Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

bereicherte ihn auch/ mit 16. Präbenden. Und als ihn deßwegen einsmals einer anließ/ der Meinung/ es wäre zu viel Speise auf eine Schüssel/ Seine Majestät könnte die 4. letzten Pfründen/ (so ihm damals/ sowol vom Papst/ als vom Käiser/ versprochen waren /) wol zurück halten; gab er zur Antwort: Ich wolte/ daß Kronberger gar Papst würde / so er wol um uns verdient/ und daß alle geistliche Güter in so treuer und frommer Leute Händen wären/ es würde dessen der Apostolische Stul/ und das ganze Römische Reich/ mit zu geniessen haben.

So haben demnach diesem getreuen Zuträger seine Vöglein ein ehrliches eingetragen. Aber grosse und verständige Fürsten bezahlen und recompensiren nicht allein das Werk/ sondern auch das Gemüt/ nebst andren Umständen. Käiser Friederich hat/ an diesem jungen Menschen / Zweiffels ohn/ mehr/ als das/ was derselbe heimlich ihm/ und seiner Gemahlin/ und Prinzen/ zugetragen/ betrachtet/ nemlich die erwachte unterthänige Treu und Liebe; dann auch die grosse Gefahr/ welche stets deß Menschen Bergleiterin gewesen; sintemal er leicht sein Leben hätte drüber verlieren können/ so er/ von den gähzornigen Rebellen / wäre drüber erwische worden. Und könte uns dieses Beyspiel/ zu weiterem Nachdenken/ oder Christlicher Betrachtung/ Anlaß geben/ wie stattlich und überreichlich dermaleins/ in jenem Ehren-Leben/ derjenige es wiederum geniessen werde/ der anjetzo/ allhie auf Erden / der Heiligen ihrer Nothdurfft sich hat angenommen/ und den König aller Könige/ in seinen bedrengten nothdürfftigen Gliedern/ wolthätig gelabet und erquicket. GOtt vermag mehr/ als Käiser Friederich.

Unterdessen wird diesem Kronberger solcher seiner rühmlichen Handlung ehrliches Gedächtniß billig wieder aufgefrischt/ und andren Leuten/ zur Erweck- oder Entzündung gleicher Treu-Geflissenheit/ gegen ihrem Oberhaupt/ vorgestellt. Dann dieses ist/ neben andren Vergeltungen/ der wahren Tugend Eigenschafft/ daß sie ihre Liebhaber/ auch nach dem Tode/ ehret.

Es soll doch gleichwol auch Graf Sigmund vom Schaumburg/ der auf Erz-Herzoglicher Seiten stund/ nachdem er erfahren/ daß der zarte Prinz was Gutes zu essen verlangte/ demselben allerley Eß- Waaren/ als Eyer/ Mehl/ und dergleichen/ an die Burg-Pforte geschickt haben; und zwar mit Zulassung fowol deß Erz-Herzogs/ als deß Burgermeister Holzers. Wie es dann auch keiner von den Bürgern verwehret hat. Allein die schelmische Bauren/ so allda die Wacht hatten/ rissen den Uberbringern solches alles aus der Hand/ warffens zu Boden/ und zertratens mit Füssen. Wer sichert aber/ daß es ihnen nicht/ entweder vom Herzog/ oder vom Holzer/ heimlich also befohlen worden? Unterdessen lieff das junge Herrlein bisweilen/ zu der Frauen Mutter/ und bat mit Threnen/ man solte ihm doch aus der Küchen/ einen Kramsvogel oder Rebhun/ oder etwas solches/ reichen las-

Sihe besagten Ehren-Spiegel am 699. Blat.

bereicherte ihn auch/ mit 16. Präbenden. Und als ihn deßwegen einsmals einer anließ/ der Meinung/ es wäre zu viel Speise auf eine Schüssel/ Seine Majestät könnte die 4. letzten Pfründen/ (so ihm damals/ sowol vom Papst/ als vom Käiser/ versprochen waren /) wol zurück halten; gab er zur Antwort: Ich wolte/ daß Kronberger gar Papst würde / so er wol um uns verdient/ und daß alle geistliche Güter in so treuer und frommer Leute Händen wären/ es würde dessen der Apostolische Stul/ und das ganze Römische Reich/ mit zu geniessen haben.

So haben demnach diesem getreuen Zuträger seine Vöglein ein ehrliches eingetragen. Aber grosse und verständige Fürsten bezahlen und recompensiren nicht allein das Werk/ sondern auch das Gemüt/ nebst andren Umständen. Käiser Friederich hat/ an diesem jungen Menschen / Zweiffels ohn/ mehr/ als das/ was derselbe heimlich ihm/ und seiner Gemahlin/ und Prinzen/ zugetragen/ betrachtet/ nemlich die erwachte unterthänige Treu und Liebe; dann auch die grosse Gefahr/ welche stets deß Menschen Bergleiterin gewesen; sintemal er leicht sein Leben hätte drüber verlieren können/ so er/ von den gähzornigen Rebellen / wäre drüber erwische worden. Und könte uns dieses Beyspiel/ zu weiterem Nachdenken/ oder Christlicher Betrachtung/ Anlaß geben/ wie stattlich und überreichlich dermaleins/ in jenem Ehren-Leben/ derjenige es wiederum geniessen werde/ der anjetzo/ allhie auf Erden / der Heiligen ihrer Nothdurfft sich hat angenommen/ und den König aller Könige/ in seinen bedrengten nothdürfftigen Gliedern/ wolthätig gelabet und erquicket. GOtt vermag mehr/ als Käiser Friederich.

Unterdessen wird diesem Kronberger solcher seiner rühmlichen Handlung ehrliches Gedächtniß billig wieder aufgefrischt/ und andren Leuten/ zur Erweck- oder Entzündung gleicher Treu-Geflissenheit/ gegen ihrem Oberhaupt/ vorgestellt. Dann dieses ist/ neben andren Vergeltungen/ der wahren Tugend Eigenschafft/ daß sie ihre Liebhaber/ auch nach dem Tode/ ehret.

Es soll doch gleichwol auch Graf Sigmund vom Schaumburg/ der auf Erz-Herzoglicher Seiten stund/ nachdem er erfahren/ daß der zarte Prinz was Gutes zu essen verlangte/ demselben allerley Eß- Waaren/ als Eyer/ Mehl/ und dergleichen/ an die Burg-Pforte geschickt haben; und zwar mit Zulassung fowol deß Erz-Herzogs/ als deß Burgermeister Holzers. Wie es dann auch keiner von den Bürgern verwehret hat. Allein die schelmische Bauren/ so allda die Wacht hatten/ rissen den Uberbringern solches alles aus der Hand/ warffens zu Boden/ und zertratens mit Füssen. Wer sichert aber/ daß es ihnen nicht/ entweder vom Herzog/ oder vom Holzer/ heimlich also befohlen worden? Unterdessen lieff das junge Herrlein bisweilen/ zu der Frauen Mutter/ und bat mit Threnen/ man solte ihm doch aus der Küchen/ einen Kramsvogel oder Rebhun/ oder etwas solches/ reichen las-

Sihe besagten Ehren-Spiegel am 699. Blat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0049" n="41"/>
bereicherte ihn auch/ mit 16. Präbenden. Und als ihn deßwegen einsmals einer            anließ/ der Meinung/ es wäre zu viel Speise auf eine Schüssel/ Seine Majestät könnte            die 4. letzten Pfründen/ (so ihm damals/ sowol vom Papst/ als vom Käiser/ versprochen            waren /) wol zurück halten; gab er zur Antwort: Ich wolte/ daß Kronberger gar Papst würde           / so er wol um uns verdient/ und daß alle geistliche Güter in so treuer und frommer Leute            Händen wären/ es würde dessen der Apostolische Stul/ und das ganze Römische Reich/ mit            zu geniessen haben. <note place="foot">Sihe besagten Ehren-Spiegel am 699.            Blat.</note></p>
        <p>So haben demnach diesem getreuen Zuträger seine Vöglein ein ehrliches eingetragen. Aber            grosse und verständige Fürsten bezahlen und recompensiren nicht allein das Werk/ sondern            auch das Gemüt/ nebst andren Umständen. Käiser Friederich hat/ an diesem jungen Menschen           / Zweiffels ohn/ mehr/ als das/ was derselbe heimlich ihm/ und seiner Gemahlin/ und            Prinzen/ zugetragen/ betrachtet/ nemlich die erwachte unterthänige Treu und Liebe; dann            auch die grosse Gefahr/ welche stets deß Menschen Bergleiterin gewesen; sintemal er            leicht sein Leben hätte drüber verlieren können/ so er/ von den gähzornigen Rebellen /            wäre drüber erwische worden. Und könte uns dieses Beyspiel/ zu weiterem Nachdenken/ oder            Christlicher Betrachtung/ Anlaß geben/ wie stattlich und überreichlich dermaleins/ in            jenem Ehren-Leben/ derjenige es wiederum geniessen werde/ der anjetzo/ allhie auf Erden           / der Heiligen ihrer Nothdurfft sich hat angenommen/ und den König aller Könige/ in            seinen bedrengten nothdürfftigen Gliedern/ wolthätig gelabet und erquicket. GOtt vermag            mehr/ als Käiser Friederich.</p>
      </div>
      <div>
        <p>Unterdessen wird diesem Kronberger solcher seiner rühmlichen Handlung ehrliches            Gedächtniß billig wieder aufgefrischt/ und andren Leuten/ zur Erweck- oder Entzündung            gleicher Treu-Geflissenheit/ gegen ihrem Oberhaupt/ vorgestellt. Dann dieses ist/ neben            andren Vergeltungen/ der wahren Tugend Eigenschafft/ daß sie ihre Liebhaber/ auch nach            dem Tode/ ehret.</p>
        <p>Es soll doch gleichwol auch Graf Sigmund vom Schaumburg/ der auf Erz-Herzoglicher Seiten            stund/ nachdem er erfahren/ daß der zarte Prinz was Gutes zu essen verlangte/ demselben            allerley Eß- Waaren/ als Eyer/ Mehl/ und dergleichen/ an die Burg-Pforte geschickt            haben; und zwar mit Zulassung fowol deß Erz-Herzogs/ als deß Burgermeister Holzers. Wie            es dann auch keiner von den Bürgern verwehret hat. Allein die schelmische Bauren/ so            allda die Wacht hatten/ rissen den Uberbringern solches alles aus der Hand/ warffens zu            Boden/ und zertratens mit Füssen. Wer sichert aber/ daß es ihnen nicht/ entweder vom            Herzog/ oder vom Holzer/ heimlich also befohlen worden? Unterdessen lieff das junge            Herrlein bisweilen/ zu der Frauen Mutter/ und bat mit Threnen/ man solte ihm doch aus            der Küchen/ einen Kramsvogel oder Rebhun/ oder etwas solches/ reichen las-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0049] bereicherte ihn auch/ mit 16. Präbenden. Und als ihn deßwegen einsmals einer anließ/ der Meinung/ es wäre zu viel Speise auf eine Schüssel/ Seine Majestät könnte die 4. letzten Pfründen/ (so ihm damals/ sowol vom Papst/ als vom Käiser/ versprochen waren /) wol zurück halten; gab er zur Antwort: Ich wolte/ daß Kronberger gar Papst würde / so er wol um uns verdient/ und daß alle geistliche Güter in so treuer und frommer Leute Händen wären/ es würde dessen der Apostolische Stul/ und das ganze Römische Reich/ mit zu geniessen haben. So haben demnach diesem getreuen Zuträger seine Vöglein ein ehrliches eingetragen. Aber grosse und verständige Fürsten bezahlen und recompensiren nicht allein das Werk/ sondern auch das Gemüt/ nebst andren Umständen. Käiser Friederich hat/ an diesem jungen Menschen / Zweiffels ohn/ mehr/ als das/ was derselbe heimlich ihm/ und seiner Gemahlin/ und Prinzen/ zugetragen/ betrachtet/ nemlich die erwachte unterthänige Treu und Liebe; dann auch die grosse Gefahr/ welche stets deß Menschen Bergleiterin gewesen; sintemal er leicht sein Leben hätte drüber verlieren können/ so er/ von den gähzornigen Rebellen / wäre drüber erwische worden. Und könte uns dieses Beyspiel/ zu weiterem Nachdenken/ oder Christlicher Betrachtung/ Anlaß geben/ wie stattlich und überreichlich dermaleins/ in jenem Ehren-Leben/ derjenige es wiederum geniessen werde/ der anjetzo/ allhie auf Erden / der Heiligen ihrer Nothdurfft sich hat angenommen/ und den König aller Könige/ in seinen bedrengten nothdürfftigen Gliedern/ wolthätig gelabet und erquicket. GOtt vermag mehr/ als Käiser Friederich. Unterdessen wird diesem Kronberger solcher seiner rühmlichen Handlung ehrliches Gedächtniß billig wieder aufgefrischt/ und andren Leuten/ zur Erweck- oder Entzündung gleicher Treu-Geflissenheit/ gegen ihrem Oberhaupt/ vorgestellt. Dann dieses ist/ neben andren Vergeltungen/ der wahren Tugend Eigenschafft/ daß sie ihre Liebhaber/ auch nach dem Tode/ ehret. Es soll doch gleichwol auch Graf Sigmund vom Schaumburg/ der auf Erz-Herzoglicher Seiten stund/ nachdem er erfahren/ daß der zarte Prinz was Gutes zu essen verlangte/ demselben allerley Eß- Waaren/ als Eyer/ Mehl/ und dergleichen/ an die Burg-Pforte geschickt haben; und zwar mit Zulassung fowol deß Erz-Herzogs/ als deß Burgermeister Holzers. Wie es dann auch keiner von den Bürgern verwehret hat. Allein die schelmische Bauren/ so allda die Wacht hatten/ rissen den Uberbringern solches alles aus der Hand/ warffens zu Boden/ und zertratens mit Füssen. Wer sichert aber/ daß es ihnen nicht/ entweder vom Herzog/ oder vom Holzer/ heimlich also befohlen worden? Unterdessen lieff das junge Herrlein bisweilen/ zu der Frauen Mutter/ und bat mit Threnen/ man solte ihm doch aus der Küchen/ einen Kramsvogel oder Rebhun/ oder etwas solches/ reichen las- Sihe besagten Ehren-Spiegel am 699. Blat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/49
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/49>, abgerufen am 25.11.2024.