Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Der fernere Verlauff und endlicher Ausschlag dieser Belägerung wird/ von den Historicis / auf zweyerley Art/ in sehr unterschiedener Ordnung der Begebenheiten/ wie auch mit grosser Ungleichheit mancher Umstände/ beschrieben. Weil nun solches gegeneinander zu vergleichen und auszuecken/ im lesen/ nur unbeliebt/ zudem auch fast ungewiß ist / welcher Relation darinn am sichersten nachzugehen sey: schätze ich das rathsamste / beyderley nacheinander zu setzen. Wovon die erste dieses folgenden Inhalts ist.

Nunmehr nahete der Königliche Prinz aus Böhmen/ Victorinus/ mit einer starken Armee herbey/ und schlug sein Lager/ über der äussersten Brücke/ so bey Wien über die Donau gehet. Das gab dem guten Käiser einen erfreulichen Anblick/ ermunterte auch seinen Leuten ihren/ von dem Mangel täglicher Nothdurfft hart bestrittenen/ und schier erlegenen/ Mut dergestalt/ daß sie das Geschütz hervor zohen/ dasselbe auf den vordern Platz der Stadt Wien/ da die Bürger hin und wieder wandeln musten/ richteten/ und manchem damit den Staub aus den Kleidern kehrten/ oder vielmehr ihn in den Staub danider warffen: also daß den Bürgern hiedurch kein geringer Schade und Abbruch geschahe.

Uber wenig Tage hernach/ stellete sich auch ein/ mit einem andren Böhmischen Kriegs-Hauffen/ Graf Johann Witobitz zu Segor/ und Freyherr von Sternberg in Kärndten. So machten sich gleichfals nunmehr/ nachdem die Belägerung schon anderthalb Monaten gewähret/ die Landschafften aus Kärndten/ und aus Steyermark/ stark auf/ und verrichteten so gewaltige Tag-Reisen/ daß sie/ in kurzen Tagen/ über das Gebirge/ gen Wien kamen/ um den Käiser/ von seinen heillosen Belägerern/ zu befreyen. Dabey zoch ein grosser Adel mit auf/ beydes aus Steyer und Kärndten; als aus der Steyermark/ Lutold / Herr von Stubenberg/ deß Namens der Zweyte; Dieterich/ Herr von Emerberg; Georg/ Herr von Herberstein/ der dritte: Aus Kärndten aber diese; Sigmund Kreutzer/ Conrad von Kraygd/ Hanns Ungnad/ Georg Schenk von Osterwitz/ Pangratz von Dietrichstein / Christoph von Colnitz/ Rudolph Kefenhüller/ Jacob von Ernau/ nebst vielen andren mehr.

Diesen aber allen kam der König von Böhmen/ Georg Podibrat/ zuvor/ und schlug sein Lager zu Kornneuburg. Weil dann Erz-Herog Albertus/ einem so starken Anzuge so vieler Entsatz-Völker die Gegen-Wage zu halten zweifelte/ und seine Sachen allbereit auf die Neige gehen wolten: ersuchte er den König um Unterhandlung/ und Friedens-Vermittelung zwischen dem Käiser/ und ihm. Jedoch lieffen/ bey solcher seiner Ansuchung/ viel ungebührliche Reden/ mit unter: Sintemal er sich/ und seinen losen Hauffen/ solcher Gestalt entschuldigte/ daß er zugleich seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ mit vielen schändlichen Schmäh-Worten/ beleidigte/ und nicht nur die Pflicht eines Bruders / sondern auch einer Stands-Person/ gar weit dabey aus den Augen setzte. Hiebey übergab er auch dem Könige einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff derer Bedingnissen/ auf welche er

Der fernere Verlauff und endlicher Ausschlag dieser Belägerung wird/ von den Historicis / auf zweyerley Art/ in sehr unterschiedener Ordnung der Begebenheiten/ wie auch mit grosser Ungleichheit mancher Umstände/ beschrieben. Weil nun solches gegeneinander zu vergleichen und auszuecken/ im lesen/ nur unbeliebt/ zudem auch fast ungewiß ist / welcher Relation darinn am sichersten nachzugehen sey: schätze ich das rathsamste / beyderley nacheinander zu setzen. Wovon die erste dieses folgenden Inhalts ist.

Nunmehr nahete der Königliche Prinz aus Böhmen/ Victorinus/ mit einer starken Armee herbey/ und schlug sein Lager/ über der äussersten Brücke/ so bey Wien über die Donau gehet. Das gab dem guten Käiser einen erfreulichen Anblick/ ermunterte auch seinen Leuten ihren/ von dem Mangel täglicher Nothdurfft hart bestrittenen/ und schier erlegenen/ Mut dergestalt/ daß sie das Geschütz hervor zohen/ dasselbe auf den vordern Platz der Stadt Wien/ da die Bürger hin und wieder wandeln musten/ richteten/ und manchem damit den Staub aus den Kleidern kehrten/ oder vielmehr ihn in den Staub danider warffen: also daß den Bürgern hiedurch kein geringer Schade und Abbruch geschahe.

Uber wenig Tage hernach/ stellete sich auch ein/ mit einem andren Böhmischen Kriegs-Hauffen/ Graf Johann Witobitz zu Segor/ und Freyherr von Sternberg in Kärndten. So machten sich gleichfals nunmehr/ nachdem die Belägerung schon anderthalb Monaten gewähret/ die Landschafften aus Kärndten/ und aus Steyermark/ stark auf/ und verrichteten so gewaltige Tag-Reisen/ daß sie/ in kurzen Tagen/ über das Gebirge/ gen Wien kamen/ um den Käiser/ von seinen heillosen Belägerern/ zu befreyen. Dabey zoch ein grosser Adel mit auf/ beydes aus Steyer und Kärndten; als aus der Steyermark/ Lutold / Herr von Stubenberg/ deß Namens der Zweyte; Dieterich/ Herr von Emerberg; Georg/ Herr von Herberstein/ der dritte: Aus Kärndten aber diese; Sigmund Kreutzer/ Conrad von Kraygd/ Hanns Ungnad/ Georg Schenk von Osterwitz/ Pangratz von Dietrichstein / Christoph von Colnitz/ Rudolph Kefenhüller/ Jacob von Ernau/ nebst vielen andren mehr.

Diesen aber allen kam der König von Böhmen/ Georg Podibrat/ zuvor/ und schlug sein Lager zu Kornneuburg. Weil dann Erz-Herog Albertus/ einem so starken Anzuge so vieler Entsatz-Völker die Gegen-Wage zu halten zweifelte/ und seine Sachen allbereit auf die Neige gehen wolten: ersuchte er den König um Unterhandlung/ und Friedens-Vermittelung zwischen dem Käiser/ und ihm. Jedoch lieffen/ bey solcher seiner Ansuchung/ viel ungebührliche Reden/ mit unter: Sintemal er sich/ und seinen losen Hauffen/ solcher Gestalt entschuldigte/ daß er zugleich seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ mit vielen schändlichen Schmäh-Worten/ beleidigte/ und nicht nur die Pflicht eines Bruders / sondern auch einer Stands-Person/ gar weit dabey aus den Augen setzte. Hiebey übergab er auch dem Könige einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff derer Bedingnissen/ auf welche er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0051" n="43"/>
        <p>Der fernere Verlauff und endlicher Ausschlag dieser Belägerung wird/ von den Historicis           / auf zweyerley Art/ in sehr unterschiedener Ordnung der Begebenheiten/ wie auch mit            grosser Ungleichheit mancher Umstände/ beschrieben. Weil nun solches gegeneinander zu            vergleichen und auszuecken/ im lesen/ nur unbeliebt/ zudem auch fast ungewiß ist /            welcher Relation darinn am sichersten nachzugehen sey: schätze ich das rathsamste /            beyderley nacheinander zu setzen. Wovon die erste dieses folgenden Inhalts ist.</p>
        <p>Nunmehr nahete der Königliche Prinz aus Böhmen/ Victorinus/ mit einer starken Armee            herbey/ und schlug sein Lager/ über der äussersten Brücke/ so bey Wien über die Donau            gehet. Das gab dem guten Käiser einen erfreulichen Anblick/ ermunterte auch seinen Leuten            ihren/ von dem Mangel täglicher Nothdurfft hart bestrittenen/ und schier erlegenen/ Mut            dergestalt/ daß sie das Geschütz hervor zohen/ dasselbe auf den vordern Platz der Stadt            Wien/ da die Bürger hin und wieder wandeln musten/ richteten/ und manchem damit den            Staub aus den Kleidern kehrten/ oder vielmehr ihn in den Staub danider warffen: also daß            den Bürgern hiedurch kein geringer Schade und Abbruch geschahe.</p>
        <p>Uber wenig Tage hernach/ stellete sich auch ein/ mit einem andren Böhmischen            Kriegs-Hauffen/ Graf Johann Witobitz zu Segor/ und Freyherr von Sternberg in Kärndten.            So machten sich gleichfals nunmehr/ nachdem die Belägerung schon anderthalb Monaten            gewähret/ die Landschafften aus Kärndten/ und aus Steyermark/ stark auf/ und            verrichteten so gewaltige Tag-Reisen/ daß sie/ in kurzen Tagen/ über das Gebirge/ gen            Wien kamen/ um den Käiser/ von seinen heillosen Belägerern/ zu befreyen. Dabey zoch ein            grosser Adel mit auf/ beydes aus Steyer und Kärndten; als aus der Steyermark/ Lutold /            Herr von Stubenberg/ deß Namens der Zweyte; Dieterich/ Herr von Emerberg; Georg/ Herr            von Herberstein/ der dritte: Aus Kärndten aber diese; Sigmund Kreutzer/ Conrad von            Kraygd/ Hanns Ungnad/ Georg Schenk von Osterwitz/ Pangratz von Dietrichstein /            Christoph von Colnitz/ Rudolph Kefenhüller/ Jacob von Ernau/ nebst vielen andren            mehr.</p>
        <p>Diesen aber allen kam der König von Böhmen/ Georg Podibrat/ zuvor/ und schlug sein            Lager zu Kornneuburg. Weil dann Erz-Herog Albertus/ einem so starken Anzuge so vieler            Entsatz-Völker die Gegen-Wage zu halten zweifelte/ und seine Sachen allbereit auf die            Neige gehen wolten: ersuchte er den König um Unterhandlung/ und Friedens-Vermittelung            zwischen dem Käiser/ und ihm. Jedoch lieffen/ bey solcher seiner Ansuchung/ viel            ungebührliche Reden/ mit unter: Sintemal er sich/ und seinen losen Hauffen/ solcher            Gestalt entschuldigte/ daß er zugleich seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ mit vielen            schändlichen Schmäh-Worten/ beleidigte/ und nicht nur die Pflicht eines Bruders /            sondern auch einer Stands-Person/ gar weit dabey aus den Augen setzte. Hiebey übergab er            auch dem Könige einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff derer Bedingnissen/ auf            welche er
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0051] Der fernere Verlauff und endlicher Ausschlag dieser Belägerung wird/ von den Historicis / auf zweyerley Art/ in sehr unterschiedener Ordnung der Begebenheiten/ wie auch mit grosser Ungleichheit mancher Umstände/ beschrieben. Weil nun solches gegeneinander zu vergleichen und auszuecken/ im lesen/ nur unbeliebt/ zudem auch fast ungewiß ist / welcher Relation darinn am sichersten nachzugehen sey: schätze ich das rathsamste / beyderley nacheinander zu setzen. Wovon die erste dieses folgenden Inhalts ist. Nunmehr nahete der Königliche Prinz aus Böhmen/ Victorinus/ mit einer starken Armee herbey/ und schlug sein Lager/ über der äussersten Brücke/ so bey Wien über die Donau gehet. Das gab dem guten Käiser einen erfreulichen Anblick/ ermunterte auch seinen Leuten ihren/ von dem Mangel täglicher Nothdurfft hart bestrittenen/ und schier erlegenen/ Mut dergestalt/ daß sie das Geschütz hervor zohen/ dasselbe auf den vordern Platz der Stadt Wien/ da die Bürger hin und wieder wandeln musten/ richteten/ und manchem damit den Staub aus den Kleidern kehrten/ oder vielmehr ihn in den Staub danider warffen: also daß den Bürgern hiedurch kein geringer Schade und Abbruch geschahe. Uber wenig Tage hernach/ stellete sich auch ein/ mit einem andren Böhmischen Kriegs-Hauffen/ Graf Johann Witobitz zu Segor/ und Freyherr von Sternberg in Kärndten. So machten sich gleichfals nunmehr/ nachdem die Belägerung schon anderthalb Monaten gewähret/ die Landschafften aus Kärndten/ und aus Steyermark/ stark auf/ und verrichteten so gewaltige Tag-Reisen/ daß sie/ in kurzen Tagen/ über das Gebirge/ gen Wien kamen/ um den Käiser/ von seinen heillosen Belägerern/ zu befreyen. Dabey zoch ein grosser Adel mit auf/ beydes aus Steyer und Kärndten; als aus der Steyermark/ Lutold / Herr von Stubenberg/ deß Namens der Zweyte; Dieterich/ Herr von Emerberg; Georg/ Herr von Herberstein/ der dritte: Aus Kärndten aber diese; Sigmund Kreutzer/ Conrad von Kraygd/ Hanns Ungnad/ Georg Schenk von Osterwitz/ Pangratz von Dietrichstein / Christoph von Colnitz/ Rudolph Kefenhüller/ Jacob von Ernau/ nebst vielen andren mehr. Diesen aber allen kam der König von Böhmen/ Georg Podibrat/ zuvor/ und schlug sein Lager zu Kornneuburg. Weil dann Erz-Herog Albertus/ einem so starken Anzuge so vieler Entsatz-Völker die Gegen-Wage zu halten zweifelte/ und seine Sachen allbereit auf die Neige gehen wolten: ersuchte er den König um Unterhandlung/ und Friedens-Vermittelung zwischen dem Käiser/ und ihm. Jedoch lieffen/ bey solcher seiner Ansuchung/ viel ungebührliche Reden/ mit unter: Sintemal er sich/ und seinen losen Hauffen/ solcher Gestalt entschuldigte/ daß er zugleich seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ mit vielen schändlichen Schmäh-Worten/ beleidigte/ und nicht nur die Pflicht eines Bruders / sondern auch einer Stands-Person/ gar weit dabey aus den Augen setzte. Hiebey übergab er auch dem Könige einen/ von ihm selbsten aufgesetzten/ Entwurff derer Bedingnissen/ auf welche er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/51
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/51>, abgerufen am 10.05.2024.