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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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der Groß-Vizir; welcher auch zugleich Reichs-Statthalter/ oberster Reichs-Rath/ und Generalissimus/ oder Ober-Feldherr deß Ottomannischen Käiserthum ist/ solchem nach wol die fürnehmste Feder / als das fürnehmste Schwerdt/ und über beyde das höchste Gebiet/ führet/ nechst dem Käiser.

Dieser General Gubernator deß ganzen Ottomannischen Dominats/ so zu der Zeit/ der Ibrahim Bassa war/ lag/ mit seinem Kriegs-Volk/ am Dorf Simoning/ gegen der Stadt einen Büchsen-Schuß/ beym Hinaus-ziehen/ auf der rechten Hand/ bis an das Wiener Gebürge/ und von dannen zwerchs herab/ auf die nach Ungarn lauffende Land-Strasse; und dann nach der Länge weit hinauf/ gegen dem Stuben - Thor zu/ neben dem Wiener-Berge / bis zu S. Marx.

Eben daselbst herum soll auch der abtrünnige Bischoff von Gran/ mit seinen Truppen / sein Lager gehabt haben.

Hinter dem Geschütz und der Munition/ so ungefehr von S. Marx bis an den Wiener Berg / zwerchs hin/ stund/ allwo von drey-bis in vierhundert Schlangen/ und Falconeten / gepflanzt waren/ hielt der Topchi Bascha, oder Feld-Zeugmeister/ nebst dem Tschillobie oder General Proviandmeister. Hinter dem Geschützwerk/ blieb ein ziemlicher Platz/ nach Kriegs-Gebrauch; vor demselben aber ein so grosser und geraumer/ als ob man ein Treffen presentiren wolte.

Hinter dem Wiener Berge/ quartirte sich der Bassa von Griechisch-Weissenburg/ mit seinen Truppen.

Vom Wiener Berge/ vor das Gericht herein/ nach der Stadt hin/ bis zum Feld-Siechen-Hause/ und daselbst herum/ war deß Bassa von Boßnia/ Offirim Beg, sein Quartier.

Vor dem Burg-Thor/ und bey S. Ulrich/ und derer Gegend/ schier bis gen Penzing/ lag ein andrer Bassa/ der das Kriegs-Volk aus den Christlichen Ländern/ Dalmatien/ Croatien / und Bosnien/ und andern daselbst herum ligenden Ländern/ (vornemlich aus solchen Oertern/ so entweder dem Könige Johannes anhingen/ oder von den Türken erobert waren /) unter seinem Commando führte.

Gen Töbling/ und gegen S. Veit hinauf/ haben die Baschen von Smendre und Mossarski, samt ihren Hauffen/ ihr Quartir bezogen.

Am Wasser hinauf/ von Wien an/ bis gen Nußdorf/ wurden die Nasadisten-Schiffe gelegt; um alle Zufuhr/ von der Donau herab/ so zu sperren/ damit vor ihren leichten Schifflein und Barquen nichts weder aus/ noch ein kommen mögte: und schreiben etliche/ es habe daselbst der Türkische Fürst/ oder Weywode/ Cassan, dessen oben gedacht ward/ überall die Auen eingenommen/ und über jetzt genannte Nasadisten-Schiffe das Commando geführt. Ich vermuthe/ es sey der ältere gewest/ und der jüngere der jenige/ so/ mit der fliegenden Armee/ Oesterreich und Steyermarkt durchgestreifft.

Vorhin habe ich angezeigt/ daß von den Janitscharen/ als der Käiserlichen Leib-Garde / stets von fünf- oder sechstausend sich in den Rest der halb geruinirten

der Groß-Vizir; welcher auch zugleich Reichs-Statthalter/ oberster Reichs-Rath/ und Generalissimus/ oder Ober-Feldherr deß Ottomannischen Käiserthum ist/ solchem nach wol die fürnehmste Feder / als das fürnehmste Schwerdt/ und über beyde das höchste Gebiet/ führet/ nechst dem Käiser.

Dieser General Gubernator deß ganzen Ottomannischen Dominats/ so zu der Zeit/ der Ibrahim Bassa war/ lag/ mit seinem Kriegs-Volk/ am Dorf Simoning/ gegen der Stadt einen Büchsen-Schuß/ beym Hinaus-ziehen/ auf der rechten Hand/ bis an das Wiener Gebürge/ und von dannen zwerchs herab/ auf die nach Ungarn lauffende Land-Strasse; und dann nach der Länge weit hinauf/ gegen dem Stuben - Thor zu/ neben dem Wiener-Berge / bis zu S. Marx.

Eben daselbst herum soll auch der abtrünnige Bischoff von Gran/ mit seinen Truppen / sein Lager gehabt haben.

Hinter dem Geschütz und der Munition/ so ungefehr von S. Marx bis an den Wiener Berg / zwerchs hin/ stund/ allwo von drey-bis in vierhundert Schlangen/ und Falconeten / gepflanzt waren/ hielt der Topchi Bascha, oder Feld-Zeugmeister/ nebst dem Tschillobie oder General Proviandmeister. Hinter dem Geschützwerk/ blieb ein ziemlicher Platz/ nach Kriegs-Gebrauch; vor demselben aber ein so grosser und geraumer/ als ob man ein Treffen presentiren wolte.

Hinter dem Wiener Berge/ quartirte sich der Bassa von Griechisch-Weissenburg/ mit seinen Truppen.

Vom Wiener Berge/ vor das Gericht herein/ nach der Stadt hin/ bis zum Feld-Siechen-Hause/ und daselbst herum/ war deß Bassa von Boßnia/ Offirim Beg, sein Quartier.

Vor dem Burg-Thor/ und bey S. Ulrich/ und derer Gegend/ schier bis gen Penzing/ lag ein andrer Bassa/ der das Kriegs-Volk aus den Christlichen Ländern/ Dalmatien/ Croatien / und Bosnien/ und andern daselbst herum ligenden Ländern/ (vornemlich aus solchen Oertern/ so entweder dem Könige Johannes anhingen/ oder von den Türken erobert waren /) unter seinem Commando führte.

Gen Töbling/ und gegen S. Veit hinauf/ haben die Baschen von Smendre und Mossarski, samt ihren Hauffen/ ihr Quartir bezogen.

Am Wasser hinauf/ von Wien an/ bis gen Nußdorf/ wurden die Nasadisten-Schiffe gelegt; um alle Zufuhr/ von der Donau herab/ so zu sperren/ damit vor ihren leichten Schifflein und Barquen nichts weder aus/ noch ein kommen mögte: und schreiben etliche/ es habe daselbst der Türkische Fürst/ oder Weywode/ Cassan, dessen oben gedacht ward/ überall die Auen eingenommen/ und über jetzt genannte Nasadisten-Schiffe das Commando geführt. Ich vermuthe/ es sey der ältere gewest/ und der jüngere der jenige/ so/ mit der fliegenden Armee/ Oesterreich und Steyermarkt durchgestreifft.

Vorhin habe ich angezeigt/ daß von den Janitscharen/ als der Käiserlichen Leib-Garde / stets von fünf- oder sechstausend sich in den Rest der halb geruinirten

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der Groß-Vizir; welcher            auch zugleich Reichs-Statthalter/ oberster Reichs-Rath/ und Generalissimus/ oder            Ober-Feldherr deß Ottomannischen Käiserthum ist/ solchem nach wol die fürnehmste Feder /            als das fürnehmste Schwerdt/ und über beyde das höchste Gebiet/ führet/ nechst dem            Käiser.</p>
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        <p>Vom Wiener Berge/ vor das Gericht herein/ nach der Stadt hin/ bis zum            Feld-Siechen-Hause/ und daselbst herum/ war deß Bassa von Boßnia/ Offirim Beg, sein            Quartier.</p>
        <p>Vor dem Burg-Thor/ und bey S. Ulrich/ und derer Gegend/ schier bis gen Penzing/ lag            ein andrer Bassa/ der das Kriegs-Volk aus den Christlichen Ländern/ Dalmatien/ Croatien           / und Bosnien/ und andern daselbst herum ligenden Ländern/ (vornemlich aus solchen            Oertern/ so entweder dem Könige Johannes anhingen/ oder von den Türken erobert waren /)            unter seinem Commando führte.</p>
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        <p>Am Wasser hinauf/ von Wien an/ bis gen Nußdorf/ wurden die Nasadisten-Schiffe gelegt;            um alle Zufuhr/ von der Donau herab/ so zu sperren/ damit vor ihren leichten Schifflein            und Barquen nichts weder aus/ noch ein kommen mögte: und schreiben etliche/ es habe            daselbst der Türkische Fürst/ oder Weywode/ Cassan, dessen oben gedacht ward/ überall            die Auen eingenommen/ und über jetzt genannte Nasadisten-Schiffe das Commando geführt.            Ich vermuthe/ es sey der ältere gewest/ und der jüngere der jenige/ so/ mit der            fliegenden Armee/ Oesterreich und Steyermarkt durchgestreifft.</p>
        <p>Vorhin habe ich angezeigt/ daß von den Janitscharen/ als der Käiserlichen Leib-Garde /            stets von fünf- oder sechstausend sich in den Rest der halb geruinirten
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[134/0142] der Groß-Vizir; welcher auch zugleich Reichs-Statthalter/ oberster Reichs-Rath/ und Generalissimus/ oder Ober-Feldherr deß Ottomannischen Käiserthum ist/ solchem nach wol die fürnehmste Feder / als das fürnehmste Schwerdt/ und über beyde das höchste Gebiet/ führet/ nechst dem Käiser. Dieser General Gubernator deß ganzen Ottomannischen Dominats/ so zu der Zeit/ der Ibrahim Bassa war/ lag/ mit seinem Kriegs-Volk/ am Dorf Simoning/ gegen der Stadt einen Büchsen-Schuß/ beym Hinaus-ziehen/ auf der rechten Hand/ bis an das Wiener Gebürge/ und von dannen zwerchs herab/ auf die nach Ungarn lauffende Land-Strasse; und dann nach der Länge weit hinauf/ gegen dem Stuben - Thor zu/ neben dem Wiener-Berge / bis zu S. Marx. Eben daselbst herum soll auch der abtrünnige Bischoff von Gran/ mit seinen Truppen / sein Lager gehabt haben. Hinter dem Geschütz und der Munition/ so ungefehr von S. Marx bis an den Wiener Berg / zwerchs hin/ stund/ allwo von drey-bis in vierhundert Schlangen/ und Falconeten / gepflanzt waren/ hielt der Topchi Bascha, oder Feld-Zeugmeister/ nebst dem Tschillobie oder General Proviandmeister. Hinter dem Geschützwerk/ blieb ein ziemlicher Platz/ nach Kriegs-Gebrauch; vor demselben aber ein so grosser und geraumer/ als ob man ein Treffen presentiren wolte. Hinter dem Wiener Berge/ quartirte sich der Bassa von Griechisch-Weissenburg/ mit seinen Truppen. Vom Wiener Berge/ vor das Gericht herein/ nach der Stadt hin/ bis zum Feld-Siechen-Hause/ und daselbst herum/ war deß Bassa von Boßnia/ Offirim Beg, sein Quartier. Vor dem Burg-Thor/ und bey S. Ulrich/ und derer Gegend/ schier bis gen Penzing/ lag ein andrer Bassa/ der das Kriegs-Volk aus den Christlichen Ländern/ Dalmatien/ Croatien / und Bosnien/ und andern daselbst herum ligenden Ländern/ (vornemlich aus solchen Oertern/ so entweder dem Könige Johannes anhingen/ oder von den Türken erobert waren /) unter seinem Commando führte. Gen Töbling/ und gegen S. Veit hinauf/ haben die Baschen von Smendre und Mossarski, samt ihren Hauffen/ ihr Quartir bezogen. Am Wasser hinauf/ von Wien an/ bis gen Nußdorf/ wurden die Nasadisten-Schiffe gelegt; um alle Zufuhr/ von der Donau herab/ so zu sperren/ damit vor ihren leichten Schifflein und Barquen nichts weder aus/ noch ein kommen mögte: und schreiben etliche/ es habe daselbst der Türkische Fürst/ oder Weywode/ Cassan, dessen oben gedacht ward/ überall die Auen eingenommen/ und über jetzt genannte Nasadisten-Schiffe das Commando geführt. Ich vermuthe/ es sey der ältere gewest/ und der jüngere der jenige/ so/ mit der fliegenden Armee/ Oesterreich und Steyermarkt durchgestreifft. Vorhin habe ich angezeigt/ daß von den Janitscharen/ als der Käiserlichen Leib-Garde / stets von fünf- oder sechstausend sich in den Rest der halb geruinirten

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/142>, abgerufen am 12.05.2024.