Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Ob aber gleich vielen Spanniern und Teutschen hiedurch entweder einige Glieder/ oder das Angesicht gebrannt wurde: leschte doch die/ in ihrem Mut brennende/ Ehren-Fackel solchen feindlichen Brand gleichsam aus/ und wurden ihre Gemüter/ von den lebendigen Fackeln der Tapfferkeit/ nemlich von ihren/ ihnen zusprechenden/ Obersten/ dermassen erhitzt und aufgefrischt/ daß sie/ mit Verachtung solches Türkischen Feuer-Geschosses und Brennens / den Feinden mutigst widerstunden/ und/ nach einem dreystündigem continuirlichem Gefecht / den Platz ritterlich behielten/ über zweytausend Türken erschlugen/ auch nicht wenigere verwundeten/ und den übrigen einen Nothzwang anlegten/ ihren Kopf mit schändlicher Flucht/ einer so heissen oder scharffen Laugen/ und blutigen Wäsche/ zu entreissen. Sie selbst/ die Feinde/ musten bekennen/ es wäre weder bey Eroberung der Insel Rhodos/ noch der Stadt Griechisch Weissenburg/ hitziger/ schärffer/ und gefährlicher/ hergegangen. Demnach kamen noch an demselbigen Tage vor dem Untergange der Sonnen/ nachdem die Feinde zurück geklopft und abgetrieben/ gleichwol andre frische und kühne wieder/ die Bestreitung fortzusetzen/ und den Graben auszufüllen: damit den Unsrigen nach solcher ausgestandenen Anfechtung/ Arbeit/ und Schweiß/ weder Rast noch Ruhe gelassen würde. Diese führten eine grosse Menge Mäuler / Camele/ Büffel/ und dergleichen Last-Thiere bey sich/ nebst einigen Fuß-Knechten/ so man Asapi und Sarhori nannte/ und den Janitscharen untermengte/ wie auch eine grosse Menge Christlicher Bauren und Land-Leute aus der Bulgarey und Thracien/ herbey/ welche mit aller hand Gesträuß/ Reisern und Erde/ belastet waren/ um den Graben damit zu enttieffen/ und trieben dieselbe ziemlich nahe hinzu. Aber die/ auf der Mauren in guter Ordnung und Bereitschaft stehende/ Teutsche und Spannier warteten nur/ daß sie solten ankommen. Und nachdem sie/ an gewissen Orten/ die Stücke/ mit so vortheilhafter Bequemlichkeit/ gestellet hatten/ daß man/ von beyden Seiten/ diese neu-Ankommende damit bestreichen könnte; brannten sie/ unter die dieselbe/ als/ los/ ehe denn sie die Thiere könnten abladen: also wurden die Last-Führer durch die Stück-Kugeln zertrennt/ und ihrer sehr viele zerschmettert. Ob auch gleich die/ unter ihnen vermengte/ Janitscharen / mit ihren Röhren und Bögen/ jenen Hülffe thun/ und Schutz halten wolten; musten sie doch/ weil man ihnen gar scharf entgegen spielte/ nach erlittenem grossem Verlust/ sich endlich davon machen/ und Reißaus nehmen. In welchem Streit/ der tapfre Eck von Reischach/ ein gar braver Oberster/ drey Kugeln gerad auf die Brust bekam/ so gleichwol alle/ durch GOttes/ und seines guten Brust-Stücks oder Kürisses Schutz/ aufgehalten worden/ ihn zu verletzen. Folgenden Tages/ da Solimannus merkte/ daß sein Anschlag nicht anschlagen wolte; erzeigte er sich/ über seine Leute/ sehr ungehalten: und zwar destomehr / Er setzt dazu/ es sey geschehen am vierdten October (qui fuit quartus Octobris) aber solches muß verdruckt seyn: denn er hat den vorhergeschehenen Ausfall schon am 6. Octob. gesetz.
Ob aber gleich vielen Spanniern und Teutschen hiedurch entweder einige Glieder/ oder das Angesicht gebrannt wurde: leschte doch die/ in ihrem Mut brennende/ Ehren-Fackel solchen feindlichen Brand gleichsam aus/ und wurden ihre Gemüter/ von den lebendigen Fackeln der Tapfferkeit/ nemlich von ihren/ ihnen zusprechenden/ Obersten/ dermassen erhitzt und aufgefrischt/ daß sie/ mit Verachtung solches Türkischen Feuer-Geschosses und Brennens / den Feinden mutigst widerstunden/ und/ nach einem dreystündigem continuirlichem Gefecht / den Platz ritterlich behielten/ über zweytausend Türken erschlugen/ auch nicht wenigere verwundeten/ und den übrigen einen Nothzwang anlegten/ ihren Kopf mit schändlicher Flucht/ einer so heissen oder scharffen Laugen/ und blutigen Wäsche/ zu entreissen. Sie selbst/ die Feinde/ musten bekennen/ es wäre weder bey Eroberung der Insel Rhodos/ noch der Stadt Griechisch Weissenburg/ hitziger/ schärffer/ und gefährlicher/ hergegangen. Demnach kamen noch an demselbigen Tage vor dem Untergange der Sonnen/ nachdem die Feinde zurück geklopft und abgetrieben/ gleichwol andre frische und kühne wieder/ die Bestreitung fortzusetzen/ und den Graben auszufüllen: damit den Unsrigen nach solcher ausgestandenen Anfechtung/ Arbeit/ und Schweiß/ weder Rast noch Ruhe gelassen würde. Diese führten eine grosse Menge Mäuler / Camele/ Büffel/ und dergleichen Last-Thiere bey sich/ nebst einigen Fuß-Knechten/ so man Asapi und Sarhori nannte/ und den Janitscharen untermengte/ wie auch eine grosse Menge Christlicher Bauren und Land-Leute aus der Bulgarey und Thracien/ herbey/ welche mit aller hand Gesträuß/ Reisern und Erde/ belastet waren/ um den Graben damit zu enttieffen/ und trieben dieselbe ziemlich nahe hinzu. Aber die/ auf der Mauren in guter Ordnung und Bereitschaft stehende/ Teutsche und Spannier warteten nur/ daß sie solten ankommen. Und nachdem sie/ an gewissen Orten/ die Stücke/ mit so vortheilhafter Bequemlichkeit/ gestellet hatten/ daß man/ von beyden Seiten/ diese neu-Ankommende damit bestreichen könnte; brannten sie/ unter die dieselbe/ als/ los/ ehe denn sie die Thiere könnten abladen: also wurden die Last-Führer durch die Stück-Kugeln zertrennt/ und ihrer sehr viele zerschmettert. Ob auch gleich die/ unter ihnen vermengte/ Janitscharen / mit ihren Röhren und Bögen/ jenen Hülffe thun/ und Schutz halten wolten; musten sie doch/ weil man ihnen gar scharf entgegen spielte/ nach erlittenem grossem Verlust/ sich endlich davon machen/ und Reißaus nehmen. In welchem Streit/ der tapfre Eck von Reischach/ ein gar braver Oberster/ drey Kugeln gerad auf die Brust bekam/ so gleichwol alle/ durch GOttes/ und seines guten Brust-Stücks oder Kürisses Schutz/ aufgehalten worden/ ihn zu verletzen. Folgenden Tages/ da Solimannus merkte/ daß sein Anschlag nicht anschlagen wolte; erzeigte er sich/ über seine Leute/ sehr ungehalten: und zwar destomehr / Er setzt dazu/ es sey geschehen am vierdten October (qui fuit quartus Octobris) aber solches muß verdruckt seyn: denn er hat den vorhergeschehenen Ausfall schon am 6. Octob. gesetz.
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Ob aber gleich vielen Spanniern und Teutschen hiedurch entweder einige Glieder/ oder das Angesicht gebrannt wurde: leschte doch die/ in ihrem Mut brennende/ Ehren-Fackel solchen feindlichen Brand gleichsam aus/ und wurden ihre Gemüter/ von den lebendigen Fackeln der Tapfferkeit/ nemlich von ihren/ ihnen zusprechenden/ Obersten/ dermassen erhitzt und aufgefrischt/ daß sie/ mit Verachtung solches Türkischen Feuer-Geschosses und Brennens / den Feinden mutigst widerstunden/ und/ nach einem dreystündigem continuirlichem Gefecht / den Platz ritterlich behielten/ über zweytausend Türken erschlugen/ auch nicht wenigere verwundeten/ und den übrigen einen Nothzwang anlegten/ ihren Kopf mit schändlicher Flucht/ einer so heissen oder scharffen Laugen/ und blutigen Wäsche/ zu entreissen. Sie selbst/ die Feinde/ musten bekennen/ es wäre weder bey Eroberung der Insel Rhodos/ noch der Stadt Griechisch Weissenburg/ hitziger/ schärffer/ und gefährlicher/ hergegangen.
Demnach kamen noch an demselbigen Tage vor dem Untergange der Sonnen/ nachdem die Feinde zurück geklopft und abgetrieben/ gleichwol andre frische und kühne wieder/ die Bestreitung fortzusetzen/ und den Graben auszufüllen: damit den Unsrigen nach solcher ausgestandenen Anfechtung/ Arbeit/ und Schweiß/ weder Rast noch Ruhe gelassen würde. Diese führten eine grosse Menge Mäuler / Camele/ Büffel/ und dergleichen Last-Thiere bey sich/ nebst einigen Fuß-Knechten/ so man Asapi und Sarhori nannte/ und den Janitscharen untermengte/ wie auch eine grosse Menge Christlicher Bauren und Land-Leute aus der Bulgarey und Thracien/ herbey/ welche mit aller hand Gesträuß/ Reisern und Erde/ belastet waren/ um den Graben damit zu enttieffen/ und trieben dieselbe ziemlich nahe hinzu. Aber die/ auf der Mauren in guter Ordnung und Bereitschaft stehende/ Teutsche und Spannier warteten nur/ daß sie solten ankommen. Und nachdem sie/ an gewissen Orten/ die Stücke/ mit so vortheilhafter Bequemlichkeit/ gestellet hatten/ daß man/ von beyden Seiten/ diese neu-Ankommende damit bestreichen könnte; brannten sie/ unter die dieselbe/ als/ los/ ehe denn sie die Thiere könnten abladen: also wurden die Last-Führer durch die Stück-Kugeln zertrennt/ und ihrer sehr viele zerschmettert. Ob auch gleich die/ unter ihnen vermengte/ Janitscharen / mit ihren Röhren und Bögen/ jenen Hülffe thun/ und Schutz halten wolten; musten sie doch/ weil man ihnen gar scharf entgegen spielte/ nach erlittenem grossem Verlust/ sich endlich davon machen/ und Reißaus nehmen. In welchem Streit/ der tapfre Eck von Reischach/ ein gar braver Oberster/ drey Kugeln gerad auf die Brust bekam/ so gleichwol alle/ durch GOttes/ und seines guten Brust-Stücks oder Kürisses Schutz/ aufgehalten worden/ ihn zu verletzen.
Folgenden Tages/ da Solimannus merkte/ daß sein Anschlag nicht anschlagen wolte; erzeigte er sich/ über seine Leute/ sehr ungehalten: und zwar destomehr /
Er setzt dazu/ es sey geschehen am vierdten October (qui fuit quartus Octobris) aber solches muß verdruckt seyn: denn er hat den vorhergeschehenen Ausfall schon am 6. Octob. gesetz.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/165>, abgerufen am 16.02.2025. |