genug zu erkennen; sonderlich dem belagerten Käiser zu Trutz und Verdruß; als den sie nunmehr / ihrer Rechnung nach/ im Sack hätten. Weßwegen sie/ mit Pochen/ Schnauben/ und Schnarchen/ wie lauter Eisenfresser/ das Schloß wieder angriffen.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/56>, abgerufen am 16.02.2025. |