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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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Den 13 ten October hat Leunclavius gantz unberührt gelassen: vermutlich/ durch solches Stillschweigen/ anzudeuten/ es habe/ an selbigem Tage/ nichts Denkwürdiges gesetzt. Und/ in diesem/ trifft auch die Pesoldische (oder Peselische) Beschreibung mit ihm zu.

Ortelius aber erinnert gleichwol/ bey dem 13 ten October/ Folgendes:

Nach diesem/ als von dem manchfaltigem Untergraben und Sprengen/ auch der Wall an der Stadt eingeworffen/ hat man den 13 ten dito/ denselbigen zu räumen/ und das Loch/ an der eingeworffenen Mauren/ mit Reisig und Erdreich verbauen/ für die Hand genommen: daran jederman/ was Hauen und Schauffel tragen können/ hat müssen helffen arbeiten. Unterdessen aber die Knechte/ mit ihren Wehren/ in ihrer Ordnung/ bis dasjenige verrichtet/ gestanden/ und gehalten haben. Wie die Ortelianische eigene Feder redet.

Leunclavins: Am 14. Octobr. hatten sie/ deß Tages/ drey Lärmen. Um acht und zwo Uhr / lieff der Feind einen Sturm an/ bey einer eingesprengten Maur. Da wurden viel Spannier / mit Flitschen und Pfeilen/ geschossen. Hernach/ um eilff Uhr/ zu Nachts/ zündete der Feind sein Lager an/ warff viel alter unnützer (unvermöglicher) Bauren und Pfaffen (oder Priester) darein: Die Starken (oder Gesunde und Frische) nahm er gefangen. Bey tausend gefangener Weiber ließ er zu Stücken zerhauen. Etliche führten sie/ mit Stricken um den Hals und um den Leib angefasst/ mit sich hinweg. (Welches unsren ehrlichen Türken-Aufwieglern so wenig zu Herzen gehet/ als den Hohenpriestern dieses/ daß sie den HErrn Christum/ nachdem sie Ihn den Heiden überantwortet hatten/ gebunden hinführen sahen/ zur Kreutzigung.) Und also zoch der Feind/ vor dem Holtz/ ab.

An diesem 14 ten Tage deß Weinmonats/ wurden zween Kriegsknechte erhenkt: weil sie im Keller gesessen/ und Wein gesoffen/ indem die andre Knechte/ in der Ordnung gestanden / und deß Sturms gewartet.

Bey diesem Aufbruch deß Groß Türken/ gedenkt Leunclavius auch/ mit etlichen Zeilen / der Grausamkeit/ so die streiffende Hauffen der Türken/ hin und wieder/ im Lande / geübt. Es ist nie/ sagt er/ erhöret worden/ daß der verlorne Hauffe so weit/ von dem gewaltigen Hauffen (von der Haupt-Armee/ will er sagen) gestreifft. Dann die Husaren und Tartern haben/ bey eilff Meilen/ vom Hauffen hausirt/ und jedermann voll Schreckens gemacht. (Es ist aber der Streiff noch wol viel weiter gegangen/ als nur eilff Meilen. Ich vermute aber/ er rede nur/ von den täglichen Partey-Ritten der Türken.) Etwa fand ein Husar (ein Ungarischer nemlich/ der von wegen Königs Johannis/ oder unter deß Bischoffs von Gran Truppen/ dem Türkischen Lager folgte) neun Bauren/ im Felde/ oder in einer Klufft/ stecken/ die den Kopff in die Erde steckten/ als solte man sie nicht sehen (wie es der Büffel macht/ wenn er den Leuen erblickt/ für welchem er den Kopff im Gebüsche verbirgt/ und den übrigen ganzen Leib draussen lässt/ in Meinung/ so werde der Leu seiner nicht ansichtig werden/ und er sich schon sicher genug verkrochen haben.)

Den 13 ten October hat Leunclavius gantz unberührt gelassen: vermutlich/ durch solches Stillschweigen/ anzudeuten/ es habe/ an selbigem Tage/ nichts Denkwürdiges gesetzt. Und/ in diesem/ trifft auch die Pesoldische (oder Peselische) Beschreibung mit ihm zu.

Ortelius aber erinnert gleichwol/ bey dem 13 ten October/ Folgendes:

Nach diesem/ als von dem manchfaltigem Untergraben und Sprengen/ auch der Wall an der Stadt eingeworffen/ hat man den 13 ten dito/ denselbigen zu räumen/ und das Loch/ an der eingeworffenen Mauren/ mit Reisig und Erdreich verbauen/ für die Hand genommen: daran jederman/ was Hauen und Schauffel tragen können/ hat müssen helffen arbeiten. Unterdessen aber die Knechte/ mit ihren Wehren/ in ihrer Ordnung/ bis dasjenige verrichtet/ gestanden/ und gehalten haben. Wie die Ortelianische eigene Feder redet.

Leunclavins: Am 14. Octobr. hatten sie/ deß Tages/ drey Lärmen. Um acht und zwo Uhr / lieff der Feind einen Sturm an/ bey einer eingesprengten Maur. Da wurden viel Spannier / mit Flitschen und Pfeilen/ geschossen. Hernach/ um eilff Uhr/ zu Nachts/ zündete der Feind sein Lager an/ warff viel alter unnützer (unvermöglicher) Bauren und Pfaffen (oder Priester) darein: Die Starken (oder Gesunde und Frische) nahm er gefangen. Bey tausend gefangener Weiber ließ er zu Stücken zerhauen. Etliche führten sie/ mit Stricken um den Hals und um den Leib angefasst/ mit sich hinweg. (Welches unsren ehrlichen Türken-Aufwieglern so wenig zu Herzen gehet/ als den Hohenpriestern dieses/ daß sie den HErrn Christum/ nachdem sie Ihn den Heiden überantwortet hatten/ gebunden hinführen sahen/ zur Kreutzigung.) Und also zoch der Feind/ vor dem Holtz/ ab.

An diesem 14 ten Tage deß Weinmonats/ wurden zween Kriegsknechte erhenkt: weil sie im Keller gesessen/ und Wein gesoffen/ indem die andre Knechte/ in der Ordnung gestanden / und deß Sturms gewartet.

Bey diesem Aufbruch deß Groß Türken/ gedenkt Leunclavius auch/ mit etlichen Zeilen / der Grausamkeit/ so die streiffende Hauffen der Türken/ hin und wieder/ im Lande / geübt. Es ist nie/ sagt er/ erhöret worden/ daß der verlorne Hauffe so weit/ von dem gewaltigen Hauffen (von der Haupt-Armee/ will er sagen) gestreifft. Dann die Husaren und Tartern haben/ bey eilff Meilen/ vom Hauffen hausirt/ und jedermann voll Schreckens gemacht. (Es ist aber der Streiff noch wol viel weiter gegangen/ als nur eilff Meilen. Ich vermute aber/ er rede nur/ von den täglichen Partey-Ritten der Türken.) Etwa fand ein Husar (ein Ungarischer nemlich/ der von wegen Königs Johannis/ oder unter deß Bischoffs von Gran Truppen/ dem Türkischen Lager folgte) neun Bauren/ im Felde/ oder in einer Klufft/ stecken/ die den Kopff in die Erde steckten/ als solte man sie nicht sehen (wie es der Büffel macht/ wenn er den Leuen erblickt/ für welchem er den Kopff im Gebüsche verbirgt/ und den übrigen ganzen Leib draussen lässt/ in Meinung/ so werde der Leu seiner nicht ansichtig werden/ und er sich schon sicher genug verkrochen haben.)

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        <p>Ortelius aber erinnert gleichwol/ bey dem 13 ten October/ Folgendes:</p>
        <p>Nach diesem/ als von dem manchfaltigem Untergraben und Sprengen/ auch der Wall an der            Stadt eingeworffen/ hat man den 13 ten dito/ denselbigen zu räumen/ und das Loch/ an            der eingeworffenen Mauren/ mit Reisig und Erdreich verbauen/ für die Hand genommen:            daran jederman/ was Hauen und Schauffel tragen können/ hat müssen helffen arbeiten.            Unterdessen aber die Knechte/ mit ihren Wehren/ in ihrer Ordnung/ bis dasjenige            verrichtet/ gestanden/ und gehalten haben. Wie die Ortelianische eigene Feder redet.</p>
        <p>Leunclavins: Am 14. Octobr. hatten sie/ deß Tages/ drey Lärmen. Um acht und zwo Uhr /            lieff der Feind einen Sturm an/ bey einer eingesprengten Maur. Da wurden viel Spannier /            mit Flitschen und Pfeilen/ geschossen. Hernach/ um eilff Uhr/ zu Nachts/ zündete der            Feind sein Lager an/ warff viel alter unnützer (unvermöglicher) Bauren und Pfaffen (oder            Priester) darein: Die Starken (oder Gesunde und Frische) nahm er gefangen. Bey tausend            gefangener Weiber ließ er zu Stücken zerhauen. Etliche führten sie/ mit Stricken um den            Hals und um den Leib angefasst/ mit sich hinweg. (Welches unsren ehrlichen            Türken-Aufwieglern so wenig zu Herzen gehet/ als den Hohenpriestern dieses/ daß sie den            HErrn Christum/ nachdem sie Ihn den Heiden überantwortet hatten/ gebunden hinführen            sahen/ zur Kreutzigung.) Und also zoch der Feind/ vor dem Holtz/ ab.</p>
        <p>An diesem 14 ten Tage deß Weinmonats/ wurden zween Kriegsknechte erhenkt: weil sie im            Keller gesessen/ und Wein gesoffen/ indem die andre Knechte/ in der Ordnung gestanden /            und deß Sturms gewartet.</p>
        <p>Bey diesem Aufbruch deß Groß Türken/ gedenkt Leunclavius auch/ mit etlichen Zeilen /            der Grausamkeit/ so die streiffende Hauffen der Türken/ hin und wieder/ im Lande /            geübt. Es ist nie/ sagt er/ erhöret worden/ daß der verlorne Hauffe so weit/ von dem            gewaltigen Hauffen (von der Haupt-Armee/ will er sagen) gestreifft. Dann die Husaren und            Tartern haben/ bey eilff Meilen/ vom Hauffen hausirt/ und jedermann voll Schreckens            gemacht. (Es ist aber der Streiff noch wol viel weiter gegangen/ als nur eilff Meilen.            Ich vermute aber/ er rede nur/ von den täglichen Partey-Ritten der Türken.) Etwa fand            ein Husar (ein Ungarischer nemlich/ der von wegen Königs Johannis/ oder unter deß            Bischoffs von Gran Truppen/ dem Türkischen Lager folgte) neun Bauren/ im Felde/ oder in            einer Klufft/ stecken/ die den Kopff in die Erde steckten/ als solte man sie nicht            sehen (wie es der Büffel macht/ wenn er den Leuen erblickt/ für welchem er den Kopff im            Gebüsche verbirgt/ und den übrigen ganzen Leib draussen lässt/ in Meinung/ so werde der            Leu seiner nicht ansichtig werden/ und er sich schon sicher genug verkrochen haben.)
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[168/0176] Den 13 ten October hat Leunclavius gantz unberührt gelassen: vermutlich/ durch solches Stillschweigen/ anzudeuten/ es habe/ an selbigem Tage/ nichts Denkwürdiges gesetzt. Und/ in diesem/ trifft auch die Pesoldische (oder Peselische) Beschreibung mit ihm zu. Ortelius aber erinnert gleichwol/ bey dem 13 ten October/ Folgendes: Nach diesem/ als von dem manchfaltigem Untergraben und Sprengen/ auch der Wall an der Stadt eingeworffen/ hat man den 13 ten dito/ denselbigen zu räumen/ und das Loch/ an der eingeworffenen Mauren/ mit Reisig und Erdreich verbauen/ für die Hand genommen: daran jederman/ was Hauen und Schauffel tragen können/ hat müssen helffen arbeiten. Unterdessen aber die Knechte/ mit ihren Wehren/ in ihrer Ordnung/ bis dasjenige verrichtet/ gestanden/ und gehalten haben. Wie die Ortelianische eigene Feder redet. Leunclavins: Am 14. Octobr. hatten sie/ deß Tages/ drey Lärmen. Um acht und zwo Uhr / lieff der Feind einen Sturm an/ bey einer eingesprengten Maur. Da wurden viel Spannier / mit Flitschen und Pfeilen/ geschossen. Hernach/ um eilff Uhr/ zu Nachts/ zündete der Feind sein Lager an/ warff viel alter unnützer (unvermöglicher) Bauren und Pfaffen (oder Priester) darein: Die Starken (oder Gesunde und Frische) nahm er gefangen. Bey tausend gefangener Weiber ließ er zu Stücken zerhauen. Etliche führten sie/ mit Stricken um den Hals und um den Leib angefasst/ mit sich hinweg. (Welches unsren ehrlichen Türken-Aufwieglern so wenig zu Herzen gehet/ als den Hohenpriestern dieses/ daß sie den HErrn Christum/ nachdem sie Ihn den Heiden überantwortet hatten/ gebunden hinführen sahen/ zur Kreutzigung.) Und also zoch der Feind/ vor dem Holtz/ ab. An diesem 14 ten Tage deß Weinmonats/ wurden zween Kriegsknechte erhenkt: weil sie im Keller gesessen/ und Wein gesoffen/ indem die andre Knechte/ in der Ordnung gestanden / und deß Sturms gewartet. Bey diesem Aufbruch deß Groß Türken/ gedenkt Leunclavius auch/ mit etlichen Zeilen / der Grausamkeit/ so die streiffende Hauffen der Türken/ hin und wieder/ im Lande / geübt. Es ist nie/ sagt er/ erhöret worden/ daß der verlorne Hauffe so weit/ von dem gewaltigen Hauffen (von der Haupt-Armee/ will er sagen) gestreifft. Dann die Husaren und Tartern haben/ bey eilff Meilen/ vom Hauffen hausirt/ und jedermann voll Schreckens gemacht. (Es ist aber der Streiff noch wol viel weiter gegangen/ als nur eilff Meilen. Ich vermute aber/ er rede nur/ von den täglichen Partey-Ritten der Türken.) Etwa fand ein Husar (ein Ungarischer nemlich/ der von wegen Königs Johannis/ oder unter deß Bischoffs von Gran Truppen/ dem Türkischen Lager folgte) neun Bauren/ im Felde/ oder in einer Klufft/ stecken/ die den Kopff in die Erde steckten/ als solte man sie nicht sehen (wie es der Büffel macht/ wenn er den Leuen erblickt/ für welchem er den Kopff im Gebüsche verbirgt/ und den übrigen ganzen Leib draussen lässt/ in Meinung/ so werde der Leu seiner nicht ansichtig werden/ und er sich schon sicher genug verkrochen haben.)

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/176>, abgerufen am 10.05.2024.