Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

nochmalen ihrer Wiederaufnehmung in seine Gnade; gab ihnen auch Gewalt und Macht/ in seiner persönlichen Präsenz/ einen Burgermeister und Rath/ nebst andren Beamten/ zu wählen. Ob nun gleich hierauf solche Personen in die Wahl kamen/ welche dem Käiser nicht gar zu angenehm; angemerkt/ der mehrere Theil derselben der Bündniß wider ihn sich eingeflochten hatte (ausbenommen der Burgermeister/ Christian Ziegelhauser/ welcher ihm treu verblieben war) ließ er es doch so geschehen/ und auch solche eines Theils Umwürdige bewürden/ die seiner Gnade nicht werth: damit nur seine Sanfftmut in ihrem Glanz/ und die Stadt in getreuer Zuversicht gegen ihm beharren mögte. Also hatte es dabey sein Verbleiben: und schied man hiemit allerseits friedlich voneinander.

Nicht weniger aber schied auch bald/ wieder von ihnen/ die neu-angelobte Treu/ und fiengen es die unruhigen Köpffe wiederum an/ wo sie es gelassen; erkühnten sich/ den redlichen Burgermeister Ziegelhauser/ darum daß sein Herz mit dem Käiser war/ wieder abzusetzen/ oder vielmehr so lange zu lästern/ bis er abdankte/ und den Wolffgang Holzer/ der das Haupt aller Empörungen wider den Käiser/ und deß unruhsamen Erzherzogs Albrechts geheimster Rathgeber gewest/ an seine Statt aufzuwerffen. Wie nun ein böser Baum nichts/ als arge Früchte/ bringt: Also stifftete auch dieser unrechtmässige Burger- oder vielmehr Rotten- und Aufruhr-Meister/ bald solche Händel wiederum/ die seiner Natur gemäs. Der Käiser gab allhie ein Beyspiel/ daß grosse Häupter zwar der Göttlichen Majestät Stathalter auf Erden; aber darum doch der Göttlichen Allweisheit nicht theilhafft seyen; sondern bisweilen/ in ihren Handlungen/ auch einen Irrthum begehen können. Er hatte die Rohr-Art dieser Leute schon geprüft; und ließ doch/ wider alle Staats-Weise / seine Steyrische Reuter wiederum heimgehen: damit nur die Wiener sich keines Argen zu ihm versehen solten. Jene waren aber kaum zum Thor hinaus gezogen; als die Empörung/ bey dem Treu-brüchigen Volk/ wider ihren Einzug that. Dann weil sie sahen/ daß der Zaum hinweg / und der Käiser sich aller Macht entblöst hätte; tichteten sie wieder auf Ursachen/ zu meuteniren. Diese Erfindung fiel ihnen gar leicht. Dann es bestreifften damals etliche abgedankte Kriegs-Leute/ so dem Käiser/ und dem Erz-Herzog/ in vorigem Kriege / gedienet/ aber ihren Sold annoch nicht empfangen hatten/ die Wienerische Landschafft / hielten reine Strassen/ und machten sich/ an den reisenden Leuten/ oder Waaren / bezahlt. Weil nun die Wiener den Käiser ersuchten/ solchem Ubel abzuhelffen/ den Wandel und Handel sicher zu stellen/ durch Befriedigung solcher Unbefriedigten; der Käiser aber deß Geldes eben keinen Uberfluß hatte: So begehrte er/ von ihnen/ eine Vorlage von 6000. Gülden; deß Erbietens/ er wolte/ von dem Seinigen/ so viel dazu legen/ und also dieser Unsicherheit Rath schaffen. Als sie sich dessen weigerten; begehrte er/ ihm dann nur die Helffte vorzustrecken: Und wie er nichts von diesen Unwilligen kunte erhalten: gab er seine Empfindung/ durch diese Erklärung/ zu erkennen/ daß er dieser Begegniß würde eingedenk ver-

nochmalen ihrer Wiederaufnehmung in seine Gnade; gab ihnen auch Gewalt und Macht/ in seiner persönlichen Präsenz/ einen Burgermeister und Rath/ nebst andren Beamten/ zu wählen. Ob nun gleich hierauf solche Personen in die Wahl kamen/ welche dem Käiser nicht gar zu angenehm; angemerkt/ der mehrere Theil derselben der Bündniß wider ihn sich eingeflochten hatte (ausbenommen der Burgermeister/ Christian Ziegelhauser/ welcher ihm treu verblieben war) ließ er es doch so geschehen/ und auch solche eines Theils Umwürdige bewürden/ die seiner Gnade nicht werth: damit nur seine Sanfftmut in ihrem Glanz/ und die Stadt in getreuer Zuversicht gegen ihm beharren mögte. Also hatte es dabey sein Verbleiben: und schied man hiemit allerseits friedlich voneinander.

Nicht weniger aber schied auch bald/ wieder von ihnen/ die neu-angelobte Treu/ und fiengen es die unruhigen Köpffe wiederum an/ wo sie es gelassen; erkühnten sich/ den redlichen Burgermeister Ziegelhauser/ darum daß sein Herz mit dem Käiser war/ wieder abzusetzen/ oder vielmehr so lange zu lästern/ bis er abdankte/ und den Wolffgang Holzer/ der das Haupt aller Empörungen wider den Käiser/ und deß unruhsamen Erzherzogs Albrechts geheimster Rathgeber gewest/ an seine Statt aufzuwerffen. Wie nun ein böser Baum nichts/ als arge Früchte/ bringt: Also stifftete auch dieser unrechtmässige Burger- oder vielmehr Rotten- und Aufruhr-Meister/ bald solche Händel wiederum/ die seiner Natur gemäs. Der Käiser gab allhie ein Beyspiel/ daß grosse Häupter zwar der Göttlichen Majestät Stathalter auf Erden; aber darum doch der Göttlichen Allweisheit nicht theilhafft seyen; sondern bisweilen/ in ihren Handlungen/ auch einen Irrthum begehen können. Er hatte die Rohr-Art dieser Leute schon geprüft; und ließ doch/ wider alle Staats-Weise / seine Steyrische Reuter wiederum heimgehen: damit nur die Wiener sich keines Argen zu ihm versehen solten. Jene waren aber kaum zum Thor hinaus gezogen; als die Empörung/ bey dem Treu-brüchigen Volk/ wider ihren Einzug that. Dann weil sie sahen/ daß der Zaum hinweg / und der Käiser sich aller Macht entblöst hätte; tichteten sie wieder auf Ursachen/ zu meuteniren. Diese Erfindung fiel ihnen gar leicht. Dann es bestreifften damals etliche abgedankte Kriegs-Leute/ so dem Käiser/ und dem Erz-Herzog/ in vorigem Kriege / gedienet/ aber ihren Sold annoch nicht empfangen hatten/ die Wienerische Landschafft / hielten reine Strassen/ und machten sich/ an den reisenden Leuten/ oder Waaren / bezahlt. Weil nun die Wiener den Käiser ersuchten/ solchem Ubel abzuhelffen/ den Wandel und Handel sicher zu stellen/ durch Befriedigung solcher Unbefriedigten; der Käiser aber deß Geldes eben keinen Uberfluß hatte: So begehrte er/ von ihnen/ eine Vorlage von 6000. Gülden; deß Erbietens/ er wolte/ von dem Seinigen/ so viel dazu legen/ und also dieser Unsicherheit Rath schaffen. Als sie sich dessen weigerten; begehrte er/ ihm dann nur die Helffte vorzustrecken: Und wie er nichts von diesen Unwilligen kunte erhalten: gab er seine Empfindung/ durch diese Erklärung/ zu erkennen/ daß er dieser Begegniß würde eingedenk ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0041" n="33"/>
nochmalen ihrer Wiederaufnehmung in            seine Gnade; gab ihnen auch Gewalt und Macht/ in seiner persönlichen Präsenz/ einen            Burgermeister und Rath/ nebst andren Beamten/ zu wählen. Ob nun gleich hierauf solche            Personen in die Wahl kamen/ welche dem Käiser nicht gar zu angenehm; angemerkt/ der            mehrere Theil derselben der Bündniß wider ihn sich eingeflochten hatte (ausbenommen der            Burgermeister/ Christian Ziegelhauser/ welcher ihm treu verblieben war) ließ er es doch            so geschehen/ und auch solche eines Theils Umwürdige bewürden/ die seiner Gnade nicht            werth: damit nur seine Sanfftmut in ihrem Glanz/ und die Stadt in getreuer Zuversicht            gegen ihm beharren mögte. Also hatte es dabey sein Verbleiben: und schied man hiemit            allerseits friedlich voneinander.</p>
        <p>Nicht weniger aber schied auch bald/ wieder von ihnen/ die neu-angelobte Treu/ und            fiengen es die unruhigen Köpffe wiederum an/ wo sie es gelassen; erkühnten sich/ den            redlichen Burgermeister Ziegelhauser/ darum daß sein Herz mit dem Käiser war/ wieder            abzusetzen/ oder vielmehr so lange zu lästern/ bis er abdankte/ und den Wolffgang            Holzer/ der das Haupt aller Empörungen wider den Käiser/ und deß unruhsamen Erzherzogs            Albrechts geheimster Rathgeber gewest/ an seine Statt aufzuwerffen. Wie nun ein böser            Baum nichts/ als arge Früchte/ bringt: Also stifftete auch dieser unrechtmässige Burger-            oder vielmehr Rotten- und Aufruhr-Meister/ bald solche Händel wiederum/ die seiner Natur            gemäs. Der Käiser gab allhie ein Beyspiel/ daß grosse Häupter zwar der Göttlichen            Majestät Stathalter auf Erden; aber darum doch der Göttlichen Allweisheit nicht theilhafft            seyen; sondern bisweilen/ in ihren Handlungen/ auch einen Irrthum begehen können. Er            hatte die Rohr-Art dieser Leute schon geprüft; und ließ doch/ wider alle Staats-Weise /            seine Steyrische Reuter wiederum heimgehen: damit nur die Wiener sich keines Argen zu ihm            versehen solten. Jene waren aber kaum zum Thor hinaus gezogen; als die Empörung/ bey dem            Treu-brüchigen Volk/ wider ihren Einzug that. Dann weil sie sahen/ daß der Zaum hinweg /            und der Käiser sich aller Macht entblöst hätte; tichteten sie wieder auf Ursachen/ zu            meuteniren. Diese Erfindung fiel ihnen gar leicht. Dann es bestreifften damals etliche            abgedankte Kriegs-Leute/ so dem Käiser/ und dem Erz-Herzog/ in vorigem Kriege /            gedienet/ aber ihren Sold annoch nicht empfangen hatten/ die Wienerische Landschafft /            hielten reine Strassen/ und machten sich/ an den reisenden Leuten/ oder Waaren /            bezahlt. Weil nun die Wiener den Käiser ersuchten/ solchem Ubel abzuhelffen/ den Wandel            und Handel sicher zu stellen/ durch Befriedigung solcher Unbefriedigten; der Käiser aber            deß Geldes eben keinen Uberfluß hatte: So begehrte er/ von ihnen/ eine Vorlage von 6000.            Gülden; deß Erbietens/ er wolte/ von dem Seinigen/ so viel dazu legen/ und also dieser            Unsicherheit Rath schaffen. Als sie sich dessen weigerten; begehrte er/ ihm dann nur die            Helffte vorzustrecken: Und wie er nichts von diesen Unwilligen kunte erhalten: gab er            seine Empfindung/ durch diese Erklärung/ zu erkennen/ daß er dieser Begegniß würde            eingedenk ver-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0041] nochmalen ihrer Wiederaufnehmung in seine Gnade; gab ihnen auch Gewalt und Macht/ in seiner persönlichen Präsenz/ einen Burgermeister und Rath/ nebst andren Beamten/ zu wählen. Ob nun gleich hierauf solche Personen in die Wahl kamen/ welche dem Käiser nicht gar zu angenehm; angemerkt/ der mehrere Theil derselben der Bündniß wider ihn sich eingeflochten hatte (ausbenommen der Burgermeister/ Christian Ziegelhauser/ welcher ihm treu verblieben war) ließ er es doch so geschehen/ und auch solche eines Theils Umwürdige bewürden/ die seiner Gnade nicht werth: damit nur seine Sanfftmut in ihrem Glanz/ und die Stadt in getreuer Zuversicht gegen ihm beharren mögte. Also hatte es dabey sein Verbleiben: und schied man hiemit allerseits friedlich voneinander. Nicht weniger aber schied auch bald/ wieder von ihnen/ die neu-angelobte Treu/ und fiengen es die unruhigen Köpffe wiederum an/ wo sie es gelassen; erkühnten sich/ den redlichen Burgermeister Ziegelhauser/ darum daß sein Herz mit dem Käiser war/ wieder abzusetzen/ oder vielmehr so lange zu lästern/ bis er abdankte/ und den Wolffgang Holzer/ der das Haupt aller Empörungen wider den Käiser/ und deß unruhsamen Erzherzogs Albrechts geheimster Rathgeber gewest/ an seine Statt aufzuwerffen. Wie nun ein böser Baum nichts/ als arge Früchte/ bringt: Also stifftete auch dieser unrechtmässige Burger- oder vielmehr Rotten- und Aufruhr-Meister/ bald solche Händel wiederum/ die seiner Natur gemäs. Der Käiser gab allhie ein Beyspiel/ daß grosse Häupter zwar der Göttlichen Majestät Stathalter auf Erden; aber darum doch der Göttlichen Allweisheit nicht theilhafft seyen; sondern bisweilen/ in ihren Handlungen/ auch einen Irrthum begehen können. Er hatte die Rohr-Art dieser Leute schon geprüft; und ließ doch/ wider alle Staats-Weise / seine Steyrische Reuter wiederum heimgehen: damit nur die Wiener sich keines Argen zu ihm versehen solten. Jene waren aber kaum zum Thor hinaus gezogen; als die Empörung/ bey dem Treu-brüchigen Volk/ wider ihren Einzug that. Dann weil sie sahen/ daß der Zaum hinweg / und der Käiser sich aller Macht entblöst hätte; tichteten sie wieder auf Ursachen/ zu meuteniren. Diese Erfindung fiel ihnen gar leicht. Dann es bestreifften damals etliche abgedankte Kriegs-Leute/ so dem Käiser/ und dem Erz-Herzog/ in vorigem Kriege / gedienet/ aber ihren Sold annoch nicht empfangen hatten/ die Wienerische Landschafft / hielten reine Strassen/ und machten sich/ an den reisenden Leuten/ oder Waaren / bezahlt. Weil nun die Wiener den Käiser ersuchten/ solchem Ubel abzuhelffen/ den Wandel und Handel sicher zu stellen/ durch Befriedigung solcher Unbefriedigten; der Käiser aber deß Geldes eben keinen Uberfluß hatte: So begehrte er/ von ihnen/ eine Vorlage von 6000. Gülden; deß Erbietens/ er wolte/ von dem Seinigen/ so viel dazu legen/ und also dieser Unsicherheit Rath schaffen. Als sie sich dessen weigerten; begehrte er/ ihm dann nur die Helffte vorzustrecken: Und wie er nichts von diesen Unwilligen kunte erhalten: gab er seine Empfindung/ durch diese Erklärung/ zu erkennen/ daß er dieser Begegniß würde eingedenk ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/41
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/41>, abgerufen am 24.11.2024.